Natriummonohydrogenphosphat

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Natriummonohydrogenphosphat zählt zu den Abführmitteln. Es kommt in der Regel gemeinsam mit Natriumdihydrogenphosphat zur Anwendung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Natriummonohydrogenphosphat?

Natriummonohydrogenphosphat zählt zu den Abführmitteln.

Natriummonohydrogenphosphat trägt auch die Bezeichnung Natriummonohydrogenphosphatum. Zur Behandlung von Verstopfungen wird der Wirkstoff gemeinsam mit Natriumdihydrogenphosphat, auch Natriumdihydrogenphosphatum genannt, verabreicht. Bei dem Mittel handelt es sich um ein Salz aus Ionen, das geruch- und farblos ist. Gemeinsam bilden Natriummonohydrogenphosphat und Natriumdihydrogenphosphat einen effizienten Bestandteil von Abführmitteln (Laxanzien). Laxativa werden verabreicht, wenn sich eine vorliegende Verstopfung durch das Umstellen des Lebensstils nicht wirksam behandeln lässt.

Natriummonohydrogenphosphat verfügt über die Eigenschaft, den Stuhl weicher zu machen und auf diese Weise das komplette Entleeren des Darms zu erleichtern. Dabei wird das Kombinationspräparat zumeist unter der Bezeichnung Natriumdihydrogenphosphat + Natriummonohydrogenphosphat angeboten. Erhältlich ist das Mittel in der Apotheke als Klistier (Einlaufflüssigkeit).

Pharmakologische Wirkung

Natriummonohydrogenphosphat zählt ebenso wie Natriumdihydrogenphosphat zu den salinen Abführmitteln. Das bedeutet, dass durch diese Stoffe der Wassergehalt des Stuhls erhöht wird. Das Verabreichen des Abführmittels erfolgt in der Regel als Lösung, die der Patient über seinen After in den Enddarm einbringt. Ebenso ist aber auch eine orale Einnahme in flüssiger Form möglich.

Gelangen das Natriummonohydrogenphosphat sowie das Natriumdihydrogenphosphat zum verhärteten Stuhl, dringen sie in diesen ein und binden dort das enthaltene Wasser. Auf diese Weise ist das Erweichen des Kots möglich, was wiederum eine Erleichterung des Stuhlgangs bewirkt.

Hervorgerufen wird der Defäkationsdrang durch die Zunahme des Kotvolumens. In den meisten Fällen ist der Wirkstoff in der Lage, das vollständige Entleeren des Darms zu gewährleisten. Dies kann auch für medizinische Untersuchungen des Darms oder chirurgische Eingriffe an dem Organ überaus wichtig sein. Die Wirkung des Natriummonohydrogenphosphats setzt nach ca. 5 bis 10 Minuten ein. Daher wird ein Aufenthalt in der Nähe der Toilette empfohlen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zur Anwendung gelangt Natriummonohydrogenphosphat in Kombination mit Natriumdihydrogenphosphat zur Behandlung von Verstopfungen, deren Ursachen unterschiedlich sein können. Ein weiteres Einsatzgebiet bilden medizinische Untersuchungen oder Operationen des Darms, vor deren Durchführung eine komplette Entleerung des Verdauungsorgans erforderlich ist. Auch im Rahmen der Geburt lässt sich das Abführmittel anwenden.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Natriummonohydrogenphosphat (Na2HPO4) ist Vorsicht geboten, da es den Phosphat- und Natriumhaushalt im Körper beeinflusst. Es wird häufig zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts, als Abführmittel oder zur Behandlung von Hypophosphatämie eingesetzt.

Die Dosierung hängt von der jeweiligen Indikation, dem Gesundheitszustand des Patienten und dessen Elektrolytstatus ab. Besonders bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist Vorsicht geboten, da eine unkontrollierte Phosphatzufuhr zu Hyperphosphatämie und damit zu schwerwiegenden Komplikationen wie Kalzium-Phosphat-Ablagerungen in Geweben führen kann. Auch bei Herz-Kreislauf-Patienten sollte die Natriumzufuhr überwacht werden, um eine übermäßige Natriumaufnahme zu vermeiden, die Bluthochdruck oder Ödeme verursachen kann.

