Neuritis nervi optici
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Neuritis nervi optici handelt es sich um eine Entzündung des Sehnervs. Häufig stellt sie ein frühes Symptom der Multiplen Sklerose dar.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Neuritis nervi optici?
In der Medizin ist die Neuritis nervi optici auch als Optikusneuritis oder Sehnerventzündung bekannt. Zeigt sich die Entzündung innerhalb des Sehnervenkopfs, ist von einer Papillitis die Rede, tritt sie dagegen im hinteren Sehnervabschnitt auf, liegt eine retrobulbäre Neuritis vor. Begleitet wird die Neuritis nervi optici von Schwellungen an den Nervenfasern, die sich am Sehnervenkopf befinden, sowie von Durchblutungsstörungen.
Dadurch besteht das Risiko von Sehnervschädigungen und Sehkraftverlust. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Erblindung kommen. In den meisten Fällen zeigt sich die Neuritis nervi optici einseitig. Die Erkrankung gilt auch als frühes Anzeichen von Multipler Sklerose. Besonders betroffen von einer Sehnerventzündung sind Menschen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. Bei Frauen ist die Erkrankung häufiger zu verzeichnen als bei Männern.
Ursachen
An einer Neuritis nervi optici können auch Kinder erkranken. Meist liegt bei ihnen eine Papillitis vor, die von allgemeinen Infekten wie einer Erkältung hervorgerufen wird. Allerdings lässt sich bei rund 70 Prozent aller erkrankten Kinder gar keine konkrete Ursache für die Entzündung finden. Mitunter entsteht die Sehnerventzündung infolge von Krankheiten wie Malaria, der Lyme-Borreliose oder Syphilis. Gelegentlich ist auch eine Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) der Auslöser der Neuritis nervi optici.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Hauptsymptom der Neuritis nervi optici stellt die Verschlechterung der Sehkraft dar. Schon innerhalb von Tagen oder sogar Stunden kann es zu einer deutlichen Einschränkung des Sehvermögens kommen. Bemerkbar macht sich der Sehkraftverlust in erster Linie im zentralen Gesichtsfeldabschnitt. Der Betroffene sieht wie durch einen grauen Schleier oder ein Milchglas.
Darüber hinaus treten Schmerzen am Auge auf, die durch Augenbewegungen ausgelöst werden. Die Schmerzen werden oft sehr unterschiedlich wahrgenommen. So können sie stechend, pochend, dumpf oder diffus sein. Außerdem reagieren die Augen überaus empfindlich. Nicht selten leidet der Patient auch unter Störungen der Farbsättigung beziehungsweise Farbenblindheit, was besonders bei der Farbe Rot der Fall ist.
Ebenso können sich die Schmerzen durch Wärme verstärken, was Mediziner als Uthoff-Phänomen bezeichnen. Nimmt der Patient beispielsweise ein warmes Bad, führt dies oft zu einer Verschlechterung der Sehkraft. Bei circa 30 Prozent aller Erkrankten kommt es außerdem zum Auftreten von Lichtblitzen. Ebenfalls schmerzfördernd sind Druck und grelles Licht.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Führen die Beschwerden der Neuritis nervi optici den Patienten zum Arzt, stellt dieser zunächst einige Fragen. So möchte er wissen, ob Schmerzen bei Bewegungen der Augen bestehen, ob das eine Auge schlechter sieht als das andere, seit wann sich die Sehkraft verschlechtert hat, ob in letzter Zeit grippale Infekte oder fieberhafte Erkrankungen bestanden und ob eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegt.
Ebenfalls von Bedeutung sind mögliche Multiple-Sklerose-Fälle innerhalb der Familie, ob der Patient Lichtblitze wahrnimmt und ob er Alkohol oder Tabak konsumiert und regelmäßig Medikamente einnimmt. An die Befragung schließt sich das Bestimmen der Sehschärfe an, wobei der Patient Buchstaben und Zahlen auf einer Tafel abliest. Mit einer kleinen Lampe leuchtet der Arzt in die Augen, um die Pupillenreaktion zu testen.
Ferner wird die Beweglichkeit der Augen kontrolliert. Dabei folgt der Patient dem Finger des Arztes oder einem Stift und gibt an, ob er dabei Schmerzen verspürt oder Doppelbilder sieht. Des Weiteren wird eine Untersuchung des Augenhintergrundes vorgenommen. Zu diesem Zweck leuchtet der Arzt mit einem Ophthalmoskop (Augenspiegel) in die Augen, um die Netzhaut zu beurteilen.
Weitere Diagnosemethoden sind eine Kontrolle der Farbwahrnehmung sowie ein Test der Sehnervleitung. Besteht Verdacht auf Multiple Sklerose, können eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Lumbalpunktion erfolgen. Ist eine Multiple Sklerose für die Sehnerventzündung verantwortlich, lässt sich das Sehvermögen durch eine medizinische Behandlung bessern.
