Schwerhörigkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Schwerhörigkeit, Hörstörung oder Hörschwäche bezeichnet man ein Symptom, bei der die normale Funktion des Gehörs beeinträchtigt ist. Dabei kann Schwerhörigkeit in Folge von Verletzungen des Gehörs und der Gehörorgane auftreten, als auch als typische Alterserscheinung von älteren Menschen. Durch Lärm und Krach leiden jedoch immer mehr jüngere Menschen an Schwerhörigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schwerhörigkeit?

Die Behandlung einer Schwerhörigkeit richtet sich nach der genauen Ursache und kann entweder mit Medikamenten oder auch mithilfe einer Operation erfolgen.

Die Medizin unterscheidet zwei Arten der Schwerhörigkeit: eine plötzlich auftretende sowie eine chronische, die sich schleichend entwickelt. Ältere Menschen sind von Schwerhörigkeit deutlich häufiger betroffen als jüngere - man bezeichnet dies dann auch als Altersschwerhörigkeit. Mittlerweile ist jeder 15. Mensch in Deutschland schwerhörig.

Dabei werden grundsätzlich drei Arten der Schwerhörigkeit unterschieden: die geringgradige Schwerhörigkeit, welche mit einem Hörverlust von etwa 20 bis 40 Dezibel einhergeht. Betroffene Personen nehmen bei dieser kleine Nebengeräusche wie etwa das Ticken einer Uhr, nicht mehr wahr. Bei der mittelgradigen Schwerhörigkeit wiederum werden Umgebungsgeräusche wie Vogelgezwitscher nicht mehr erkannt. In diesem Fall beträgt der Hörverlust bereits zwischen 41 und 60 Dezibel.

Bei der hochgradigen Schwerhörigkeit, welche mit einem Hörverlust zwischen 61 und 80 Dezibel einhergeht, kann der Betroffene Gesprächen kaum mehr folgen. Alle Hörverluste, die über diesen Werten liegen, werden bereits als Taubheit bezeichnet.

Ursachen

Von Schwerhörigkeit sind hauptsächlich Personen betroffen, die in einer lauten Umgebung arbeiten. Von laut spricht man, wenn diese mehr als 80 Dezibel beträgt.

Eine akute Schwerhörigkeit, welche in den meisten Fällen von selbst wieder verschwindet, kann auch durch ein unsachgemäßes Reinigen der Ohren die Ursache sein. Grundsätzlich sollte man mit dem Wattestäbchen nicht zu tief in das Ohr vordringen - besondere Vorsicht ist bei Kleinkindern und Babys geboten. Reinigt man die Ohren wiederum zu selten, kann der sich ansammelnde Ohrenschmalz ebenfalls zu einer Hörbeeinträchtigung führen.

Manche Formen der Schwerhörigkeit sind sogar angeboren beziehungsweise werden von den Eltern vererbt. Erkrankt eine Schwangere an einer Infektionserkrankung wie Toxoplasmose oder Röteln, kann das Neugeborene schlimmstenfalls bereits mit einer Schwerhörigkeit auf die Welt kommen.

Auch andere Erkrankungen können das Symptom Schwerhörigkeit auslösen. Zu nennen sind hier sowohl die Mittelohrentzündung und Verletzungen des Trommelfells ebenso wie Entzündungen des Gehörgangs. Auch im Rahmen von Tuberkulose, Mumps oder Masern kann eine plötzlich auftretende Schwerhörigkeit eine Begleiterscheinung sein.


Krankheiten mit diesem Symptom

Komplikationen

Der Verlauf einer Schwerhörigkeit hängt hauptsächlich von seiner Verursachung ab und davon, ob es sich um eine Schallleitungs- oder Schallempfindungsschwerhörigkeit handelt. Die letztere Form, die sensorineurale Schwerhörigkeit, ist meist nicht behandelbar im Sinne einer Verbesserung der Hörleistungen und der Verarbeitung von Schallsignalen, die vom Hörnerv korrekt an die weiterverarbeitenden Hirnareale gemeldet wurden.

