Migräne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Migräne ist eine Krankheit, bei der vor allem ein starker Kopfschmerz im Mittelpunkt des Leidens und der Symptomatik steht. Begleitet wird Migräne häufig von Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und Lärmscheu.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Migräne?

Infogramm zu den Ursachen und Symptomen bei Migräne und Kopfschmerzen. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Die Definition für Migräne kann am besten als zumeist einseitige Kopfschmerzen mit immer wiederkehrenden Anfällen bezeichnen, bei denen als Begleitsymptome häufig Erbrechen und Übelkeit hinzukommen.

Von Betroffenen wird die Migräne oftmals als eine Art schmerzhafte Aura wahrgenommen, die von neurologischen Symptomen gekennzeichnet ist.

Dazu gehören vor allem: Schwarzwerden vor den Augen, Schwindel, Lähmungswahrnehmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen und gestörte Geruchs- und Geschmacksinne.

Ursachen

Die Ursachen für Migräne sind noch nicht restlos erforscht. Man vermutet aber, dass vor allem familiäre bzw. genetische Gründe hinter dieser Krankheit stecken. Vor allem die Nervenerregbarkeit spielt in diesem Zusammenhang wohl eine zentrale Rolle. Als überholt gilt die These, dass eine mangelnde Durchblutung des Gehirns (Ischämie) für die Migräne verantwortlich ist. Es ist jedoch möglich, dass z.B. ein eingeklemmter Gesichtsnerv für schmerzhafte Kopfschmerzen sorgen kann.

Heutzutage geht man jedoch davon aus, dass der Neurotransmitter Serotonin für die Entwicklung von Migräne eine Hauptrolle spielt. Dabei ist das Serotonin ein Stoff, der für die Erregung einer Nervenzelle fungiert. Neurotransmitter haben so entweder eine hemmende oder reizende Wirkungs auf das menschliche Empfinden bzw. Nervenkonstrukt. Bei Migräne sind wahrscheinlich die Serotoninwerte nicht mehr im Gleichgewicht, sodass es zu einer Störung der Nerven bzw. Erregbarkeit kommt.

Der markante Kopfschmerz ist hierbei auf eine Erregung der Nervenfasern in der Hirnrinde zurückzuführen. Dabei kann sich eine schmerzhafte, pulsierende oder stechende Welle des Schmerzes ausbreiten. Weitere Ursachen können auch Schlafmangel, Stress, grelles Licht, Überlastung, Rauchen, Alkohol und hormonelle Störungen sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Unter Migräne versteht man sehr starke und langanhaltende Kopfschmerzen, die häufig nur einseitig auftreten. Typische Symptome einer Migräne sind Kopfschmerzen, Lichtscheue oder auch Überempfindlichkeit im Bezug auf Geräusche. Der bekannte Kopfschmerz ist dabei das Leitsymptom, unter das wohl jede betroffene Person leidet.

Die betroffene Seite auf der die Kopfschmerzen auftreten, ist bei vielen Patienten die gleiche. Dabei baut sich der stechende Schmerz über zwei Stunden hinweg auf, sodass es in vielen Fällen sogar zu Übelkeitsanfällen kommen kann. Der Schmerz verfügt dabei oft über einen unruhigen und quälenden Charakter, sodass die Konzentrationsfähigkeit ebenfalls nachlässt. Ganz einfache Tätigkeiten wie Treppensteigen können nur sehr schwer und mit Anstrengung durchgeführt werden.

Dadurch ist auch die allgemeine Leistungsfähigkeit der betroffenen Person sehr stark eingeschränkt. Eine nächtliche Mundtrockenheit ist auch ein häufiges Symptom, das in Verbindung mit einer Migräne auftritt. Eine Migräne besitzt sehr eindeutige Symptome, sodass betroffene Personen häufig selbst eine explizite Diagnose stellen können. Wer eine Linderung erzielen möchte, der sollte sich unbedingt auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung einlassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die jeweiligen Symptome erheblich verstärken und verschlimmern.

