Domperidon
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Domperidon ist ein Heilmittel zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen des Magens und der damit verbundenen Symptome des Erbrechens sowie der Übelkeit. Gerade bei Reisekranken und Schwangeren wird es vornehmlich eingesetzt.
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Was ist Domperidon?
Als Domperidon wird ein medizinisches Produkt zur Vermeidung von unterschiedlichen Symptomen bezeichnet, die aus dem Magen-Darm-Trakt herrühren können. Insbesondere die Übelkeit, das Erbrechen, der Durchfall und sämtliche Arten der Bauchschmerzen sind dabei umfasst.
Ebenso kann aber das Völlegefühl mit dem Mittel behandelt werden. Neben der akuten Anwendung bei solchen Leiden ist auch eine Therapie langwieriger Krankheitsformen denkbar. Bei dem Domperidon handelt es sich somit um ein Antiemetikum – ein Präparat also, das gerade die Übelkeit sowie den Brechreiz hemmen soll.
Angewandt wird das Domperidon etwa auf Reisen, bei denen die Bewegungen des Verkehrsmittels derlei Symptome auslösen. Aber auch im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, medizinischen Maßnahmen oder im Rahmen eines operativen Eingriffs kann es immer wieder einmal zu den genannten Krankheitsbildern kommen, die durch das Domperidon unterdrückt werden.
Pharmakologische Wirkung
Allgemein soll das Domperidon als Gegenspieler des Dopamins wirken. Dieses ist ein Neurotransmitter und somit ein Botenstoff, der als Auslöser von Reizzuständen in den Nervenzellen gilt.
Entscheidend dabei ist es, dass sich dieser Bote an den sogenannten Dopamin-Rezeptor im Nervensystem anschließen kann und damit erst die Übelkeit und das Erbrechen auslöst. Hier wiederum setzt nun das Domperidon an, das den vorgenannten Weg des Dopamins blockiert und seinen Zugriff auf den Rezeptor nicht erlaubt. Allerdings werden die Symptome damit nicht zwangsläufig ausgeschlossen.
Das Präparat regt gerade die Tätigkeit des Magen-Darm-Bereichs an, wodurch es zunächst zu einer verstärkten Wahrnehmung der Schwindelgefühle und weiterer Begleitumstände kommen kann. Insofern wird das Domperidon bei schweren Erkrankungen bereits durch alternative Antiemetika ersetzt. Dort aber, wo eine schnelle Entleerung des Magens erwünscht ist, kann das Mittel zur Behandlung angewandt werden.
Denkbar wären die Notfälle einer Vergiftung oder unverträglicher Lebensmittel. Nachteilig erweist es sich zudem, dass die Wirkungsweise des Domperidon noch immer nicht eindeutig geklärt werden konnte und gerade das Hervorrufen der gesteigerten Magenaktivität nach wie vor mit Rätseln behaftet ist.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Das Domperidon kommt folglich immer dort zum Einsatz, wo sich akute Beschwerden des Darms sowie des Magens bemerkbar machen. Beispielsweise beim Verkehr in einem Flugzeug oder auf dem Schiff, wo die Turbulenzen der Reise sowie die Nervosität des Augenblicks zu einer geringen Übelkeit führen. Ebenso kann es in der Nachsorge eines operativen Eingriffs zu Unannehmlichkeiten kommen, die ein Erbrechen und erhebliche Schwindelgefühle mit sich bringen.
Auch hier ist es erforderlich, das Domperidon zur akuten Linderung der Symptome anzuwenden. Demgegenüber lassen sich aber gleichfalls langwierige und sogar chronische Krankheitsbilder beheben. Diese können etwa durch eine Schwangerschaft ausgelöst werden. Die morgendliche Übelkeit ist vielen betroffenen Frauen bekannt und wird durch das Domperidon auf ein erträgliches Maß gesenkt. Lassen sich die Erscheinungsformen nicht kurieren, wird das Heilmittel im Regelfall durch stärkere Präparate ersetzt.
So muss in derartigen Fällen davon ausgegangen werden, dass ein Wechsel auf alternative Produkte oder sogar ein medizinischer Eingriff erforderlich ist, um dem eigentlichen Leiden auf den Grund zu gehen. Bei einigen Patienten liegen sogar organische Ursachen dafür vor, dass das Domperidon keinen Zugriff auf den Dopamin-Rezeptor erlangen und dort seine blockierende Wirkung entfalten kann.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Domperidon, einem Medikament zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen sowie zur Förderung der Magen-Darm-Motilität, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Domperidon wird üblicherweise in Tablettenform, als Suspension oder als Zäpfchen verabreicht.