Ansonsten ist der Verlauf der Neuritis nervi optici unterschiedlich. Mitunter hält die Entzündung zwei Wochen an und bessert sich dann spontan wieder. In schweren Fällen können die Beschwerden aber auch dauerhaft anhalten.
Komplikationen
Typische Komplikationen sind Sehkraftverschlechterung, Schleiersehen und Schmerzen am Auge bei Augenbewegungen. Darüber hinaus sind die Augen empfindlich gegen Lichtreize und in etwa einem Drittel aller Fälle werden Lichtblitze gesehen. Wenn bei den Betroffenen weder Bluthochdruck, Diabetes oder eine Erkrankung an Tuberkulose vorliegt, heilt die Nervenentzündung häufig auch ohne Behandlung ab und die Symptome können sich vollständig zurückbilden.
In anderen Fällen ist eine Ursachen bekämpfende Behandlung erforderlich, um die Symptome und Komplikationen zu beseitigen. Falls die Entzündung des Nervus opticus von einer Autoimmunreaktion ausgelöst wird, ist eine Therapie hilfreich, die das Immunsystem unterdrückt, beispielsweise durch Immunsuppressiva. In diesen Fällen würden sich die Symptome unbehandelt verschlimmern, was im Extremfall zu einer völligen Erblindung auf dem betroffenen Auge führen würde. Ungünstig wirken sich starkes Rauchen und exzessiver Alkoholgenuss auf den Verlauf der Krankheit aus.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Abnahme des Sehvermögens ist grundsätzlich ein Arztbesuch notwendig. Bemerkt der Betroffene im Alltag erste Einbußen der Sehkraft, sollte er unverzüglich handeln. Zu klären ist, ob es sich um einen natürlichen Alterungsprozess handelt oder eine ernsthafte Erkrankung vorliegt. Um eine Unfall- oder Sturzgefahr zu verringern, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine Veränderung der Farbwahrnehmung, unscharfes Sehen oder die Unfähigkeit Personen oder Gegenstände detailliert wahrzunehmen, müssen untersucht werden. Bemerkt der Betroffene, dass seine Sehkraft im unmittelbaren Vergleich zu Menschen seiner sozialen Umgebung verschlechtert ist, benötigt er Hilfe. Bei Kopfschmerzen oder einem Druckgefühl im Bereich der Augen besteht Anlass zu Besorgnis.
Halten die Beschwerden über mehrere Tage an, nehmen sie an Intensität zu oder treten sie wiederholt auf, ist ein Arzt aufzusuchen. Einige Betroffene klagen zudem über Schmerzen in der Augenregion. Dieser kann in den Kopf ziehen oder ins Gesichtsfeld ausstrahlen. Beide Hinweise sollten einem Arzt vorgestellt werden. Entstehen die Schmerzen bei Lichteinwirkung, ist dies besorgniserregend und es besteht Handlungsbedarf. Stellen sich Veränderungen oder Auffälligkeiten im Sichtfeld ein, sind diese medizinisch abklären zu lassen. Beim Sehen von Lichtblitzen, einem Flimmern oder der Wahrnehmung von ungewöhnlichen schemenhaften Konturen ist ein Arztbesuch anzuraten.
Behandlung & Therapie
Die Therapie der Neuritis nervi optici hängt von deren Ursachen ab. Wird die Entzündung von Multipler Sklerose ausgelöst, erhält der Patient Immunsuppressiva. Sie bewirken eine Unterdrückung des Abwehrsystems. Meist handelt es sich dabei um Glukokortikoide wie Methylprednisolon oder Kortison. Ihre Dosierung ist zu Therapiebeginn hoch und wird im weiteren Verlauf abgesenkt.
Allerdings darf der Patient nicht unter Bluthochdruck, Diabetes, Magengeschwüren oder Tuberkulose leiden, da dies zu einer Verschlechterung der Erkrankungen führen würde. Später erfolgt dann eine spezielle Behandlung der Multiplen Sklerose.
Sind Bakterien die Auslöser der Optikusneuralgie, kann der Patient Antibiotika bekommen. Prinzipiell muss sich der Erkrankte schonen und Bettruhe einhalten. Da sich die Sehnerventzündung oft auch ohne Therapie wieder spontan zurückbildet, ist nicht immer eine spezielle Behandlung erforderlich.
Aussicht & Prognose
Bei einer schnellen und frühen Diagnosestellung ist der weitere Krankheitsverlauf bei den meisten Patienten günstig. Die vorliegende Entzündung wird durch die Gabe von Medikamenten therapiert, sodass innerhalb weniger Tage oder Wochen eine vollständige Beschwerdefreiheit möglich ist. Voraussetzung für die gute Prognose ist ein grundsätzlich intaktes Immunsystem sowie ein Patient, der keine weiteren Erkrankungen aufweist.