Krankheitsverlauf

Der Verlauf einer Migräne gestaltet sich in fünf Phasen:

  • Auraphase: Wie der Name selbst zutreffend beschreibt entsteht in der Auraphase eine Art Aura, die vor allem von Sehstörungen und anderen neuronal-visuellen Auffälligkeiten gekennzeichnet ist.
  • Kopfschmerzphase: Hier treten die typischen, bohrenden, pochenden, pulsierenden oder stechenden Kopfschmerzen auf. Dennoch kann der Schmerz bei den Betroffenen an unterschiedlichen Stellen auftreten. Bei den meisten Patienten tritt der Kopfschmerz besonders an der Stirn auf. Begleit wird diese Phase von Lichtempfindlichkeit, Lärmempfindlichkeit, Übelkeit und teilweise auch Erbrechen. Dabei leiden manche Betroffene so stark, dass sie nur in abgedunkelten, stillen Zimmern, bewegungslos ruhen bzw. liegen können. Die Dauer der Kopfschmerzphase beträgt in der Regel 4 bis 70 Stunden.
  • Rückbildungsphase: In dieser Phase der Migräne nehmen die Schmerzen und Symptome wieder ab. Die Betroffenen fühlen sich zugleich schlapp, müde und ausgelaugt.
  • Erholungsphase: Am Ende des Migräneverlaufs setzt dann die Erholungsphase ein, die bis zu zwei Tagen benötigt. Erst dann sind der Migräneanfall und die Kopfschmerzen komplett verschwunden.

Komplikationen

Eine Migräne kann von verschiedenen Komplikationen begleitet werden. Zu den gefürchteten Langzeitfolgen zählt in erster Linie die chronische Migräne. Ärzte sprechen von einer chronischen Form, wenn sich an mindestens 15 Tagen im Monat Migränebeschwerden zeigen. Dabei spielt die Länge der Schmerzen keine Rolle. Gehäufte Anfälle treten zumeist bei einer Migräne ohne Aura auf.

Ebenfalls zu den Migränekomplikationen zählt der sogenannte Status migraenosus. Bei dieser Migräneform halten die Beschwerden trotz einer medizinischen Behandlung länger als 72 Stunden an. Darüber hinaus kommt es zu häufigem Erbrechen, wodurch wiederum die Gefahr einer Dehydratation (Austrocknung) besteht.

Mitunter bricht sogar der Kreislauf der Betroffenen zusammen, sodass eine stationäre Therapie in einem Krankenhaus erforderlich ist. Bis ein Status migraenosus auftritt, dauert es oft viele Jahre, in denen es immer wieder zu Migräneanfällen kommt und zahlreiche Medikamente verabreicht werden.

Eine weitere Folgeerscheinung stellt der migränöse Infarkt dar, bei dem es sich um einen Hirninfarkt handelt. Er wird von einer Aura begleitet, die über eine Stunde anhält. Zu den seltenen Komplikationen der Migräne gehört die persistierende Aura. Dabei dauern die Aurasymptome länger als eine Woche an.

Ein Hirninfarkt lässt sich dabei jedoch nicht nachweisen. In den meisten Fällen treten die Aurasymptome beidseitig auf. Eine dauerhafte Hirnschädigung ist durch die persistierende Aura im Gegensatz zum migränösen Infarkt nicht zu befürchten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Mit einer wiederholt auftretenden Migräne sollte für das Stellen einer Diagnose, ein Arzt aufgesucht werden. Deswegen sollte jeder Patient, der bereits einmal unter einer Migräne gelitten hat oder vermutet, dass hinter wiederkehrenden Kopfschmerzen Migräne steckt, einen Arzt aufsuchen. Zunächst geht es dem behandelnden Arzt darum, die Migräne sicher zu diagnostizieren und eventuelle andere Erkrankungen auszuschließen, die derartige Symptome verursachen könnten. Anschließend muss eine Behandlungsform gefunden werden, die dem Patienten ermöglicht, trotz der Migräne so viel Lebensqualität wie möglich zu genießen.

