Erblassen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Erblassen lässt das Gesicht und die Extremitäten an Farbe verlieren, indem die Durchblutung dieser Körperregionen vermindert wird. Dieses Phänomen stellt sich vor allem im Rahmen einer schockbedingten Kreislaufzentralisation ein. Plötzliche Blässe sichert das Überleben, indem das Blut aus den Extremitäten in die lebenswichtigen Organe gezogen wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Erblassen?

Das Erblassen lässt das Gesicht und die Extremitäten an Farbe verlieren, indem die Durchblutung dieser Körperregionen vermindert wird. Oft hat Blässe Krankheitswert, so zum Beispiel im Fall von Leukämie.

Ein erblassender Patient verliert im Gesicht und an den Extremitäten an Farbe. Meist liegt dieser Farbverlust an einem Rückgang des Blutvolumens, der verschiedene Ursachen haben kann.

Oft hat Blässe krankheitswert, so zum Beispiel im Fall von Leukämie, koronalen Herzinfarkten und einer Niereninsuffizienz. Sogar eine Erkältung kann von Blässe begleitet sein. Dasselbe gilt für Blutverluste. Eine eigenständige Krankheit ist das Erblassen nicht, wohl aber ein Symptom.

Plötzlich eintretende Blässe ist immer ein Duchblutungsphänomen. Der Körper zieht das Blut aus den Extremitäten zurück, um es den lebenswichtigen Organen zuzuführen. Das Gegenteil dieses Phänomens ist das Erröten. Vor allem in der Gesichtsregion nimmt beim Erröten das Blutvolumen zu. Die Ursache für diese Erscheinung ist eine plötzliche Ausdehnung der Blutgefäße in der betroffenen Hautregion.

Funktion & Aufgabe

Mit dem Erblassen will der Organismus das Überleben sichern. Blässe ist in diesem Zusammenhang meist mit einer Zentralisierung des Kreislaufsystems verbunden. Eine solche Zentralisierung ist ein lebenswichtiger Anpassungsvorgang der Blutversorgung. Blut wird dabei von der Peripherie des Körpers auf die lebenswichtigen Zentren gezogen. Vor allem die ausreichende Blutversorgung des Herzens und des Gehirns wird so über die Zentralisierung sichergestellt.

Die roten Blutkörperchen im Blut transportieren Sauerstoff. Wenn dieser Sauerstoff die Organe nicht in ausreichender Menge erreicht, stellen sich organische Schäden ein. Um solchen Schäden vorzubeugen, schüttet der Organismus Katecholamin aus. Katecholamine sind biogene Amine wie der Neurotransmitter Dopamin oder die Stoffe Adrenalin und Noradrenalin. Die Ausschüttung dieser Katecholamine findet vor allem in den Nebennieren und im zentralen Nervensystem statt. Meist stellt sich durch die Ausschüttung neben der Blässe ein beschleunigter Herzschlag ein. Schweißausbrüche sind ebenso verbreitet.

Die Zentralisierung über Katecholamine ist vor allem im Rahmen eines physiologischen Schocks zu beobachten. Der Körper versucht dabei einem Mangel an Blutvolumen zu begegnen. Dieser Mangel stellt sich zum Beispiel im Rahmen von Blutungen, Flüssigkeitsverlusten oder einer Sepsis ein.

Auch psychische und neurologische Schocks können allerdings Zentralisierungen einleiten. Bei neurogenen Schocks wird zum Beispiel die Reizübertragung im Kreislauf- und Kapillarsystem gestört. In diesen Zusammenhängen ist der Schock und die damit verbundene Blässe eine akute Belastungsreaktion. Die automatisch ausgeschütteten Katecholamine lassen die peripheren Blutgefäße kontrahieren. Das Blutvolumen zieht sich so in die großen Gefäßen des Zentrums zurück, was gerade bei Blutungen überlebenswichtig ist.

Neben den genannten Ursachen kann eine Zentralisierung des Kreislaufs und die damit verbundene Blässe auch mit einer Hypotonie zusammenhängen. Bei diesem Phänomen liegt der Blutdruck unter 100/60 mmHg. Hypotonien treten oft im Rahmen von Herzkrankheiten auf. Sie können aber auch mit Infektionen oder Drüsenfunktionsstörungen verbunden sein.

Eine weitere Ursache für Zentralisierungen des Kreislaufs ist die Anämie. Dieser Blutmangel kann in Folge von Blutungen auftreten. Teils sind aber auch Tumore, Infekte oder Immun- und Enzymdefekte für Anämien verantwortlich. Die Blässe betrifft bei einer Kreislaufzentralisation neben der äußeren Haut meist auch die Schleimhäute.

Erblassung kann sich unter Umständen auch im Rahmen des Rauchens einstellen und geht in diesem Zusammenhang auf ähnlich lebenserhaltende Effekte zurück wie die hier beschriebenen. Manche Schocks und Zentralisierungen sind so eine Reaktion auf bestimmte Gifte. In diesem Zusammenhang ist von anaphylaktischen Schocks die Rede, bei denen Histamin ausgeschüttet wird. Durch diese Ausschüttung stellen sich die Gefäße weit, der Blutdruck fällt ab und Blutmangel liegt vor. Zur Sicherung des Überlebens wird auch in diesem Fall eine Kreislaufzentralisation erforderlich.

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Krankheiten & Beschwerden

Da die Blässe lediglich ein Symptom und keine spezifische Erkrankung ist, stellt sich die Diagnosestellung in diesem Fall als schwierig heraus. Erblassen ist unspezifisch, denn eine Zentralisierung des Kreislaufes kann die verschiedensten Ursachen haben.

Oben wurden einige dieser Ursachen genannt, aber damit erschöpft sich die Liste längst nicht. Verschiedene Syndrome, Verletzungen, Organerkrankungen und Infektionserkrankungen gehen mit Erblassen einher. Die Anamnese ist für den Arzt daher ein wichtiger Ansatzpunkt, um die Ursache für krankhaftes Erblassen zu ermitteln.

Relevant ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel, wann genau die Blässe auftritt. Genauso relevant sind der Puls und der Blutdruck des Patienten. Im Rahmen einer Blutuntersuchung lässt sich zum Beispiel eine Anämie feststellen. Auch die Anämie kann aber verschiedene Ursachen haben. Die Diagnostik ist mit der Blutuntersuchung also oft nicht abgeschlossen.

Je nach Verdacht schließen sich an die Labordiagnostik unter Umständen EKG-Untersuchungen oder Ultraschalluntersuchungen des Rückenmarks an. So kann dem Verdacht auf koronale Herzerkrankungen und Leukämie nachgegangen werden. Um Blässe zu therapieren, setzt der Arzt bei der zugrundeliegenden Erkrankung an.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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