Radikulopathie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Radikulopathie wird eine Schädigung oder Reizung der Nervenwurzeln verstanden. Dabei kommt es zu Schmerzen, Empfindungsstörungen oder Lähmungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Radikulopathie?

Aufschlüsse lassen sich in der Regel durch bildgebende Verfahren erhalten. Dazu zählen Röntgenuntersuchungen, um Knochenveränderungen festzustellen, eine Myelografie, bei der ein Kontrastmittel injiziert wird, sowie eine Computertomographie (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT), bei denen Aufnahmen der Rückenmarksregion gemacht werden.
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Die Radikulopathie ist auch unter den Bezeichnungen Radikulitis, Wurzelsyndrom oder Wurzelneuritis bekannt. Gemeint ist damit eine Schädigung der Nervenwurzel, die sowohl einen akuten als auch einen chronischen Verlauf nehmen kann. Sie geht mit Schmerzen, Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen einher.

Betrifft die Beeinträchtigung mehrere Nervenwurzeln, handelt es sich um eine Polyradikulopathie. Unter den Nervenwurzeln werden Nervenfasern verstanden, die in das Rückenmark einstrahlen oder aus ihm hervortreten. Anschließend vereinigen sie sich zu einem Spiralnerv.

Auf der rechten und der linken Seite jedes Wurzelsegments befinden sich je zwei Nervenwurzeln. Von den hinteren Nervenwurzeln werden sensible Daten an das Rückenmark weitergegeben. Dagegen haben die vorderen Nervenwurzeln die Funktion, motorische Impulse, die aus dem Rückenmark stammen, in Richtung periphere Muskeln auszusenden.

Werden diese Nervenwurzeln in Mitleidenschaft gezogen, sprechen Mediziner von einer Radikulopathie. Besonders betroffen von einem Wurzelsyndrom sind Menschen im mittleren und höheren Lebensalter.

Ursachen

Als Auslöser für eine Radikulopathie kommen zahlreiche Ursachen in Betracht. In den meisten Fällen sind krankhafte Veränderungen der Wirbelsäule für das Leiden verantwortlich. So sind die meisten Radikulopathien in der Lumbal- oder Sakralregion zu verzeichnen.

Häufigste Gründe bilden eine Vorwölbung der Bandscheiben oder ein Bandscheibenvorfall, die wiederum eine Reizung oder Schädigung der angrenzenden Nervenwurzeln nach sich ziehen. Im Falle eines Bandscheibenvorfalls findet eine Vorwölbung der kompletten Bandscheibe zu den Nervenwurzeln hin statt.

Mitunter kann es sogar zu einer Quetschung kommen. Eine weitere Ursache für eine Radikulopathie sind Osteopathien, bei denen es sich um entzündliche Veränderungen der Knochen handelt. In seltenen Fällen wird die Schädigung der Nervenwurzeln durch einen Knochentumor hervorgerufen.

Der Bewegungsapparat hat jedoch nicht immer Anteil an der Entstehung einer Radikulopathie. So kann die Nervenwurzelfunktion auch durch Beeinträchtigungen des Nervensystems verursacht werden. Als weiterer denkbarer Auslöser eines Wurzelsyndroms kommt Herpes Zoster infrage, eine von Viren hervorgerufene Erkrankung.

Das verantwortliche Virus zeigt sich zunächst in Form von Windpocken. Nach überstandener Infektion verbleibt es innerhalb der Gliazellen im Körper. Von dort aus kann es für den Rest des Lebens Erkrankungen verursachen. Eine andere Infektionskrankheit, die für eine Radikulopathie verantwortlich ist, stellt die Lyme-Borreliose dar. Auslöser der Erkrankung ist das von Zecken übertragene Bakterium Borrelia burgdorferi.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein charakteristisches Leitsymptom der Radikulopathie bildet der radikuläre Schmerz. Das bedeutet, dass die Beschwerden von den Nervenwurzeln an der Wirbelsäule ausgehen. Je nach Verlauf des geschädigten Nervs erfolgt die Schmerzausstrahlung ins Segment.

Im äußeren Segmentbereich wird der Schmerz oft intensiver empfunden als an seinem Ursprung. Mitunter erreichen die radikulären Schmerzen eine derartige Intensität, dass die Lebensqualität der Patienten erheblich darunter leidet. Bei manchen Menschen löst dieser Umstand sogar eine Depression aus.

