Sumatriptan
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. Juli 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Wirkstoff Sumatriptan ist in Medikamenten enthalten, die zur Behandlung von akuten Migräneanfällen oder Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt werden. Das Mittel verengt einerseits die Blutgefäße bei einer Migräne, andererseits hemmt es die Schmerzweiterleitung.
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Was ist Sumatriptan?
Sumatriptan wird der Arzneimittelgruppe der Triptane zugeordnet. Es dient zur Bekämpfung von Migräneanfällen mit oder ohne Aura sowie zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen. Der Wirkstoff kann in Form von Tabletten, Zäpfchen, Nasenspray oder Injektionen verabreicht werden. Als Injektionslösung eignet sich das Mittel vorrangig beim Cluster-Kopfschmerz. Zäpfchen stehen für Patienten zur Verfügung, die während einer Attacke unter Übelkeit sowie Erbrechen leiden.
Bei einer Sumatriptan-Behandlung müssen sowohl strenge Richtlinien zur maximalen Tagesdosis als auch zum Dosierungsintervall beachtet werden. Es ist empfehlenswert, die Therapie mit Sumatriptan unter Aufsicht eines Arztes durchzuführen. Das Mittel kann jedoch auch ohne Rezept in der Apotheke erworben werden. Seit 2013 wurde das Mittel teilweise aus der Rezeptpflicht entlassen. Durch diese gesetzliche Änderung können sich Patienten selbst mit dem gewünschten Migränepräparat versorgen.
Pharmakologische Wirkung
Das Wirkprinzip von Sumatriptan beruht sowohl auf der Hemmung der neurogenen Entzündung als auch auf der Engstellung der Gefäße, die durch die Migräne selbst erweitert wurden. Die Anzeichen der meisten Migränekopfschmerzen resultieren aus einer vorübergehenden Anschwellung der Blutgefäße. Sumatriptanhaltge Präparate lindern speziell nur die Beschwerden, die durch eine Migräne oder beim Cluster-Kopfschmerz verursacht werden. Andere Arten von Schmerzen werden nicht beeinflusst.
Im Körper gelangt Sumatriptan über den Blutkreislauf bis zum Gehirn. Dort aktiviert es einen bestimmten Rezeptor, den sogenannten 5-HT1-Rezeptor. Dies hat zur Folge, dass die Gefäße durch die Stimulation verengt werden. Zudem wird die vermehrte Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen durch Nervenzellen verhindert.
Die Wirksamkeit von Sumatriptanen ist wissenschaftlich bewiesen. Etwa 50 bis 70 % der Patienten erfahren bei einer Migräneattacke eine deutliche Besserung der Beschwerden. Vielfach kann ein vollständiges Verschwinden erzielt werden. Das Wirkprinzip von Sumatriptan hilft nicht bei Kopfschmerzen, welche nicht durch Migräne verursacht werden. Die Wirksamkeit ist eindeutig auf Migräne- sowie Cluster-Kopfschmerzen beschränkt. Ein Wiederauftreten der Kopfschmerzen innerhalb von 48 Stunden ist möglich.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Sumatriptanhaltige Präparate sollten beim ersten Anzeichen einer Migräne eingesetzt werden. Es handelt sich jedoch nicht um ein Prophylaktikum, welches vorbeugend eingenommen werden kann.
Bei der Einnahme können Patienten eine Einzeldosis von 100mg bis zu zwei Mal am Tag einnehmen. Dabei gilt es, einen zeitlichen Abstand von vier Stunden einzuhalten. Die Wirkung von Sumatriptan setzt bei Injektionen bereits innerhalb von 15 Minuten ein. Eine Linderung der Beschwerden erfahren Patienten bei einer Tabletteneinnahme nach etwa 30 Minuten.
Personen sollten bei einer Neueinstellung auf Sumatriptan unter ärztlicher Aufsicht stehen. Zu Beginn der Behandlung liegt die Normaldosis bei 50mg. Eine Maximaldosis von 300mg bei Tabletten sowie von 12mg bei Injektionen darf innerhalb von 24 Stunden nicht überschritten werden. Grundsätzlich dürfen pro Monat höchstens sechs Migräneanfälle mit Sumatriptan behandelt werden.
Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte zur Behandlung auf andere Arzneimittel zurückgegriffen werden. Ebenfalls ältere Personen über 65 Jahre sowie Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit sollten auf die Anwendung verzichten. Zudem sollte beachtet werden, dass während der Behandlung mit Sumatriptan eine leichte Benommenheit eintreten kann. Infolgedessen können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt sein.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Sumatriptan, einem Medikament zur Behandlung akuter Migräneattacken und Clusterkopfschmerzen, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Sumatriptan ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, darunter Tabletten, Nasenspray und Injektionen. Die Auswahl der Form hängt von der Schwere der Symptome und den individuellen Vorlieben des Patienten ab.
Die typische Anfangsdosis für Erwachsene beträgt 50 mg in Tablettenform, die bei Bedarf auf bis zu 100 mg erhöht werden kann. Wenn die Migräne nach der ersten Dosis nicht verschwindet oder zurückkehrt, kann eine zweite Dosis mindestens zwei Stunden nach der ersten Dosis eingenommen werden. Die maximale Tagesdosis sollte 200 mg nicht überschreiten.
Für die subkutane Injektion beträgt die Anfangsdosis 6 mg. Wenn die Migräne anhält oder wiederkehrt, kann eine zweite Injektion frühestens nach einer Stunde verabreicht werden. Die maximale Tagesdosis für die Injektion beträgt 12 mg.
Bei Verwendung des Nasensprays beträgt die übliche Anfangsdosis 20 mg in ein Nasenloch. Eine zweite Dosis kann, falls erforderlich, frühestens zwei Stunden nach der ersten verabreicht werden, wobei die maximale Tagesdosis 40 mg beträgt.
Es ist wichtig, Sumatriptan nur bei eindeutigen Migräne- oder Clusterkopfschmerzattacken zu verwenden und nicht zur Vorbeugung. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, unkontrolliertem Bluthochdruck oder einer Vorgeschichte von Schlaganfällen sollten Sumatriptan nicht einnehmen. Das Medikament kann Nebenwirkungen wie Schwindel, Schläfrigkeit, Muskelkrämpfe und Missempfindungen verursachen. Patienten sollten über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten informiert werden, insbesondere mit MAO-Hemmern, SSRIs und anderen Triptanen.
Die Anwendung sollte stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um sicherzustellen, dass das Medikament sicher und effektiv eingesetzt wird.
Risiken & Nebenwirkungen
Die Einnahme des Medikaments ruft etwa bei 14 % der Patienten Übelkeit und Erbrechen hervor. Etwa 5-10 % der Anwender beklagen zudem Gefühle von Müdigkeit, Hitze oder Schwindel. Ebenfalls ist das Auftreten von sensorischen Störungen bis hin zu Parästhesien und Hypästhesien möglich. Häufig werden weiterhin ein erhöhter Blutdruck, Atemnot, Schmerzen oder Engegefühle in der Brust beobachtet. Eher selten treten Benommenheit oder Schweregefühle auf. Nach neuesten Erkenntnissen wird bei der Einnahme von Sumatriptan vor Angina-pectoris-Symptomen gewarnt, die vereinzelt bis zu 12 Stunden andauern können.
In einigen Fällen darf eine Therapie mit dem Wirkstoff Sumatriptan nicht erfolgen. Dies gilt für Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung, nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, bei unkontrolliertem Bluthochdruck sowie beim Raynaud-Syndrom. Besondere Vorsicht ist bei Patienten geboten, die unter einer eingeschränkten Leber- und Nierenfunktion leiden.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Sumatriptan umfassen mehrere medizinische Bedingungen und Situationen, in denen das Medikament nicht sicher angewendet werden kann. Sumatriptan sollte nicht bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Sumatriptan oder einen seiner Inhaltsstoffe angewendet werden, da dies zu schweren allergischen Reaktionen führen kann.
Patienten mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Angina pectoris, oder Durchblutungsstörungen sollten Sumatriptan nicht einnehmen. Das Medikament kann Vasokonstriktion verursachen, was das Risiko für Herzprobleme erhöhen kann. Ebenso ist es bei Patienten mit unkontrolliertem Bluthochdruck kontraindiziert, da Sumatriptan den Blutdruck weiter erhöhen kann.
Sumatriptan darf nicht bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Schlaganfällen oder transitorischen ischämischen Attacken (TIA) angewendet werden, da das Medikament die Blutgefäße verengt und das Schlaganfallrisiko erhöhen könnte. Auch bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen ist die Anwendung kontraindiziert, da die Verstoffwechselung des Medikaments beeinträchtigt sein kann.
Die gleichzeitige Anwendung von Sumatriptan mit anderen 5-HT1-Rezeptor-Agonisten (anderen Triptanen) oder Ergotamin-Derivaten ist kontraindiziert, da dies zu einer übermäßigen Vasokonstriktion führen kann. Zudem sollten Patienten, die Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) einnehmen oder innerhalb der letzten zwei Wochen eingenommen haben, Sumatriptan vermeiden, da es zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen kann.
Schließlich sollten Patienten mit einer Geschichte von basilarer oder hemiplegischer Migräne Sumatriptan nicht verwenden, da diese speziellen Migränetypen ein höheres Risiko für neurologische Komplikationen aufweisen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Sumatriptan kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was seine Wirksamkeit und Sicherheit beeinflussen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern). Sumatriptan sollte nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern verwendet werden und auch nicht innerhalb von zwei Wochen nach deren Absetzen, da MAO-Hemmer die Konzentration von Sumatriptan im Blut erhöhen und das Risiko für Nebenwirkungen steigern können.
Eine weitere bedeutende Interaktion besteht mit anderen Serotonin-Agonisten und Ergotamin-Derivaten. Die gleichzeitige Anwendung von Sumatriptan mit anderen Triptanen oder Ergotamin-Derivaten kann zu einer übermäßigen Vasokonstriktion und damit verbundenen kardiovaskulären Risiken führen. Daher sollten diese Medikamente nicht innerhalb von 24 Stunden vor oder nach der Einnahme von Sumatriptan verwendet werden.
Sumatriptan kann auch mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs) interagieren. Die gleichzeitige Anwendung kann das Risiko für das Serotonin-Syndrom erhöhen, eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die durch Symptome wie Verwirrtheit, Halluzinationen, Tachykardie, Schwitzen, Muskelzuckungen und Zittern gekennzeichnet ist.
Zusätzlich sollte Vorsicht bei der gleichzeitigen Anwendung von Sumatriptan und Johanniskraut geboten sein, da Johanniskraut ebenfalls das Risiko für das Serotonin-Syndrom erhöhen kann.
Patienten, die Medikamente gegen Migräne einnehmen, sollten ihre gesamte Medikation mit ihrem Arzt besprechen, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden. Dies ist besonders wichtig für Personen mit komplexen Medikamentenregimen oder solchen, die neue Medikamente einführen, um sicherzustellen, dass alle Wechselwirkungen und Risiken angemessen berücksichtigt werden.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Sumatriptan nicht vertragen wird, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Behandlung von Migräne und Clusterkopfschmerzen. Ein häufig verwendeter alternativer Wirkstoff ist Rizatriptan, ein weiterer Triptan, der ähnlich wie Sumatriptan wirkt, aber von einigen Patienten besser vertragen wird. Andere Triptane wie Zolmitriptan, Naratriptan und Eletriptan bieten ebenfalls wirksame Alternativen.
Für Patienten, die Triptane generell nicht vertragen, können Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen eine wirksame Option sein. Diese Medikamente lindern Schmerzen und Entzündungen und können bei leichten bis mittelschweren Migräneanfällen helfen.
Ergotamin und seine Derivate, wie Dihydroergotamin, sind weitere Alternativen. Diese Medikamente wirken durch Verengung der Blutgefäße und können bei Migräne wirksam sein, obwohl sie bei einigen Patienten Nebenwirkungen verursachen können.
Antiemetika wie Metoclopramid oder Domperidon können ebenfalls zur Behandlung von Migräne eingesetzt werden, insbesondere wenn Übelkeit und Erbrechen vorherrschen. Diese Medikamente helfen, die Magenentleerung zu verbessern und die Aufnahme von Schmerzmitteln zu erleichtern.
In einigen Fällen können Betablocker wie Propranolol oder Calciumkanalblocker wie Verapamil zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden. Diese Medikamente werden regelmäßig eingenommen, um die Häufigkeit und Schwere von Migräneanfällen zu reduzieren.
Antikonvulsiva wie Topiramat und Valproinsäure sowie Antidepressiva wie Amitriptylin und Venlafaxin werden ebenfalls zur Migräneprophylaxe verwendet und können für Patienten geeignet sein, die an häufigen oder schweren Migräneanfällen leiden.
Nicht-pharmakologische Ansätze wie Akupunktur, Biofeedback, Verhaltenstherapie und Entspannungstechniken können ebenfalls hilfreich sein, insbesondere bei Patienten, die Medikamente nicht vertragen oder eine zusätzliche Unterstützung wünschen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor