Lumbalpunktion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Lumbalpunktion wird dem Wirbelkanal Nervenwasser entnommen. Diese Untersuchung liefert wertvolle Hinweise auf eine mögliche Veränderung der Flüssigkeitszusammensetzung und damit auf Erkrankungen des Nervensystems.
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Was ist eine Lumbalpunktion?
Die Lumbalpunktion ist ein sehr wichtiges Diagnoseinstrument zur Abklärung von Erkrankungen und Symptomen. Die Probe aus der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit wird über einen kleinen Einstich im Rückenmarkskanal entnommen und auf Zusammensetzung, Zellbestandteile und Farbe untersucht. Durchgeführt wird die Lumbalpunktion zwischen dem zweiten bis fünften Lendenwirbel bzw. den dort liegenden Dornfortsätzen.
Das Nervenwasser, das entnommen wird, ist auch unter dem Namen Liquor bekannt, das Gehirn und Rückenmark umgibt. Bei einer Lumbalpunktion können im Bedarfsfall Medikamente injiziert werden in den Liquor oder der Druck des Liquors gemessen werden. Ungefähr zehn bis fünfzehn Millimeter Nervenwasser werden aus dem Rückenmark entnommen. Die Aufgabe dieser klaren Flüssigkeit liegt in ihrer Schutzfunktion: Sie federt in erster Linie bei Erschütterungen ab. Bilden sich Tumore im Nervensystem oder entzündliche Erkrankungen zeigt sich diese Veränderung auch an der Zusammensetzung des Nervenwassers. Die Lumbalpunktion zählt zu den häufigsten Methoden zur Entnahme von Liquor.
Funktion, Wirkung & Ziele
Ein erhöhter Eiweißgehalt kann auf Blutungen in den Hohlräumen basieren, die Nervenwasser beinhalten und auf Entzündungen hinweisen aufgrund der gesteigerten Anzahl von Viren, Bakterien oder Entzündungszellen. Der Wert von Laktat und Glukose kann auf eine Störung der Blut-Liquor-Schranke hinweisen, denn normalerweise ist der Glukosewert nur halb so hoch wie der Anteil von Glukose im Blut. Ein erhöhter Laktat-Wert, der bei einer Lumbalpunktion festgestellt, zeigt unter Umständen eine tuberkulöse oder bakterielle Hirnhautentzündung an. Speziell beim Verdacht von entzündlichen und malginen Erkrankungen von Hirnhäuten oder dem Gehirn selbst, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, Enzephalitis oder Meningitis, liefert die Lumbalpunktion wichtige Marker.
So können Tumorzellen, aber auch Leukozyten und Bakterien sowie Glucose, Lactat oder freies Hämoglobin nach Blutungen nachgewiesen werden. Die Proben werden nach der Entnahme zur genaueren Untersuchung ins Labor, zur Mikrobiologie oder Pathologie geschickt. In der therapeutischen Anwendung erfolgt die Verabreichung von Medikamenten wie zum Beispiel Chemotherapeutika im Ausnahmefall direkt über die Rückenmarksflüssigkeit. Aufgrund der Blut-Hirn-Schranke ist die es oft leichter und effizienter, Medikamente über das Rückenmark zu verabreichen als über das Blut. Außerdem ist die Lumbalpunktion eine Möglichkeit, erhöhten Liquordruck bei einem Wasserkopf oder einem Liquorunterdrucksyndrom kurzfristig zu entlasten. In der Anästhesie wird die Lumbalpunktion oft auch als Lumbalanästhesie durchgeführt, was eine kurzweilige Funktionshemmung von bestimmten Nervensegmenten bezweckt.
Bei Operationen im Bereich der unteren Körperhälfte wie zum Beispiel bei einer Hüftgelenksoperation oder einem Kaiserschnitt ist sie ein wichtiges Anästhesieverfahren. Für die Abklärung, ob eine Blutung im Gehirn, Lyme-Borreliose oder ein Tumor im Gehirn oder dem Rückenmark vorliegt, ist eine Lumbalpunktion hilfreich. Auch bei einem möglichen Verdacht auf Krebs der Hirnhäute, bei Leukämie und Lymphomen ist die Lumbalpunktion ein effektives Mittel, um Klarheit zu erlangen über eine bestehende entzündliche Veränderung. Symptome wie Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen können möglicherweise auf das Ansteigen des Hirndrucks hinweisen, weshalb von einer Lumbalpunktion abzuraten ist.
Ausgelöst wird dieser Hirndruck von Hirntumoren, Hirnblutungen oder Entzündungen. Die ungefähr 20 Minuten dauernde Lumbalpunktion wird auch ambulant durchgeführt. Ziel der Lumbalfunktion ist die Abklärung möglicher Erkrankungen, speziell Nervenerkrankungen. Auch beim Verdacht auf Parkinson ist mittlerweile eine Lumbalpunktion ratsam sowie bei einer Neurosyphilis, einer bestimmten Verlaufsform der Syphilis. Die Lumbalpunktion ist ein wichtiges Instrument im Bereich der MS-Diagnostik und wird auch therapeutisch eingesetzt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Vorbeugende Bettruhe hilft nix. Der Kopfschmerz klingt nach einigen Tagen meist ab. Es kann zu Schmerzen an der Punktionsstelle und ausstrahlenden Schmerzen kommen. Ebenso sind Übelkeit und ein Schwindelgefühl als mögliche Nebenwirkung bekannt. Schwere Komplikationen wie Nervenverletzungen oder Lähmungserscheinungen sowie Infektionen treten eher selten infolge einer Lumbalpunktion auf. Ebenso möglich sind Blutungen von Blutgefäßen, die irrtümlich punktiert werden. Weitere Nebenwirkungen einer Lumbalpunktion können Symptome wie Nackensteifigkeit, Lichtscheue oder Ohrgeräusche sein. Infektionen an der Einstichstelle können mit entsprechenden Salben und Antibiotika behandelt werden.
Ein taubes Gefühl, wenn ein Nerv getroffen wird, kann auftreten und eine unerwünschte Folge einer Lumbalpunktion sein. Eher die Ausnahme sind Kreislaufprobleme und Atemstörungen, Entzündungen der Rückenmarkshäute oder Einblutungen, die nach der Durchführung einer Lumbalpunktion auftreten könnten. Die Blut-Hirn-Schranke kann bei bestimmten Krankheiten gestört sein. Dabei treten bestimmte Blutbestandteile dann ins Hirnwasser über. Bei der Lumbalpunktion können dann zudem der Eiweiß- und Zuckergehalt des Nervenwassers untersucht und die genaue Anzahl weißer und roter Blutkörperchen bestimmt werden.
Quellen
- Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
- Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
- Wildemann, B. Reiber, H., Oschmann, P.: Neurologische Labordiagnostik. Thieme, Stuttgart 2006