Als weitere Beschwerden zeigen sich Missempfindungen in der betroffenen Nervenwurzelregion. Auch Sensibilitätsstörungen oder motorische Beeinträchtigungen sind im Bereich des Möglichen. Gelegentlich können auch bestimmte Reflexe ausfallen. Betrifft die Radikulopathie mehrere Nervenwurzeln, von denen die Atemhilfsmuskulatur oder das Zwerchfell versorgt werden, besteht die Gefahr eines lebensgefährlichen Atmungsausfalls.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Radikulopathie zu diagnostizieren, fällt nicht immer leicht, weil die Beschwerden unspezifisch sind und auf andere Erkrankungen hindeuten können. Der behandelnde Arzt befasst sich daher zunächst mit der Krankengeschichte seines Patienten und befragt diesen nach möglichen Vorerkrankungen und weiteren Beschwerden.

Aufschlüsse lassen sich in der Regel durch bildgebende Verfahren erhalten. Dazu zählen Röntgenuntersuchungen, um Knochenveränderungen festzustellen, eine Myelografie, bei der ein Kontrastmittel injiziert wird, sowie eine Computertomographie (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT), bei denen Aufnahmen der Rückenmarksregion gemacht werden.

In den meisten Fällen nimmt die Radikulopathie einen positiven Verlauf. Beginnt die medizinische Behandlung jedoch zu spät, drohen oft Komplikationen. Gleiches gilt bei chronischen Vorerkrankungen, die einen degenerativen Verlauf nehmen. Mögliche Folgen können Schädigungen der Wirbelsäule, des Nervensystems oder des Rückenmarks sein. Mitunter kommt es sogar zu Arbeitsunfähigkeit.

Komplikationen

Die für die Radikulopathie typischen Schmerzen können sich im Verlauf der Erkrankung zu einem chronischen Leiden entwickeln. Dadurch leidet die Lebensqualität des Betroffenen erheblich und es kommt gelegentlich auch zu einer Depression. Weiterhin treten Missempfindungen in den betroffenen Nervenwurzeln auf, die bei fehlender oder zu später Behandlung in eine vollständige Lähmung des betroffenen Bereichs übergehen.

Gelegentlich können bestimmte Reflexe ausfallen – Unfälle oder Stürze sind eine mögliche Folge. Sind Nervenwurzeln der Atemhilfsmuskulatur oder des Zwerchfells betroffen, kann es zu einem lebensbedrohlichen Atemausfall kommen. Wird die Behandlung zu spät begonnen, hat die Radikulopathie unter Umständen bereits schwere Schädigungen der Nervenwurzeln verursacht.

Auch langwierige Vorerkrankungen rufen Komplikationen hervor. Dann kommt es unter anderem zu bleibenden Schäden am Nervensystem, der Wirbelsäule und dem Rückenmark. Auch chronische Schmerzen können sich bei entsprechenden Vorerkrankungen einstellen. Bei der Behandlung hängen die Komplikationen vom gewählten Therapieverfahren ab.

Sowohl die medikamentöse Therapie als auch Strahlen- und Chemotherapie können ernsthafte Beschwerden hervorrufen und den Körper langfristig schädigen. In Folge einer Operation sind Blutungen, Wundheilstörungen, Infekte und andere typische Komplikationen möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Radikulopathie sollte immer durch einen Arzt behandelt werden. Diese Krankheit kann nicht durch Mittel der Selbsthilfe behandelt werden und es kommt auch nicht zu einer Selbstheilung. Je früher bei der Radikulopathie der Arzt aufgesucht wird, desto höher sind die Chancen einer vollständigen Heilung. Ein Arzt ist in der Regel dann aufzusuchen, wenn der Betroffene unter starken Schmerzen leidet, die vom geschädigten Nerv ausstrahlen. Dabei können die Schmerzen auch in Form von Ruheschmerzen auftreten und sich negativ auf den Schlaf des Patienten auswirken.

Ebenso leiden viele Patienten an starken Bewegungseinschränkungen und auch unter Störungen der Sensibilität, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken. In einigen Fällen kann die Radikulopathie auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen führen, die durch einen Psychologen behandelt werden sollten. Die Radikulopathie selbst wird durch einen Facharzt behandelt. Ob es zu einer vollständigen Heilung kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden. Die Lebenserwartung des Patienten bleibt dabei allerdings unverändert.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Radikulopathie richtet sich nach der verantwortlichen Ursache. Liegt ein Bandscheibenprolaps vor, erfolgt in der Regel eine konservative Behandlung in Form einer Schmerztherapie sowie von krankengymnastischen Übungen. In der akuten Phase der Erkrankung werden die Schmerzen mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) behandelt.

Fallen die Schmerzen intensiv aus, kann auch eine Kombination aus Opioiden und Neuroleptika erfolgen. Leidet der Patient unter einer Osteoporose (Knochenschwund), einer Infektion, Inkontinenz oder Harnverhalt, gilt ein operativer Eingriff als sinnvoll. Als Therapie der ersten Wahl wird die minimal-invasive Nukleoplastie empfohlen.

