Arteriitis cranialis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arteriitis cranialis ist eine altersbezogene entzündliche Erkrankung der Blutgefäße, die häufig die großen und mittleren Arterien des Kopfes betrifft. Arteriitis cranialis wirkt sich unbehandelt massiv auf das Sehvermögen aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Arteriitis cranialis?

Eine Arteriitis cranialis wird auch als Autoimmunkrankheit bezeichnet, die genetischen Ursprungs ist. Durch die Aktivierung der Fresszellen wird ein entzündlicher Gewebefraß ausgelöst, wodurch die betroffenen Arterien anschwellen und zunehmend schlechter durchblutet werden.
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Die Arteriitis cranialis ist eine Entzündung der Arterienwände. Frauen sind dabei wesentlich häufiger als Männer, Menschen skandinavischer Herkunft häufiger als andere Bevölkerungsgruppen betroffen.

Das Erkrankungsalter steigt ab dem 50. Lebensjahr signifikant. In den meisten Fällen sind die Arterien des Kopfes, vor allem die der Schläfen betroffen, weshalb mitunter auch der Name Arteriitis temporalis verwendet wird. Andere Bezeichnungen der Arteriitis cranialis lauten Morbus Horton, Arteriitis temporalis, Riesenzellarteriitis oder Horton-Magath-Brown-Syndrom.

Eine rechtzeitige Behandlung der Arteriitis cranialis ist entscheidend, um dauerhafte Gewebeschäden und einen Verlust der Sehkraft zu verhindern.

Ursachen

Die Ursachen einer Arteriitis cranialis sind noch nicht eindeutig belegbar. Neuere molekularbiologische Forschungen belegen, dass T-Zellen (Helferzellen) in der Gefäßwand Antigene erkennen und sogenannten Makrophagen (Fresszellen) ein Signal zur Zerstörung dieser vermeintlichen Krankheitserreger senden.

Eine Arteriitis cranialis wird daher auch als Autoimmunkrankheit bezeichnet, die genetischen Ursprungs ist. Durch die Aktivierung der Fresszellen wird ein entzündlicher Gewebefraß ausgelöst, wodurch die betroffenen Arterien anschwellen und zunehmend schlechter durchblutet werden.

Zu den Risikopatienten für eine Arteriitis cranialis gehören Menschen mit Polymyalgia rheumatica, systemischem Lupus erythematodes, rheumatoider Arthritis und schweren Infektionen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In den meisten Fällen sind die Beschwerden und Symptome von Arteriitis cranialis relativ eindeutig, sodass sie direkt auf die Erkrankung hindeuten und damit auch eine frühzeitige Behandlung ermöglichen. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an sehr starken Schmerzen im Bereich des Kopfes. Diese Kopfschmerzen sind stechend und können sich dabei auch in die benachbarten Regionen ausbreiten.

Vor allem in den Ohren oder auch an den Augen kommt es dabei zu starken Schmerzen. Weiterhin leiden die Betroffenen durch Arteriitis cranialis auch an starken Sehstörungen und in schwerwiegenden Fällen an einer Erblindung. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch die Erkrankung deutlich eingeschränkt und verringert.

Auch eine Gewichtsabnahme kann dabei auftreten und mit Fieber oder mit einer allgemeinen Müdigkeit und Abgeschlagenheit eintreten. Häufig führt die Arteriitis cranialis auch zu starken Schmerzen in den Muskeln und damit zu Einschränkungen in der Bewegung und im Alltag des Betroffenen. Die meisten Patienten leiden dabei auch an Doppelbildern oder an einer starken Empfindlichkeit der Schläfen.

Auch das Immunsystem des Patienten wird durch Arteriitis cranialis geschwächt, sodass dieser im Allgemeinen anfälliger für verschiedene Erkrankungen wird. Auch psychische Beschwerden können aufgrund der Symptome eintreten.

Diagnose & Verlauf

Die Symptome einer Arteriitis cranialis können stark variieren. Mitunter ist der Ausbruch der Erkrankung wie bei einer Grippe von Muskelsteifheit und Schmerzen (Myalgie) in Schultern und Hüften, Fieber und Müdigkeit gekennzeichnet.

Die häufigsten Symptome von Arteriitis cranialis sind jedoch häufig schwere Kopfschmerzen und Empfindlichkeit - meist in beiden Schläfen. Schmerzen beim Kauen in Kiefer und Zunge sind ebenfalls symptomatisch. Hinzu kommt eine Empfindlichkeit an Haaren und Kopfhaut sowie der charakteristische Verlust der Sehkraft oder das Sehen von Doppelbildern.

Eine Arteriitis cranialis kann unbehandelt zu Komplikationen wie dauerhafter Erblindung, einem Aneurysma oder in einzelnen Fällen zu einem Schlaganfall führen.

Eine Arteriitis cranialis ist schwierig zu diagnostizieren, weshalb zunächst andere Krankheiten ausgeschlossen werden müssen. Die Erstellung einer Diagnose erfolgt auf Basis einer umfangreichen Anamnese mit körperlicher Untersuchung sowie anhand von Labortests. Diese prüfen Leberwerte, Blutsenkungsgeschwindigkeit und die Werte bestimmter Entzündungsmarker.

Standard für die Diagnose einer Arteriitis cranialis ist eine Biopsie, zur Ergänzung können auch bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz-Angiographie, Ultraschall oder eine Positronen-Emissions-Tomographie zum Einsatz kommen.

Komplikationen

Durch die Arteriitis cranialis kommt es zu erheblichen Einschränkungen des Sehvermögens. Dabei kann der Patient im schlimmsten Falle das komplette Sehvermögen verlieren und dadurch erblinden. Frauen sind dabei öfter von der Arteriitis cranialis betroffen als Männer und leiden folglich auch öfter an den Komplikationen der Krankheit.

Meistens kommt es zu einem stechenden Schmerz im Kopf, welcher mit Sehstörungen oder einer kompletten Erblindung eintritt. Der Betroffene leidet ebenfalls an Fieber und Müdigkeit und an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Auch die Muskeln und die Extremitäten schmerzen und verringern dadurch die Lebensqualität enorm.

Vor der Erblindung tritt ein Schleiersehen und das Sehen von Doppelbildern auf. Nicht selten erleiden die Patienten einen Schlaganfall, wobei es im schlimmsten Falle dabei auch zum Tode kommen kann. Die Behandlung erfolgt dabei mit Hilfe von Medikamenten. In den meisten Fällen kommt es schon nach einigen Tagen zu einer Besserung der Symptome, wobei die gesamte Behandlung sich allerdings über mehrere Jahre erstrecken kann.

Meistens werden auch die Augenbeschwerden und der Bluthochdruck ebenfalls behandelt. Durch die Therapie kommt es in vielen Fällen zu einer Gewichtszunahme und zu einer Abschwächung des Immunsystems. Der Patient erkrankt dadurch häufiger an Grippen und anderen Infekten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Arteriitis cranialis muss in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Falls es nicht zu einer Behandlung kommt, kann sich die Krankheit negativ auf das Sehvermögen des Patienten auswirken und dabei im schlimmsten Fall zu einer vollständigen Erblindung führen. Aus diesem Grund ist eine dringende Behandlung durch einen Arzt notwendig. In der Regel sollte dann ein Arzt aufgesucht werden, wenn es zu plötzlichen Sehstörungen kommt, die mit starken Kopfschmerzen verbunden sind.

Ebenso können dicke Arterien an den Schläfen ein Zeichen der Arteriitis cranialis darstellen und sollten von einem Mediziner untersucht werden. Weiterhin ist auch dann ein Arzt zu konsultieren, wenn es zu Fieber oder zu Abgeschlagenheit und Müdigkeit des Patienten kommt. Nicht selten führt die Arteriitis cranialis auch zu Schmerzen in den Muskeln oder zu einem deutlichen Gewichtsverlust.

Ohne Behandlung kann es dabei auch zu einem Schlaganfall kommen, der für den Betroffenen tödlich enden kann. In der Regel kann die Arteriitis cranialis durch einen Allgemeinarzt diagnostiziert werden. Die weitere Behandlung findet mit Hilfe von Medikamenten statt und die Beschwerden dürften relativ gut einschränkt werden.

Behandlung & Therapie

Kann eine Arteriitis cranialis diagnostiziert und daher frühzeitig behandelt werden, ist die Prognose in der Regel sehr gut. Arteriitis cranialis wird mit hohen Dosen (1 mg/ kg/ Tag) von Kortikosteroid-Medikamenten wie Prednison behandelt.

Da eine sofortige Behandlung angestrebt wird, kann die medikamentöse Behandlung noch vor Bestätigung der Diagnose beginnen. Trotzdem bereits nach wenigen Tagen eine Besserung eintreten kann, ist eine längere Einnahme der Medikamente für ein bis zwei Jahre oder länger erforderlich. Nach den ersten Wochen kann die Dosis allmählich gesenkt werden, bis nur noch eine niedrige Dosis Kortikosteroide erforderlich ist, um die Entzündungen zu kontrollieren.

Einige der Symptome können während der Behandlung kurzzeitig wieder auftreten. Kortikosteroide sind stark entzündungshemmende Medikamente. Insbesondere bei hohen Dosierungen kann eine langfristige Einnahme daher schwere Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören Osteoporose, Bluthochdruck, Muskelschwäche, Glaukom oder Grauer Star.

Andere mögliche Nebenwirkungen einer Kortikosteroid-Therapie gegen Arteriitis cranialis sind Gewichtszunahme, ein erhöhter Blutzuckerspiegel sowie ein geschwächtes Immunsystem. Zur Behandlung der Nebenwirkungen kommen Kalzium und Vitamin-D-Präparate oder andere Medikamente zum Einsatz.

Aussicht & Prognose

Die Arteriitis cranialis hat bei einer frühzeitigen Diagnose und einem schnellen Behandlungsbeginn eine gute Prognose. Mit einer medikamentösen Behandlung besteht die Möglichkeit einer Linderung der Beschwerden. Für ein gutes und stabiles Heilungsbild muss die Behandlung über mehrere Jahre erfolgen. Bereits nach wenigen Tagen oder Wochen wird jedoch bereits eine deutliche Verbesserung spürbar.

Wird die Arznei eigenständig und zu früh abgesetzt, kommt es zu einem Rückfall der Erkrankung und die Beschwerden treten erneut auf. Ohne eine medizinische Versorgung nehmen die Beeinträchtigungen kontinuierlich an Umfang zu und neue Symptome treten auf. Der progressive Krankheitsverlauf kann bei ungünstigen Gegebenheiten zu einer Erblindung des Patienten führen. Darüber hinaus ist in Einzelfällen das Eintreten eines Schlaganfalls möglich. Dieser führt meist zu lebenslangen Beeinträchtigungen, Lähmungen und Funktionsstörungen. Darüber hinaus kann er bei einer verspäteten Behandlung oder ohne eine intensivmedizinische Versorgung einen tödlichen Verlauf haben.

Die Schwierigkeit bei einer Arteriitis cranialis ist die Diagnosestellung. Die Erkrankung ist aufgrund der Symptome leicht mit anderen Krankheiten zu verwechseln. Das führt dazu, dass eine ärztliche Konsultation hinausgezögert wird oder beim Arzt anfänglich eine Fehldiagnose erfolgt. Die Verzögerung des Krankheitsbeginns löst eine kontinuierliche Verschlechterung des Sehvermögens aus. Sobald eine Korrektur erfolgt und die Behandlung beginnt, bilden sich die Beschwerden allmählich zurück.


Vorbeugung

Eine Prävention von Arteriitis cranialis ist nicht möglich. Eine große Herausforderung ist es jedoch, mit den Nebenwirkungen der Medikamente zurechtzukommen. Eine gesunde Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Fleisch und Fisch sowie einer Einschränkung von Salz, Zucker und Alkohol ist die beste Grundlage, um potenziellen Problemen zu begegnen. Eine regelmäßige Bewegung für mindestens 30 Minuten täglich stärkt das Immunsystem und das Wohlbefinden, um mit der Behandlung einer Arteriitis cranialis verträglich auszukommen.

Nachsorge

Die Möglichkeiten zur Nachsorge erweisen sich bei der Arteriitis cranialis in der Regel als relativ schwierig. Betroffene sind bei dieser Krankheit in den meisten Fällen auf eine medizinische Erkrankung angewiesen. Bei der Behandlung der Erkrankung muss der Patient meist Arzneimittel einnehmen. Dabei sollte immer auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente geachtet werden, wobei auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten sind.

In den meisten Fällen sind die Patienten auf eine langwierige Behandlung angewiesen. Da es durch die Behandlung der Arteriitis cranialis auch zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen kann, sollte sich der Betroffene regelmäßig untersuchen lassen. Auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung wirkt sich sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Arteriitis cranialis aus.

Dabei sollte eine Gewichtszunahme auf jeden Fall vermieden werden. Auch die Pflege durch Freunde und Angehörige kann sich dabei sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken und weitere Beschwerden vermeiden. Durch den Kontakt zu anderen Betroffenen der Arteriitis cranialis kann es zu einem Austausch an Informationen kommen, welcher sich ebenfalls positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung auswirken kann.

Das können Sie selbst tun

Die Riesenzellarteriitis ist eine sehr ernsthafte rheumatische Gefäßerkrankung, die zwingend von einem Arzt therapiert werden muss. Betroffene sollten eine ärztlich verordnete Behandlung mit Kortison unbedingt konsequent durchführen, auch wenn es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt. Letztere können die Patienten aber auch durch Selbsthilfemaßnahmen lindern.

Da die Gabe von Kortison das Osteoporose-Risiko erhöht, sollte gleichzeitig Kalzium eingenommen und auf ausreichend Sonnenlicht geachtet oder Vitamin D substituiert werden. Potentiellen Gefäßverschlüssen kann durch die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), die in vielen frei verkäuflichen Schmerzmitteln enthalten ist, vorgebeugt werden. Da ASS die Magenschleimhaut angreift, sollte diese durch einen Protonenhemmer geschützt werden.

Unterstützend können auch naturheilkundliche Methoden zum Einsatz kommen. Ein Klassiker bei der Therapie rheumatischer Beschwerden ist Birke, die als Saft oder Tee zum Einsatz kommt. Ein Sud aus Birkenblättern kann auch direkt auf schmerzende Körperstellen aufgetragen werden. Auch Brennnessel soll sich positiv auf die Entzündungsprozesse im Körper auswirken. Weidenrinde ist eine natürliche Quelle für ASS und wird als Tee getrunken, der allerdings sehr eigenwillig schmeckt. Mittlerweile stehen aber auch Tabletten auf Weidenrindebasis zur Verfügung.

Häufig kann eine Bewegung des Kiefers die mit der Riesenzellarteriitis fast immer verbundenen starken Kopfschmerzen noch verstärken. Bei akuten Anfällen sollten Betroffene deshalb nur weiche oder flüssige Nahrung zu sich nehmen und keinesfalls stark kauen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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