Milchbildung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Milchbildung ist ein natürlicher Vorgang des weiblichen Körpers. Dabei wird im Drüsengewebe der Brust Milch produziert und über die Brustwarze abgegeben. Dieser Vorgang wird auch Laktation genannt und verläuft meist komplikationslos.
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Was ist die Milchbildung?
Das Drüsengewebe der weiblichen Brust ist darauf ausgelegt, bei Bedarf Muttermilch abzusondern, die der Ernährung von Säuglingen dient. Bereits im Laufe der Schwangerschaft verändern und vergrößern sich die Milchdrüsen unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone.
In der Regel setzt die Milchbildung kurz nach der Geburt des Kindes ein. Durch das Saugen des Neugeborenen an der Brustwarze wird die Laktation angeregt und die Milch abgegeben. Wenn keine Erkrankungen vorliegen, kommt die Milchbildung erst mit dem Abstillen des Kindes zum Erliegen.
Funktion & Aufgabe
Manchmal tritt bereits im letzten Schwangerschaftsdrittel etwas Vormilch aus. Die eigentliche Laktation setzt jedoch erst zwei bis acht Tage nach der Geburt ein. Sie wird ausgelöst durch den plötzlichen Abfall des Östrogen- und Gestagenspiegels. Zudem produziert die Hirnanhangdrüse ab diesem Zeitpunkt das Milchbildungshormon Prolaktin. Das Saugen des Kindes wiederum regt die Bildung von Oxytocin an. Dieses Hormon ist als Bindungshormon bekannt. Es fördert aber nicht nur die Bindung zwischen Mutter und Kind, sondern begünstigt auch die Rückbildung der Gebärmutter.
Die Laktation wird aufrecht gehalten, solange das Kind gestillt wird. Die Dauer ist dabei unerheblich. Wenn keine gesundheitlichen Einschränkungen vorliegen, kann ein Kind auch mehrere Jahre lang gestillt werden. Allerdings verändert sich die Menge und die Zusammensetzung der Muttermilch mit dem Alter des Kindes. Direkt nach der Geburt bilden die Milchdrüsen eine dickflüssige Vormilch.
Diese wird auch Kolostrum genannt. Sie enthält weniger Fett als die spätere Muttermilch, dafür aber sehr viele Vitamine, Spurenelemente und vor allem Antikörper, die für die Immunabwehr des Neugeborenen wichtig sind.
Die eigentliche Milchbildung beginnt mit dem Milcheinschuss, der manchmal recht schmerzhaft sein kann. Durch häufiges Anlegen des Kindes kann die Laktation weiter angeregt werden. Dadurch lässt sich die abgegebene Milchmenge auch in Wachstumsphasen an den erhöhten Nahrungsbedarf anpassen.
Beim Abstillen werden entsprechend die Abstände zwischen den einzelnen Stillphasen vergrößert. Dadurch reduziert sich automatisch die Milchbildung, bis sie nach einigen Wochen oder Monaten ganz zum Erliegen kommt.
Krankheiten & Beschwerden
Die meisten Stillprobleme haben keine körperlichen Ursachen, sondern liegen in falschen Informationen begründet. Viele Frauen denken beispielsweise, sie hätten keine oder nicht ausreichend Muttermilch, weil die Milchbildung nicht direkt nach der Geburt beginnt. Es ist jedoch völlig normal, dass der Milcheinschuss erst nach bis zu einer Woche einsetzt.
Auch im weiteren Verlauf der Stillzeit gibt es manchmal Phasen, in denen die Milchbildung nicht auszureichen scheint. Sie kann aber sehr leicht dem wachsenden Bedarf des Kindes angepasst werden, wenn es häufiger angelegt wird. Dabei ist die richtige Anlegetechnik zu berücksichtigen.
Bei allen Problemen im Zusammenhang mit der Milchbildung ist die Hebamme die richtige Ansprechpartnerin. Dies gilt auch dann, wenn unabhängig vom Milcheinschuss Schmerzen auftreten. Durch eine starke Laktation kann es gelegentlich zu einem Milchstau kommen. Dieser äußert sich durch Berührungsempfindlichkeit der Brust, fühlbare Knoten und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Unbehandelt kann ein Milchstau zu einer Brustentzündung führen. Meist gelingt es jedoch mit einfachen Mitteln, einen Milchstau aufzulösen. Durch Wärme kann der Milchfluss angeregt werden, so dass die Muttermilch von Hand ausgestrichen werden kann. Nach dem Anlegen des Kindes empfiehlt es sich, die Brust zu kühlen, da dies die Milchbildung reduziert.
Sollten diese Maßnahmen nicht helfen oder sich die Symptome sogar verschlimmern, ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. In dieser Zeit sollte weiterhin gestillt werden, damit es nicht zu einem ungewollten Abstillen kommt.
Auch bei anderen Erkrankungen von Mutter und Kind ist meistens ein Weiterstillen möglich. Es sollte in diesem Fall aber immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Das gilt besonders dann, wenn die Mutter Medikamente einnehmen muss. Die meisten Stoffe, die eine stillende Mutter zu sich nimmt, können auch auf die Muttermilch übergehen. Deshalb ist es bei manchen Erkrankungen sinnvoll, auf das Stillen ganz oder zeitweise zu verzichten.
Wenn nach der erfolgreichen Behandlung einer Krankheit der Säugling wieder gestillt werden soll, muss während der Stillpause die Laktation aufrechterhalten werden. Zu diesem Zweck kann die Muttermilch abgepumpt werden. Durch Abpumpen kann auch die Milchproduktion angeregt werden, wenn die Milchmenge tatsächlich nicht ausreichend ist.
Obwohl die Laktation eine Körperfunktion ist, die in engem Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes steht, kann es gelegentlich auch ohne Schwangerschaft zum Austritt von Milch aus den Brustwarzen kommen. In seltenen Fällen ist dies sogar bei Männern möglich. Dies ist meist ein Anzeichen für die Notwendigkeit einer medizinischen Behandlung.
Quellen
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
- Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013