Thromboembolie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Thromboembolie

Die Thromboembolie wird durch ein in der Blutbahn verschlepptes Blutgerinnsel hervorgerufen. Sie führt zum Verschluss des betroffenen Blutgefäßes, welches dann entsprechende Organe nicht mehr versorgen kann. Unbehandelt kann eine Thromboembolie tödlich enden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Thromboembolie?

Voraussetzung für eine Thromboembolie ist immer das Vorliegen einer Thrombose. Dabei handelt es sich um eine Gefäßerkrankung, die zur Bildung eines Blutgerinnsels führt.
© logo3in1 – stock.adobe.com

Eine Thromboembolie ist durch ein im Blutkreislauf frei bewegliches Blutgerinnsel gekennzeichnet, welches das entsprechende Blutgefäß vollständig verschließen kann. Sie entsteht immer aus einer bestehenden Thrombose durch mechanische Ablösung eines Thrombus. Es gibt sowohl venöse als auch arterielle Thromboembolien.

In den meisten Fällen handelt es sich um eine venöse Embolie, die von einer Thrombose der tiefen Beinvenen ausgeht. In diesem Fall bewegt sich der Thrombus immer in Richtung Lunge und kann eine Lungenembolie auslösen. Die arterielle Thromboembolie geht von arteriellen Thrombosen in den Schlagadern aus. Wenn sich hier ein Thrombus löst, werden weiter peripher gelegene Organe wie Hirn, Herz, Auge, Niere oder Darm von einer Embolie betroffen.

Dabei wird die Sauerstoffversorgung dieser Organe unterbrochen oder stark herabgesetzt, sodass es zum teilweisen Absterben bestimmter Teile der Organe kommen kann. Es entstehen Herzinfarkte, Schlaganfälle, retinale Infarkte (Auge) oder Mesenterialinfarkte (Darminfarkt).

Oft entwickeln sich Thromboembolien plötzlich wie aus heiterem Himmel und ohne vorherige Symptome. Nur bei ausgedehnten Thrombosen bestehen bereits längere Zeit vorher Symptomatiken, die auf Durchblutungsstörungen wichtiger Venen oder Arterien zurückgeführt werden können.

Ursachen

Voraussetzung für eine Thromboembolie ist immer das Vorliegen einer Thrombose. Dabei handelt es sich um eine Gefäßerkrankung, die zur Bildung eines Blutgerinnsels führt. Am meisten sind die tiefen Beinvenen von Thrombosen betroffen. Die gleichen Ursachen können aber auch in den Armvenen oder verschiedenen Arterien (Schlagadern) Thrombosen hervorrufen.

Wenn jedoch von Thrombose gesprochen wird, ist in der Regel die Thrombenbildung in den Beinvenen gemeint. Insgesamt sind drei Hauptfaktoren für die Entwicklung von Thrombosen verantwortlich. Dazu zählen Schäden an der Gefäßwand, verringerte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes sowie dessen veränderte Viskosität. Die Gefäßwände können durch chronische Entzündungen geschädigt werden.

Große Risiken für entzündliche Prozesse in den Gefäßen stellen Diabetes, Arteriosklerose, Autoimmunreaktionen sowie das Rauchen dar. Dabei entstehen raue Stellen an den Gefäßwänden, an denen sich kleinere Blutgerinnsel festsetzen, die sich normalerweise im Blut ständig bilden. An diese festgesetzten Thromben lagern sich Weitere an, bis das Blutgefäß ganz verschließt oder ein Thrombus in Form einer Thromboembolie durch den Blutkreislauf geschwemmt wird.

Eine Veränderung der Strömungsgeschwindigkeit findet unter anderem an Stellen statt, wo es zu Verwirbelungen kommen kann. Bei Arterien findet das beispielsweise bei der Aufteilung Größerer in mehrere kleinere Arterien statt. Aber auch in Krampfadern oder an Aneurysmen wird die Fließbewegung des Blutes behindert. Auch dort bilden sich oft Thromben, besonders nach langem Liegen oder ungewöhnlicher Beinstellung bei Bus- oder Flugzeugreisen.

