Almotriptan

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Almotriptan

Bei Almotriptan handelt es sich um ein Akut-Medikament gegen Migräne. Das von der spanischen Pharma-Firma Almirall produzierte Arzneimittel wird in Deutschland von unterschiedlichen Firmen angeboten und ist in Apotheken auch rezeptfrei erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Almotriptan?

Bei Almotriptan handelt es sich um ein Akut-Medikament gegen Migräne.

Als gefäßverengender, schmerzlindernder und entzündungshemmender Wirkstoff der Gruppe der Triptane dient Almotriptan zur akuten Behandlung von Migräne mit und ohne Aura. Zur vorbeugenden Behandlung eignet es sich nicht.

Die Wirkweise basiert auf dem Agonismus an den Serotonin-5-HT1-Rezeptoren. Almotriptan steht erst seit 2009 als zweites rezeptfreies Triptan zur Verfügung. Bis dahin gab es für die Selbstmedikation ausschließlich Naratriptan.

Wegen ihres guten Nutzen-Risiko-Verhältnisses wurde für beide Wirkstoffe die Rezeptpflicht aufgehoben. Dennoch wird weiter empfohlen, bei anhaltenden Kopfschmerzen über 24 Stunden sowie beim Auftreten weiterer Beschwerden einen Arzt aufzusuchen.

Almotriptan wird oral mit Flüssigkeit eingenommen und ist in Tablettenform im Handel. Die Bioverfügbarkeit beträgt 70 %. Der Abbau geschieht in der Leber. Die Halbwertzeit beträgt circa 3 - 4 Stunden. Almotriptan hat sich als gut verträglich erwiesen.

Pharmakologische Wirkung

Das zu den Triptanen zählende Medikament Almotriptan wirkt direkt am Schmerzort auf die Blutgefäße im Gehirn vasokonstriktorisch (gefäßverengend). Migräneschmerz ist vasodilatatorisch (gefäßerweiternd) bedingt.

Durch das Engerstellen der Blutgefäße mittels Almotriptan lässt nicht nur der Schmerz nach. Auch die vielfach im Zusammenhang mit Migräne beklagten zusätzlichen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit bleiben aus. Daneben bewirkt Almotriptan, dass die Menge der ausgeschütteten Entzündungsbotenstoffe zurückgeht. Die erste Schmerzlinderung setzt ungefähr eine halbe Stunde nach Einnahme ein. Der charakteristische Mechanismus der Wirkung von Almotriptan bedeutet allerdings, dass das Medikament bei Kopfschmerzen anderer Genese nicht hilft.

Als Vorbeugungsmittel gegen Migräneanfälle lässt sich Almotriptan nicht einsetzen. Wohl aber zeigt es eine gute Wirkung, wenn es bereits gleich zu Anfang einer Migräne bei noch leichten Kopfschmerzen mit etwas Flüssigkeit eingenommen wird. Auf diese Weise lassen sich Stärke und Dauer der Migräneattacken wesentlich besser beeinflussen, als dies bei einer fortgeschrittenen Migräne mit entsprechend mittleren oder schweren Schmerzen der Fall ist.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Obwohl es für das Entstehen einer Migräne noch keine vollständige Erklärung gibt, ist Almotriptan eine gute Wahl zur Therapie. Die gute Verträglichkeit des Wirkstoffs ist ein weiteres überzeugendes Argument für die Verordnung dieses Arzneimittels.

Migräneanfälle treten bei Betroffenen kaum einmalig auf, sondern sind als wiederkehrende Begleiter zu betrachten. Dabei treten Migräneattacken häufig unverhofft auf mit gravierenden Folgen im privaten wie beruflichen Leben. Als Akutmedikament stellt Almotriptan daher eine effektive Hilfe dar. Vorbeugen lässt sich damit jedoch nicht.

Tritt ein Migräneanfall auf, sollte Almotriptan umgehend eingenommen werden. Es wurde speziell auf eine gezielte Wirkung auf die Hirnhautblutgefäße hin entwickelt. Dort hemmt es laufende Entzündungsvorgänge und stellt die bei einer Migräne für den Schmerz verantwortlichen weitgestellten Blutgefäße enger. Das Wissen um die zuverlässige und rasch eintretende Wirkung von Almotriptan bedeutet für die Erkrankten eine zusätzliche Erleichterung.

Seinen Beinamen „Alleskönner“ verdankt Almotriptan seinen außergewöhnlichen Therapieerfolgen. So gaben in einer Befragung rund zwei Drittel der Personen eine deutliche Schmerzreduktion innerhalb der nächsten 2 Stunden nach Einnahme an. Etwa ein Drittel der Befragten gab sogar komplette Schmerzfreiheit an.