Die möglichen Komplikationen einer unbehandelten Schwerhörigkeit bestehen hauptsächlich in der Entwicklung körperlicher (somatischer) Beschwerden und in beginnender sozialer Isolation wegen der erschwerten direkten Kommunikation. Die möglichen körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Bluthochdruck sowie vermehrte Stresssymptome resultieren aus der ständigen erhöhten Anspannung und Konzentration, um die Schwerhörigkeit während des direkten Gesprächs mit anderen Menschen zu kompensieren.

Im psychischen und sozialen Bereich können sich durch die unbehandelte Schwerhörigkeit erhebliche Komplikationen entwickeln. Das Selbstwertgefühl leidet, und die Betroffenen erfahren häufig Ablehnung, weil viele Menschen nicht wissen, wie sie mit schwerhörigen Personen kommunizieren und umgehen können. Obige Komplikationen können sich auch bei der behandelten Schwerhörigkeit einstellen.

Neben der technisch-physikalischen Verbesserung des Hörvermögens sollte ein Großteil der Therapie auch auf die möglichen Komplikationen im psychischen und sozialen Bereich eingehen. Den Gefahren im psychischen und sozialen Bereich kann durch gezieltes mentales Training mit praktischen Übungen begegnet werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel stellt die Schwerhörigkeit keine besondere oder gefährliche medizinische Komplikation dar und muss auch nicht zwingend von einem Arzt behandelt werden. Allerdings führt die Schwerhörigkeit zu starken Einschränkungen im Leben des Patienten und sollte daher möglichst behoben werden. Ein Besuch beim Arzt ist daher immer ratsam, da sich die Schwerhörigkeit in der Regel nur noch verstärkt, wenn der Patient bestimmte Geräusche verstärkt, da er diese nicht mehr richtig hört. Dadurch wird das Trommelfell noch weiter beschädigt.

Ein Arzt sollte vor allem dann aufgesucht werden, wenn die Schwerhörigkeit plötzlich oder im jungen Alter auftritt. Dabei kann es sich um eine weitere Grunderkrankung handeln, die eventuell noch nicht festgestellt wurde. Auch nach einem Unfall oder nach einem Schlag auf den Kopf oder die Ohren sollte bei einer Schwerhörigkeit ein Arzt oder das Krankenhaus aufgesucht werden.

Bei Patienten im höheren Alter stellt die Schwerhörigkeit ein gewöhnliches Symptom dar. In der Regel ist dabei keine direkte Behandlung möglich. Diese Menschengruppe kann sich auch direkt an einen Hörgerätehersteller wenden, um ein passendes Hörgerät zu erhalten. Bei einer Schwerhörigkeit sollte immer direkt der HNO-Arzt aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Um die Ursache der Schwerhörigkeit herauszufinden, wird der Arzt verschiedene Hörtests durchführen. Auch die Ohrenspiegelung kann helfen, körperliche Veränderungen im Ohr zu erkennen. Ist Ohrschmalz die Ursache für die Hörprobleme, lässt sich dieser leicht beim HNO-Arzt absaugen oder mithilfe einer Zange entfernen. Bei leichten Verstopfungen kann dies auch mithilfe einer Spülung erfolgen.

Die Behandlung einer Schwerhörigkeit richtet sich nach der genauen Ursache und kann entweder mit Medikamenten oder auch mithilfe einer Operation erfolgen.

Ist beispielsweise ein Hörsturz der Grund für die plötzliche Schwerhörigkeit, können Infusionen mit Medikamenten helfen, die eine durchblutungsfördernde und auch eine abschwellende Wirkung haben. Nicht selten entsteht ein plötzlicher Hörverlust durch Infektionen, ausgelöst durch Viren oder Bakterien.

Diese können mit Antibiotika schnell bekämpft werden. In vielen Fällen allerdings hilft nur noch ein Hörgerät, welches individuell für jeden Patienten angepasst wird. Selbst bei völliger Taubheit gibt es noch Hilfe: das sogenannte Cochleaimplantat kann betroffenen Personen helfen, wieder zu hören.

