Infarkt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viele Menschen haben schon einmal gehört oder gelesen, dass jährlich über 60.000 Personen an Infarkten unterschiedlicher Art sterben. Der Infarkt ist eine der häufigsten Ursachen für Krankenhausaufenthalte in Deutschland und zu den häufigsten Todesursachen. Ein Großteil der Bevölkerung denkt bei dem Wort Infarkt nur an den bekanntesten, den Herzinfarkt. Was genau ist jedoch ein Infarkt, wodurch wird er ausgelöst und wie behandeln ihn die Ärzte?

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Infarkt?

Infogramm zur Anatomie und Ursachen von Herz- & Gefäßerkrankungen wie z.B. Herzinfarkt. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Als Infarkt wird das Absterben von körpereigenem Gewebe infolge einer Sauerstoffunterversorgung bezeichnet. Dies geschieht durch das Fehlen von sauerstoffreichem Blut im betroffenen Gewebe und den versorgenden Blutgefäßen.

Ebenso, wie durch mangelnden Zufluss, kann der Infarkt auch durch das Fehlen eines Abflusses von Blut ausgelöst werden, da die angestaute Blutmenge auch den erneuten Zufluss verhindert. Oft wird unter Infarkt nur der Herzinfarkt verstanden. Jedoch ist der Verschluss einer Arterie auch in der Netzhaut oder den Sehnerven des Auges möglich. Auch der Abfluss des Blutes durch die Venen eines Gewebes kann einen Infarkt bewirken.

Zudem sind Embolien eine häufig beobachtete Ursache. Hierbei handelt es sich um mit dem Blut eingeschwemmte Teilchen unterschiedlicher Zusammensetzung. Es kann sich bei solchen Gefäßverschlüssen um Fett, Sauerstoff (eingeschlossene Luftbläschen) oder Blutgerinnsel handeln. Körpereigene und fremde Substanzen sind möglich.

Embolien sind immer sehr problematisch für den Körper und das betroffene Gewebe und müssen in schweren Fällen sogar operativ beseitigt werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden.

Ursachen

Zunächst einmal ist ein Infarkt auf mangelnde Durchblutung zurückzuführen. Blut versorgt unseren Körper mit Nährstoffen und mit Sauerstoff. Kommt der Sauerstoff verzögert oder gar nicht bei einem Organ oder Gewebeverband an, kann infolgedessen Gewebe absterben. Dies kann das Gewebe eines Muskels, eines Entgiftungsorganes oder eines Sehnervs sein.

Immer dann, wenn ein Gewebe vollständig infolge von Sauerstoffmangel abstirbt, ist das ein Infarkt. Auch die Knochen, das Gehirn, das Rückenmark oder das Gewebe der Lunge können einen Infarkt erleiden. Am bekanntesten ist der Infarkt des Herzmuskels. Oft gehen der Unterversorgung mit Sauerstoff Gefäßverschlüsse voraus.

Insofern kann ein ursächlicher Zusammenhang zu Gefäßembolien, Thrombosen und dem allgemeinen Verschluss versorgender Arterien hergestellt werden. Auch Infarkte infolge von Infekten sind bekannt. Meist sind es aber Störungen im Abfluss oder im Zufluss von mit Sauerstoff angereichertem Blut, welche den Infarkt bewirken.

Typische oder häufige Formen

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Abhängig vom betroffenen Bereich des Körpers verursacht ein Infarkt unterschiedliche Beschwerden. Typisch für einen Herzinfarkt sind starke Brustschmerzen, die häufig in den linken Arm, den Oberbauch oder den Unterkiefer ausstrahlen und meist mit Schweißausbrüchen, Übelkeit, Schwindel und Todesangst einhergehen.

Bei Frauen stehen oftmals Atemnot, ein Druckgefühl in der Brust und Oberbauchschmerzen im Vordergrund, die charakteristischen Brustschmerzen sind deutlich schwächer ausgeprägt. Der Lungeninfarkt ist durch plötzlich auftretende starke Schmerzen im Bereich der Rippen gekennzeichnet, die mit Luftnot und Atembeschwerden einhergehen. Beim Husten zeigt sich blutiger Auswurf.

