Desfluran
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Desfluran handelt es sich um ein Anästhetikum, das der Wirkstoffklasse der Flurane zugeordnet wird. Das Inhalationsanästhetikum ist aufgrund seiner sehr guten hypnotischen Eigenschaften sowie seiner leichten Steuerbarkeit weit verbreitet. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird Desfluran vom amerikanischen Pharmakonzern Baxter unter dem Handelsnamen Suprane® vertrieben.
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Was ist Desfluran?
Desfluran ist ein bewehrtes und weit verbreitetes Anästhetikum. Es wird inhaliert und deshalb als Inhalationsanästhetikum bezeichnet. Seine pharmakologischen Eigenschaften machen Desfluran zu einem Vertreter der Wirkstoffklasse der Flurane, der bedeutendsten Gruppe von Anästhetika, zu der auch die verwandten Arzneistoffe Sevofluran und Isofluran gehören.
Desfluran ist eines der wenigen Anästhetika, die eine gute Kreislaufstabilität haben und gleichzeitig leicht zu steuern sind. Die Kontrollierbarkeit des Stoffes lässt sich durch ein besonders rasches An- und Abfluten erklären.
Desfluran zeichnet sich außerdem durch eine stark hypnotische Wirkung aus, d. h. Patienten können zügig in einen tiefen Schlaf (griechisch: ὕπνος hypnos) versetzt werden, der die störungsfreie Durchführung von Operationen ermöglicht. Die analgetischen und muskelentspannenden Effekte von Desfluran sind jedoch nur sehr minimal, weswegen unter Umständen zusätzliche Präparate verabreicht werden müssen, um die sichere Durchführung von medizinischen Eingriffen zu gewährleisten.
Das Inhalationsanästhetikum wird in der Chemie durch die Summenformel C 3 – H 2 – F 6 – O beschrieben, was einer moralen Masse von ca. 168,0g/mol entspricht. Der Arzneistoff unterliegt einer sehr strengen Apotheken- und Verschreibungspflicht.
Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Desfluran ist aufgrund der langjährigen Erfahrung mit dem Arzneistoff unumstritten. In zahlreichen Studien konnte belegt werden, dass das Anästhetikum einen sogenannten Blut-Gas-Verteilungskoeffizienten von 0,42 aufweist. Demzufolge beträgt die Konzentration des Wirkstoffes im Blut 0,42 %-vol.
Desfluran ist nur gering löslich, wodurch ein schnelles An- und Abfluten bewirkt wird. Hierdurch sind die für den Arzneistoff typischen zügigen Einschlaf- und Aufwachphasen möglich. Mit einer minimalen alveolären Konzentration (anästhetische Potenz) von 6 % bleibt Desfluan hinter den verwandten Wirkstoffen Sevofluran und Isofluran zurück.
Pharmakologisch relevant ist zudem die Metabolisierungsrate des Inhalationsanästhetikums. Diese wird mit ca. 0,1 % festgesetzt, was Schädigungen der Leber als unwahrscheinlich gelten lässt. Für Patienten mit Leberschädigungen besteht deshalb nicht zwangsläufig eine Kontraindikation von Desfluan. In einigen Fällen kann es trotz des Organschadens ohne Bedenken angewandt werden.
Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung
Desfluran hat vorrangig hypnotische Wirkungen, sodass Patienten in einen tiefen Schlafzustand versetzt werden können. Das Anästhetikum wird deshalb zur Einleitung bzw. Durchführung einer Narkose eingesetzt. Nur in diesem Fall besteht eine vertretbare Indikation.
Aufgrund der hypnotischen Wirkungen bzw. der Eigenschaft als Anästhetikum unterliegt Desfluran in sämtlichen Ländern, in denen es erhältlich ist, der Verschreibungs- und Apothekenpflicht. Es wird in der Regel nicht an Patienten herausgegeben, sondern ausschließlich an den behandelnden Arzt. Denn nur ein erfahrener Anästhesist ist zur Vergabe befugt. Dieser wird das als Flüssigkeit gelieferte Medikament in einem speziellen Narkosegerät zum Verdampfen bringen und dem Behandelten zur Inhalation geben. Eine eigenständige Einnahme durch den Patienten ist damit aufgrund der Vielzahl der in Betracht kommenden Gefahren ausgeschlossen.
Risiken & Nebenwirkungen
Zu den gängigsten Nebenwirkungen von Desfluran zählen u. a. Hustenanfälle, leichte oder starke Kopfschmerzen sowie Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, die sich in Übelkeit oder Erbrechen äußern können.
Ebenfalls gängig sind Hyper- oder Hypotonien (zu geringer oder zu hoher Blutdruck) sowie Herz-Rhythmus-Störungen. Diese können sich als Bradykardie (Unterschreitung der üblichen Herzfrequenz) oder Tachykardie (medizinisch relevante Überschreitung der typischen Herzfrequenz) erweisen. Darüber hinaus liegt auch die Ausbildung einer Rachenschleimhautentzündung (Pharyngitis) im Bereich des Möglichen.
Desfluran darf nicht verabreicht werden, wenn eine Kontraindikation besteht. Das ist dann der Fall, wenn eine Überempfindlichkeit bzw. Allergie gegen diesen oder ihm verwandte Wirkstoffe bekannt ist. Auch bei einem diagnostizierten Risiko einer koronaren Herzerkrankung liegt ein der Einnahme entgegenstehender Umstand vor. Das gilt auch für eine bestehende maligne Hyperthermie.