Bereits nach rund 30 Minuten ist eine erste Linderung der Schmerzen zu spüren. Hinzu kommt, dass die Wirkung von Almotriptan auch im Langzeitverlauf nicht nachlässt und sogenannte Wiederkehrkopfschmerzen bei Patienten mit 18 - 27 % unter einer Medikation mit Almotriptan deutlich seltener auftraten als bei Behandlungen mit alternativen Medikamenten.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Almotriptan, einem Medikament zur akuten Behandlung von Migräne, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten.

Almotriptan sollte so früh wie möglich nach dem Einsetzen der Migränesymptome eingenommen werden, um die beste Wirkung zu erzielen. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 12,5 mg. Diese Dosis kann mit einem Glas Wasser eingenommen werden.

Wenn die Migräne nach der ersten Dosis nicht vollständig abgeklungen ist oder wiederkehrt, kann eine zweite Dosis eingenommen werden, jedoch erst nach mindestens 2 Stunden. Die maximale empfohlene Tagesdosis beträgt 25 mg, also zwei Tabletten à 12,5 mg innerhalb von 24 Stunden.

Es ist wichtig, die Anwendung von Almotriptan nicht zu übertreiben, da dies zu einer Übergebrauchs-Kopfschmerz führen kann. Patienten sollten nicht mehr als vier Migräneanfälle pro Monat mit Almotriptan behandeln, es sei denn, ihr Arzt rät dazu.

Patienten mit leichten bis mittelschweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen können Almotriptan einnehmen, sollten jedoch die empfohlene Dosis von 12,5 mg nicht überschreiten. Bei schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung ist die Anwendung kontraindiziert.

Almotriptan darf nicht gleichzeitig mit anderen Migränemitteln, insbesondere anderen Triptanen oder Ergotaminpräparaten, eingenommen werden, da dies das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen kann.

Es sollte auch Vorsicht bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einem hohen Risiko für solche Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen) angewendet werden, da Triptane vasokonstriktive Eigenschaften haben und zu Herzproblemen führen können.

Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit und Schläfrigkeit sind möglich. Patienten sollten gewarnt werden, dass Almotriptan ihre Fähigkeit, Fahrzeuge zu führen oder Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen kann.

Regelmäßige ärztliche Überwachung und eine gründliche Anamnese sind wichtig, um die sichere Anwendung von Almotriptan zu gewährleisten und mögliche Nebenwirkungen oder Kontraindikationen zu erkennen.

Risiken & Nebenwirkungen

So hilfreich Almotriptan für die meisten Migränepatienten ist, darf es bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und bei bestimmten Erkrankungen nicht eingenommen werden.

Kontraindikationen bestehen für eine schwere Funktionsstörung der Leber und bei bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Gefäßerkrankungen. Dazu darf es nicht gemeinsam mit Ergotamin und Ergotaminderivaten oder anderen 5-HT1B/1D-Agonisten (Triptanen) verwendet werden, da dies leicht zu einer Wirkungsverstärkung führt.

Die Einnahme von Almotriptan kann Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen hervorrufen. Als weitere Nebenwirkungen können auftreten: Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Mundtrockenheit, Engegefühl im Hals, Durchfall, Schwäche, Muskel- und Knochenschmerzen, Brustschmerzen, Parästhesien und Herzklopfen.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Almotriptan betreffen mehrere gesundheitliche Zustände und Faktoren, die das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen erhöhen können. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Almotriptan oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments.

Patienten mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie koronarer Herzkrankheit, Angina pectoris, Myokardinfarkt oder zerebrovaskulären Erkrankungen, sollten Almotriptan nicht verwenden. Dies liegt daran, dass Almotriptan vasokonstriktive Eigenschaften hat, die das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöhen können.

Eine weitere wichtige Kontraindikation ist das Vorliegen von unkontrolliertem Bluthochdruck. Da Almotriptan die Blutgefäße verengen kann, könnte es bei diesen Patienten zu einem gefährlichen Anstieg des Blutdrucks führen.

Patienten mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sollten Almotriptan nicht einnehmen, da das Medikament in diesen Fällen nicht sicher metabolisiert und ausgeschieden wird.

Almotriptan darf nicht gleichzeitig mit anderen Migränemitteln der gleichen Klasse, wie anderen Triptanen, oder Ergotaminpräparaten verwendet werden, da dies das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen, wie Bluthochdruck und koronare Vasospasmen, erhöhen kann.

Patienten mit einer Vorgeschichte von Schlaganfall oder transitorischer ischämischer Attacke (TIA) sollten Almotriptan ebenfalls nicht verwenden, da die vasokonstriktiven Eigenschaften des Medikaments das Risiko eines erneuten Schlaganfalls erhöhen könnten.

Almotriptan ist auch kontraindiziert bei Patienten mit basilarer oder hemiplegischer Migräne, da diese Formen der Migräne mit einem höheren Risiko für zerebrovaskuläre Komplikationen verbunden sind.