Die typische Dosierung für Erwachsene beträgt 10 mg ein- bis dreimal täglich, maximal jedoch 30 mg pro Tag. Es wird empfohlen, Domperidon 15 bis 30 Minuten vor den Mahlzeiten und gegebenenfalls vor dem Schlafengehen einzunehmen. Die Dauer der Behandlung sollte so kurz wie möglich gehalten werden, in der Regel nicht länger als eine Woche, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
Für Kinder wird die Dosierung basierend auf dem Körpergewicht berechnet, üblicherweise 0,25 mg/kg, bis zu dreimal täglich. Die maximale Tagesdosis sollte 0,75 mg/kg nicht überschreiten. Domperidon sollte bei Kindern unter 12 Jahren und bei Personen mit einem Körpergewicht unter 35 kg mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
Bei Patienten mit Niereninsuffizienz sollte die Dosierung angepasst werden, da Domperidon hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird. Diese Patienten benötigen möglicherweise eine Reduktion der Dosis und eine sorgfältige Überwachung der Behandlung.
Domperidon ist bei Patienten mit bestimmten Herzproblemen, insbesondere bei solchen mit einer verlängerten QT-Zeit, schwerer Leberfunktionsstörung oder bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, kontraindiziert. Es sollte auch nicht zusammen mit starken CYP3A4-Inhibitoren eingenommen werden, da diese die Konzentration von Domperidon im Blut erhöhen und das Risiko von Herzrhythmusstörungen verstärken können.
Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Schwindel und seltene, aber schwerwiegende Herzrhythmusstörungen informiert werden. Es ist wichtig, dass Patienten bei Auftreten von Symptomen wie Brustschmerzen oder unregelmäßigem Herzschlag sofort ärztlichen Rat einholen.
Risiken & Nebenwirkungen
Trotz seiner Neigung, Krankheitsbilder im Magen-Darm-Bereich auszuschließen, wird das Domperidon diese in einigen wenigen Fällen mit der beginnenden Einnahme noch verstärken. Meist handelt es sich hierbei aber um eine vorübergehende Nebenwirkung.
Allerdings sollte das Mittel nur über einen begrenzten Zeitraum angewendet werden, kommt es bei einigen Patienten gerade beim dauerhaften Gebrauch des Domperidon doch zu Störungen der Fruchtbarkeit, die bis hin zur Impotenz führen können. Speziell bei Schwangeren lässt sich daneben oft eine Erhöhung des Prolaktinspiegels nachweisen, womit nicht selten Veränderungen im Milchfluss der Brust einhergehen.
Ebenso ist eine negative Einwirkung des Domperidon auf das Herz wissenschaftlich bestätigt worden. Insbesondere höhere Dosen des Mittels können zu Herzrhythmusstörungen führen und sogar den Herztod auslösen. Das Domperidon darf daher nur unter ärztlicher Beobachtung zum Einsatz kommen.
Kontraindikationen
Bei der Verwendung von Domperidon gibt es mehrere wichtige Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu minimieren.
Herzprobleme: Domperidon ist kontraindiziert bei Patienten mit bestehenden Herzproblemen, insbesondere solchen mit verlängertem QT-Intervall, schweren Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. Domperidon kann das QT-Intervall verlängern, was das Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie Torsade de Pointes erhöht.
Schwere Leberfunktionsstörung: Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz sollten Domperidon nicht einnehmen, da das Medikament in der Leber metabolisiert wird und eine beeinträchtigte Leberfunktion die Konzentration des Medikaments im Blut erhöhen kann, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöht.
Gastrointestinale Blutungen oder Perforationen: Domperidon ist kontraindiziert bei Patienten mit gastrointestinalen Blutungen, mechanischer Obstruktion oder Perforationen, da die prokinetische Wirkung des Medikaments die Symptome verschlimmern könnte.
Gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente: Domperidon sollte nicht zusammen mit starken CYP3A4-Inhibitoren eingenommen werden, wie z. B. Ketoconazol, Erythromycin und Ritonavir, da diese die Konzentration von Domperidon im Blut erhöhen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen verstärken können.
Überempfindlichkeit: Patienten, die eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Domperidon oder einen seiner Bestandteile haben, sollten das Medikament nicht verwenden.
Prolaktinom: Domperidon ist kontraindiziert bei Patienten mit einem Prolaktinom (einem Prolaktin-sezernierenden Tumor der Hypophyse), da es die Prolaktinsekretion steigern kann.
Schwangere und stillende Frauen: Domperidon sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den behandelnden Arzt verwendet werden, da es in die Muttermilch übergehen kann und das Risiko für das ungeborene Kind oder den Säugling nicht vollständig geklärt ist.
Es ist wichtig, dass Patienten und Ärzte diese Kontraindikationen berücksichtigen, um eine sichere Anwendung von Domperidon zu gewährleisten.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bei der Verwendung von Domperidon bestehen mehrere wichtige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die beachtet werden müssen, um Nebenwirkungen zu vermeiden und die Wirksamkeit der Therapie zu gewährleisten.
CYP3A4-Inhibitoren: Domperidon wird hauptsächlich durch das Enzym CYP3A4 metabolisiert. Starke CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Itraconazol, Erythromycin, Clarithromycin, Ritonavir und andere Proteaseinhibitoren können die Konzentration von Domperidon im Blut erhöhen. Dies erhöht das Risiko für Herzrhythmusstörungen und verlängertes QT-Intervall. Diese Kombinationen sollten vermieden werden.
QT-verlängernde Medikamente: Domperidon kann das QT-Intervall verlängern, was das Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen erhöht. Medikamente, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern, wie Amiodaron, Sotalol, Quetiapin, Haloperidol, und bestimmte Antidepressiva (z.B. Citalopram und Escitalopram), sollten nicht gleichzeitig mit Domperidon verwendet werden.
Anticholinergika: Anticholinergische Medikamente wie Atropin und einige Antidepressiva können die prokinetische Wirkung von Domperidon abschwächen. Diese Medikamente verringern die Beweglichkeit des Magen-Darm-Trakts und können die Wirksamkeit von Domperidon beeinträchtigen.
Antazida und antiseptische Mittel: Antazida und antiseptische Mittel wie Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol) und H2-Rezeptorantagonisten (z.B. Ranitidin) können die Resorption von Domperidon beeinflussen. Es wird empfohlen, Domperidon mindestens 15 bis 30 Minuten vor diesen Medikamenten einzunehmen, um mögliche Interaktionen zu minimieren.
Dopaminagonisten: Domperidon wirkt als Dopaminantagonist, daher kann es die Wirkung von Dopaminagonisten wie Levodopa, die zur Behandlung von Parkinson verwendet werden, beeinträchtigen. Diese Kombinationen sollten sorgfältig überwacht werden.
Makrolidantibiotika: Diese Antibiotika, wie Erythromycin und Clarithromycin, können die Plasmakonzentration von Domperidon erhöhen, was das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigert.
Es ist wichtig, dass Patienten alle ihre aktuellen Medikamente ihrem Arzt mitteilen, um potenzielle Wechselwirkungen zu identifizieren und die Behandlung entsprechend anzupassen.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Domperidon nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Übelkeit und Erbrechen zu behandeln.
Metoclopramid: Metoclopramid ist ein prokinetisches Medikament, das die Magenentleerung fördert und die antiemetische Wirkung durch Blockierung von Dopaminrezeptoren erzielt. Es kann bei Übelkeit und Erbrechen sowie bei Magenentleerungsstörungen eingesetzt werden. Allerdings sollte es wegen des Risikos von Nebenwirkungen wie extrapyramidalen Symptomen und tardiver Dyskinesie nicht langfristig verwendet werden.
Ondansetron: Ondansetron ist ein Serotonin-5-HT3-Rezeptorantagonist, der besonders wirksam bei der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen ist, die durch Chemotherapie, Strahlentherapie und postoperative Zustände verursacht werden. Es hat ein gutes Verträglichkeitsprofil und weniger zentrale Nebenwirkungen.
Prochlorperazin: Prochlorperazin ist ein Antiemetikum, das als Dopaminantagonist wirkt. Es wird häufig zur Behandlung schwerer Übelkeit und Erbrechen eingesetzt, einschließlich solcher, die durch Migräne ausgelöst werden. Es kann jedoch Sedierung und andere zentrale Nebenwirkungen verursachen.
Meclozin: Meclozin ist ein Antihistaminikum, das häufig bei der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen aufgrund von Schwindel und Reisekrankheit eingesetzt wird. Es hat sedierende Eigenschaften und kann Schläfrigkeit verursachen.
Doxylamin und Pyridoxin: Diese Kombination wird oft zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft verwendet. Doxylamin ist ein Antihistaminikum, und Pyridoxin ist Vitamin B6. Die Kombination hat sich als sicher und wirksam erwiesen, insbesondere bei Schwangerschaftsübelkeit.
Ingwer: Ingwer ist ein natürliches Mittel, das in verschiedenen Formen (Kapseln, Tees, Kaugummi) zur Linderung von Übelkeit eingesetzt wird. Es hat wenige Nebenwirkungen und ist eine beliebte Alternative für Patienten, die pflanzliche Behandlungen bevorzugen.
Die Wahl des geeigneten alternativen Medikaments hängt von der Ursache der Übelkeit und den individuellen Bedürfnissen und Gesundheitsbedingungen des Patienten ab. Eine enge Absprache mit dem behandelnden Arzt ist wichtig, um die beste und sicherste Behandlung zu finden.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor