Metoclopramid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Metoclopramid (MCP) ist ein Medikament, das auf den Magen-Darm Trakt wirkt. Metoclopramid mindert Übelkeit und Erbrechen und steigert die Magenaktivität. Es ist in verschiedenen Formen erhältlich, etwa als Tabletten, als Tropfen oder als Zäpfchen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Metoclopramid?

Metoclopramid (MCP) ist ein Medikament, das auf den Magen-Darm Trakt wirkt.

Metoclopramid ist ein verschreibungspflichtiges Medikament vor allem gegen Übelkeit und Erbrechen. Wegen seiner seltenen, aber schwerwiegenden Nebenwirkungen auf das Bewegungssystem sollte die Anwendung nicht länger als 5 Tage andauern.

Bei Kindern unter 2 Jahren, und Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen (insbesondere Darmverschluss, Magen- und Darmbluten, Epilepsie) darf Metoclopramid nicht angewendet werden.

Pharmakologische Wirkung

Metoclopramid gehört zu den Dopamin- Antagonisten. Dopamin kann als körpereigener Botenstoff Erbrechen auslösen, indem es an seine Bindungsstellen im Brechzentrum im Hirnstamm bindet.

Metoclopramid verhindert die Bindung von Dopamin an seine Bindungsstelle (Rezeptor). Dadurch werden durch Dopamin vermittelte Effekte aufgehoben. Rezeptoren für Dopamin befinden sich vor allem im Gehirn. Hier vermittelt Dopamin auch noch andere Vorgänge wie etwa die Steuerung willkürlicher Bewegungen. Über diesen Wirkmechanismus lassen sich einige Nebenwirkungen von Metoclopramid erklären.

Weitere Bindungsstellen für Dopamin finden sich im Magen-Darm Trakt, wo es dazu beiträgt, die Verdauung zu verlangsamen. Außerdem beeinflusst Metoclopramid auch die Rezeptoren von Serotonin, einem weiteren körpereigenen Botenstoff. Bindungsstellen für Serotonin befinden sich ebenfalls im Gehirn, aber auch im Magen-Darm Trakt. Hier verstärkt Metoclopramid die Magenaktivität und verkürzt die Passagezeit der Nahrung.

Zusätzlich erhöht Metoclopramid die Konzentration eines bestimmten Sexualhormons, das Prolaktin. Dieses Sexualhormon reguliert unter anderem die Milchproduktion in der Brustdrüse. Metoclopramid wird durch die Nieren wieder aus dem Blut gefiltert und anschließend über den Urin ausgeschieden. Bei verminderter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) daher muss daher auf die Dosierung geachtet werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Metroclopramid ist ein verschreibungspflichtiges Medikament. Es wirkt zuverlässig gegen Übelkeit und Erbrechen. Dementsprechend wird Metoclopramid bei Übelkeit unterschiedlichster Ursachen eingesetzt:

bei Reiseübelkeit, Migräne, Medikamentenunverträglichkeit, Schädel-Hirn-Trauma und nach Operationen. Allerdings ist die Wirkung bei Übelkeit durch Chemotherapie und nach Operationen begrenzt, weshalb hier auch andere Medikamente zum Einsatz kommen.

Außerdem wird Metoclopramid zur Verbesserung der Magenentleerung eingesetzt. So kann Metoclopramid bei der Behandlung eines Reizmagens oder bei Sodbrennen unterstützend eingesetzt werden. Weiterhin nutzt man diesen Effekt von Metoclopramid aus, um den Wirkeintritt von anderen Medikamenten zu beschleunigen. Aus diesem Grund ist Metoclopramid häufig Bestandteil von Migränemitteln.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Metoclopramid, einem Medikament zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen sowie zur Förderung der Magen-Darm-Motilität, sind mehrere wichtige Punkte zu beachten. Metoclopramid ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, einschließlich Tabletten, Flüssigkeiten und Injektionen.

Die übliche Dosierung für Erwachsene beträgt 10 mg bis zu dreimal täglich vor den Mahlzeiten. Für Kinder und Jugendliche wird die Dosierung nach dem Körpergewicht berechnet, in der Regel 0,1 bis 0,15 mg pro Kilogramm Körpergewicht, bis zu dreimal täglich. Es ist wichtig, die maximale Tagesdosis von 30 mg nicht zu überschreiten, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Metoclopramid sollte nur für kurze Zeiträume angewendet werden, in der Regel nicht länger als fünf Tage, da die langfristige Anwendung das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen wie tardive Dyskinesie erhöht, eine potenziell irreversible neurologische Störung. Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion muss die Dosierung angepasst werden.

Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen informiert werden, darunter Müdigkeit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Schwere Nebenwirkungen wie unkontrollierbare Muskelbewegungen, Krämpfe oder neurologische Symptome sollten sofort gemeldet werden.

Metoclopramid sollte mit Vorsicht bei Patienten mit bestimmten Erkrankungen wie Parkinson-Krankheit, Epilepsie oder Magen-Darm-Perforationen angewendet werden. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen berücksichtigt werden, insbesondere mit Arzneimitteln, die das zentrale Nervensystem beeinflussen.

Regelmäßige Überwachung und eine gründliche Anamnese sind entscheidend, um die sichere und effektive Anwendung von Metoclopramid zu gewährleisten.

Risiken & Nebenwirkungen

Da Metoclopramid auf einen vielfältig ausgebildeten Rezeptor wirkt, sind auch seine Nebenwirkungen vielschichtig. Gelegentlich führt Metoclopramid zu Müdigkeit und Schwindel. Patienten äußern mitunter auch Kopfschmerzen und Schlafstörungen.

Seltener, aber weitaus schwerwiegender sind Nebenwirkungen, die die Bewegungskoordination betreffen. Patienten leiden dann unter Zittern, Muskelkrämpfen und unwillkürlichen Bewegungen. Besonders gefürchtet sind die Spätdyskinesien, Bewegungsstörungen, die nach langem Gebrauch von bestimmten Medikamenten eintreten. Betroffene führen permanent Kaubewegungen aus, schneiden unwillkürlich Grimassen und bewegen plötzlich ihre Arme und Beine heftig, ohne es zu wollen. Spätdyskinesien sind meist irreversibel, das heißt, dass sie nach Absetzen des auslösenden Medikaments nicht wieder nachlassen.

Aus diesem Grund empfiehlt die EMA, die europäische Medikamentenbehörde, die Anwendung von Metoclopramid noch kritischer zu betrachten. Außerdem sollen wegen der Gefahr der Spätdyskinesien Anwendungen länger als 5 Tage vermieden werden. Aufgrund des erhöhten Prolaktinspiegels kann es auch bei nicht schwangeren Frauen zur Milchsekretion kommen. Frauen klagen zudem häufig über Menstruationsbeschwerden. Bei Männern kann es zur Vergrößerung der Brustdrüse kommen. Treten Nebenwirkungen auf, ist unverzüglich ein Arzt um Rat zu fragen. Bei schweren Nebenwirkungen sollte das Medikament sofort abgesetzt werden.

Metoclopramid darf bei Kindern ab 2 Jahren eingesetzt werden. In der Schwangerschaft ist die Anwendungen kritisch zu betrachten, in der Stillzeit gar nicht erlaubt. Metoclopramid darf bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen nicht eingesetzt werden. Dazu gehören Darmverschlüsse durch Verlegung des Darms, Blutungen im Magen-Darm Trakt (durch Magengeschwüre, Tumoren o.ä.), Epilepsie und Depressionen (bei Einnahme von Medikamenten einer bestimmten Gruppe, den sogenannten MAO-Hemmern).

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen für die Verwendung von Metoclopramid umfassen mehrere medizinische Bedingungen und Umstände, bei denen das Medikament nicht sicher angewendet werden kann. Eine der Hauptkontraindikationen ist das Vorliegen von gastrointestinalen Störungen, wie mechanischer Darmverschluss, Magen-Darm-Blutungen oder eine Perforation im Magen-Darm-Trakt, da Metoclopramid die Motilität des Verdauungssystems erhöht und diese Zustände verschlimmern könnte.

Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Metoclopramid oder einen seiner Inhaltsstoffe sollten das Medikament ebenfalls nicht verwenden. Außerdem ist Metoclopramid kontraindiziert bei Patienten mit Phäochromozytom, einem hormonproduzierenden Tumor der Nebennieren, da es zu gefährlichen Blutdruckspitzen führen kann.

Neurologische Erkrankungen wie Epilepsie und Parkinson-Krankheit stellen weitere Kontraindikationen dar, da Metoclopramid die neurologischen Symptome verschlimmern und das Risiko von Krampfanfällen erhöhen kann. Auch Patienten mit Tardiver Dyskinesie, einer durch Langzeitanwendung von Antipsychotika verursachten Bewegungsstörung, sollten Metoclopramid nicht einnehmen, da es diese Erkrankung verschlechtern kann.

Zusätzlich ist die Anwendung von Metoclopramid bei Kindern unter einem Jahr kontraindiziert, da sie ein höheres Risiko für Nebenwirkungen wie extrapyramidale Symptome haben. Bei älteren Kindern und Jugendlichen sollte das Medikament nur unter strenger Indikationsstellung und Überwachung verwendet werden.

Schließlich sollten auch schwangere oder stillende Frauen Metoclopramid nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und unter ärztlicher Aufsicht verwenden, da es in die Muttermilch übergehen und das ungeborene Kind beeinflussen kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Metoclopramid kann mit einer Vielzahl von Medikamenten interagieren, was zu veränderten Wirkungen oder erhöhten Nebenwirkungen führen kann. Eine bedeutende Wechselwirkung besteht mit zentralnervösen Medikamenten, insbesondere solchen, die Dopaminrezeptoren beeinflussen.

Metoclopramid kann die Wirkung von Antipsychotika verstärken und das Risiko von extrapyramidalen Nebenwirkungen erhöhen. Umgekehrt können Medikamente wie Levodopa, die bei Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, in ihrer Wirkung abgeschwächt werden, da Metoclopramid die Dopaminwirkung im Gehirn blockiert.

Die gleichzeitige Anwendung von Metoclopramid und Sedativa oder Alkohol kann die sedierende Wirkung verstärken, was zu verstärkter Müdigkeit und verminderter Aufmerksamkeit führen kann. Auch die Kombination mit MAO-Hemmern kann gefährlich sein, da dies zu einer hypertensiven Krise führen könnte.

Anticholinergika, die oft zur Behandlung von Magen-Darm-Störungen verwendet werden, können die prokinetische Wirkung von Metoclopramid abschwächen. Zudem kann Metoclopramid die Resorption von Medikamenten beeinflussen, die im Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden, indem es die Magenentleerung beschleunigt oder verlangsamt.

Eine wichtige Wechselwirkung besteht auch mit Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern, wie bestimmte Antidepressiva und Antiarrhythmika. Die gleichzeitige Anwendung kann das Risiko für schwerwiegende Herzrhythmusstörungen erhöhen.

Patienten, die Cyclosporin einnehmen, sollten ebenfalls vorsichtig sein, da Metoclopramid die Konzentration dieses Medikaments im Blut erhöhen kann, was zu einer erhöhten Toxizität führt. Schließlich kann die gleichzeitige Anwendung von Metoclopramid und Digoxin die Wirksamkeit von Digoxin verringern, da Metoclopramid die Resorption dieses Herzmedikaments beeinträchtigen kann.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Metoclopramid nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Übelkeit und Erbrechen zu behandeln. Ein weit verbreitetes Alternativmedikament ist Ondansetron, ein Serotonin-5-HT3-Rezeptor-Antagonist, der besonders wirksam bei durch Chemotherapie oder Operation verursachter Übelkeit ist. Ondansetron hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil und wird häufig in der klinischen Praxis eingesetzt.

Ein weiteres alternatives Medikament ist Domperidon, das ähnlich wie Metoclopramid die Magen-Darm-Motilität fördert, jedoch weniger die Blut-Hirn-Schranke durchdringt und somit ein geringeres Risiko für zentrale Nebenwirkungen wie extrapyramidale Symptome hat. Domperidon ist besonders nützlich bei Patienten, die Metoclopramid aufgrund dieser Nebenwirkungen nicht einnehmen können.

Promethazin, ein Antihistaminikum, das auch antiemetische Eigenschaften besitzt, kann ebenfalls verwendet werden. Es wirkt sedierend und kann besonders bei Übelkeit und Erbrechen aufgrund von Reisekrankheit oder vestibulären Störungen hilfreich sein.

Für Patienten, die natürliche Behandlungsansätze bevorzugen, können Ingwerpräparate in Betracht gezogen werden. Ingwer hat sich in mehreren Studien als wirksam gegen Übelkeit erwiesen und ist eine gut verträgliche Option.

Andere Medikamente wie Scopolamin, ein Anticholinergikum, können speziell bei Reisekrankheit angewendet werden. Es wird oft als Pflaster hinter dem Ohr appliziert und bietet langanhaltende Wirkung gegen Übelkeit.

Zuletzt können bei bestimmten Formen der Übelkeit auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Akupunktur oder Akupressur wirksam sein. Diese Methoden können insbesondere bei Schwangerschaftsübelkeit oder funktionellen Magen-Darm-Beschwerden eine hilfreiche Ergänzung sein.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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