Ergotamin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ergotamin, gewonnen aus dem Mutterkorn, wird zur Behandlung von bestimmten Arten von Kopfschmerzen (bspw. Migräne) verwendet. Die Einnahme verengt Blutgefäße im Gehirn und hat Auswirkungen auf bestimmte Rezeptoren.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Ergotamin?
Ergotamin gehört zu einer Gruppe Medikamente mit dem Namen Ergotalkaloide. Die Anwendung bewirkt eine Verengung der Blutgefäße im Bereich um das Gehirn.
Ergotamin beeinflusst auch Muster des Blutflusses, die für bestimmte Arten von Kopfschmerzen verantwortlich sind. So wir das Medikament bspw. zur Behandlung von Migräne verwendet. Allerdings findet Ergotamin nur im akuten Fall einer bereits eingesetzten Migräne seinen Einsatz. Es zeigt keinerlei Wirkung auf die Prävention von Migräne noch reduziert es die Anzahl der Migräneattacken.
Ergotamin sollte nicht verwendet werden bei der Behandlung von normalen, durch Stress oder Anstrengung hervorgerufenen Kopfschmerzen, ebenso nicht bei Schmerzen, die sich unterscheiden von den regelmäßig auftretenden Migräneattacken. Ergotamin wird gewonnen aus dem Mutterkorn, das ebenso bereits seit dem 16. Jhr. in der Medizin Verwendung findet.
Pharmakologische Wirkung
Die Auswirkungen von Ergotamin auf den Körper sind sehr komplex. Die Moleküle des Mittels teilen strukturelle Gemeinsamkeiten mit Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin, Ephedrin, kann diese an verschiedene Rezeptoren binden und als ihr Gegenpart wirken.
Der erfolgreiche Effekt gegen Migräne erfolgt durch eine Verengung der intrakranial extrazerebralen Blutgefäße des 5-HT1B Rezeptors und einer Hemmung der trigeminalen neurologischen Transmission durch den 5-HT1D Rezeptor. Ergotamin hat ebenfalls eine Wirkung auf die Rezeptoren für Dopamin und Noradrenalin. Die Auswirkungen auf D2 Dopamin und den 5-HT1A Rezeptor kann einige Nebenwirkungen hervorrufen.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Ergotamin wird angewendet, um bestimmte Arte der Kopfschmerzen (bspw. Migräne) zu behandeln. Es verengt bestimmte Blutgefäße im Kopf und lindert damit die schmerzhaften Symptome.
Zur akuten Behandlung sollte eine Tablette, wie vom Arzt beschrieben, unter die Zunge gelegt werden, um sich langsam aufzulösen. Die Pille sollte weder zerkaut oder geschluckt werden, weder mit Nahrung von mit Flüssigkeiten kombiniert werden, während sie sich im Mund auflöst. Die Dosierung ist abhängig von der Art der Kopfschmerzen und der individuellen Reaktion auf das Mittel. Am besten wirkt Ergotamin, wenn es bereits bei den ersten Anzeichen einer startenden Attacke eingenommen wird.
Wenn die Kopfschmerzen bereits stark fortgeschritten sind, wirkt das Mittel eventuell nicht vollständig. Ergotamin sollte nur angewendet werden, wenn es benötigt wird. Es ist nicht für eine längere und tägliche Verwendung gedacht. Die maximale Dosierung besteht aus 3 Tabletten in 24 Stunden und 5 Tabletten in 7 Tagen. Ergotamin kann Entzugserscheinungen hervorrufen, insbesondere wenn es über eine längere Zeit regelmäßig eingenommen wurde. In diesen Fällen setzen Kopfschmerzen ein, sobald das Mittel abgesetzt wird.
Diese Kopfschmerzen unterscheiden sich vermutlich von den normalen Kopfschmerzen und können für einige Tage anhalten. Solche Symptome sollten dem behandelnden Arzt so schnell wie möglich mitgeteilt werden. Der Arzt sollte bereits informiert werden, falls extremer Konsum von Ergotamin auffällig wird, das Mittel nicht mehr erfolgreich funktioniert, die Kopfschmerzen stärker werden oder an Häufigkeit zunehmen, oder Ergotamin für mehr als zwei Attacken pro Woche verwendet wird. In diesem Fall muss eventuell ein anderes Medikament verschrieben werden.