Die von einem Milzinfarkt hervorgerufenen Beschwerden bezeichnet der Mediziner als „akutes Abdomen“: Es treten massive Schmerzen vorwiegend im linken Oberbauch auf, diese verstärken sich beim Einatmen und strahlen häufig in angrenzende Bereiche aus. Oft kommen Fieber, Übelkeit und Erbrechen hinzu. Ein Mesenterialinfarkt äußert sich im Anfangsstadium durch stechende oder krampfartige Bauchschmerzen, die oft von Übelkeit, Erbrechen und blutigem Durchfall begleitet werden.

Nach einer schmerzärmeren Phase von mehreren Stunden verstärkt sich die Symptomatik erneut, die massive Darmschädigung kann in der Folge zum Kreislaufversagen führen. Lähmungserscheinungen, Seh- und Sprachstörungen, Sensibilitätsstörungen, Sehstörungen und Bewusstseinstrübung können Anzeichen für einen Schlaganfall sein, beim Hirnstamminfarkt kann der ganze Körper von der Lähmung betroffen sein.

Diagnose & Verlauf

Jeder Mensch, der bekannte Probleme mit dem Herzen oder dem Kreislauf hat, ist ein Risikopatient für einen Infarkt. Permanenter Bluthochdruck, Probleme mit dem Zuckerstoffwechsel wie Diabetes oder überdurchschnittlich hohe Cholesterinwerte sind in der Diagnostik bereits häufige Anhaltspunkte für das Entstehen von Infarkten.

Bekannte Methoden zur Überprüfung von Infarkten betroffener Organe sind das EKG, das Messen der Ströme am Herzmuskel und seinen Gefäßen, Messungen des Blutdruckes, der Blut-und Cholesterinwerte sowie die Computertomografie bei Verdacht auf Lungeninfarkt oder das Messen sogenannter Infarktmarker im Blut.

Infarktmarker sind Stoffe im Blut, welche auf den Abbau von Blutgerinnseln auftreten und somit ein klarer Hinweis darauf sind, dass solche vorliegen. Es gibt auch nuklearmedizinische Verfahren wie das MRT oder die Lungenszintigraphie, welche die Durchblutungs- und Belüftungsverhältnisse der Lungen ermitteln hilft, um so Anhaltspunkte für eventuell vorliegende Gefäßverschlüsse zu liefern.

Komplikationen

Grundsätzlich hängen die Komplikationen eines Infarkts vom jeweiligen Typ des Infarkts und vom betroffenen Organ ab. Nach einem Herzinfarkt bilden beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Linksherzinssufizienz, Abriss des Papillarmuskels oder Sehnenfadens (Chorda tendinea) und Herzmuskelriss (Myokardruptur) mögliche Komplikationen. Darüber hinaus kann es zur Frühperikaritis, einer Herzbeutelentzündung, kommen.

Im weiteren Verlauf sind darüber hinaus Komplikationen wie Spätperikarditis und Herzmuskel-Herzbeutel-Entzündung (Perimyokarditis) denkbar. Bei der Mitralinsuffizienz versagt eine Herzklappe, namentlich die Mitralklappe. Ein septischer Infarkt kann eine Blutvergiftung (Sepsis) nach sich ziehen. Diese ist potenziell tödlich und muss deshalb fachgerecht behandelt werden.

Eine weitere Komplikation des septischen Infarkts ist die Bauchfellentzündung (Peritonitis). Der Flüssigkeitsverlust, der die Bauchfellentzündung begleitet, kann weitere Beschwerden verursachen. Entzündet sich das Rippen- beziehungsweise Brustfell (Pleuritis), leidet der Betroffene meist unter starken Schmerzen, die mit der Atmung zu- und abnehmen. Der Patient fühlt sich meist krank und schlapp und fiebert.

Darüber hinaus kann sich nach verschiedenen Arten von Infarkten ein Infarktaneurysma bilden, bei der sich ein Beutel in der Wand eines Blutgefäßes oder der Herzwand bildet. In einer solchen Aussackung können sich Thromben bilden, die sich lösen und den Blutfluss behindern können, was möglicherweise zu einem weiteren Infarkt führen kann. Es ist außerdem möglich, dass in einem Aneurysma größere Mengen Blut versacken, die infolgedessen im Blutkreislauf fehlen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Herzinfarkt muss in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Wer immer wieder Symptome wie Brustschmerzen oder Herzstechen bemerkt, sollte den Hausarzt konsultieren und dies abklären lassen. Sollten die Symptome zunehmen oder immer häufiger auftreten, deutet dies auf eine ernste Erkrankung des Herzens hin, die in einem Herzinfarkt münden kann. Ein Arztbesuch ist spätestens dann angezeigt, wenn die Beschwerden das Wohlbefinden beeinflussen oder Ängste hervorrufen. Weitere Warnzeichen, die einer sofortigen Abklärung bedürfen, sind eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit oder Atembeschwerden.