Es ist wichtig, die Verabreichungsform (oral oder intravenös) entsprechend der jeweiligen klinischen Situation zu wählen und den Elektrolytspiegel regelmäßig zu überwachen. Die Dosierung sollte immer individuell angepasst werden, häufig in Abhängigkeit von Körpergewicht, Laborwerten und der therapeutischen Zielsetzung. Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden können auftreten, besonders bei oraler Einnahme in hohen Dosen.

Risiken & Nebenwirkungen

Ähnlich wie bei anderen Abführmitteln sind auch durch die Einnahme von Natriummonohydrogenphosphat in Kombination mit Natriumdihydrogenphosphat unerwünschte Nebenwirkungen denkbar. Ein Auftreten dieser Nebeneffekte muss nicht automatisch bei jedem Patienten erfolgen. So sind die Reaktionen auf Arzneistoffe von Mensch zu Mensch individuell sehr unterschiedlich.

Bei Kleinkindern besteht durch die Einnahme von Natriummonohydrogenphosphat das Risiko von Elektrolytstörungen. Dabei erhöht sich entweder die Phosphat-Konzentration im Blut oder die Konzentration von Natrium im Blut des betroffenen Kindes. Die Elektrolytstörungen haben mitunter weitere schädigende Effekte zur Folge. Dazu gehören eine verstärkte Erregung von Nerven und Muskeln sowie Herzrhythmusstörungen.

Besteht bei einem Patienten bereits eine Vorschädigung der Niere, ist ein akutes Nierenversagen möglich. Aus diesem Grund darf das Natriummonohydrogenphosphat nur dann verabreicht werden, wenn es kein anderes phosphatfreies Abführmittel gibt.

Gar nicht eingenommen werden darf Natriummonohydrogenphosphat, wenn der Patient unter Funktionsstörungen der Nieren, einer Entzündung des Bauchfells (Peritonitis), Blutungen in der Magen-Darm-Region oder einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) leidet. Weitere Kontraindikaitionen sind die chronisch entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa, Veränderungen des Dickdarms, unbekannte Magen-Darm-Beschwerden sowie Übelkeit und Erbrechen.

In Schwangerschaft und Stillzeit darf die Wirkstoffkombination Natriummonohydrogenphosphat + Natriumdihydrogenphosphat eingeschränkt zur Anwendung kommen. Das Abwägen zwischen Nutzen und Risiko muss dabei jedoch im Vorfeld vom Arzt sorgfältig eingeschätzt werden. In der Frühschwangerschaft lässt sich eine Fehlgeburt aufgrund der Anwendung des Mittels nicht gänzlich ausschließen. Gleiches gilt für eine Frühgeburt.

Grundsätzlich ist auch eine Therapie von Kindern mit Natriummonohydrogenphosphat durchführbar. Die Dosis hängt dabei von Alter und Gewicht des betroffenen Kindes ab. Da Verstopfungen bei Kindern prinzipiell medizinisch abzuklären sind, sollte außerdem ein Arzt zu Rate gezogen werden. Auch Wechselwirkungen durch die Einnahme der Wirkstoffkombination Natriumdihydrogenphosphat + Natriummonohydrogenphosphat sind im Bereich des Möglichen. Werden die beiden Arzneistoffe zusammen mit anderen Abführmitteln eingenommen, kann dies eine Verstärkung der Wirkung zur Folge haben.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Natriummonohydrogenphosphat umfassen Zustände, bei denen ein gestörter Elektrolythaushalt vorliegt, insbesondere bei einer Hyperphosphatämie, also einem erhöhten Phosphatspiegel im Blut. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder anderen Nierenerkrankungen besteht ein hohes Risiko, dass überschüssiges Phosphat nicht adäquat ausgeschieden wird, was zu gefährlichen Phosphatablagerungen im Gewebe und Gefäßsystem führen kann.

