Acute Respiratory Distress Syndrome

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Acute Respiratory Distress Syndrome verstehen die Mediziner ein akutes Lungenversagen des Patienten. Diese plötzlich auftretende Atemnot ist auch unter der Kurzbezeichnung ARDS bekannt. Der Erkrankung muss eine identifizierbare und nichtkardiale Ursache zugrunde liegen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Acute Respiratory Distress Syndrome?

Unter Acute Respiratory Distress Syndrome verstehen die Mediziner ein akutes Lungenversagen des Patienten.

Diese sogenannte Schocklunge wird durch eine Entzündung des Lungengewebes verursacht, das durch unterschiedliche Einwirkungen hervorgerufen werden kann. Die Folge bei nicht rechtzeitiger Behandlung können sein: Schockzustände, Bewusstlosigkeit bis hin zu Organversagen und Herzversagen.

Acute Respiratory Distress Syndrome bezeichnet die starke Reaktion der Lunge auf unterschiedliche schädigende Faktoren. Die Erkrankung Acute Respiratory Distress Syndrome ist durch eine multifaktoriell bedingte Schädigung der Lunge mit einer Ausbildung eines Lungenödems und einer konsekutiven Oxygenationsstörung gekennzeichnet.

Das akute Lungenversagen, die so genannte Schocklunge, beschreibt eine plötzliche Atemnot, die durch eine Lungenschädigung verursacht wird. Der Betroffene bekommt sehr schlecht Luft, wodurch der Kohlendioxidanteil im Blut zunimmt und der Sauerstoffanteil abnimmt. Zu den möglichen Folgen einer nicht rechtzeitigen Behandlung gehören: Bewusstlosigkeit, Schockzustände bis hin zum Versagen von Organen und des Herzens.

Ursachen

Die Ursache für Acute Respiratory Distress Syndrome liegt in einer Entzündung des Lungengewebes, die durch unterschiedliche Einwirkungen verursacht werden kann. Die Vorerkrankungen können recht verschieden sein, beispielsweise eine Lungenentzündung, Verletzungen, Vergiftungen. Zu den Hauptursachen gehören das Einatmen schädigender Stoffe, beispielsweise Rauch oder das Ansaugen von verschiedenen Stoffen, zum Beispiel Magenflüssigkeit.

Indirekte Einwirkungen wie Gerinnungsstörungen oder Verletzungen können zu Acute Respiratory Distress Syndrome führen. Daraus resultiert ein Lungenödem, denn innerhalb der Lungenbläschen vergrößert sich die Durchlässigkeit der Blutgefäße. Dies führt in einigen Gefäßbereichen des Lungengewebes zu einem Druckabfall. Gleichzeitig erfolgt in anderen Teilen ein Duckanstieg. Zudem treten Eiweißstoffe aus, wodurch die Sauerstoffversorgung des Blutes erheblich abnimmt und der Kohlendioxidgehalt zunimmt.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Acute Respiratory Distress Syndrome entwickelt sich in den meisten Fällen etwa 24 bis 48 Stunden, nachdem die ursprüngliche Verletzung oder Krankheit erfolgte. Der Betroffene erlebt zunächst eine Kurzatmigkeit, die in der Regel mit einer schnellen, flachen Atmung einhergeht. Der Arzt kann mit einem Stethoskop ein Knistern oder Keuchen in der Lunge hören.

Aufgrund des niedrigen Sauerstoffgehalts im Blut kann sich die Haut fleckig oder blau (Zyanose) zeigen. In anderen Organen, beispielsweise im Herzen und Gehirn, kann es zu Fehlfunktionen kommen, zum Beispiel eine schnelle Herzfrequenz, Herzrhythmusstörungen, eine Verwirrung und Lethargie.

Diagnose & Verlauf

Acute Respiratory Distress Syndrome, das akute Lungenversagen, beginnt meist mit den folgenden Symptomen: Aufgrund der Schädigung des Lungengewebes verspürt der Patient zunächst eine erschwerte Atmung. Er beginnt, schneller zu atmen, damit er dieser entgegenhalten kann. Dies führt zum Hyperventilieren.