Tritt die Migräne in schwerer Form auf oder sind die Migräneanfälle so belastend, dass sie zur Arbeitsunfähigkeit führen, sollte man den Arzt erneut aufsuchen, denn es gibt heutzutage gute Behandlungsmöglichkeiten. Verändern sich die Symptome einer Migräne, werden schlimmer oder auch wesentlich besser, sollte der Arzt abklären, woran das liegt. Die Begleiterscheinungen der Migräne treten auch bei anderen Erkrankungen auf. Migränepatienten würden derartige Symptome aber möglicherweise übersehen oder nicht ernst nehmen, da sie sie bereits durch die Migräne kennen und sie darauf zurückführen. Veränderte Symptome können zudem auch auftreten, weil die Medikamente nicht mehr vertragen werden - dann kann ein Wechsel der Dosierung oder des Wirkstoffs durch den Arzt erforderlich sein.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung bzw. Therapie von Migräne zieht sich zumeist über Jahre hin. Oftmals ist eine komplette Heilung nicht möglich oder steht nicht zur Aussicht. Bisher setzt man zur Migränebehandlung vor allem auf Medikamente und andere Therapiemaßnahmen. Dabei geht es hauptsächlich um eine Linderung der Kopfschmerzen und anderer Symptome oder Migräne.

Selbstständig kann man eine Minderung der Kopfschmerzen vor allem durch kalte Kompressen, Migränebrille, viel Schlaf, wenig Stress, Rückzug von Lärm und grellem Licht erreichen. Ebenso sollte diverse Lebensmittel gemieden werden. Migräneauslösende Nahrungsmittel können Alkohol, Käse, Glutamat und Schokolade sein. Weiterhin sollte therapeutische Maßnahmen zur Stressbewältigung erlernt und angwandt werden. Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxion haben sich hierbei als vielversprechend erwiesen.

Schmerzmittel sollten nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden. Dazu zählen z.B. Antiemetikum gegen Übelkeit und Analgetika (z.B. Paracetamol, Ibuprofen) gegen die Schmerzen. Bei leichten Kopfschmerzen hilft manchmal auch ein starker Kaffee, da Koffein schmerzlösend sein kann.

Aussicht & Prognose

Migräne kann ganz unterschiedliche Verläufe nehmen. Manche Menschen leider immer wieder unter schweren Migräne-Attacken, andere haben unregelmäßige Anfälle, die sich medikamentös behandeln lassen. Die Prognose hängt von der Intensität und Ursache der Migräne ab. Meist ist eine medikamentöse Therapie mittels Betablockern, Schmerzmitteln oder Krampflösern wie Topiramat ausreichend.

Schwere Migräneattacken stellen für die Betroffenen eine enorme Belastung im Alltag dar. Die Attacken nehmen zwar mit zunehmendem Alter ab, die Intensität kann jedoch zunehmen. Insbesondere bei einem ungesunden Lebensstil ist die Prognose eher negativ. Chronische Migränepatienten leiden meist ein ganzes Leben lang an den Beschwerden. Bei Kindern während der Pubertät ist die Prognose besser. Die Migräne klingt in der Regel nach einigen Monaten wieder ab, ohne dass Langzeitfolgen zu erwarten sind. Bei betroffenen Frauen klingt die Migräne oftmals während der Wechseljahre, bei Männern während der Andropause ab.

In der Regel ist bei einer Migräne jedoch eine anhaltende Therapie vonnöten, da die Symptome nach Monaten oder Jahren zurückkehren können. Die Lebenserwartung wird durch eine Migräne nicht eingeschränkt, die Lebensqualität ist bei Migräne-Formen wie Cluster-Kopfschmerzen jedoch stark reduziert.

Vorbeugung

Migräne kann man nur schwer vorbeugen. Dennoch zählen hier ein Leben ohne Stress, viel Bewegung oder Sport in der Natur bzw. an der frischen Luft zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen. Ebenso sollte auf eine gesunde Ernährung mit ausreichenden Mineralien und Spurenelementen geachtet werden. Rauchen und Alkohol sind für Migränepatienten tabu. Autogenes Training kann bei manchen Betroffenen gut gegen Stress und somit auch gegenMigräne vorbeugen.

Nachsorge

Die wiederkehrenden Schmerzattacken stellen eine enorme Belastung für Psyche und Körper dar. Kopfschmerzen führen zu einer Überdurchblutung in verschiedenen Körperbereichen und gehen meist mit Bluthochdruck und anderen Beschwerden einher. Sehstörungen können zu Unfällen und Stürzen führen, wenn der Betroffene plötzlich eine Migräneattacke erleidet. Langfristig kann dies auch zur Entstehung von Angsterkrankungen führen.

Da emotionale Belastungen die Attacken fördern, ist es für Migränepatienten wichtig, mit ihrem seelischem Gleichgewicht besonders achtsam umzugehen. Übermäßige Stresssituationen sollten vermieden werden, stattdessen können ausgleichende Sportarten wie Joggen und Yoga oder Schwimmen dabei helfen, das Gemüt zu entspannen und das Wohlbefinden zu steigern.

Viel frische Luft und lange Spaziergänge sollte immer mal wieder im Tagesverlauf vorkommen, um Stimmungsschwankungen, Gereiztheit und depressiven Verstimmungen vorzubeugen. Viele Migräne-Patienten leiden etwa an Haarausfall oder Blässe, wobei diese Beschwerden durch den anhaltenden Stress bedingt sind. Mitunter sollte die Nachsorge eine psychologische Betreuung einschließen.


Das können Sie selbst tun

Das Führen eines Schmerztagebuchs hilft, mögliche Auslöser der Migräne aufzuspüren. Sind bestimmte Nahrungsmittel für die Schmerzattacken verantwortlich, müssen diese konsequent gemieden werden. Vom weiblichen Zyklus abhängiger Migränekopfschmerz lässt sich in vielen Fällen durch einen Wechsel der Verhütungsmethode positiv beeinflussen: So kann etwa der Umstieg auf eine Antibabypille ohne Östrogen Besserung bringen.

Das Erlernen von Entspannungstechniken wie Yoga oder die Muskelentspannung nach Jacobson wirkt stressbedingter Migräne entgegen, regelmäßige sportliche Aktivitäten dienen ebenfalls dem Stressabbau. Auch auf einen geregelten Tagesablauf mit ausreichenden Erholungspausen sollte Wert gelegt werden.

In einer frühen Phase des Migräneanfalls können Hausmittel eine Attacke abwehren oder den Verlauf abschwächen. Bewährt haben sich dabei Heilkräuterzubereitungen mit Weidenrinde, Pestwurz oder Rotbusch – damit ist auch eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr sichergestellt, auf die nicht nur während eines akuten Anfalls geachtet werden sollte. Wechselduschen, Wassertreten oder kalte Armbäder können helfen, solange die Schmerzen noch nicht voll eingesetzt haben. Geriebener Ingwer ist ein wirkungsvolles Mittel gegen Übelkeit und kann bei rechtzeitiger Einnahme Kopfschmerzen in manchen Fällen verhindern.

Gelingt es nicht, die Migräne im Anfangsstadium abzuwehren, lässt sich ein Anfall am besten in einem ruhigen, abgedunkelten Raum überstehen. In der Apotheke erhältliche Schmerzmittel können Linderung bringen, bei wiederholten Migräneanfällen sollte aber ein Arzt aufgesucht werden.

Quellen

  • Diener, H.-C.: Migräne. Thieme, Stuttgart 2006
  • Förderreuther, S., Straube, A.: Kopfschmerzen. Kohlhammer, Stuttgart 2009
  • Göbel H.: Migräne. Diagnostik, Therapie, Prävention. Springer, Heidelberg 2012

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