Neisseria sicca

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Neisseria sicca ist eine bakterielle Spezies mit einzelnen Stämmen, die in die Gattung der Neisseria fallen und der übergeordneten Familie der Neisseriaceae zugeordnet werden. Die Bakterien leben als Kommensale in den Atemwegen des Menschen und benötigen Sauerstoff für ihren Stoffwechsel. Die Aerobier wurden an immungeschwächten Menschen als Erreger von Lungenentzündungen und Hirnhautentzündung beobachtet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Neisseria sicca?

Bei Bakterien der Spezies Neisseria sicca handelt es sich um aerobe Mikroorganismen. Die Bakterien benötigen demzufolge Sauerstoff für ihren Stoffwechsel und können in sauerstoffarmem Milieu nicht wachsen.
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Die Domäne der Bakterien ist in unterschiedliche Abteilungen untergliedert. Eine davon ist die Abteilung der Proteobacteria, die eine der vielgestaltigsten Bakterienabteilungen überhaupt darstellt. Die Abteilung gliedert sich in mehrere Klassen mit unterschiedlichen Ordnungen auf. Eine Klasse der Proteobacteria bilden die Betaproteobacteria, die Ordnungen wie die sogenannten Neisseriales umfassen. Zu dieser Ordnung zählt die Familie Neisseriaceae, die die Gattung Neisseria beinhaltet.

Bei einzelnen Bakterienarten der Gattung Neisseria handelt es sich um Bakterien mit gramnegativem Färbeverhalten. Benannt ist die Gattung nach dem Bakteriologen Albert Neisser, der Neisseria gonorrhoeae und damit den Tripper-Erreger entdeckt hat. Neisseria-Bakterien können in Form von Diplokokken vorkommen und treten in diesem Fall als Paare aus kugeligen Bakterienzellen auf. Viele Arten der Gattung sind von besonderer medizinischer Relevanz und werden als humanpathogen eingeschätzt.

Eine Art der Neisseriaceae-Familie sind die Bakterien der Spezies Neisseria sicca, deren einzelne Stämme noch nicht abschließend erforscht sind. Bislang ist die Beteiligung der Bakterien an Erkrankungen nicht endgültig erwiesen. Nichtsdestotrotz steht eine eventuelle humanpathogene Eigenschaft zur Diskussion.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Bei Bakterien der Spezies Neisseria sicca handelt es sich um aerobe Mikroorganismen. Die Bakterien benötigen demzufolge Sauerstoff für ihren Stoffwechsel und können in sauerstoffarmem Milieu nicht wachsen. Der Sauerstoff wird vorwiegend zur oxidativen Stoffumsetzung im Energiestoffwechsel verwendet. Chemisch betrachtet sind alle aeroben Vorgänge als Oxidationen zu verstehen. Die Bakterien besitzen zur Sauerstoffverwertung das Enzym Oxidase, sind also Oxidase-positiv. Sie sind mit einer O-Wiederholungsstruktur im Lipopolysaccharid ausgestattet.

Zur Vermehrung und zur Anheftung an die Zellen ihres Wirts tragen die Bakterien sogenannte Pili. Dabei handelt es sich um proteinerge Adhäsine, die der Spezies Neisseria sicca das Anheften zwischen Grenzzonen ermöglichen. Adhäsine sorgen zum Beispiel dafür, dass die Bakterien in flüssigen Nährmedien nicht fortgespült werden. Flagellen tragen die Bakterien nicht. Außerdem bilden sie keine Sporen.

Ihr optimales Wachstum liegt bei Temperaturen zwischen 32 und 36 Grad Celsius, wobei sie keine Pigmentbildung betreiben. Neisseria sicca kommen im menschlichen Körper in den Schleimhäuten der oberen Luftwege vor, da sie dort an ausreichend Sauerstoff gelangen.

Sie leben in der Regel als Kommensale im menschlichen Organismus. Das heißt, dass die Besiedelung mit den Bakterien dem Menschen in den meisten Fällen weder Schaden zufügt, noch Nutzen einbringt. Durch Wunden können die Bakterien jedoch ins Blut gelangen und eine Bakteriämie hervorrufen.

