Intercostalneuralgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Intercostalneuralgie führt zu starken Schmerzen im Bereich des Brustkorbs und des Rückens. Nicht selten handelt es sich bei der Ursache der Nervenschmerzen um eine Infektion mit Herpes Zoster (Gürtelrose). Die Behandlung erfolgt meist medikamentös und richtet sich nach der Grunderkrankung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Intercostalneuralgie?

Nicht selten handelt es sich bei der Ursache der Nervenschmerzen um eine Infektion mit Herpes Zoster (Gürtelrose).
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Betroffene von einer Intercostalneuralgie leiden unter Nervenschmerzen, die ihren Ursprung zwischen den Rippen beziehungsweise entlang der Brustwand haben. Die Brusthöhle wird von der aus Knochen und Gewebe bestehenden Brustwand umgeben.

Die Zwischenrippennerven verlaufen längs der Brustwand und sind für die Neuralgie verantwortlich. Wo genau der Schmerz lokalisiert ist, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Die Schmerzintensität ist ebenso bei jedem Patienten verschieden. Typischerweise sind die Schmerzen lang anhaltend und ziehend.

Betroffene berichten, dass der Schmerz zunimmt, wenn sie husten bzw. niesen. Auch tiefe Atemzüge gehen meist mit einer erhöhten Schmerzintensität einher. So kann die Intercostalneuralgie von Herzschmerzen unterschieden werden, da hier bei tiefem Einatmen keine Schmerzzunahme festzustellen ist.

Ursachen

Bei der Intercostalneuralgie handelt es sich um keine eigenständige Krankheit, sondern um ein Symptom der Grunderkrankung. Es gibt verschiedene Ursachen, weswegen eine Neuralgie im Zwischenrippenraum auftritt. Alle möglichen Ursachen gehen mit einer mechanischen Schädigung der Nerven zwischen den Rippen einher.

So kann eine Intercostalneuralgie durch Rippenbrüche hervorgerufen werden, bei der Teile des Knochens auf einen Nerv drücken. Überdies kann eine starke Abnützung der Wirbelkörper der Wirbelsäule Nerven einklemmen, wodurch eine Neuralgie entsteht. Besonders häufig tritt eine Intercostalneuralgie in Zusammenhang mit Herpes Zoster, auch als Gürtelrose bezeichnet, auf. Diese Viruserkrankung führt zu einer Entzündung der Nerven, von der auch die Intercostalnerven betroffen sein können.

Bei dieser Viruserkrankung kommt es zu einer Entzündung der Nerven, von der auch die Intercostalnerven betroffen sein können. Weiters kann eine Intercostalneuralgie durch Tuberkulose oder Tumore in der Lunge hervorgerufen werden. In manchen Fällen tritt nach einem chirurgischen Eingriff, bei dem der Brustkorb des Patienten eröffnet wurde, das Postthorakotomie-Syndrom auf, bei dem Betroffene unter einer Neuralgie der Zwischenrippennerven leiden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Intercostalneuralgie äußert sich in erster Linie durch starke Schmerzen im Bereich von Brust und Rücken. Typisch für das Syndrom ist eine rasche Ausbreitung der Schmerzen, wobei die Beschwerden zumeist gürtel- oder ringförmig auftreten. Sie beschränken sich auf ein bis zwei Körperstellen, etwa auf den Bereich zwischen Rippen und Brustwand oder den rechten Oberbauch.

Der Schmerz selbst wird von den Betroffenen als ziehend empfunden. Er kann über mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate anhalten und im Verlauf an Intensität zunehmen. Die Beschwerden nehmen bei Niesen, Husten und starkem Lachen zu. Bei manchen Patienten stellen sich immer wieder heftige Schmerzattacken ein, verbunden mit Schweißausbrüchen, Schwindel und Panikattacken.

Die Intercostalneuralgie kann außerdem Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle bedingen. Charakteristisch sind auch Fehlhaltungen, die an einer ungewöhnlichen Körperhaltung erkannt werden können. Langfristig rufen die Fehlhaltungen wiederum Schmerzreaktionen und Funktionsstörungen des Halteapparats hervor.

Im fortgeschrittenen Stadium führt die Intercostalneuralgie zu einer eingeschränkten Atmung und schließlich zu einer anhaltenden Atemnot. Wird die Lähmung nicht behandelt, besteht das Risiko von dauerhaften Nervenschäden. Die chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen begünstigen die Entstehung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen.

Diagnose & Verlauf

Infogramm zu den Schmerzregionen, Verlauf und Entstehung von Schmerzen sowie die Intensitätsgrade beim Schmerzempfinden. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Bei einer Intercostalneuralgie ist eine rasche Diagnose wichtig, um zu verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden. Allgemein wird erst nach etwa drei Tagen mit Nervenschmerzen von einer Neuralgie gesprochen.

Gehen die Symptome bis dahin nicht von selbst weg, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Der behandelnde Arzt erhebt zuerst eine ausführliche Anamnese. Dabei fragt er besonders nach der Art der Schmerzen und deren Lokalisation. Danach erfolgt eine Tastuntersuchung, um festzustellen, wo genau der Schmerz lokalisiert ist. Reagiert der Patient bei bestimmten Stellen, an denen Intercostalnerven verlaufen, schmerzempfindlich, kann eine Intercostalneuralgie diagnostiziert werden.

Dies ist allerdings lediglich die Feststellung eines der Symptome der Grunderkrankung. Im weiteren Verlauf der Diagnosestellung muss die zugrunde liegende Krankheit eruiert werden. So ordnet der Arzt in manchen Fällen eine Myelografie, also ein Kontrastmittelröntgen des Wirbelkanals, an. Auch Thoraxröntgen bzw. Ultraschalluntersuchungen können zur Diagnose eingesetzt werden. Wie eine Intercostalneuralgie verläuft, hängt von der Grunderkrankung ab. Meist ist der Verlauf jedoch als positiv einzuschätzen.

Komplikationen

Bei der Intercostalneuralgie leiden die meisten Patienten in der Regel an starken Schmerzen im Rücken und im Brustkorb. Diese Schmerzen wirken sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten aus. Weiterhin können Ruheschmerzen auch zu Schlafbeschwerden führen. Nicht selten treten neben den Schmerzen auch Atembeschwerden auf.

Die Betroffenen können dabei auch das Bewusstsein verlieren. Weiterhin kann es durch die Atembeschwerden zu einer Todesangst kommen. In den betroffenen Regionen treten nicht selten Lähmungen oder andere Störungen der Sensibilität auf. Weiterhin leiden die Patienten an Missempfindungen und sind damit in ihrem Alltag erheblich eingeschränkt. Die dauerhaften Schmerzen führen dabei nicht selten auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen. In der Regel kommt es ohne Behandlung nicht zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Die Schmerzen können mit Hilfe von Schmerzmitteln eingeschränkt werden. Weiterhin müssen Verspannungen gelöst werden, wobei es nicht zu weiteren Komplikationen kommt. Allerdings können die Beschwerden nicht in jedem Fall vollständig eingeschränkt werden. Die Lebenserwartung wird durch die Intercostalneuralgie meistens nicht verringert. Gegebenenfalls ist der Betroffene dann auf verschiedene Therapien angewiesen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da eine Intercostalneuralgie ein Symptom verschiedener Krankheiten darstellen kann, ist eine rasche Abklärung der Grunderkrankung notwendig. Je nachdem, welche weiteren Beschwerden bei den Betroffenen auftreten, sollten diese bereits nach wenigen Tagen entweder den Hausarzt oder einen Facharzt aufsuchen. Eine frühe Diagnose ist zudem wichtig, da die Schmerzen in einigen Fällen ansonsten chronisch werden können. Von einer Intercostalneuralgie sprechen Mediziner, wenn die Beschwerden mehr als drei Tage ohne deutliche Verbesserung andauern. Bessern sich die Symptome nach diesem Zeitraum nicht von selbst, sollten die Betroffenen einen Arzt konsultieren.

