Stressmanagement
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Stress gehört zum Alltag eines jeden berufstätigen Menschen. Hinzu kommen verschiedene Umstände wie ein anstrengendes Familien- und Berufsleben, der Lärm der Großstadt, die Schnelllebigkeit der Zeit, hohe Erwartungen und Ansprüche, Rechnungen, die bezahlt werden müssen, und der Wunsch nach Anerkennung und einer Karriere.
All das setzt den Menschen unter starken Druck. Dieser kann, wenn er andauert, negative Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben. Die Belastung wird immer größer, der Körper reagiert mit unterschiedlichen Stresssymptomen. Das kann bis zu chronischen und seelischen Erkrankungen führen. Um all das zu vermeiden, bedarf es einer Bewältigung der Stressfaktoren. Anwendungen und Therapien dieser Art fallen unter den Begriff Stressmanagement.
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Was ist das Stressmanagement?
Unter Stressmanagement werden Methoden verstanden, die Stress verringern oder vollkommen abbauen sollen. Körper und Geist wirken immer wechselseitig aufeinander und bewirken ein inneres Gleichgewicht, mit dem der Mensch auf seine Umwelt trifft. Ist dieses aus der Bahn geworfen, kommt es zu verschiedenen Störungen, die auch die Beziehungen zu anderen Menschen verändern oder die eigenen Leistungen beeinflussen.
Äußere und innere Belastungen, die der Mensch durch andauernden Stress nicht mehr bewältigen kann, werden durch das Stressmanagement abgebaut. Dieses beinhaltet unterschiedliche Modelle zu einer Bewältigung. Sie befassen sich mit der Förderung von mehr Lebensqualität als ein Management der gedanklichen, emotionalen und körperlichen Aspekte, die positiv beeinflusst werden sollen. Diese wurden im Laufe der Erforschung stressbedingter Umstände nach und nach entwickelt.
Für die Entstehung und den Ablauf von Stress gibt es verschiedene Theorien. Der amerikanische Physiologe Walter Cannon entwickelte den Begriff „Fight-or-flight“. Er beschäftigte sich lange mit der Stressforschung und beschrieb die Reaktion einer raschen seelischen und körperlichen Anpassung vieler Lebewesen an bestimmte Gefahren- oder Stresssituationen. Die Abläufe einer solchen Stressreaktion untersuchte Cannon an Reaktionen von Tieren, die sich bedroht fühlten. Zu seiner Zeit war der Hintergrund der Krieg und die posttraumatischen Belastungsstörungen von Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten.
Was bei einer „Fight-or-flight“-Reaktion geschieht, ist zunächst der Ausstoß von Adrenalin. Puls, Atmung und Muskelanspannung erhöhen sich. Bei einer ständigen Belastung dieser Art werden zusätzlich den Stoffwechsel anregende Hormone ausgestoßen. Wenn diese Stressreaktion zu häufig vorkommt oder andauert, kann es dadurch zum Zusammenbruch des Organismus führen.
Der ungarische Mediziner Hans Selye entwickelte in den dreißiger Jahren eine Lehre vom Stress. Er wies auf das Adaptionssyndrom hin. Dieses zeigt ein allgemeines Reaktionsmuster des Organismus‘, sobald dieser länger anhaltenden Stressreizen ausgesetzt ist. Solche können Lärm, Hunger, Leistungsdruck, Hitze und andere psychische Belastungen sein. Während der Körper kurzzeitig eine Erhöhung an Widerstandskraft entwickelt, kann es dagegen langfristig zu körperlichen Schädigungen kommen, die sogar bis zum Tod führen können. Drei Stadien einer solchen Belastung fasst Selye zusammen. Zunächst erfolgt die Alarmreaktion. Der Körper setzt Stresshormone frei, um enorm viel Energie zu entwickeln.
Blutdruck und Herzfrequenz werden erhöht. Gleichzeitig erfolgt aber auch eine erhöhte Aminosäure-Abgabe ins Blut, die in der Leber zu Glucose umgewandelt werden. Das wiederum bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel steigt. Daraufhin folgt das Widerstandsstadium, in der der Körper bestrebt ist, die stressauslösenden Reize zu verringern. Ausgeschüttete Stresshormone sollen abgebaut werden und der Körper wieder in einen Normalzustand versetzt werden. Das dritte Stadium ist das der Erschöpfung. Bei ständigen Phasen erhöhter Aktivität und Hormonausschüttung kann es zu Langzeitschädigungen kommen, die sich in Form von ernsthaften Erkrankungen äußern.
Funktion, Wirkung & Ziele
In der Psychotherapie gibt es verschiedene Trainingsmethoden des Stressmanagements. Solche sind u. a. die systematische Desensibilisierung, die kognitive Therapie, das Konflikt- oder Zeitmanagement, die Selbstregulation, die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, das Coaching, Floating oder eine Focusing-orientierte Psychotherapie. All diese Therapieformen bewirken eine Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins, den besseren Umgang mit Stress, die Befreiung innerer Verkrampfungen und Ängste, damit eine Entspannung des Körpers und des Geistes. Allerdings müssen die Methoden auf den Charakter des gestressten Menschen und dessen Lebensumstände abgestimmt sein. Auch lassen sich mehrere Methoden miteinander kombinieren.
Beginnen kann das Stressmanagement mit einfachen Atemtechniken, die Verspannungen lösen und Stress abbauen. Bei der systematischen Desensibilisierung wird progressive Muskelentspannung und Meditation zur Stressbewältigung genutzt, um Ängste abzubauen und seelische Entspannung zu bewirken. Durch das Lockern der einzelnen Muskelgruppen werden Körper und Geist gezielt gestärkt. Ebenso ist das autogene Training sinnvoll, um das Nervensystem zu kontrollieren und besser zu regulieren. Verschiedene Massagearten können den körperlichen Druck abbauen, ebenso passive oder aktive Meditationsübungen.
Stressbewältigung findet sowohl am Menschen selbst, an der Umwelt und am Körper statt. Was die äußeren Bedingungen an Stress auslösen, bewirken auch innere, Stress erzeugende Muster. Hier kann gelernt werden, sich selbst besser anzunehmen, seine Erwartungen herunterzuschrauben, sogar neue Umgangsformen zu erlernen, die eine Begegnung mit anderen Menschen erleichtern und dabei helfen, Konflikte oder Ablehnung besser zu bewältigen. Wenn die Ursachen bekannt sind, lässt sich gezielt auf die Situationen eingehen. Ebenso müssen manche Menschen wieder lernen, sich selbst zu entspannen und das Leben zu genießen.
Risiken & Besonderheiten
Psychologisch bewirkt eine fehlende Stressbewältigung meistens Angstzustände, Depressionen, kognitive oder emotionale Störungen in vielen Bereichen. Dauerstress kann zu Befindlichkeitsstörungen und zu einer Verzerrung der Wahrnehmung und des Denkens führen. Gereiztheit, Unsicherheit und Aggressivität sind emotionale Erscheinungsformen. Die Leistungsfähigkeit nimmt stark ab, Erschöpfung geht mit Überforderung einher.
Quellen
- Bergner, T.M.H.: Burnout-Prävention. Schattauer Verlag, Stuttgart 2012
- Köllner, V. et al.: Praktische Verhaltensmedizin. Thieme, Stuttgart 2005
- Wippert, P.-M., Beckmann, J.: Stress- und Schmerzursachen verstehen. Thieme, Stuttgart 2009