Die Lippen und Fingernägel können sich nach einiger Zeit blau färben. Mediziner unterscheiden zwischen drei Phasen:

  • In der ersten Phase erfolgt aufgrund der Schädigung des Gewebes der biochemische Prozess.
  • In der zweiten Phase verstärken sich die Symptome. Dadurch verfügt der Betroffene in der dritten Phase lediglich noch über ein Lungenvolumen, das einem Säugling entspricht.

Durch die Entzündung hat der Großteil des Lungengewebes seine Tätigkeit eingestellt. Je nach Ausmaß kann der niedrige Sauerstoffgehalt verschiedene Folgen haben, die von einer Bewusstlosigkeit, einem Schock über einem Organversagen bis hin zum Herzversagen reichen können. Der Arzt stellt die Diagnose von ARDS meist hinsichtlich der Vorerkrankung.

Beim Abhören der Lunge zeigen sich erste Anzeichen, denn hierbei wird ein Rasselgeräusch wahrgenommen. Eine anschließende Röntgenuntersuchung kann eine genauere Diagnose liefern. Diese zeigt in den Lungenbläschen eventuelle Einlagerungen, die ein deutlicher Hinweis auf eine beginnende Schocklunge sein können.

Komplikationen

Das Atemnotsyndrom des Erwachsenen (Acute Respiratory Distress Syndrome), häufig auch als Schocklunge bezeichnet, geht mit einer extremen Entzündungsreaktion der Lungen und des Lungengewebes einher. Diese verursacht eine pathologische Reaktionskette, die zu einer Reihe von Komplikationen führt.

Zunächst bildet sich aufgrund der entzündungsbedingten Lungenschädigung oftmals ein Lungenödem. Ursächlich ist die Steigerung der Durchlässigkeit (Permeabilität) der Kapillaren. Diese Entzündungsreaktion führt außerdem zur Einwanderung von bestimmten weißen Blutkörperchen, die lytische Enzyme und Sauerstoffradikale freisetzen und so die ursprüngliche Entzündung noch verstärken.

Wird der Patient nicht oder nicht erfolgreich behandelt, bedingen diese Entzündungsmediatoren in der nächsten Stufe, das sich die Durchlässigkeit der Kapillaren weiter erhöht. Dies hat häufig ein alveoläres, also ein die Lungenbläschen betreffendes, Ödem zur Folge. In der nächsten Stufe wird der Surfactant, eine Art schützende Substanz auf den Lungenbläschen, zerstört.

Dies führt zu weiteren schweren Komplikationen. In der Regel ist eine Atelektase, also ein Belüftungsdefizit der Lunge oder einzelner Teilbereiche der Lunge, die Konsequenz. Dadurch wird die Sauerstoffanreicherung des Blutes und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns und anderer Organe extrem verschlechtert.

In diesem Stadium verläuft das Atemnotsydrom meist tödlich. Überlebt der Patient, kommt es beim Heilungsprozess meist zu weiteren Komplikationen. Häufig kann der Körper das zerstörte Lungengewebe nur durch Bindegewebe ersetzen. Die Sauerstoffversorgung des Körpers wird dadurch dauerhaft gemindert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem akuten "Respiratory Distress"-Syndrom, also akuter Atemnot durch ein beginnendes Lungenversagen, ist ein sofortiger Arztbesuch bzw. das umgehende Rufen des Notarztes unerlässlich. Es handelt sich um ein relativ plötzlich eintretendes Lungenversagen, das sofort behandelt werden muss. Die sogenannte Schocklunge kann unbehandelt binnen kurzer Zeit zum Tode führen.

Beim Acute Respiratory Distress Syndrome handelt es sich um eine dramatische Notsituation. Der Betroffene wird durch die schockartig einsetzende Atemnot vermutlich schnell bewusstlos. Ohne medizinische Hilfe wird der Patient diese Notlage nicht überstehen können.

Zum einen muss der Betroffene sofort beatmet werden, damit der Kohlendioxidanteil im Blut sinkt. Zum anderen muss möglichst schnell die Ursache des Acute Respiratory Distress Syndromes ermittelt werden. Das kann am besten in einer Klinik geschehen, wo dem Betroffenen jede medizinische Hilfe gewährt wird, die er benötigt.