Dennoch sollte der Betroffene auch bei einem guten Allgemeinzustand eine ärztliche Unterstützung in Anspruch nehmen, da es andernfalls zu einer schnellen Zunahme von vorhandenen Beschwerden und dem weiteren Verlust des Sehvermögens kommen kann. Die Erkrankung ist durch den schnellen Krankheitsfortschritt gekennzeichnet und deutet in vielen Fällen auf das Vorliegen einer anderen Grunderkrankung hin. Aus diesem Grund ist die Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung anzuraten.
Liegen andere Erkrankungen vor, verschlechtert sich häufig die ansonsten günstige Prognose. Insbesondere bei Patienten mit einer chronischen Grunderkrankung oder anhaltenden Beschwerden des Blutdrucks ist mit Komplikationen sowie weiteren gesundheitlichen Herausforderungen zu rechnen. Es kann zu chronischen Beschwerden kommen und die Lebensqualität ist herabgesetzt. Viele Patienten müssen eine Bettruhe einhalten, um langfristig eine Linderung der Symptome zu erleben. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf wird im weiteren Verlauf eine Multiple Sklerose diagnostiziert. Die Einbußen des Sehvermögens sind oftmals ein Hinweis auf die vorliegende Erkrankung.
Vorbeugung
Präventive Maßnahmen gegen eine Neuritis nervi optici sind nicht bekannt. Als sinnvoll gilt jedoch der Verzicht auf Tabak und Alkohol.
Nachsorge
Bei Neuritis nervi optici stehen in den meisten Fällen nur sehr wenige und auch nur sehr eingeschränkte Maßnahmen oder Möglichkeiten der direkten Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollten Betroffene schon sehr früh einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von anderen Beschwerden und Komplikationen zu verhindern. Es kann dabei auch nicht zu einer vollständigen Heilung kommen, sodass Betroffene einen Arzt kontaktieren sollten.
In der Regel wird die Neuritis nervi optici durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten behandelt. Betroffene sollten dabei stets auf eine regelmäßige Einnahme und ebenso auf eine richtige Dosierung achten. Dabei sind auch alle Anweisungen des Arztes zu beachten, wobei bei Fragen oder bei Unklarheiten immer zuerst ein Arzt aufzusuchen ist.
Sollte die Neuritis nervi optici durch die Einnahme von Antibiotika behandelt werden, so darf während der Behandlung kein Alkohol getrunken werden. Häufig sind die Patienten auch auf die Hilfe der eigenen Familie im Alltag angewiesen. Dadurch können auch die Entstehung von Depressionen und weiteren psychischen Verstimmungen verhindert werden. In den meisten Fällen verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Patienten, wobei der weitere Verlauf sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig ist.
Das können Sie selbst tun
Sofern ausgeschlossen werden konnte, dass eine Autoimmunerkrankung Auslöser der Krankheit ist, gibt es Möglichkeiten einer Neuerkrankung vorzubeugen.
Da die Auslöser der Erkrankung leider oftmals nicht hinreichend bekannt sind, ist es natürlich schwierig zielgenau die richtigen Schritte zu tätigen. Sicher ist allerdings, dass Gift- und auch Reizstoffe eine Neuritis nervi optici auslösen können, weshalb der Kontakt mit ihnen möglichst vermieden werden muss. Darunter zählen jedoch nicht nur aggressive Reinigungs- oder Spritzmittel, sondern auch Alkohol, Nikotin und mit Chinin versetzte Bittergetränke. Eine gesunde Ernährung mit wenig Zusatzstoffen kann für eine reizarme Umgebung sorgen und das Risiko einer Neuerkrankung minimieren. Bei Unsicherheit hilft ein Ernährungsberater gerne weiter und entwickelt einen individuellen Ernährungsplan.
Auch das Immunsystem selbst spielt eine sehr große Rolle und das nicht nur bei infektionsbedingter Erkrankung. Wenig Stress, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung sorgen in den meisten Fällen bereits für ein intaktes Immunsystem. Dieses kann sich gegen Krankheitserreger weitgehend selbst verteidigen, indem es die Erreger erkennt und frühzeitig eliminiert. Erst bei zu hoher Erregerdichte treten dann entsprechende Symptome auf.
Bei jedem noch so kleinen Anzeichen einer Neuerkrankung muss allerdings umgehend ein Augenarzt konsultiert werden, welcher sofort eine entsprechende Behandlung einleiten und damit frühzeitig dem möglichen Verlust der Sehkraft entgegenwirken kann.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014