Wenn bei den Patienten jedoch schon früher Symptome wie Todesangst, starke Nervenschmerzen oder Atemnot auftreten oder sich die Beschwerden kontinuierlich verschlimmern, ist es anzuraten, sich sofort in ärztliche Behandlung zu begeben. In seltenen Fällen kann die Neuralgie ernsthafte Ursachen haben, die einen raschen chirurgischen Eingriff erfordern können. Unbehandelt kann eine Intercostalneuralgie je nach der vorliegenden Erkrankung mehrere Monate andauern. Durch eine rasche Behandlung und Diagnose kann die Dauer der Beschwerden je nach Ursache auf wenige Tage verringert werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Intercostalneuralgie ist von der zugrunde liegenden Erkrankung abhängig. Grundsätzlich gibt es eine Reihe von Behandlungsoptionen, für die sich der Arzt zusammen mit dem Patienten im individuellen Fall entscheiden kann.

Bei starken Schmerzen werden zuerst Schmerzmittel verabreicht. Dies ist keine ursächliche Therapie, bringt dem Betroffenen im Akutfall jedoch Erleichterung. Besonders geeignet zur Schmerzbehandlung bei einer Intercostalneuralgie sind nichtsteroidale Antirheumatika. Diese Art von Schmerzmitteln wirkt bei Neuralgien besonders gut, da sie ihre Wirkung in der Körperperipherie verbreiten. Um eventuelle Verspannungen der Muskulatur zu lösen, kommen häufig auch Muskelrelaxantien zum Einsatz.

Manchmal leiden Betroffene unter extremen Schmerzen, bei denen herkömmliche Schmerzmittel keine Wirkung zeigen. In diesen Fällen verabreicht der behandelnde Arzt starke Schmerzmittel, die auf das Zentralnervensystem wirken. Besonders häufig wird Morphin verabreicht, ein Opioid. Weiters besteht die Möglichkeit einer Lokalanästhesie, welche für einen begrenzten Zeitraum Schmerzfreiheit garantiert. Für viele Ärzte ist eine Lokalanästhesie der Gabe von Opioiden vorzuziehen, da starke Schmerzmittel den Körper belasten und nicht ohne Nebenwirkungen verabreicht werden können.

Neben der Schmerztherapie erfolgt die ursächliche Therapie. Bei einer Gürtelrose werden Virostatika verabreicht. Ist ein Intercostalnerv eingeklemmt, hilft in vielen Fällen eine Physiotherapie. Dabei werden Übungen erarbeitet, mit denen der schmerzende Bereich entlastet werden kann. In einigen Fällen ist die genaue Ursache für die Intercostalneuralgie unbekannt und die Behandlung beschränkt sich auf die Schmerztherapie.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Intercostalneuralgie ist gebunden an die vorhandene Grunderkrankung. Da sich die Beschwerden aufgrund einer bestehenden gesundheitlichen Unregelmäßigkeit entwickeln, ist die Intercostalneuralgie nicht als eigenständige Erkrankung zu verstehen. Die Beschwerden verschwinden unmittelbar mit der Genesung der ursächlichen Störung. Eine pauschale Aussicht auf den weiteren Entwicklungsverlauf kann nicht gegeben werden. Es findet eine individuelle Begutachtung und Einschätzung für einen möglichen Heilungserfolg statt.

In schweren Fällen kommt es zu Folgeerkrankungen. Diese können physischer wie auch psychischer Natur sein. Besteht die Möglichkeit, die vorhandenen Nervenschäden schnell und ohne weitere Komplikationen zu therapieren, ist die Aussicht auf eine vollständige Genesung günstig. Bei leichten Rippenbrüchen wird nach Abschluss des Heilungsprozesses der Knochenschäden bei den meisten Patienten eine Regenerierung dokumentiert. Einfache Brüche heilen im Normalfall aus und lösen nur wenige Langzeitbeschwerden aus. Bei ungünstigen Krankheitsverläufen sind jedoch auch chronische Beschwerden möglich.

