Sinusrhythmus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Sinusrhythmus wird der normofrequente und regelmäßige Herzschlag des Menschen bezeichnet. Dieser Rhythmus wird im Sinusknoten gebildet.
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Was ist der Sinusrhythmus?
Der Sinusrhythmus ist der normale Herzrhythmus. Die Anzahl der Herzschläge pro Minute wird als Herzfrequenz oder Herzschlagfrequenz bezeichnet. Beim Menschen ist die Herzschlagfrequenz von der Belastung, vom Alter und vom körperlichen Zustand abhängig.
Während der Sinusrhythmus beim Neugeborenen zu rund 120 Herzschlägen in der Minute führt, weist ein Mensch mit 70 Jahren eine Frequenz von etwa 70 Schlägen pro Minute auf. Die physiologische Spanne der Herzschlagfrequenz und damit auch des Sinusrhythmus liegt beim gesunden Menschen in Ruhe bei 50 bis 100 Schlägen pro Minute.
Der Sinusrhythmus wird im Sinusknoten im rechten Herzvorhof gebildet. Das Herz besteht aus zwei Kammern und zwei Vorhöfen. Das Blut gelangt aus dem Körperkreislauf in den rechten Vorhof und fließt von dort in die rechte Kammer. Die rechte Kammer wirft das Blut in den Lungenkreislauf aus. Nach der Anreicherung mit Sauerstoff fließt es in den linken Vorhof und von dort in die linke Herzkammer.
Der Sinusknoten liegt im rechten Vorhof im Bereich der oberen Hohlvene. Dieser Bereich der Mündung der oberen Hohlvene in den rechten Vorhof wird als Sinus venarum cavarum bezeichnet. Der Begriff Knoten leitet in die Irre. Es handelt sich bei dem Sinusknoten nicht um einen sichtbaren oder tastbaren Knoten. Der Sinusknoten kann vielmehr elektrisch nachgewiesen werden. Zudem besteht zu den Nachbarzellen ein feiner Unterschied im Gewebe. Der Sinusknoten liegt dem Epikard eng an.
Die Lage und Größe des Sinusknotens weicht je nach Mensch stark ab. So kann der Knoten zwischen 10 und 20 Millimetern lang und zwischen 2 und 3 Millimetern breit sein. Der Sinusknoten wird durch einen Ast der Herzkranzgefäße mit Blut versorgt. Zudem gibt es eine Kollateralversorgung mit anderen Gefäßästen. So ist gewährleistet, dass bei einem Verschluss der Koronararterie (Teil der Herzkranzgefäße) die Blutversorgung aufrechterhalten werden kann.
Im Vergleich zu den Zellen des Arbeitsmyokards besitzen die Sinuszellen weniger Mitochondrien und Myofibrillen. Sie sind daher weniger anfällig für einen Sauerstoffmangel.
Funktion & Aufgabe
Die Erregung, die im Sinusknoten entstanden ist, gelangt über die Arbeitsmuskulatur des Herzens zu den Vorhöfen. Über sogenannte Internodalbündel wird die elektrische Erregung zum AV-Knoten geleitet. Der AV-Knoten liegt im Koch-Dreieck im rechten Vorhof. Er besteht ebenso wie der Sinusknoten aus spezialisierten Herzmuskelzellen. Der AV-Knoten setzt sich in das His-Bündel fort. Das His-Bündel ist ebenfalls Bestandteil des Erregungsleitungssystems. Es liegt unterhalb des AV-Knotens in Richtung der Herzspitze und geht in die Tawara-Schenkel über. An der Herzspitze teilen sich die beiden Tawara-Schenkel in die Purkinje-Fasern auf. Diese stellen die letzte Leitstrecke des Erregungsleitungssystems dar und stehen in direktem Kontakt mit den Herzmuskelfasern der Arbeitsmuskulatur.
Das Erregungsleitungssystem ist für die Kontraktion der einzelnen Herzmuskelzellen und damit für die Kontraktion des gesamten Herzmuskels zuständig. Die Erregung breitet sich vom Sinusknoten nach unten aus. Dadurch kontrahiert der obere Teil des Herzens minimal eher als der untere Teil. Dies ist für einen korrekten Blutauswurf erforderlich.
Damit das Herzminutenvolumen immer den jeweiligen Erfordernissen angepasst wird, ist der Sinusknoten mit dem Sympathikus und dem Parasympathikus verbunden. Der Sympathikus entfaltet am Sinusknoten eine positiv chronotrope Wirkung. Das bedeutet, dass der Sinusrhythmus erhöht wird. Der Parasympathikus wirkt hingegen negativ chronotrop, der Sinusrhythmus vermindert sich.
Krankheiten & Beschwerden
Es gibt jedoch auch zahlreiche Grunderkrankungen, die mit einer Sinustachykardie einhergehen. Dazu gehört beispielsweise die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Durch die erhöhte Stoffwechselleistung schlägt auch das Herz schneller. Eine Sinustachykardie findet sich zudem bei Kreislaufschock, Herzinsuffizienz, Fieber, Blutarmut (Anämie) und beim Entzug von Rauschmitteln.
Auch das Phäochromozytom geht mit einem erhöhten Sinusrhythmus einher. Verschiedene Medikamente können den Sinusrhythmus ebenfalls erhöhen. Eine Sinusbradykardie, also ein verlangsamter Sinusrhythmus, ist im Schlaf und bei Sportlern physiologisch. Ursachen für eine pathologische Sinusbradykardie sind hingegen Gewebeschädigungen im Sinusknoten, Medikamenteneinnahme und ein erhöhter Vagotonus.
Das Gewebe des Sinusknotens kann durch eine Sauerstoffunterversorgung bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) geschädigt werden. Auch Infektionen, die zu einer Myokarditis führen, können den Sinusknoten schädigen. Dasselbe gilt für autoimmunologische Prozesse. Weitere Ursachen einer Sinusbradykardie sind Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Hypothermie (Unterkühlung), Vergiftungen, Hirndrucksteigerung und bradykardisierende (pulssenkende) Medikamente.
Ein Funktionsdefekt des Sinusknotens kann auch zum Sick-Sinus-Syndrom führen. Unter dem Begriff des Sick-Sinus-Syndroms werden verschiedene Rhythmusstörungen zusammengefasst, die alle ihren Ursprung im Sinusknoten haben. Hauptsymptome des Sick-Sinus-Syndroms sind Herzrasen und ein langsamer Puls.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010