Auch der Überschlag der Beine kann den Blutfluss stören. Wenn sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes aufgrund einer Blutverdickung etwa durch eine Dehydratation verlangsamt, kann sich ebenfalls eine Thrombose entwickeln. Unabhängig von diesen Ursachen gibt es noch genetisch bedingte Blutgerinnungsstörungen, die zu einer verstärkten Blutgerinnung führen und damit das Risiko für eine Thrombose erhöhen können.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die venöse Thromboembolie verursacht in der Regel eine Lungenembolie, die auch tödlich verlaufen kann. Dabei gelangen Blutgerinnsel aus den tiefen Beinvenen in die Lungenarterien und verstopfen diese. Wenn der Blutfluss fast vollständig unterbrochen wird, gelangt kaum noch Blut in die linke Herzkammer. Damit ist die Sauerstoffversorgung vieler Körperorgane gefährdet.

Als Symptome treten plötzliche Luftnot, Herzrhythmusstörungen, Bluthusten, Beinschwellungen, Schmerzen im Brustbereich und in sehr schweren Fällen Kreislaufstillstand auf. Kleinere Lungenembolien können symptomlos verlaufen, führen aber über längere Zeit zu chronischen Lungenhochdruck und Herzinsuffizienz.

Arterielle Thromboembolien betreffen einzelne Organe. Durch Blutgerinnsel bedingte Durchblutungsstörungen können Infarkte des Herzens, des Gehirns (Schlaganfall), der Augen, der Nieren oder des Darms auslösen. Die Symptome sind abhängig vom betroffenen Organ.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Thrombosen können unter anderen durch Blutuntersuchungen auf D-Dimere diagnostiziert werden. Das sind Abbauprodukte von Thromben. Allerdings ist diese Untersuchung nicht spezifisch genug, um sie als zweifelsfreien Beweis für eine Thrombose heranzuziehen. Eine Venenthrombose wird aber heute über eine Ultraschalluntersuchung festgestellt und über eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmitteln bestätigt.

Komplikationen

Thromboembolien sind gefährliche Störungen und können sehr schwere Komplikationen nach sich ziehen. Hat der Patient eine Thrombose überstanden, bleibt oftmals eine teilweise oder sogar vollständig verschlossene Vene zurück, die zu einem Blutrückstau in den betroffenen Gliedmaßen führen kann. Der erhöhte Venendruck bedingt längerfristig oftmals die Entwicklung von Krampfadern sowie von Schwellungen und Hautveränderungen am Unterschenkel, die sich bräunlich verfärben können.

Auch die Bildung von Geschwüren im Knöchelbereich ist möglich. Diese Begleiterscheinungen werden als postthrombotisches Syndrom bezeichnet und können die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen. Die Gefahr für eine solche Entwicklung besteht auch dann, wenn ein Blutgerinnsel vom Körper zwar langsam abgebaut wird, es bei diesem Prozess aber zur Zerstörung der empfindlichen Venenklappen kommt.

In diesen Fällen ist der Blutfluss zurück zum Herzen nur noch im Liegen ungehindert möglich. Im Sitzen und vor allem im Stehen sackt das Blut dagegen in die Beine zurück. Je nachdem wie stark die Venenklappenschädigung bereits ist, schwellen die betroffenen Gliedmaßen tagsüber regelmäßig deutlich an. Es bilden sich Ödeme.

Mit solchen Komplikationen ist insbesondere dann zu rechnen, wenn der Patient die Thromboembolie nicht ernst nimmt oder diese aus anderen Gründen nicht fachgerecht ärztlich behandelt wird. Die schlimmste Komplikation, die mit einer tiefen Venenthrombose einhergehen kann, ist eine Lungenembolie. In diesem Fall droht ein plötzlicher Herzstillstand mit Todesfolge.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Thromboembolie stellt eine medizinische Notfallsituation dar. Es wird ein Rettungsdienst benötigt, um das Überleben des Betroffenen zu sichern. Bei Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus, einer plötzlichen Atemnot sowie Schmerzen im Bereich der Brust muss ein Arzt gerufen werden. Kommt es zu Schwellungen an den Gliedmaßen, einem blutigen Auswurf oder einer inneren Schwäche, besteht akuter Handlungsbedarf. Bei einer Thromboembolie müssen anwesende Personen schnell und professionell reagieren. Maßnahmen der Ersten Hilfe sind notwendig, um das Überleben des Betroffenen zu sichern.

Störungen der Durchblutung, Krämpfe oder Beeinträchtigungen der körperlichen Funktionen weisen auf eine gesundheitliche Unregelmäßigkeit hin. Verfärbungen der Haut, die Bildung von Krampfadern sowie Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten sind untersuchen und behandeln zu lassen. Können sportliche oder alltägliche Verpflichtungen nicht mehr wie gewohnt erfüllt werden, besteht bereits Handlungsbedarf. Es handelt sich hierbei um Warnsignale des Organismus, denen nachgegangen werden sollte. Sensibilitätsstörungen, Kopfschmerzen oder Unregelmäßigkeiten des Kreislaufs sind untersuchen und behandeln zu lassen.

