Mumpsvirus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheitserreger Mumpsvirus

Das Mumpsvirus (Paramyxovirus parotitis) ist weltweit in nur einer einzigen Grundform (Serotyp) verbreitet und kommt ausschließlich beim Menschen vor. Es ist Erreger des Mumps (auch Ziegenpeter, Bauernwetzel oder Tölpel genannt).

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Mumpsvirus?

Mumpsviren haben gewöhnlich eine Inkubationszeit von 16 bis 18 Tagen. In manchen Fällen kann sie sich auch bis auf 25 Tage erstrecken.
© scio21 – stock.adobe.com

Erstmals vermehrt und strukturiert wurde das Mumpsvirus im Jahr 1945 in bebrüteten Hühnereiern. Das Mumpsvirus ist von einer lipidhaltigen Hülle umgeben. Es ist ein Einzelstrang-RNA-Virus mit spiralförmiger Kapsel. Diese ungewöhnliche Struktur führt zu einer besonderen Empfindlichkeit des Virus gegenüber milden Seifen sowie Austrocknung.

Bisher wurden einige genetisch leicht abweichende Subtypen des Mumpsvirus gefunden, doch hat dies für die Erkrankung und serologische Reaktion keine Bedeutung. Mehrere natürliche und gezüchtete Stämme des Mumpsvirus kommen in abgeschwächter Form als Lebendimpfstoff zum Einsatz.

Die Mumpsinfektion bricht beinahe ausschließlich im Kindesalter aus und führt in aller Regel zu lebenslanger Immunität gegenüber der Erkrankung. Jedoch muss eine einmalige Impfung nicht für alle Zeit vor Mumps schützen.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Die Mumpsviren werden laut einer aktuellen Nomenklatur nach den Genotypen A bis N unterschieden. Das Hauptverbreitungsgebiet der Typen A, C, D, G und H ist die westliche Hemisphäre, das der übrigen Typen der asiatische und pazifische Raum. In Deutschland wurde Mumps jüngst hauptsächlich durch den Genotypen G verursacht, der weltweit vermehrt auftritt. Jedoch weist die Erkrankung nur äußerst selten einen tödlichen Verlauf auf, da sich das Virus sehr fest an den Menschen als seinen sogenannten Reservoirwirt angepasst hat.

Die Virusinfektion Mumps zeichnet sich durch eine schmerzhafte Schwellung der Speicheldrüsen am Ohr aus. Aufgrund einer Ansammlung von Flüssigkeit seitlich der Ohrläppchen stehen die Ohren scheinbar ab und die Backen im Gesicht wirken wie aufgeblasen.

Von der Erkrankung am häufigsten betroffen sind Kinder zwischen zwei und 15 Jahren. Seitdem aber flächendeckend gegen Mumps geimpft wird, ist die Zahl der Erkrankungen in Deutschland stark rückläufig. Die Infektionen können das komplette Jahr über auftreten, konzentrieren sich aber meist auf den Winter und das Frühjahr. Ermittelt wurde eine Erkrankung auf 125.000 Einwohner.

Mumps wird durch Tröpfcheninfektion, unmittelbaren Schleimhautkontakt oder gelegentlich auch Speichel an Kinderspielzeug übertragen. Das Virus kann auch im Harn und in der Muttermilch enthalten sein.


Krankheiten & Beschwerden

Mumpsviren haben gewöhnlich eine Inkubationszeit von 16 bis 18 Tagen. In manchen Fällen kann sie sich auch bis auf 25 Tage erstrecken. Etwa sieben Tage vor und neun Tage nach dem Sichtbarwerden der typischen Speicheldrüsenschwellung besteht Ansteckungsgefahr. Rund ein Drittel aller Infektionen mit Mumps zeigen nur wenige oder gar keine Symptome. Bei Kindern unter fünf Jahren wird Mumps in leichteren Fällen oft mit einer gewöhnlichen Erkältung verwechselt.

Die Erkrankung ist zumeist, aber nicht immer, mit Fieber verbunden sein. Die Entzündung der Ohrspeicheldrüse bei Mumps beginnt oft einseitig und weitet sich dann unter Umständen auf beide Seiten aus. Kinder melden die charakteristischen Schmerzen beim Kauen, in den Ohren und beim Drehen des Kopfes.

Die Entzündung der Ohrspeicheldrüse greift unter Umständen auf weitere Speicheldrüsen über. In seltenen Fällen kann davon auch die Bauchspeicheldrüse betroffen sein. Die Folgen davon sind Erbrechen und sehr fetthaltige Durchfälle. Von sich aus geht Mumps aber kaum mit größeren Komplikationen einher, vor allem im Kindesalter nicht. In höherem Alter können die Symptome schwerer sein. Nach sieben bis zehn Tagen schwächt sich die Krankheit meistens von allein ab und verschwindet dann bald.

Weitreichende Folgen können eintreten, wenn Mumpsviren wandern und teilweise weit entfernte Organe und Organsysteme befallen. In nicht wenigen Fällen verschlimmert sich Mumps außerdem zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Dies ist fast immer im Erwachsenenalter zu beobachten. Die Infektion kann sich noch weiter auf den Gleichgewichtsnerv erstrecken. Bei diesem Fortschreiten drohen Innenohrschwerhörigkeit oder sogar Taubheit.

Weiterhin kommt es unter Umständen zu Entzündungen des Hodens, auch hier meist im Erwachsenenalter. Diese sehr schmerzhafte Erkrankung kann drei bis vier Tage andauern und zu auffälligen Schwellungen des Hodens führen. Beidseitiges Auftreten führt im Ernstfall zu Unfruchtbarkeit.

Mädchen und Frauen leiden bei einem Übergreifen der Mumpsviren in vielen Fällen unter Eierstock-Entzündungen, die sich jedoch oft nach einer Woche nicht mehr bemerkbar machen. Sehr selten führt das Mumpsvirus zu Folgeerkrankungen wie Enzephalitis, Entzündungen der Schilddrüse, der Iris, des Herzmuskels und der Nieren.

Dem Mumpsvirus ist nicht mit einer speziellen antiviralen Behandlung beizukommen. Im Mittelpunkt der Therapie stehen schmerzlindernde und fiebersenkende Maßnahmen. Je nach Befinden tun dem Patienten die Anwendung von Wärme- oder Kältekompressen gut. Gegen die geschwollenen Halspartien helfen ebenso leichte Schmerzmittel.

Wegen der Schwierigkeiten beim Kauen sollten für einige Tage nur breiähnliche Mahlzeiten eingenommen werden. Säurereiche Speisen und Getränke (beispielsweise Fruchtsäfte) verstärken möglicherweise die Schmerzen und werden deshalb vorübergehend besser gemieden.

Die weitgehend sehr wirksame Impfung gegen das Mumpsvirus führt, da es sich um einen spezifischen Lebendimpfstoff handelt, in manchen Fällen zu Krankheitserscheinungen (schließlich wird der Körper gezielt mit dem Virus infiziert), jedoch in leichter und schnell vorübergehender Form. Das Gebiet rund um die Injektionsstelle kann sich leicht röten, anschwellen und etwas weh tun.

Quellen

  • Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
  • Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
  • Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009

Das könnte Sie auch interessieren