Merkfähigkeit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Merkfähigkeit steht in einem direkten Bezug zum Gedächtnis und ist demnach die Fähigkeit, erhaltene Informationen zu speichern und, je nach Bedarf, wieder abzurufen. Die Merkfähigkeit des Menschen hängt von vielen Faktoren ab, die Einfluss auf seine Gedächtnisleistung haben. Solche sind Verhalten, Stimmung, Wachsamkeit, der emotionale Gehalt bzw. die Wichtigkeit erhaltender Informationen, das Erregungsniveau und andere.
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Was ist die Merkfähigkeit?
Das Gedächtnis besteht aus einem Kurz- und einem Langzeitgedächtnis. Beide haben Einfluss auf Merk- und Erinnerungsfähigkeit, wobei das Kurzzeitgedächtnis für die Merkfähigkeit verantwortlich ist. Merkfähigkeit ist philosophisch betrachtet ein mentaler Prozess, der durch Synthese einen Inhalt im Gedächtnis ablegt. Diese Gehirnleistung wird nach Platon als Idee aufgefasst und Kant spricht in seinen Schriften von einer komplexen, systematischen Einheit durch geistige Synthese.
Die Merkfähigkeit ist dabei etwas anderes als die Fähigkeit, sich zu erinnern. Beide Bedingungen bilden Funktionen des Gedächtnisses und dienen hauptsächlich der Orientierung. Treten Störungen auf, verliert sich z. B. das Erinnerungsvermögen oder die Merkfähigkeit, ist auch die Orientierung gestört, der Mensch findet sich kaum noch im Leben zurecht und verliert wichtige Ausdrucksmöglichkeiten.
Während beim Erinnern die Fähigkeit genutzt wird, Inhalte aus dem Gedächtnis hervorzuholen, was über das Nervensystem geschieht, ist beim Merken von Inhalten vielmehr das Bewusstsein betroffen, die Fähigkeit selbst ein psychischer Vorgang. Informationen werden bewusst aufgenommen und im Gedächtnis gespeichert, um zu einem späteren Zeitpunkt, ausgelöst durch eine bestimmte Situation oder Assoziation, wieder darauf zurückzugreifen.
Funktion & Aufgabe
Die Naturwissenschaft geht hier von neuronalen Mustern aus, die auf der Ebene der Nervenzellen gespeichert sind, die aktiviert und deaktiviert werden können. Werden Inhalte und Informationen eingespeist, ist von Merkfähigkeit die Rede. Werden diese wieder erinnert und neu aufgenommen, wird von der Erinnerungsfähigkeit gesprochen. Beides sind Vorgänge der Gedächtnisleistung und bilden Funktionen des Bewusstseins.
Neurobiologisch gesehen werden dabei neuronale Netze und Muster gebildet, die nach längerer Zeit wieder aus dem Gedächtnis aufgerufen werden können. Dafür verantwortlich ist das Nervensystem. Über das Gehirn werden alle Sinneseindrücke gespeichert, so dass der Mensch beispielsweise gleichzeitig fühlen, sehen, sprechen oder hören kann, während er all das zugleich verarbeitet. Durch Botenstoffe als Neurotransmitter werden diese Impulse über ein Netz an Nervenfasern weitergeleitet.
Dass der Datenzufluss über die Sinneskanäle nach der Speicherung in Nervenzellen wieder abgerufen werden kann, basiert auf unbewussten Vorgängen und bewusstem Nachdenken und kann etwa durch Assoziation geschehen, wenn bestimmte Ereignisse, Gegenstände oder Begegnungen das Gedächtnis anregen. Diese wieder hervorgerufenen Inhalte sind allerdings nicht mit dem eigentliche Erlebten identisch, sondern nur eine schwächere Ausprägung dessen.
Krankheiten & Beschwerden
Bei einer Neurose wiederum findet die Beeinträchtigung der Merkfähigkeit durch einen psychischen Komplex statt. Die Funktionen des Gedächtnisses hängen damit stark von der Funktion der Nervenzellen ab. Leichte bis schwerwiegende Merkfähigkeitsstörungen treten auf, wenn Informationen zum einen nach etwa 10 Minuten verloren gegangen sind, zum anderen Bilder nicht wiedererkannt werden. Um die Merkfähigkeit zu prüfen und eine Diagnose stellen zu können, werden Patienten mit neutralen Informationen in Wort und Bild konfrontiert und so getestet. Sind die Störungen eher leicht, können sich Patienten meistens zwei von drei Informationen merken, sind sie schwerwiegend, ist das Merken und Erinnern teils gar nicht mehr möglich.
Die Merkfähigkeitsstörung ist dabei keine Gedächtnisstörung an sich, sondern die mangelnde Fähigkeit, Inhalte wiederzuerkennen bzw. neue Informationen abzurufen und wiederzugeben. Viele betroffene Menschen, die eine Merkfähigkeitsstörung haben, besitzen dennoch ein intaktes Gedächtnis und können sich an lange zurückliegende Inhalte erinnern.
Ist diese Fähigkeit gestört, kann es nicht nur zu Problemen beim Erfassen von Inhalten kommen, sondern es werden auch andere Schwierigkeiten verursacht, so z. B. das Finden von Worten, um sich auszudrücken. Der Betroffene kann sich während eines Gesprächs keiner einfachen Worte mehr erinnern, um diese zu verwenden. Daher erscheint er seiner Umwelt konfus, verwirrt oder geistesabwesend.
Auch ist die Störung der Merkfähigkeit ein Symptom für verschiedene psychische Erkrankungen, darunter Schizophrenie und Depressionen oder sie ist Hinweis auf die erhöhte Einnahme von Medikamenten, Drogen oder Alkohol. Bewusstseinsinhalte können nicht mehr richtig im Gedächtnis gespeichert, Informationen nicht mehr erkannt werden.
Ist ein organisches Problem vorhanden, können Durchblutungsstörungen im Gehirn eine Störung der Merkfähigkeit verursachen.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
- Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010