Für Menschen mit gesundem Immunsystem scheint das kein allzu wahrscheinliches Szenario zu sein. Die Bakterien werden von ihrem Abwehrsystem als Fremdpartikel erkannt, attackiert und binnen kürzester Zeit eingedämmt. Bei altersphysiologisch immungeschwächten Personen, kranken Menschen oder immunsupprimierten Individuen können die Bakterien Spekulationen zufolge vermutlich endogene Infektionen hervorrufen. Als 'endogen' wird die Infektion deshalb bezeichnet, da der Erreger in diesem Fall aus dem eigenen Körper stammt.

Da Neisseria sicca die oberen Atemwege als Kommensale besiedeln, betreffen Infektionen bei Abwehrschwäche vor allem den Bereich der Atemorgane. Eine weite Ausbreitung der Infektion gilt allerdings nicht als generell ausgeschlossen.


Krankheiten & Beschwerden

Bakteriämien können im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung im Sinne einer Sepsis führen. Bei einem septischen Schock durch Bakterien kann der Kreislauf zusammenbrechen. Septische Zustände sind akut systemische Entzündungsreaktionen des gesamten Körpers und sind mit Lebensgefahr assoziiert. Bakterien können sich gerade bei immungeschwächten Personen ohne eine Intervention des Immunsystems immer weiter vermehren und werden über die Blutbahnen in verschiedene Organe transportiert, wo sie Infektionen hervorrufen können.

Inwieweit Bakterien der Spezies Neisseria sicca eine Sepsis hervorrufen können, ist bislang nicht geklärt. Als Erreger scheinen sie für immundefizite Patienten allerdings mit Hirnhautentzündungen im Zusammenhang stehen zu können. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute. Wegen der unmittelbaren Nähe dieser Entzündung zu Gehirn und Rückenmark ist eine bakterielle Hirnhautentzündung als lebensbedrohlicher Zustand zu verstehen.

Die häufigsten Symptome von Meningitis (Hirnhautentzündung) sind mehr oder weniger starke Kopfschmerzen, Nackensteife, Fieber und Bewusstseinsminderung. Außerdem kann Übelkeit und eine Überempfindlichkeit auf Licht und Geräusche eintreten.

Gerade ältere Kinder erkranken relativ häufig an Neisseria meningitidis, die bevorzugt durch Meningokokken der Gattung Neisseria verursacht wird. Da in der Liquor-Flüssigkeit von Meningitis-Patienten in Einzelfällen allerdings auch Neisseria sicca nachweisbar waren, können Hirnhautentzündungen vermutlich auch von ihnen verursacht werden.

In der Regel gelten die Bakterien dieser Spezies solange als Kommensale, bis das Immunsystem geschwächt wird. An immundefiziten Patienten riefen die Bakterien in der Vergangenheit bereits Lungenentzündungen hervor, während sie die Lungen von abwehrgesunden Patienten ohne pathologische Folgen besiedelten. In Zusammenhang mit Lungenentzündungen lassen sich Bakterien der Spezies Neisseria sicca somit nicht allgemeingültig als Erreger bezeichnen, sondern lediglich als Erreger an immungeschwächten Personen. Dasselbe gilt offenbar auch für die Hirnhauentzündung durch Neisseria sicca.

Von der Lungenentzündung durch die Bakterienspezies waren vor allem altersschwache Patienten betroffen, wobei die Gabe von Penicillin in jedem bisher dokumentierten Fall zu einem Ausheilen der Entzündung führte.

Quellen

  • Bachmann, K.: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin 1990
  • Marre, R. et al: Klinische Infektiologie. Infektionskrankheiten erkennen und behandeln. Urban & Fischer, München 2007
  • Schwarzkopf, A.: Multiresistente Erreger im Gesundheitswesen. mhp Verlag, Wiesbaden 2016

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