Unregelmäßigkeiten der Gedächtnistätigkeit, Herzrasen oder Gangunsicherheiten weisen ebenfalls im Anfangsstadium der Erkrankung auf eine gesundheitliche Unstimmigkeit hin. Ein Gefühl der inneren Schwere, Störungen der Muskeltätigkeit oder ein allgemeines Unwohlsein sollten einem Arzt vorgestellt werden. Weitere Untersuchungen werden benötigt, damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird.

Behandlung & Therapie

Eine Lungenembolie bedarf in vielen Fällen einer Notfallbehandlung zur Lebensrettung. Dazu ist für eine ausreichende Beatmung zu sorgen. Gleichzeitig ist die Gabe von Blutgerinnungshemmern wie Heparin, Warfarin oder Phenprocoumon notwendig. Beim Auftreten von Schocksymptomen muss der Kreislauf stabilisiert werden.

Des Weiteren werden die Thromben in akuten Fällen im Rahmen einer Lysetherapie (Auflösung durch Enzyme) aufgelöst oder durch mechanisches Zertrümmern über die Kathetertechnik zerstört. Auch nach der Akutbehandlung sollten die Gerinnungshemmer noch einige Monate oder in speziellen Fällen sogar lebenslang verabreicht werden. Auch bei den arteriellen Thromboembolien kommt die Lysetherapie, die Wiedereröffnung der Blutgefäße mittels Kathetertechnik oder die Thrombektomie (chirurgische Entfernung des Thrombus) zur Anwendung.

Vorbeugung

Einer Thromboembolie kann durch eine gesunde Lebensweise vorgebeugt werden. Dadurch werden die Risikofaktoren Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Arteriosklerose reduziert. Zu einer gesunden Lebensweise gehören ausgewogene Ernährung, viel Bewegung, Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie Vermeidung von Stress und Übergewicht.

Nach Operationen oder Unfällen sollte eine schnelle Mobilisierung angestrebt werden, um das Risiko für eine Thrombenbildung so gering wie möglich zu halten. Bei vorliegenden Gerinnungsstörungen hat sich zur Vorbeugung vor arteriellen Thromboembolien die Gabe von Clopidogrel oder Acetylsalicylsäure bewährt.

Das können Sie selbst tun

Der wichtigste Punkt ist die Vermeidung eines Blutstaus. Dabei helfen vor allem eine abgestimmte Ernährung und Bewegung. Täglich sollten Betroffene mindestens 30 Minuten spazieren gehen und das mindestens fünfmal in der Woche. Außerdem sollte besonders bei sitzenden Tätigkeiten alle zwei bis drei Stunden für zehn Minuten aufgestanden und etwas gegangen werden. Empfehlenswert sind zudem mehrmals in der Woche Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren oder leichtes Joggen.

Auch einfache Fuß- und Beinübungen jeden Morgen für 15 Minuten helfen. Betroffen kann aber auch durch die richtige Ernährung geholfen werden. Besonders Lebensmittel, mit reichlich Vitamin E sind empfehlenswert. Vitamin E enthält gerinnungshemmende Eigenschaften. Diese helfen Blutgerinnsel zu verhindern. Das Vitamin hemmt dabei die Thrombozytenaggregation und bekämpft somit die Auswirkungen von Gerinnungsfaktoren. Zudem spielt Ingwer eine wichtige Rolle. Er enthält ein natürliches Salicylat und kann damit Vitamin K blockieren, wodurch das Blut verdünnt wird. Er fördert außerdem die Durchblutung in den Gefäßen.

Zusätzlich ist es ratsam hohen Cholesterinwerten vorzubeugen. Denn diese verursachen Plaqueansammlungen und hemmen somit die Durchblutung. Auch der Wirkstoff Capsaicin, der im Cayennepfeffer enthalten ist, fördert die Durchblutung. Er stärkt die Kapillaren und Arterien. Ein weiteres großartiges Naturheilmittel ist Apfelessig. Dieser verbessert Blutzirkulation sowie Durchblutung und reduziert so die Gerinnung des Blutes.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

Das könnte Sie auch interessieren