Photochemotherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Photochemotherapie handelt es sich um eine spezielle Behandlung, bei der langwelliges UV-Licht mit Psoralen kombiniert wird. Das Verfahren ist auch als PUVA (Psoralen plus UVA) bekannt.
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Was ist die Photochemotherapie?
Die Photochemotherapie gehört zu den medizinischen Verfahren der Dermatologie. Sie zählt zu den Lichttherapien. Im Rahmen der Behandlung wird langwelliges UV-Licht (UVA) mit Psoralen, bei der es sich um eine molekulare Grundsubstanz für verschiedene Naturstoffe handelt, kombiniert. Die Therapie trägt daher auch die Bezeichnung Psoralen plus UVA (PUVA).
Der natürliche Wirkstoff Psoralen ist in den ätherischen Ölen einiger Pflanzen enthalten. Psoralen verfügt über die Eigenschaft, die Haut des Menschen für UV-Licht zu sensibilisieren. Durch die Behandlung der Photochemotherapie lässt sich die Haut empfindlicher für eine folgende Bestrahlung mit UVA machen. Auf diese Weise können die photosensibilisierenden Eigenschaften für medizinische Behandlungen genutzt werden.
Zur Anwendung gelangte die Photochemotherapie bereits vor rund 3000 Jahren im alten Indien und Ägypten, um die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) zu behandeln. Zu diesem Zweck wurden Hautflächen der Erkrankten mit Pflanzenextrakten eingerieben. Im Anschluss daran erfolgte die Bestrahlung mit natürlichem Sonnenlicht.
Funktion, Wirkung & Ziele
Mit einer Creme, die Psoralen enthält, erfolgt das Bestreichen kleinerer Hautpartien. Die Creme zieht dann unter einer Folie ein. Als Alternative gilt die sogenannte Bade-PUVA. Dabei kann sich das Psoralen im Rahmen eines Bades mit warmem Wasser in der Haut anreichern. Das Voll- oder Teilbad dauert 30 Minuten. Die Lichtsensibilisierung wird umgehend vollzogen und hat eine Wirkungsdauer von ca. 30 Minuten. In diesem Zeitraum findet die UV-Behandlung statt.
Von einer systemischen PUVA-Therapie ist die Rede, wenn das Psoralen über den ganzen Körper des Patienten verteilt wird. Zwei Stunden vor der Bestrahlungstherapie muss der Patient psoralenhaltige Tabletten zu sich nehmen. Die Photochemotherapie gehört zu den effektivsten Lichttherapien. In den frühen 70er Jahren etablierte sich die PUVA-Therapie zur Behandlung von Schuppenflechte (Psoriasis). Die positive Wirkung wird auf das Reduzieren der pathologischen Zellteilungsrate sowie einen suprimierenden Effekt auf das Haut-Abwehrsystem zurückgeführt.
Weitere Anwendungsgebiete der Photochemotherapie sind Erkrankungen der Haut wie Vitiligo, Neurodermitis, Mastozytose und Lichen ruber planus. Auch zur Behandlung von kutanen T-Zell-Lymphomen, zu denen das Sézary-Syndrom und Mycosis fungoides zählen, kann die PUVA-Therapie zur Anwendung gelangen. Darüber hinaus stellt die Photochemotherapie eine Alternative zur UVA1-Therapie dar, die gegen Urticaria pigmentosa eingesetzt wird. Trotz gegenteiliger Meinungen erzielt die PUVA-Behandlung bei Akne keine positive Wirkung.
Bevor mit der Photochemotherapie begonnen wird, muss der Arzt die Haut des Patienten gründlich untersuchen und eine eventuelle Lichtempfindlichkeit ausschließen, die durch spezielle Medikamente entstehen kann. Das Gleiche gilt für bösartige Hauttumore.
Im Rahmen der Untersuchung wird zudem die minimale phototoxische Dosis (MPD) ermittelt. Mit dem MPD-Wert lässt sich die Höhe der UV-Dosis angeben, ab der es auf der Haut mit Photosensibilisator zu einer Rötung kommt. Hat das Psoralen seinen Wirkungseffekt entfaltet, beginnt die Bestrahlung der Haut mit 20 bis 30 Prozent der minimalen phototoxischen Dosis, die im weiteren Verlauf der PUVA-Therapie allmählich gesteigert wird.
Damit die Augen während der Behandlung keinen Schaden erleiden, muss der Patient diese mit einer Spezialbrille schützen. Die Photochemotherapie findet stets an zwei Tagen, die aufeinander folgen, statt. Danach wird ein Pausentag eingelegt. Insgesamt umfasst die PUVA-Therapie 10 bis 30 Sitzungen. Im Rahmen einer topischen Creme-PUVA-Behandlung trägt der Arzt zunächst den Lichtsensibilisator 8-Methoxypsoralen auf, wobei eine Wasser-in-Öl-Emulsion zur Anwendung kommt. Nach einer Einwirkzeit zwischen 20 und 30 Minuten kann die Bestrahlung mit langwelligem UVA-Licht stattfinden. Als besonders geeignet gilt dieses Verfahren zur Therapie von Handekzemen, die eine kleinere Fläche aufweisen.
Die Bade-PUVA-Therapie erfolgt in einer 8-Methoxypsoralenlösung, die eine Konzentration von 0,5 bis 1,0 mg/l aufweist. Das Wasser sollte zwischen 32 und 37 Grad Celsius warm sein. Nach dem Bad muss die PUVA-Bestrahlung sofort erfolgen. Es wird empfohlen, die Behandlung drei bis vier Mal in der Woche durchzuführen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind eine Keratitis (Hornhautentzündung) oder Konjunktivitis (Bindehautentzündung) des Auges, die Bildung von Leberflecken sowie eine lichtbedingte Alterung der Haut. Eine PUVA-Bade-Therapie darf nicht bei Kindern unter 12 Jahren und schwangeren Frauen zur Anwendung kommen. Gleiches gilt für Personen, die unter schweren Herzerkrankungen leiden oder schon einmal Hautkrebs hatten. Bei der gleichzeitigen Einnahme von Immunsuppressiva wie zum Beispiel Ciclosporin, besteht das Risiko, dass starke Hautverbrennungen auftreten und darunter befindliches Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird.
Besonders die systemische Photochemotherapie, bei der Tabletten eingenommen werden, weist eine hohe Gefahr von Nebenwirkungen auf, zu denen u. a. Übelkeit und Schädigungen der Leber gehören. Aus diesem Grund kommt dieses Verfahren nur noch selten zur Anwendung.
Quellen
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Orfanos, C. E. et al.: Therapie der Hautkrankheiten. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2001
- Rassner, G.: Dermatologie. Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009