Aussicht & Prognose

In den meisten Fällen kann eine Schwerhörigkeit nicht durch einen Arzt oder durch Methoden der Selbsthilfe behandelt werden. Wenn das Trommelfell oder andere Teile des Ohres beschädigt sind, können diese oft nicht mehr repariert werden, sodass die Schwerhörigkeit bleibt.

In der Regel führt die Schwerhörigkeit zu einer stark verminderten Lebensqualität. Für die betroffene Person ist es relativ schwierig, den Alltag selbst zu meistern. Oft sind Patienten auf Hilfe von anderen Personen angewiesen.

In den meisten Fällen tritt die Schwerhörigkeit im höheren Alter auf und stellt ein gewöhnliches Symptom dar. Sie kann allerdings auch durch Unfälle oder durch zu starke Belastungen der Ohren schon im jungen Alter entstehen. In diesem Fall führt die Schwerhörigkeit teils zu Depressionen und anderen psychischen Problemen.

Der Schwerhörigkeit kann mit Hilfe von Hörgeräten relativ gut entgegenwirkt werden. Diese verstärken Signale, womit der Patient wieder besseren hören kann. Wer an Schwerhörigkeit leidet, sollte auf keinen Fall ohne ein Hörgerät leben.


Vorbeugung

Ein Hörtest bzw. die Audiometrie dient der Diagnose von Krankheiten der Hörorgane. Typische Anwendungsfelder sind eine beginnende Schwerhörigkeit bzw. Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis).

Um einer Schwerhörigkeit vorzubeugen, sollte man sich nicht unbedingt einer lauten Umgebung aussetzen. In manchen Berufen ist dies jedoch nicht zu vermeiden. Arbeiter, die einer Lautstärke von über 80 Dezibel ausgesetzt sind, müssen entsprechend den Vorschriften für Arbeitssicherheit daher einen Gehörschutz tragen.

In der Diskothek oder auf Konzerten erreicht die Lautstärke ebenso oft bedenkliche Grenzwerte. Weiterhin sind alle Verletzungen und Störungen des Ohres und des Trommelfells zu vermeiden. Im Winter sollte man nicht ohne warme Kopf- und Ohrenbedeckung im kalten Zugwind stehen.

Das können Sie selbst tun

Bei der Schwerhörigkeit gibt es leider keine Methoden zur Selbsthilfe. Schäden am Ohr sind in der Regel irreversibel und können auch nicht durch einen Arzt wieder rückgängig gemacht werden. In vielen Fällen muss der Patient mit der Schwerhörigkeit sein gesamtes Leben verbringen. Jedoch ist zunächst die Ursache des Symptoms zu klären.

In manchen Fällen kann Ohrenschmalz zu Hörproblemen führen, dieser ist dann jedoch nicht selbst mit einem Wattestäbchen zu entfernen, dies ist Aufgabe eines HNO-Arztes. Generell gilt es zu vermeiden aufgrund der Schwerhörigkeit alle Geräusche sehr laut zu hören. Dies betrifft vor allem Menschen, die Musik hören, fernsehen oder telefonieren. Hier wird das Ohr durch die lauten Geräusche nur noch stärker geschädigt, womit sich die Schwerhörigkeit verstärkt. Es ist ratsam, immer ein Hörgerät zu tragen, wenn Töne wahrgenommen werden müssen. In vielen Fällen kann ein Hörgerät direkt mit einem anderen Gerät verbunden werden, sodass Störgeräusche ausgeblendet und nicht mitverstärkt werden.

Sollten durch die Schwerhörigkeit psychische Probleme auftreten, so sind immer Gespräche mit Freunden, dem Partner oder Bekannten hilfreich. Auch ist es ratsam mit anderen Schwerhörigen zu sprechen oder anderweitig zu kommunizieren. Bei einer sehr starken Schwerhörigkeit lohnt sich das Erlernen der Gebärdensprache. Damit wird die Kommunikation für den Betroffenen erleichtert. Hierfür gibt es Bücher oder Videos und Anleitungen im Internet.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grevers, G.: Klinikleitfaden Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. Gustav Fischer, Ulm 1997
  • Lenarz, T., Boenninghaus, H.G.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Berlin 2012

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