Erleidet der Patient eine Tumorerkrankung, kann eine lebensgefährliche Situation auftreten. Gelingt es, den Tumor vollständig zu entfernen, ist eine Linderung der Beschwerden denkbar. Dennoch kann die Krebserkrankung sich ohne eine Behandlung oder in einem fortgeschrittenen Stadium zu einem tödlichen Verlauf entwickeln.

Bei Viruserkrankungen ist die Prognose günstig, sobald die Krankheitserreger durch eine medikamentöse Therapie absterben. Eine Wiederkehr der Beschwerden über die Lebensspanne ist nicht auszuschließen.

Vorbeugung

Die Intercostalneuralgie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern lediglich ein Symptom. Aus diesem Grund gibt es kaum prophylaktische Maßnahmen, die getroffen werden können. Bei Schmerzen im Zwischenrippenraum sollte rasch ein Arzt aufgesucht werden, um die zugrunde liegende Erkrankung möglichst früh diagnostizieren zu können.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Maßnahmen einer direkten Nachsorge bei der Intercostalneuralgie stark eingeschränkt oder stehen Betroffenen gar nicht zur Verfügung. In erster Linie muss dabei die Krankheit schon frühzeitig von einem Arzt erkannt werden, damit auch eine frühe Behandlung eingeleitet werden kann. Eine selbstständige Heilung kann dabei nicht eintreten, sodass Betroffene bei der Intercostalneuralgie immer auf eine medizinische Behandlung durch einen Arzt angewiesen sind.

Die Behandlung selbst erfolgt dabei mit Hilfe verschiedener Maßnahmen der Krankengymnastik und der Physiotherapie. Dabei können die Betroffenen viele der Übungen auch selbst im eigenen Zuhause wiederholen, wodurch die Behandlung beschleunigt wird. Bei der Einnahme von Schmerzmitteln oder anderen Medikamenten sollten Betroffene immer die ärztlichen Anweisungen beachten. Dabei ist ebenso auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung zu achten.

Da sich die Intercostalneuralgie negativ auf die Muskulatur des Betroffenen auswirkt, sollen keine körperlichen oder stressigen Tätigkeiten mehr durchgeführt werden, um diese nicht unnötig zu belasten. Dabei kann sich auch die Hilfe und die Unterstützung durch die eigene Familie positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung auswirken. In der Regel verringert sich durch die Intercostalneuralgie nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Neben einer medikamentösen Behandlung sind bei einer Intercostalneuralgie auch physiotherapeutische Maßnahmen sinnvoll, die von dem Betroffenen zu Hause durch Übungen und andere Maßnahmen unterstützt werden. Atem- und Dehnübungen helfen bei Schmerzen im Brustkorb und verbessern das gesamte Wohlbefinden. In manchen Fällen sind auch alternative Methoden wie zum Beispiel Massagen oder die Schmerpunktpressur sinnvoll.

Sollten im Verlauf der Erkrankung Schlafbeschwerden oder psychische Probleme auftreten, ist eine therapeutische Beratung angezeigt. Der Betroffene sollte sich allerdings nicht nur an Mediziner und Psychologen wenden, sondern auch Freunde und Angehörige über seine Erkrankung informieren. Bei der Therapie einer Intercostalneuralgie ist der Rückhalt des persönlichen Umfelds ein wichtiger Faktor.

Wenn die Lähmungen und Gefühlsstörungen zunehmen, muss der Erkrankte Maßnahmen ergreifen, um die Bewegungseinschränkungen auszugleichen. Das kann die Nutzung einer Gehhilfe sein, aber auch eine behindertengerechte Einrichtung oder sogar die Unterbringung in einem Pflegeheim. Entscheidend ist immer der Verlauf der Erkrankung. Die Entwicklung der einzelnen Symptome sollte in einem Beschwerdetagebuch festgehalten werden. So kann gemeinsam mit dem Ärzteteam eine individuelle Therapie erarbeitet werden, die dem Betroffenen meist ein relativ beschwerdefreies Weiterleben ermöglicht.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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