Schwangere und stillende Frauen sollten Almotriptan nur verwenden, wenn der potenzielle Nutzen das Risiko für den Fötus oder das Neugeborene überwiegt. Eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung durch den behandelnden Arzt ist in diesen Fällen erforderlich.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Almotriptan bestehen mehrere wichtige Interaktionen mit anderen Medikamenten, die die Sicherheit und Wirksamkeit beeinflussen können.

Eine bedeutende Interaktion tritt bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Triptanen oder Ergotaminpräparaten auf. Diese Kombination kann zu einem erhöhten Risiko für vasospastische Reaktionen und schwere Bluthochdruckkrisen führen. Daher sollten solche Medikamente nicht innerhalb von 24 Stunden nach Einnahme von Almotriptan verwendet werden.

Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) wie Phenelzin oder Tranylcypromin können die Plasmaspiegel von Almotriptan erhöhen, indem sie dessen Metabolisierung hemmen. Almotriptan sollte daher nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern eingenommen werden und mindestens zwei Wochen nach Absetzen eines MAO-Hemmers sollte eine Einnahme von Almotriptan vermieden werden.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) können in Kombination mit Almotriptan das Risiko eines Serotonin-Syndroms erhöhen. Dieses Syndrom ist gekennzeichnet durch Symptome wie Verwirrtheit, Hyperthermie, Tachykardie, und erhöhte Reflexe und kann lebensbedrohlich sein.

Die gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol oder Ritonavir kann die Plasmakonzentration von Almotriptan erhöhen, was das Risiko für Nebenwirkungen verstärkt. Bei gleichzeitiger Anwendung dieser Inhibitoren sollte eine Dosisanpassung und engmaschige Überwachung erfolgen.

Johanniskraut, ein pflanzliches Mittel, das häufig zur Behandlung von Depressionen verwendet wird, kann die Metabolisierung von Almotriptan beeinflussen und dessen Wirksamkeit verringern. Patienten sollten informiert werden, dass sie Johanniskraut meiden sollten, während sie Almotriptan einnehmen.

Es ist auch wichtig, die Kombination von Almotriptan mit blutdrucksenkenden Medikamenten zu überwachen, da Almotriptan selbst eine blutdrucksteigernde Wirkung haben kann.

Die Patienten sollten gründlich über mögliche Wechselwirkungen aufgeklärt werden, um eine sichere Anwendung von Almotriptan zu gewährleisten und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Almotriptan nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Migräneanfälle zu behandeln.

Andere Triptane: Es gibt mehrere Triptane, die als Alternativen zu Almotriptan verwendet werden können, darunter Sumatriptan, Rizatriptan, Zolmitriptan und Eletriptan. Diese Medikamente wirken ähnlich wie Almotriptan, indem sie die Blutgefäße im Gehirn verengen und die Freisetzung bestimmter neuroaktiver Substanzen hemmen. Jeder Triptan hat ein unterschiedliches Wirksamkeits- und Nebenwirkungsprofil, und Patienten können möglicherweise besser auf einen anderen Triptan ansprechen.

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): Medikamente wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac können wirksam bei der Linderung von Migräneschmerzen sein. Sie wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd und sind eine häufige Wahl bei leichten bis mittelschweren Migräneanfällen.

Ergotamine: Dihydroergotamin ist ein weiteres Medikament, das zur Behandlung akuter Migräne eingesetzt werden kann. Es verengt die Blutgefäße und kann in Form von Nasenspray oder Injektionen verwendet werden.

Antiemetika: Medikamente wie Metoclopramid oder Domperidon können helfen, Übelkeit und Erbrechen zu lindern, die häufig mit Migräneanfällen einhergehen. Sie können auch die Absorption anderer oraler Medikamente verbessern.

Gepante: Eine neuere Klasse von Migränemedikamenten, bekannt als Gepante (z.B. Rimegepant, Ubrogepant), bietet eine Alternative für Patienten, die Triptane nicht vertragen oder bei denen Triptane kontraindiziert sind. Diese Medikamente blockieren den CGRP-Rezeptor, der bei Migräneanfällen eine Rolle spielt.

CGRP-Antagonisten: Monoklonale Antikörper wie Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab sind präventive Behandlungen, die die Aktivität des Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP) blockieren, das bei Migräne eine Schlüsselrolle spielt. Diese werden in der Regel zur Vorbeugung und nicht zur akuten Behandlung eingesetzt.

Alternative Therapien: Neben medikamentösen Behandlungen können auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Akupunktur, Biofeedback, Entspannungstechniken und Änderungen des Lebensstils zur Migräneprävention beitragen. Stressmanagement, ausreichender Schlaf, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind ebenfalls wichtige Aspekte der Migränebehandlung.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren