Angiologie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die medizinische Fachrichtung der Angiologie widmet sich den Krankheiten der Blut- und Lymphgefäße. Besonders Durchblutungsstörungen stehen im Fokus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Angiologie?

Am häufigsten ist die Angiologe in der täglichen Praxis mit den Folgen der Arteriosklerose konfrontiert. Ablagerungen in den Blutgefäßen führen bei der Volkskrankheit zu verengten Bereichen.

Angiologie ist die medizinische Fachrichtung, die sich mit den Krankheiten der Blut- und Lymphgefäße befasst. Die Phlebologie umfasst nur die Venen und Arterien und nimmt die Lymphgefäße als Kompetenz-Bereich aus.

Nach der offiziellen Klassifikation ist die Angiologie der Inneren Medizin als Teilgebiet untergeordnet. Diese „Heilkunde der Gefäße“ kümmert sich um die Diagnose, Therapie und Prophylaxe der arteriellen, venösen und lymphatischen Fehlbildungen, erworbenen chronischen Syndrome sowie Akut-Erkrankungen.

Einige Überschneidungen ergeben sich zu anderen Teilgebieten der Medizin. So kann der Angiologe eine Gefäßerkrankung diagnostizieren, die der Chirurg operieren muss. Ähnlich verhält es sich auch mit den Problemen der Herzkranzgefäße, für die überwiegend der Kardiologe zuständig ist. Stellt der Angiologe eine pathologische Veränderung an einem Gefäß des Nervensystems fest, überweist er den Patienten zum Neurologen.

Zur Dermatologie gibt es dort Überschneidungen, wo es um Krampfadern geht. Manchmal muss der Radiologe zur Seite stehen, wenn es Fragen zur Auswertung bildgebender Verfahren zu klären gibt. Dieser Kollege kann auch weitergehende Untersuchungen durchführen.

Behandlungen & Therapien

Am häufigsten ist die Angiologe in der täglichen Praxis mit den Folgen der Arteriosklerose konfrontiert. Ablagerungen in den Blutgefäßen führen bei der Volkskrankheit zu verengten Bereichen. Oft ist ein „Raucherbein“ die Folge oder ein Diabetischer Fuß. Die resultierenden Nekrosen (Absterben der Gewebe) müssen dringend behandelt werden. Sind diese offenen Wunden am Unterschenkel lokalisiert, spricht der Angiologe vom „Ulcus cruris“.

Zum Kreis der funktionellen Gefäßerkrankungen zählt die Thrombose: Ein Blutgerinnsel, medizinisch „Thrombus“ hat sich gebildet und kann ein Blutgefäß vollständig verschließen. Der Arzt spricht dann von einer „Embolie“. Das postthrombotische Syndrom entsteht nach tiefliegenden Thrombosen und führt zu einer Stauung des Rückflusses im Gefäßsystem. Ein Aneurysma ist eine Ausweitung an einer Arterienwand, die dort verdünnt ist und platzen kann. Die Folge ist eine innere Blutung. Oft sind Gehirn-Arterien und die Aorta (Zentrale Hauptschlagader) betroffen oder ein Koronar-Gefäß.

Gegenstand der Angiologie sind auch die Krampfadern. Der Facharzt unterscheidet zwischen der primären (genetisch bedingten) und der sekundären (erworbenen, z. B. durch Tumor) Varikosis. Das Raynaud-Syndrom wird ausgeprägt, wenn Finger und Zehen nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Gefäß-Spasmen (Verkrampfungen) idiopathischer (unbekannter) Genese lösen die Durchblutungsstörung aus. Die Blutgefäße sind von einer Muskelschicht umhüllt, die wie andere Muskeln auch Phasen der unkontrollierten Anspannung ausprägen können.

Eine seltene Erkrankung funktioneller Gefäßstörungen ist die Erythromelalgie. Die Gefäßregulationsstörung ist mit Hautrötungen und Ödemen (Schwellungen durch Wasseransammlungen) verbunden. Oft kann der Angiologe die Ursache nicht feststellen. Im Zuge der Akrozyanose kommt es zur mangelhaften Sauerstoffversorgung der Finger und Zehen. Ursache ist eine verminderte Sauerstoffsättigung des Hämoglobins. Immer ist dies eine Folge der Vermischung arteriellen und venösen Blutes durch eine pathologische Verbindung von Arterien und Venen (Anastomose).

Probleme der Lymphgefäße treten dem Angiologen in Form von Lymphödemen entgegen. Die Elephantiasis ist mit einem Abbau von Lymphstrukturen in den Beinen verbunden, wodurch sich solche Lymphödeme ausbilden. Entzündliche Erkrankungen der Gefäße sind die Arteriitis und die Lymphangitis, die aus einer Blutvergiftung resultiert.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Um eine Diagnose zu stellen wird der Angiologe zunächst eine Anamnese (Krankengschichte) anfertigen und nach Symptomen fragen. Danach untersucht er den Patienten, wobei er Hautveränderungen und Schwellungen feststellen kann. Durch eine Palpation (Ertastung) der Gefäße beurteilt der Arzt den Puls und damit die Durchblutung und Gefäß-Abnormitäten. Oft reicht das nicht aus und eine Angiografie folgt. Das ist ein röntgenologisches Verfahren, bei dem in den meisten Fällen Kontrastmittel zum Einsatz kommen.

Schonender für den Patienten ist eine Sonografie (Ultraschall). Die Dopplersonografie registriert die Richtung des Blutflusses, während die farbkodierte Dopplersonografie zwischen arteriellem und venösem Blutstrom unterscheiden kann. Wichtig ist dies zur Lokalisation von Durchblutungsstörungen. Ein weiteres Spezial-Verfahren ist die Plethysmografie, die zur Darstellung von Volumenschwankungen angewandt wird. Die Lichtreflexionsrheografie strahlt Infrarot-Licht in den Untersuchungsbereich und misst das zurückgeworfene Licht. Mit der Kapillarmikroskopie betrachtet der Angiologe die feinsten Gefäße am Nagelpfalz.

Die Computertomografie (CT) dient dazu, Röntgenschichtbilder einzelner optischer Ebenen zu erzeugen. Ergänzend kann der Angiologe die Magnetresonanztomografie (MRT) heranziehen. Ein therapeutischer Akut-Eingriff ist die Ballondilatation. Der Arzt dringt mit einem Katheter in ein Gefäß ein, an dessen Ende ein kleiner Ballon aufgepumpt werden kann. Damit beseitigt er Engstellen im Gefäß. Mit dieser Technik kann auch ein Stent inseriert werden. Die röhrenförmige Gefäßstütze erhält die Erweiterung. Engstellen kann der Chirurg durch entnommene körpereigene Gefäße operativ überbrücken. Mit Injektionen einer konzentrierten Kochsalzlösung erfolgt die Verödung von Krampfadern.

Die medikamentöse Behandlung zielt auf eine Verbesserung des Blutstroms ab. Die allgemein als „Blutverdünner“ bezeichneten Pharmaka haben unterschiedliche Wirkmechanismen. Cumarin-Derivate blockieren Vitamin K, das an der Blutgerinnung beteiligt ist. Heparin bindet eine Reihe anderer Gerinnungsfaktoren im Blut. Thrombozytenaggregations-Hemmer verhindern, dass sich die Blutplättchen (Thrombozyten) zu Klumpen vereinigen. Thrombozyten sind spezialisierte Blutzellen, die nur der Blutgerinnung dienen.

Zur Senkung des Blutdruckes verschreibt der Angiologe Antihypertensiva. Bei Gefäßkrankheiten sind besonders die ACE-Hemmer gebräuchlich, die auf hormonellem Wege wirken. Entwässernde Medikamente (Diuretika) muss der Patient nehmen, wenn er an Ödemen leidet. Infektionskrankheiten der Gefäße werden mit Antibiotika behandelt. Konservative Behandlungsmethoden der Angiologe sind physiotherapeutische Maßnahmen wie kneippsche Anwendungen und die Lymphdrainage, eine Massagetechnik. Ergänzend dazu rät der Arzt dem Patienten zu Verhaltensänderungen. Er sollte Nichtraucher bleiben oder werden, sich maßvoll ernähren und Sport treiben.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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