Personen, die an einer Erkrankung des Herzens leiden, sollten mit ungewöhnlichen Symptomen umgehend zum Arzt gehen. Sollten sich Symptome wie ein Stechen in der Herzgegend, Lähmungserscheinungen im linken Arm oder Nackenschmerzen einstellen, muss der Notarzt gerufen werden. Bei starken Beschwerden oder sogar einem Herzinfarkt sind Erste-Hilfe-Maßnahmen zu leisten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Wurde eine Herzerkrankung diagnostiziert, ist eine regelmäßige Untersuchung durch den Arzt notwendig. Der richtige Ansprechpartner ist der Hausarzt oder ein Kardiologe. Im Zweifelsfall kann der ärztliche Notdienst kontaktiert werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie von Infarkten verspricht in den meisten Fällen immer dann Erfolg, wenn sie möglichst rasch nach Bemerken des Infarktes begonnen wird. Jedoch wird ein Infarkt nicht immer gleich als solcher erkannt. Beim sogenannten Schlaganfall - dem Hirninfarkt - ist die Therapie sehr umfangreich und kann Monate oder Jahre dauern. Eine intensivstationäre Behandlung und eventuell Operation dient meist einer Überwachung der Blutwerte und der Atmung.

Ausgeschiedene Stoffwechselprodukte untersucht das Labor auf Hinweise. Cholesterinsenkende Mittel helfen, die Blutwerte zu normalisieren und Krankengymnastik trainiert das Gehirn, die Funktion abgestorbener Gewebe wenn möglich auszugleichen. Beim Augeninfarkt wird prüft der Arzt das Vorliegen eines arteriellen oder venösen Augeninfarktes. Durch spezielle Massage kann er das verschlossene Gefäß zu öffnen versuchen.

Die Durchblutung kann durch die Injektion von durchblutungsfördernden Mittel normalisiert werden. Dies geschieht durch ambulante Operation am Auge nach lokaler Betäubung. Laser- oder Kältetherapie vermeidet wenn nötig den Anstieg des Augendrucks.

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Aussicht & Prognose

Ein Infarkt hat eine ungünstige Prognose. Ohne eine sofortige intensivmedizinische Betreuung endet der Zustand tödlich. Die Aussicht auf ein Überleben ist gebunden an den allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen, die Möglichkeit einer Erstversorgung durch anwesende Personen sowie die Intensität des Infarkts.

Der Betroffene selbst unterliegt einem Notfall und ist in den meisten Fällen nicht in der Lage, eigenständig Maßnahmen für eine Selbsthilfe oder das sofortige Rufen eines Arztes einzuleiten. Daher sind die Mitmenschen in unmittelbarer Nähe gefordert. Je besser diese für den Umgang in einer Notfallsituationen geschult sind, desto höher sind die Überlebenschancen für den Betroffenen. Werden unverzüglich ein Rettungsteam alarmiert und sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet, hat der Betroffene eine gute Chance, den Zustand zu überleben. Bei einer intensivmedizinischen Versorgung binnen einer oder zwei Stunden, steigen die Aussichten auf das Überleben.

Es ist bei jedem erlittenen und überlebten Infarkt mit Langzeitfolgen zu rechnen. Störungen des Bewegungsapparates, Einschränkungen der kognitiven Leistungen, Funktionsstörungen oder Lähmungen können auftreten. Trotz Rehabilitationsmaßnahmen, gezielten Trainings und einer umfassenden medizinischen Versorgung bleiben einige Beschwerden lebenslang erhalten. Bei einem gesunden Lebenswandel, einer stabilen Psyche und der Mitarbeit des Patienten können viele Symptome gelindert werden. Eine vollständige Beschwerdefreiheit tritt jedoch auch unter günstigen Umständen nur sehr selten ein.

Nachsorge

Der Infarkt ist eine ernstzunehmende Erkrankung, bei der eine konsequente Nachsorge sehr wichtig ist. Wichtigster Faktor im Rahmen der Nachsorge sind die regelmäßigen Kontrollen bei den behandelnden Ärzten wie dem Kardiologen oder Internisten, aber auch beim Hausarzt. Ein möglicherweise implantierter Schrittmacher muss ebenso überprüft werden wie Struktur und Funktion des Herzmuskels. Dies kann mit EKG und Ultraschall sowie anderen bildgebenden Verfahren wie MRT und CT kontrolliert werden.

Die Wiederherstellung der Belastungsfähigkeit ist ebenfalls Faktor der Nachsorge. Für Infarktpatienten gibt es spezielle Herzsportgruppen mit dafür extra ausgebildeten Rehasportlehrern. Auch selbst können Betroffene die Belastbarkeit durch gut dosierte Aktivitäten wie Spaziergänge oder Radfahren wieder hinausschieben, wobei die Rücksprache mit dem Arzt jedoch wichtig ist, um Überforderung zu vermeiden.

Auch eine gesunde Lebensweise mit cholesterin- und kalorienbewusster Ernährung, ausreichender Trinkmenge und Stressreduzierung sowie Nikotin- und Alkoholverzicht trägt dazu bei, die Nachsorge des Infarks optimal zu gestalten. Auf genügend Schlaf ist ebenfalls zu achten.

Wer einen Infarkt auch in psychologischer Hinsicht verarbeiten muss, kann Selbsthilfegruppen in seine persönliche Nachsorge einbauen. Auch der Gang zum Psychologen kann hilfreich sein, wenn der Schhock über den Infarkt beim Betroffenen tief sitzt oder die Angst vor einem Rückfall die Lebensqualität spürbar einschränkt. Ablenkung in Gesellschaft kann in diesem Zusammenhang ebenfalls helfen.

Vorbeugung

Herz- udn Kreislaufprobleme sind das häufigste Anzeichen für ein Infarktrisiko. Daher ist es besser, als Mitglied dieser Risikogruppe nicht zu rauchen. Alkohol in Maßen und eine Ernährung mit frischem Obst und Gemüse tut gut und hält fit. Bewegung an der frischen Luft und in der Natur fördert auch die Beweglichkeit der Venen und Arterien.

Der Körper mag es, regelmäßig zu laufen. Zweimal die Woche ist das Minimum an Bewegung für einen Körper, der gesund bleiben soll. Zudem ist das Trinken von reinem Wasser den Genussmitteln vorzuziehen. Zumindest sollte der Anteil an Wasserzufuhr den von Kaffee, Alkohol oder Softdrinks weit übersteigen. Alls das ist wichtig für die Durchblutung, den Stoffwechsel und die Gesundheit der Gefäße.

Das können Sie selbst tun

Ein Infarkt ist, unabhängig davon, welches Organ betroffen ist, ein medizinischer Notfall. Der Patient oder die Ersthelfer müssen unverzüglich den Notarzt verständigen.

Am weitesten verbreitet ist der Herzinfarkt. Die beste Selbsthilfemaßnahme bei einem drohenden Herzinfarkt besteht darin, die Anzeichen richtig zu deuten und unverzüglich einen Arzt zu konsultieren. Ein Herzinfarkt kündigt sich oft durch Schmerzen in der Brust, die in den linken Arm ziehen, Beklemmungsgefühle und Druckgefühle hinter dem Brustbein an. Insbesondere Risikopatienten sollten solche Symptome nicht verharmlosen und sofort einen Arzt aufsuchen. Zu den Risikogruppen gehören insbesondere Übergewichtige, Raucher und Personen mit hohem Blutdruck. Das Vermeiden dieser Risikofaktoren in Kombination mit einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung kann einem Herzinfarkt vorbeugen.

Droht ein akuter Herzinfarkt sollte sich der Patient bis zum Eintreffen der Rettungskräfte nicht flach hinlegen, sondern besser in einem Sessel setzen. Dadurch sinkt der Volumendruck im Brustkorb und das Herz wird entlastet. Dieser Effekt kann durch das sogenannte Hauffesche Armbad noch verstärkt werden. Dabei legt der Patient den linken Arm oder gegebenenfalls beide Arme in ein Becken mit Wasser, dessen Temperatur ca. 35 Grad Celsius betragen sollte. Dann wird langsam heißeres Wasser zugegeben, bis die Temperatur des Wassers auf etwa 40 Grad Celsius ansteigt. Dass Bad steigert die Durchblutung in den Armen, leitet also Blut vom Brustkorb in die Extremitäten um, und sorgt so für eine momentane Entlastung des Herzen.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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