Schonatmung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Schonatmung ist eine Regulationsmaßnahme des Körpers, um Schmerzen zu vermeiden. Sie führt zu einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit und kann schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Schonatmung?

Eine Schonatmung ist eine Regulationsmaßnahme des Körpers, um Schmerzen zu vermeiden.

Die Schonatmung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Atemtiefe reduziert wird, um eine Schmerzverstärkung durch die Weitung des Brustkorbes zu vermeiden. Dem auslösenden Schmerz können verschiedene Ursachen zugrunde liegen.

Die flachen Atemzüge führen dazu, dass das Atemzugvolumen reduziert wird. Normalerweise beträgt es in Ruhe durchschnittlich 500 ml. Zusammen mit der Ruhefrequenz von 12 – 15 Atemzügen/ Minute ergibt sich ein Atemminutenvolumen von ungefähr 7,5 Liter.

Die Verminderung der Atemtiefe hat zur Folge, dass die Lunge schlecht belüftet wird, es gelangt nicht genügend sauerstoffgesättigte Luft bis zu den Alveolen. Der dort stattfindende Gasaustausch ist dadurch reduziert und die Sauerstoffsättigung im Blut sinkt, was direkte Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit hat.

Im Gegensatz zu einer flachen Atmung infolge von mechanischen Ursachen fällt bei der Schonatmung die Kompensationsmöglichkeit durch eine Frequenzerhöhung weg, da sie schmerzbedingt ist. Die Minderbelüftung, auch Hypoventilation genannt, stellt gute Bedingungen für das Eindringen von Krankheitserregern in die Lunge dar, insbesondere für Pneumokokken.

Funktion & Aufgabe

Die Aufgabe einer Schonatmung ist es, Schmerzen zu vermeiden, die durch die Ausdehnung des Brustkorbs oder des Bauchraums beim Einatmen entstehen oder verstärkt werden können. Die Schmerzursachen können vielfältig sein. Bei der Einatmung wird der Thorax in Ruhe durch den Einsatz des Zwerchfells und der Zwischenrippenmuskeln geweitet. Die Lunge ist außen mit einer dünnen Haut, dem Lungenfell (Pleura visceralis) überzogen, welches mit dem Rippenfell (Pleura parietalis), das den Brustkorb innen auskleidet, verbunden ist. In dem Spalt dazwischen befindet sich Flüssigkeit, die die beiden Häute aneinander haften lässt. Durch diese Konstruktion wird die Lunge bei der Ausdehnung des Thorax mitgezogen und geweitet und es kann Luft von außen in sie hineinströmen. Diese gelangt bis in die kleinsten Einheiten, die Alveolen, in denen der Gasaustausch stattfindet.

Bei der Schonatmung ist die Ausdehnung des Thorax reduziert. Die Alveolen werden nur teilweise oder überhaupt nicht geweitet. Es gelangt keine oder zu wenig frische, mit Sauerstoff angereicherte, Luft dorthin. Die Aufnahme von O2 ins Blut ist vermindert und damit auch die Versorgung der Zellen. Die betroffenen Menschen müssen ihre Aktivitäten reduzieren, die Leistungsfähigkeit sinkt.

Die Regulationsmechanismen, die die Systeme steuern, setzen in diesem Fall die Priorität auf Schmerzvermeidung, zu Ungunsten der Versorgung der Organe und Zellen mit Sauerstoff. Kompensationsmechanismen wie die Frequenzerhöhung, die ansonsten bei einer flachen Atmung in Gang gesetzt werden, werden unterdrückt.

Das Atemzentrum im verlängerten Rückenmark (Medulla oblongata) reguliert normalerweise die Atmung anhand des Sauerstoff- und Kohlendioxidgehaltes im Blut, der von bestimmten Rezeptoren gemessen wird. Je nach Bedarf wird die Atmung so angepasst, dass diese Werte in engen Grenzen konstant bleiben. Die Schmerzen, die die Ursache für die Schonatmung sind, durchbrechen diesen Mechanismus. Die Einatemmuskeln werden gehemmt, um die Intensität ihrer Tätigkeit gering zu halten, obwohl sich die Blutzusammensetzung dadurch ungünstig verändert, der Sauerstoffgehalt sinkt und der Kohlendioxidgehalt steigt.


Krankheiten & Beschwerden

Die Ursachen für eine Schonatmung können Erkrankungen, Verletzungen oder Operationen der Lunge, des umliegenden Gewebes, des Brustkorbes oder des Bauchraums sein. Die Lungenentzündung (Pneumonie) oder eine Bronchitis verursachen Schmerzen im Lungengerüst, die bei der Ausweitung zunehmen. Während die Pneumonie eine typische bakterielle Erkrankung (Pneumokokken) ist, sind Viren meistens die Ursache einer Bronchitis.

Hoch schmerzhaft sind entzündliche Reizungen der beiden Pleurae, Pleuritis genannt. Sie treten häufig als Folge von Thoraxverletzungen in Form mechanischer Reizungen auf, seltener als Folge eines sekundären bakteriellen Befalls. Wenn die betroffenen Regionen lokal begrenzt sind, ist eine gewisse Kompensation der Schonatmung durch eine Atemlenkung möglich, indem in andere nicht betroffenen Bereiche verstärkt geatmet wird.

Traumen im Bereich des Brustkorbs sind ebenfalls sehr schmerzhaft und können die Atmung langfristig beeinflussen. Dazu gehören Rippenbrüche ebenso wie Rippen- und Thoraxprellungen, wobei die Beeinträchtigung der Atmung von der Größe des befallenen Gebietes und der Art der Verletzung abhängt. Frakturen einer einzelnen Rippe schränken die Atemtätigkeit nur wenig ein im Gegensatz zu Rippenserienfrakturen. Besonders gefährlich und beeinträchtigend wirken sich Brüche aus, bei denen die Frakturenden bei der Atembewegung auf die Lunge und das Lungenfell gedrückt werden und diese durchstoßen können. Die negative Beeinflussung der Atmung bei Thoraxprellungen besteht oft über einen langen Zeitraum. Ein gutes Schmerzmanagement ist in diesem Fall besonders wichtig, um Komplikationen zu vermeiden.

Schmerzen im Bauchraum, die durch vorübergehende Beschwerden verursacht werden, können durch eine Verschiebung der Atemrichtung kompensiert werden und führen zu keiner nachhaltigen Schonatmung. Die Bauchatmung wird in dem Fall vermieden und die Brust- und Flankenatmung verstärkt.

Alle Operationen, die in den Bereichen durchgeführt werden, die von der Ausdehnung beim Atmen betroffen sind, können zu einer Schonatmung führen, da durch die Weitung das Operationsgebiet und die Narben schmerzhaft gedehnt werden. Dazu zählen Lungenoperationen genauso wie Eingriffe am offenen Herzen und im Bauchraum.

Infolge der Schonatmung selber können Komplikationen auftreten, die mit der Hypoventalation und der Veränderung der Blutzusammensetzung zusammen hängen. Die schlechte Belüftung der Lunge macht es Pneumokokken einfach in das Lungengewebe einzudringen und es kann eine Lungenentzündung entstehen. Die Pneumonie kann also Ursache und Folge der Schonatmung zugleich sein. Die Veränderung des PH-Wertes im Blut, infolge des gestörten Gasaustausches, erhöht das Thromboserisiko und die damit verbundene Gefahr einer Lungenembolie.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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