Möglicherweise sind dem behandelnden Arzt Vorerkrankungen bekannt, die als Auslöser infrage kommen. Ansonsten ist für die Anamnese die Aussage von Anwesenden wichtig, die wissen, was in den 24 - 48 Stunden vor dem Eintreten der Atemnot und dem Lungenversagen geschehen ist. Schnelles Handeln ist beim Acute Respiratory Distress Syndrome besonders wichtig, damit die versagende Lunge nicht schlimmer geschädigt wird. Es ist zu erwarten, dass es bei Verzögerungen zu Komplikationen kommt.

Behandlung & Therapie

Die Therapie von Acute Respiratory Distress Syndrome erfolgt intensiv medizinisch. Innerhalb von wenigen Stunden kann die Erkrankung zur respiratorischen Dekompensation mit einem Beatmungsbedarf führen. Die Dekompensation tritt ein, wenn ein Körper die Defekte, die durch eine Erkrankung entstanden sind, nicht mehr ausgleichen kann. An erster Stelle gilt es, die auslösende Ursache zu therapieren und die maschinelle Beatmung frühzeitig einzusetzen.

Bei der Beatmung der Patienten steht häufig nur eine geringe Druckamplitude zur Verfügung, um das Atemzugvolumen zu verschieben. Als Folge kann eine Hyperkapnie auftreten. Im Einzelfall muss diese toleriert werden. Patienten mit einem erhöhten Hirndruck stellen jedoch eine absolute Kontraindikation dar. Zu den Therapiemöglichkeiten, um die Hyperkapnie zu vermeiden, gehören die Hochfrequenzoszillation sowie die extrakorporale Lungenunterstützung mit einer Herz-Lungen-Maschine.

Aufgrund der erhöhten Thrombosegefahr bei einer Immobilisation sollte eine Low-dose-Heparinisierung begleitend erfolgen. Falls dies möglich ist, wird der Patient enteral über einen zentralvenösen Katheter oder eine Magensonde ernährt. Oftmals müssen beide Ernährungsformen angewendet werden. Die Therapie erfordert einen intensiv medizinischen Aufwand. Im späten Verlauf kann im Stadium der Ausheilung durch die Verabreichung von Glucocorticoide die Lungenfibrose vermindert werden.

Aussicht & Prognose

Das Acute Respiratory Distress Syndrome stellt einen sehr schwerwiegenden und gefährlichen Zustand für den Patienten dar und führt in der Regel ohne Behandlung zum Tode. Es kommt dabei zu starken Atembeschwerden, welche oft von einer Panikattacke begleitet werden. Weiterhin kann es ohne Behandlung zu einem direkten Versagen der Lunge kommen. Hierdurch werden Organe nicht mit genügend Sauerstoff versorgt und können beschädigt werden. Im schlimmsten Falle kommt es dabei zum Herzstillstand. Bei den meisten Patienten kommt es durch das Acute Respiratory Distress Syndrome auch zur Hyperventilation und weiterhin zu einem Bewusstseinsverlust.

Der weitere Verlauf der Krankheit hängt sehr stark von der Ursache des Acute Respiratory Distress Syndrome und von seiner Behandlung ab. Durch eine akute Behandlung durch den Notarzt können die meisten Beschwerden gelindert und der Patient gerettet werden. Ohne Behandlung kommt es nach einigen Minuten zum Tode des Patienten. Sollte die Versorgung der Luft für einige Minuten unterbrochen worden sein, so können sich verschiedene Schäden an den Organen ausgebildet haben. In einigen Fällen kommt es dadurch zu Lähmungen oder zu Spastiken.


Vorbeugung

Die optimale Möglichkeit, um die Erkrankung Acute Respiratory Distress Syndrome zu verhindern ist die Grunderkrankung, die zum akuten Lungenversagen führen kann, intensiv zu behandeln. Dies ist unbedingt erforderlich, damit sie nicht zur Störung der Atmung führt. Wenn dennoch ein Lungenversagen eintritt, ist es wichtig, dass dieses rechtzeitig erkannt wird, um ernsthafte Folgen zu verhindern.

Daher ist es sehr wichtig, dass der Arzt schon bei den ersten Anzeichen der Atemnot, für die es keine Erklärung gibt, eine Schocklunge in Betracht zieht. Die Schocklunge ist eine akute, lebensgefährliche Schädigung der Lunge. Daher sollte bei ungewöhnlichen Symptomen stets ein Mediziner aufgesucht werden, der die Ursachen für die Beschwerden feststellt.

Nachsorge

Akutes Lungenversagen ist immer eine lebensbedrohliche Erkrankung. Patienten mit einem Acute Respiratory Distress Syndrome erleben wegen der Dramatik des Geschehens nur selten, dass eine medizinische Nachsorge notwendig wird. Eine hohe Zahl der Betroffenen verstirbt infolge von Multiorganversagen. Oftmals liegt zeitgleich ein systemischer Entzündungsprozess - ein Systemic Inflammatory Response Syndrome oder SIRS - vor.

Das Acute Respiratory Distress Syndrome kann in drei Schweregraden vorliegen. Diese werden unterschiedlich intensiv behandelt. Die Ursachen für ALRS sind zahlreich. Entsprechend können bei leichten Acute Respiratory Distress Syndromen andere Nachsorgemaßnahmen benötigt werden als bei einem mittelschweren. Bei schweren Fällen mit einer fortgeschrittenen Sepsis, nach schweren Brandverletzungen oder einem Schädel-Hirn-Trauma ist der Tod fast immer unausweichlich.

Zum Teil kann auch ein schon fortgeschrittenes Acute Respiratory Distress Syndrome durch Selbstheilungsmechanismen des Organismus überlebt werden. Doch es bleiben trotz aller intensivmedizinischen Interventionen bei den überlebenden Betroffenen meistens schwere Lungenschäden nach. Diese bedürfen der permanenten Nachbetreuung. Die Betroffenen sind nach dem Überleben des Acute Respiratory Distress Syndromes oft beatmungspflichtig. Sie sind deutlich anfälliger für eine Lungenentzündung, Lungenfibrosen oder eine Blutvergiftung.

Die Sterberate liegt zwischen 55 und 70 Prozent. Dauerhaft bettlägerige ARDS-Patienten sind gegenüber dem Entstehen von Thrombosen und Embolien wenig geschützt. Die Nachsorge muss den hohen Gefährdungsgrad der Betroffenen berücksichtigen.

Das können Sie selbst tun

Personen, die an einem akuten Atemnotsyndrom leiden, müssen umgehend von einem Notarzt behandelt werden. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes muss der Betroffene in die Bauchlage gebracht und beruhigt werden. Bei einem Atem- oder Herzstillstand sind Wiederbelebungsmaßnahmen zu ergreifen, etwa eine Mund-zu-Mund-Beatmung oder der Einsatz eines Defibrillators.

Bei dem Acute Respiratory Distress Syndrome handelt es sich um ein schwerwiegendes Syndrom, welches in jedem Fall einer ärztlichen Behandlung bedarf. Der Betroffene muss nach dem Notfall einige Zeit im Krankenhaus verbringen. Bei einem positiven Verlauf kann einige Tage bis Wochen nach dem Eingriff wieder mit leichter körperlicher Betätigung begonnen werden. Begleitend dazu gilt es, die Ursachen für den medizinischen Notfall zu ermitteln und zu beheben.

Da es sich bei dem akuten Atemnotsyndrom immer um die Konsequenz einer langwierigen Erkrankung oder eines schweren Unfalls handelt, konzentriert sich die Behandlung auf die symptomatische Therapie, da eine ursächliche Behandlung in der Regel nicht mehr möglich ist. Die kurativen oder palliativmedizinischen Maßnahmen können durch Allgemeinmaßnahmen wie Krankengymnastik, eine Diät und Gespräche mit einem geeigneten Therapeuten unterstützt werden.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Schäfer, S., Kirsch, F., Scheuermann, G., Wagner, R.: Fachpflege Beatmung. Urban & Fischer, München 2011
  • Wilhelm, W.: Praxis der Intensivmedizin. Springer, Berlin 2013

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