Ist ein Knochentumor der Urheber der Radikulopathie, lässt dieser sich unter Umständen ebenfalls chirurgisch entfernen. Fällt der Tumor umfangreich aus, muss eine Strahlentherapie oder Chemotherapie erfolgen, um ihn vor der Operation zu verkleinern. Nach dem Eingriff wird die Behandlung oftmals mit weiteren Bestrahlungen oder der Gabe von Zytostatika fortgesetzt.

Geht die Radikulopathie vom Herpes-Zoster-Virus aus, erhält der Patient antivirale Mittel wie Valaciclovir, Aciclovir oder Brivudin. Als schwer behandelbar gilt dagegen eine chronische Lyme-Borelliose. Damit es dadurch nicht zu einer Radikulopathie kommt, wird eine frühzeitige Antibiotika-Therapie empfohlen.


Vorbeugung

In manchen Fällen lässt sich einer Radikulopathie vorbeugen. Um einem Bandscheibenvorfall entgegenzuwirken, sollte auf eine stabile und kräftige Rückenmuskulatur geachtet werden. Wichtig sind zudem ausreichend Bewegung sowie der Abbau von Übergewicht.

Nachsorge

Die Radikulopathie ist eine neurologische Erkrankung, bei der bestimmte Nervenwurzeln verletzt oder angegriffen sind. Der Patient empfindet Schmerzen im betroffenen Bereich, Lähmungserscheinungen oder ein Taubheitsgefühl treten ebenfalls auf. In manchen Fällen kann das jeweilige Areal nicht mehr bewegt werden. In schweren Fällen greift die Nervenschädigung auf die Lungenmuskel über, sodass Atemnot und Lebensgefahr bestehen.

Eine Nachsorge ist notwendig, um einen solchen Verlauf abzuwenden. Ziel ist das Vermeiden eines lebensbedrohlichen Krankheitsbildes. Zudem sollen die Schmerzen gelindert, die Motorik wiederhergestellt und der Patient nach der Therapie geheilt sein. Als Ursache kommen verschiedene Grunderkrankungen infrage. Der Arzt stellt die Diagnose und therapiert zunächst die auslösende Krankheit.

Bei der Nachsorge kontrolliert er den Fortschritt der Heilung, der Patient erhält Schmerzmittel gegen die Beschwerden. Liegt eine chronische Radikulopathie vor, ist die Nachsorge langfristiger angesetzt. Bei regelmäßigen Arztterminen wird der Zustand des Betroffenen ermittelt. Nach Bedarf verschreibt ihm der Facharzt zusätzliche Medikamente.

Bei vielen Patienten führt die Radikulopathie zur Arbeitsunfähigkeit. Eine gleichzeitige Psychotherapie ist ratsam, falls der Betroffene eine Depression entwickelt. Als letzte Behandlungsmöglichkeit kann eine Operation erforderlich sein. Die Nachsorge beginnt nach dem Eingriff auf der chirurgischen Station und wird vom Hausarzt fortgeführt.

Das können Sie selbst tun

Die Radikulopathie ist mit Schmerzen und Fehlhaltungen verbunden. Um diese Beschwerden zu lindern, sollte die Rückenmuskulatur konsequent trainiert werden. Dies gelingt unter der Anleitung eines Physiotherapeuten oder geschulten Sportmediziners. Auch ein selbstständiges Workout ist möglich und verleiht dem Rücken die notwendige Stabilität.

Erkrankte sollten sich im Alltag rückenschonend verhalten und keine schweren Lasten heben. Diese Maßnahmen verhindern eine Verstärkung der Symptome und damit verbunden auch ein erneutes Auftreten der Radikulopathie. Symptomathisch können außerdem natürliche Schmerzmittel eingesetzt werden. Bewährt haben sich Präparate mit Aloe Vera oder Teufelskralle, die zum einen die Schmerzen reduzieren und zum anderen Entzündungsprozesse im Körper hemmen.

Bei einer schweren Radikulopathie muss eine Operation durchgeführt werden, welche von den Patienten durch Schonung und diätetische Maßnahmen unterstützt werden kann. Welche Schritte im Detail sinnvoll sind, wird der zuständige Arzt erklären. Zuletzt muss der Auslöser der Radikulopathie gefunden und behoben werden. Viele Betroffene wechseln nach einer schweren Schädigung der Nervenwurzeln den Beruf oder ändern ihre Hobbys, um den Rücken zu entlasten. Die Anschaffung eines rückenschonenden Bettes und/oder Bürostuhls kann die Therapie unterstützen.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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