Verabreichung & Dosierung
Ergotamin ist ein Medikament, das hauptsächlich zur Behandlung und Vorbeugung von Migräneanfällen verwendet wird. Die korrekte Verabreichung und Dosierung von Ergotamin ist entscheidend, um die Wirksamkeit zu maximieren und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
Ergotamin ist in verschiedenen Formen erhältlich, einschließlich Tabletten, sublingualen Tabletten und Nasensprays. Die Wahl der Darreichungsform hängt oft von der Schwere und der Reaktionsgeschwindigkeit der Migränesymptome ab. Sublinguale Tabletten oder Nasensprays sind beispielsweise nützlich für Patienten, die schnelle Linderung benötigen oder bei denen Übelkeit und Erbrechen das Schlucken von Tabletten erschweren.
Die Dosierung von Ergotamin muss individuell angepasst werden. Typischerweise beginnt die Behandlung mit einer niedrigen Dosis, die bei Bedarf schrittweise erhöht wird. Es ist sehr wichtig, die Gesamtdosis zu überwachen, um Ergotismus, eine ernste Komplikation durch Überdosierung von Ergotalkaloiden, zu vermeiden.
Patienten sollten Ergotamin nur bei den ersten Anzeichen eines Migräneanfalls verwenden und die Anwendung auf die empfohlenen Dosierungsgrenzen beschränken. Regelmäßige Anwendung oder Überdosierung kann zu Medikamentenübergebrauchskopfschmerzen führen, einer weiteren potenziellen Nebenwirkung.
Es ist auch wichtig, die Interaktionen von Ergotamin mit anderen Medikamenten zu beachten. Einige Medikamente, wie bestimmte Antimykotika, Antibiotika und Antidepressiva, können die Konzentration von Ergotamin im Blut erhöhen und das Risiko von Nebenwirkungen verstärken.
Vor Beginn einer Behandlung mit Ergotamin sollten Patienten ihre gesamte Medikamentenliste mit ihrem Arzt besprechen, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass Ergotamin sicher und effektiv eingesetzt wird. Es ist auch ratsam, regelmäßige medizinische Überprüfungen durchzuführen, um die Sicherheit der Therapie zu gewährleisten.
Risiken & Nebenwirkungen
Schwindel und Erbrechen setzen bei der Einnahme von Ergotamin eventuell ein. Falls diese Nebenwirkungen anhalten oder sich verschlimmern, sollte schnellstens ein Arzt aufgesucht werden.
Der behandelnde Arzt hat das Ergotamin verschrieben, da er davon ausgegangen ist, dass das Risiko für mögliche Nebenwirkungen geringer ist, als die erfolgreiche Wirkung des Mittels. Viele Patienten bemerken keinerlei Nebenwirkungen. Es sollte schnell ein Arzt aufgesucht werden, falls folgende seltene, aber mögliche Nebenwirkungen einsetzen: verlangsamter oder beschleunigter Puls; Kribbeln oder Kälte in Finger oder Zehen; blaue Finger oder Hände mit einsetzender Taubheit; Muskelschmerzen und körperliche Schwäche; starke Magenschmerzen; Schmerzen im unteren Rückenbereich; wenig oder kein Urin.
Ein Notarzt sollte alarmiert werden, falls deutliche Brustschmerzen einsetzen, Sehstörungen, Verwirrung oder verwaschene Sprache. Atemprobleme oder ein plötzlich eintretende Ausschlag können Anzeichen für eine allergische Reaktion sein. Hier sollte ebenfalls der Notarzt alarmiert werden.
Kontraindikationen
Ergotamin ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von Migräne, doch es gibt mehrere Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um ernsthafte Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Eine sorgfältige Patientenbewertung ist vor der Verschreibung erforderlich, um sicherzustellen, dass das Medikament geeignet ist.
Zu den wesentlichen Kontraindikationen gehören:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Patienten mit bekannten koronaren Herzkrankheiten, peripheren Gefäßerkrankungen, Hypertonie oder anderen Herz-Kreislauf-Problemen sollten Ergotamin vermeiden, da es vasokonstriktive Eigenschaften hat, die zu einer weiteren Verschlechterung dieser Zustände führen können.
Schwangerschaft: Ergotamin ist in der Schwangerschaft kontraindiziert, da es uterine Kontraktionen auslösen kann, die zu vorzeitiger Wehen oder Fehlgeburt führen könnten.
Schwere Leber- und Nierenerkrankungen: Da Ergotamin in der Leber metabolisiert und über die Nieren ausgeschieden wird, können schwere Erkrankungen dieser Organe die Elimination des Medikaments beeinträchtigen und das Risiko für toxische Effekte erhöhen.
Sepsis: Ergotamin kann bei Patienten mit Sepsis gefährliche periphere Ischämien fördern.
Bestimmte Medikationen: Die gleichzeitige Anwendung von Ergotamin mit bestimmten anderen Medikamenten, wie bestimmte Antimykotika, HIV-Proteaseinhibitoren und Antibiotika der Makrolidklasse, kann zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Diese Kombinationen können die Konzentration von Ergotamin im Blut erhöhen und das Risiko von schweren Nebenwirkungen verstärken.
