Breast Crawling

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Alle Säugetiere besitzen Brustdrüsen im Bereich der Körperunterseite. Nur bei Elefanten und Menschen sitzen die paarigen Drüsen im Bereich der Brust. Sie produzieren Milch in unterschiedlichem Fettgehalt (je nach Ernährungsstand) und können so unterschiedlich gesund und aufbauend fungieren. Der Abstand zwischen dem Geburtsgang im Bereich der Scheide und der Brust beträgt etwa zwei Körperlängen des Babys und sollte im Idealfall vom Baby selber mit Hilfe des instiktiven Breast Crawls überbrückt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Breast Crawling?

Nach dem Geburtsvorgang wird das Baby seinen ersten Luftzug nehmen. Da dieser schmerzvoll sein kann, beginnt es zu schreien. Danach öffnet es die Augen und sammelt erste Lichteindrücke. Nach etwa zehn Minuten wird es die Brust anschauen und erkennen. Reflexe lassen das Baby nun reagieren. Der Speichel beginnt zu fließen und es beginnt mit Suchbewegungen sowohl des Kopfes als auch der Beinchen.

Mit pendelnden Bewegungen es Kopfes suchen die Lippen die Hautoberfläche der Mutter ab. Die Finger beginnen zu greifen und zu krallen und sind jenen Pumpbewegungen gleichzusetzen, mit denen Tierbabys die Milchleiste ihrer Mutter anregen, damit die Milch ins Gewebe einschießt.

Gleichzeitig versuchen die Beine den Körper vorwärts zu schieben. Die Knie und Zehenspitzen sowie der innere Fußrand stemmen sich dabei gegen die Bauchdecke der Mutter. Dieses Über-die-Brust-kriechen, das Breast Crawling, ist das erste Stadium des Stillens.

Gibt die Mutter dem Baby zu Beginn Zeit, die Brust selbstständig zu finden und sich anzudocken, wird es in der folgenden Zeit viel schneller und leichter funktionieren und beiden, Mutter und Baby, ein höheres Maß an Befriedigung ihrer Beziehung zueinander bringen.

Am besten liegt die Mutter zurückgelehnt in halb sitzender Position und legt sich das Baby Haut an Haut auf den Bauch. Schon von der Geburt kennt das Kind diese Lage, als es mit dem Körper einen gewissen wohltuenden Druck (auch in Hinblick auf die Nachgeburt) auf die Mutter ausgeübt hat. Das Baby kann sich horizontal, ohne die Schwerkraft überwinden zu müssen, an den Warzenhof herantasten. Vibrationen der Bauchdecke und die Stimme der Mutter, sowie die Atembewegungen, die Herzschläge und vor allem die Wärme und der Geruch der Haut begleiten das Kind auf seinem Weg aufwärts entlang seiner Mutter.

Wird dem Baby Zeit gegeben, den Kontakt selber herbeizuführen, alle Eindrücke zu verarbeiten und das Ziel in eigener Geschwindigkeit zu erreichen, bleiben die Atemfrequenz und der Herzschlag ruhiger und die Zweisamkeit gestaltet sich angenehmer.

Funktion & Aufgabe

Während des Breast Crawlings, das direkt nach der Geburt ein bis zwei Stunden dauern kann, entsteht das erste Hungergefühl. Der Blutkreislauf merkt, dass die Versorgung mit Nährstoffen über die Nabelschnur fehlt. Beim Trinken kommen die Mundhöhle, die Speiseröhre und der Magen erstmals mit Nahrung in Berührung. Ähnlich wie beim Atmen können ungewohnte Empfindungen bis hin zum Schmerz auftreten.

Das Baby liegt in vorteilhafter Position bäuchlings unterhalb der Brüste und wird am Po und den Füßen gestreichelt, damit der Suchreflex eingeleitet wird. Wurde die Brust richtig erfasst und treten keine vehementen Schmerzen auf, braucht das Kind auch nicht weiter verschoben werden. Andernfalls sollte der Kopf ein wenig reguliert werden. Vor allem die Nase sollte sich nicht an die Brust drücken, da das Baby dadurch beim Saugen zu schnell ermüden könnte, wenn es ständig kräfteraubend Luft holen muss.

Sowohl haptische wie auch visuelle Reize haben das Baby an die Brust geleitet. Nun sucht es sich eine bequeme Kopfhaltung, um genüsslich weiter trinken zu können. Der Kopf fällt idealerweise von der Brust nach außen und kann mit dem Oberarm der Mutter gestützt werden. Erst nach einigen Malen des Ansaugens setzt auch der Schluckreflex des Kindes ein. Beginnt das Baby zu schnaufen oder schluckt es nicht mehr, sollte ihm eine Ruhepause gegönnt werden. Alle 2 bis 3 Stunden kann dem Säugling die Möglichkeit angeboten werden zu trinken.


Krankheiten & Beschwerden

Um Beschwerden vorzubeugen, kann die Mutter einige Maßnahmen einleiten. Jede Mutter wird ausreichend trinken und so ihren eigenen Kreislauf stabil halten. Stillkinder zeigen eine hohe Resistenz gegen Magen-Darm-Erkrankungen und gegen Erkrankungen der Atemwege. Die Nieren arbeiten besser, die Wundheilung schreitet schneller voran und Kindern mit angeborenem Herzfehler schafft die nahrhafte Milch Erleichterung.

Während ein Überangebot an Milch leichter zu handhaben ist, sie könnte eingefroren werden, stößt eine Mutter mit zu wenig Milch rasch an ihre Grenzen. In diesen Fällen kann entweder eine regelmäßige Massage der Brüste helfe, vermehrtes Saugen des Kindes oder in letzter Konsequenz diverse Zusatznahrung.

Hat die Mutter bei der Geburt Betäubungsmittel verabreicht bekommen, wird der Säugling erst später mit dem Breast Crawling beginnen können und länger suchen. Das Bonding zur Mutter während dieser Phase sollte jedoch nicht unterbrochen werden. Das Abwiegen und Messen später erfolgen, denn die Ablenkungen der Umwelt sind ohnehin massenhaft. Da ist es schön, wenn nichts die erste Berührung, die erste Kontaktaufnahme stört.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012

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