Pudendusblock

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Pudendusblock ist ein Verfahren der Lokalanästhesie, das bei drohendem Dammriss oder indiziertem Dammschnitt während des Geburtsvorgangs angewandt wird. Die Schmerzen der werdenden Mutter sollen durch die Blockade des sensiblen Nervus pudendus gelindert werden. Mittlerweile kommt statt der Pudendusblockade meist Periduralanästhesie zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Pudendusblock?

Der Nervus pudendus entspringt dem Plexus sacralis und enthält Spinalnerven der Rückenmarksegmente S1 bis S4. Damit führt somatomotorische sowie allgemein-somatosensible Fasern, die Schmerzsignale ins zentrale Nervensystem leiten. Klinische Relevanz kann der Nerv währen des Geburtsvorgang erlangen. Mit dem sogenannten Pudendusblock oder der Pudendusanästhesie blockieren Geburtshelfer die schmerzleitenden Bahnen am Nervus pudendus.

Die Blockade kommt vor allem in der Austreibungsphase zum Einsatz und lindert die Schmerzen, die bei der Durchführung des Dammschnittes oder bei Dammrissen im Bereich des äußeren Geburtskanals oder der Vulva-Damm-Region auftreten. Beim Pudendusblock handelt es sich demnach um ein Verfahren der Anästhesie, das vorwiegend für die Geburtshilfe eine Rolle spielt und Gebärenden den natürlichen Geburtsvorgang erleichtert. Die medizinische Literatur nutzt den Ausdruck der Pundendusblockade synonym zur Bezeichnung Pundendusblock.

Funktion, Wirkung & Ziele

Der Pudendusblock mist bei Saugglockengeburten oder Zangengeburten eingesetzt. Bei der Verwendung von Instrumenten wie der Zange oder der Saugglocke besteht ein erhöhtes Risiko, den Kopf des Kindes zu punktieren. Um das ungeborene Kind zu schützen, findet bei Zangen- und Saugglockengeburten meist ein Dammschnitt statt. Die sogenannte Episiotomie kommt außerdem bei Zwillingsgeburten, drohendem Dammriss und Frühgeburten zum Einsatz.

Um der Gebärenden starke Schmerzen zu ersparen, kann statt des Pudendusblocks bei den genannten Indikationen auch eine Periduralanästhesie Verwendung finden. In der jüngsten Vergangenheit hat die Periduralanästhesie den Pudendusblock daher weitestgehend ersetzt, obgleich der Block bis ins vorausgegangene Jahrhundert regelmäßig zum Einsatz gekommen ist. Die Schmerzleitung des Nervus pudendus wird im Rahmen des Pundendusblocks gehemmt. Schmerzempfindungen im Bereich des Damm, in der Scheidenregion und dem Beckenbodenbereich können das zentrale Nervensystem der Gebärenden damit nicht mehr erreichen.

Obgleich die Schmerzen von den Nozizeptoren in den genannten Bereichen registriert und in bioelektrische Erregung umgewandelt werden, treten sie durch die Blockade der afferenten (ins zentrale Nervensystem aufsteigenden) Leitungsbahnen nicht ins Bewusstsein der Gebärenden über. Trotz der Anästhesie lässt der Pressdrang der werdenden Mutter nicht nach. Die Wehenschmerzen halten während der Narkose vor. Der Sitzbeinstachel dient als Bezugspunkt für den Nervus pudendus. Die anatomische Struktur lässt sich durch Palpation des Vaginalbereichs ertasten.

Der Arzt oder Geburtshelfer setzt im Bereich des Sitzbeinstachels mit einer langen Kanüle ein örtliches Betäubungsmittel an mehrere seitlich gelegenen Stellen der Vagina. Die Applikation erfolgt jeweils rechts und links in die Wand der Scheide. Minuten nach der Applikation setzt die Betäubung ein. Der Ausgang der Scheide, die Schamlippen sowie der Damm sind bei einsetzender Narkose weitestgehend schmerzunempfindlich. Prinzipiell hält die Wirkung des Pudendusblocks für rund eine Stunde an. In dieser Stunde nimmt der Arzt nicht nur den Dammschnitt, sondern auch die Naht des Dammschnitts vor.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Der Pudendusblock ist mittlerweile annähernd vollständig von der Periduralanästhesie verdrängt worden. Bei der Periduralanästhesie handelt es sich um eine Variante der zentralen Leitungsanästhesie. Mittels einer Kanüle bringt der Arzt dabei ein Lokalanästhetikum oder Opioidanalgetikum in den Periduralbereich der Wirbelsäule ein.

Dieses Vorgehen schaltet die Schmerzleitung auf zentrale Art und Weise aus und blockiert alle Nerven, die durch den Periduralraum verlaufen. Die Periduralanästhesie hat den Pundendusblock aus unterschiedlichen Gründen verdrängt. Einer der wichtigsten Gründe ist die Unzuverlässigkeit des Blocks. Die meisten Frauen berichten nach einem Pudendusblock zwar von einer Linderung der Schmerzen, wollen aber keine völlige Schmerzfreiheit erlebt haben. Darüber hinaus zeigt die Pudendusblockade bei einem Großteil aller Gebärenden nur auf einer einzigen Seite Wirkung oder wirkt im Extremfall überhaupt nicht.

Die Risiken und Nebenwirkungen halten sich für Pundendusblock und Periduralanästhesie die Waage. Grundsätzlich sind Lokalanästhesien mit einem wesentlich geringeren Risiko verbunden als Vollnarkosen. Die eingesetzten Medikamente wirken nur innerhalb eines limitierten Bereichs und treten nicht in den gesamten Körper über. Wenn allerdings größere Mengen der Wirkstoffe ins Blutkreislaufsystem übertreten, kann sich ein systemischer Effekt einstellen. Trifft der Anästhesist versehentlich eine Ader oder eine stark durchblutete Region, so ist ein Übertritt in die Blutbahnen wahrscheinlich.

Als Komplikationen können sich in diesem Fall Krampfanfälle sowie schwere Herzrhythmusstörungen einstellen, die während des Geburtsvorgangs nicht nur die Mutter, sondern auch das ungeborene Kind betreffen können. Eine künstliche Beatmung der Gebärenden und im Extremfall ein Notfallkaiserschnitt können bei systemischen Effekten von lokalen Betäubungsmitteln zur Rettung von Mutter und Kind erforderlich werden. Darüber hinaus treten als Komplikationen von Lokalanästhetikum zuweilen allergische Reaktionen ein. Diese seltenen Nebenwirkungen manifestieren sich beispielsweise in Form von Juckreiz oder Hautrötungen.

Im Extremfall tritt Atemnot oder sogar Kreislaufversagen ein. Die Einstichstelle kann sich nach der Applikation des Anästhetikums außerdem entzünden. Infektionen sind beim heutigen Stand der westlichen Medizin zwar selten, aber noch immer nicht vollends auszuschließen. Besonders bei der Periduralanästhesie sinkt der Blutdruck der Patientin häufig ab. Mittlerweile können Vorabinfusionen diesem Blutdruckabfall vorbeugen. Da das ungeborene Kind sowohl beim Pudendusblock als auch bei der Periduralanästhesie über die Nabelschnur mit dem lokalen Anästhetikum in Kontakt geraten kann, müssen Nutzen und Risiken vor der Applikation unbedingt abgewogen werden.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Schüttler, J., Neglein, J., Bremer, F.: Checkliste Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2000

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