Auch bei Hypernatriämie (erhöhtem Natriumspiegel im Blut) ist Natriummonohydrogenphosphat kontraindiziert, da es den Natriumgehalt weiter erhöhen kann, was Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck oder Ödeme begünstigen könnte. Patienten mit Herzinsuffizienz sollten ebenfalls Vorsicht walten lassen, da eine erhöhte Natriumzufuhr das Risiko von Flüssigkeitsansammlungen und einer Verschlechterung der Herzfunktion erhöhen kann.

Zusätzlich ist Vorsicht geboten bei Patienten mit Hyperkalzämie, da die Gabe von Phosphaten den Kalziumstoffwechsel beeinträchtigen und das Risiko für Kalzium-Phosphat-Ablagerungen verstärken kann. Auch bei Menschen mit gastrointestinalen Störungen, insbesondere bei Verengungen oder Entzündungen des Verdauungstraktes, kann die Einnahme von Natriummonohydrogenphosphat problematisch sein, da es Durchfälle oder Magenbeschwerden auslösen kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Natriummonohydrogenphosphat kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirkung oder Verträglichkeit beeinflussen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit Kalziumpräparaten, da Phosphat die Kalziumresorption im Darm vermindert und somit die Wirkung von Kalziumpräparaten beeinträchtigen kann. Dies kann das Risiko für eine Hypokalzämie (niedriger Kalziumspiegel im Blut) erhöhen.

Auch Antazida, die Aluminium, Magnesium oder Kalzium enthalten, können die Aufnahme von Natriummonohydrogenphosphat verringern. Diese Substanzen können unlösliche Verbindungen mit Phosphat bilden, wodurch die Bioverfügbarkeit beider Stoffe reduziert wird. In diesem Fall sollten die Einnahmezeiten der Medikamente entsprechend angepasst werden, um Wechselwirkungen zu minimieren.

Diuretika, insbesondere thiazidische Diuretika, können den Kalzium- und Phosphathaushalt beeinflussen und in Kombination mit Natriummonohydrogenphosphat das Risiko einer gestörten Elektrolytbalance erhöhen. Bei gleichzeitiger Gabe von ACE-Hemmern oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) könnte die Nierenfunktion zusätzlich belastet werden, was die Ausscheidung von Phosphat und Natrium beeinträchtigt.

Schließlich kann die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten, die den Magen-Darm-Trakt beeinflussen, wie zum Beispiel Laxantien, die Resorption von Natriummonohydrogenphosphat verändern, was zu einem veränderten Wirksamkeitsprofil führen könnte. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Dosierung kann in diesen Fällen notwendig sein.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Natriummonohydrogenphosphat nicht vertragen wird, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die in Betracht gezogen werden können, abhängig von der jeweiligen medizinischen Indikation.

Zur Behandlung eines Phosphatmangels (Hypophosphatämie) können alternative Phosphatpräparate wie Kaliumphosphat verwendet werden. Diese bieten eine Möglichkeit, den Phosphatspiegel zu normalisieren, insbesondere wenn eine zusätzliche Natriumzufuhr vermieden werden soll, beispielsweise bei Patienten mit Hypernatriämie oder Herzinsuffizienz.

Bei Störungen des Säure-Basen-Haushalts, bei denen Natriummonohydrogenphosphat normalerweise eingesetzt würde, können andere basische Substanzen wie Natriumbicarbonat oder Kaliumcitrat in Betracht gezogen werden. Diese Wirkstoffe helfen, den pH-Wert im Körper zu regulieren, ohne das Risiko für Phosphat-assoziierte Nebenwirkungen zu erhöhen.

Bei Verstopfung, wo Natriummonohydrogenphosphat oft als Abführmittel verwendet wird, gibt es ebenfalls Alternativen. Osmotische Laxantien wie Polyethylenglykol oder Laktulose können den Stuhl weicher machen und den Darm ohne Phosphatzufuhr stimulieren. Auch Ballaststoffpräparate wie Flohsamenschalen sind eine milde Alternative zur Förderung der Darmtätigkeit.

In jedem Fall sollten alternative Behandlungsoptionen sorgfältig ausgewählt und mit einem Arzt abgestimmt werden, um Wechselwirkungen und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Die Wahl der richtigen Therapie hängt stark von der zugrundeliegenden Erkrankung und dem individuellen Gesundheitszustand des Patienten ab.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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