Aufgrund dieser Risiken ist eine gründliche medizinische Anamnese und regelmäßige Überwachung unerlässlich, wenn Ergotamin als Behandlungsoption in Betracht gezogen wird. Patienten sollten angewiesen werden, alle anderen Medikamente, die sie einnehmen, sowie eventuelle Vorerkrankungen mit ihrem Arzt zu besprechen, bevor sie mit der Ergotamintherapie beginnen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Ergotamin kann signifikante Wechselwirkungen mit verschiedenen anderen Medikamenten eingehen, was zu erhöhten Risiken oder verminderten Wirksamkeiten führen kann. Hier sind einige der wichtigsten Arzneimittelinteraktionen, die bei der Verwendung von Ergotamin beachtet werden sollten:
CYP3A4-Inhibitoren: Viele Medikamente, die das Enzym CYP3A4 hemmen, können die Metabolisierung von Ergotamin beeinträchtigen, was zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Ergotamin führt. Zu diesen Medikamenten gehören bestimmte Antimykotika (wie Ketoconazol und Itraconazol), Antibiotika (wie Erythromycin und Clarithromycin), und HIV-Protease-Inhibitoren (wie Ritonavir). Diese Interaktionen können das Risiko für Ergotismus, eine ernsthafte Erkrankung, die durch Ergotamin-Toxizität verursacht wird, deutlich erhöhen.
Vasokonstriktoren und andere Migränemittel: Die Kombination von Ergotamin mit anderen Vasokonstriktoren oder Triptanen, die ebenfalls zur Behandlung von Migräne verwendet werden, kann das Risiko für vasospastische Reaktionen erhöhen. Solche Reaktionen können schwerwiegende kardiovaskuläre Probleme wie Herzinfarkt und Schlaganfall verursachen.
Antidepressiva: Einige Antidepressiva, insbesondere solche aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), können das Risiko für das Serotonin-Syndrom erhöhen, wenn sie zusammen mit Ergotamin eingenommen werden.
Blutdruckmedikamente: Patienten, die gleichzeitig blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, können unter Umständen verstärkte hypotensive Effekte erleben, wenn Ergotamin in das Behandlungsschema aufgenommen wird.
Es ist entscheidend, dass Ärzte und Patienten alle aktuellen Medikationen überprüfen und mögliche Interaktionen vor der Verschreibung von Ergotamin gründlich bewerten. Änderungen in der Medikation oder Dosisanpassungen können erforderlich sein, um gesundheitliche Risiken zu minimieren und die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Ergotamin aufgrund von Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht geeignet ist, stehen mehrere alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die sich in ihrer Wirksamkeit und Anwendungsweise unterscheiden. Diese Alternativen sind wichtig, um eine geeignete und sichere Behandlung für Migräne zu gewährleisten.
Triptane: Diese Medikamentenklasse ist sehr effektiv in der Behandlung von akuten Migräneattacken. Zu den gängigen Wirkstoffen gehören Sumatriptan, Rizatriptan und Zolmitriptan. Triptane wirken durch die Stimulierung von Serotoninrezeptoren, was zur Verengung der Gehirngefäße und zur Linderung der Kopfschmerzen führt.
NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika): Medikamente wie Ibuprofen, Naproxen und Aspirin sind ebenfalls häufig verwendete Mittel zur Behandlung von Migräne und sind besonders wirksam bei milder bis mäßiger Intensität.
Paracetamol: Als eine mildere Option kann Paracetamol bei leichten Migräneattacken hilfreich sein und ist oft besser verträglich als andere stärkere Schmerzmittel.
Kalziumkanalblocker und Betablocker: Diese werden häufig zur Prophylaxe von Migräne verwendet. Medikamente wie Verapamil (ein Kalziumkanalblocker) und Propranolol (ein Betablocker) können helfen, die Häufigkeit und Schwere der Migräneattacken zu reduzieren.
Antikonvulsiva: Medikamente wie Topiramat und Valproat werden auch zur Migräneprophylaxe eingesetzt und können eine Option für Patienten sein, die regelmäßig Migräneanfälle erleiden.
CGRP-Antagonisten: Eine neuere Klasse von Medikamenten, die gezielt das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) blockieren, einem Neurotransmitter, der an der Schmerzübertragung beteiligt ist. Beispiele sind Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab.
Es ist wichtig, dass Patienten, die auf Ergotamin schlecht reagieren oder es nicht verwenden können, mit ihrem Arzt zusammenarbeiten, um die am besten geeignete Alternative zu finden, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse und medizinischen Bedingungen zugeschnitten ist.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor