Viszeralchirurgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Viszeralchirurgie befasst sich mit operativen Eingriffen am Bauchraum und den darin befindlichen Organen. Sie wird auch Bauch- oder Abdominalchirurgie genannt. Ihren Namen hat sie vom lateinischen Wort "viscera" für "Eingeweide".

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Viszeralchirurgie?

In der Viszeralchirurgie eines Krankenhauses liegen Patienten, bei denen Operationen an den Bauchorganen, also beispielsweise am Magen, der Speiseröhre, der Leber, dem Verdauungstrakt und so weiter vorgenommen werden müssen.

Dazu zählen ebenfalls Transplantationen von Organen, die Wiederherstellung nach einem Unfall, die Entfernung von gut- oder bösartigen Tumoren, die Behandlung von Entzündungen, Diagnostik usw. Auch Erkrankungen der die Organe umgebenden Gewebestrukturen gehören ins Aufgabengebiet der Viszeralchirurgie. Die Weiterbildung zum Viszeralchirurgen dauert vier Jahre. Deutschlandweit nicht einheitlich ist die Trennung zwischen den Weiterbildungen "Allgemeinchirurgie" und "Viszeralchirurgie".

Während die allgemeinchirurgische Abteilung eines Krankenhauses jedoch sämtliche operativen Eingriffe am ganzen Körper einschließt, geht es auf viszeralchirurgischen Stationen nur um Bauchoperationen. Außerdem haben sich viszeralchirurgische Stationen häufig spezialisiert, zum Beispiel auf die Tumor- und/oder Metastasentherapie, auf Eingriffe am Darm, an der Speiseröhre, Transplantationen oder einen sonstigen Teilbereich. Dabei sind auch Spezialisierungen auf sehr konkrete Bereiche möglich. So haben einige Kliniken zum Beispiel Darm- oder Pankreaskrebszentren und Ähnliches.

Behandlungen & Therapien

Viszeralchirurgische Eingriffe sind typischerweise Blinddarmentfernungen, Lebertransplantationen, die Entfernung von Tumoren oder Metastasen im Bauchraum, Magenoperationen, Gallenblasenentfernungen usw. Auch durch Unfälle kann es zu Traumata an Organen kommen, die operativ wieder rekonstruiert werden müssen. Schon von Geburt an vorhandene Fehlbildungen von Organen im Bauchraum werden ebenfalls in der Viszeralchirurgie behandelt.

In manchen Fällen, wenn eine antibiotische Behandlung nicht angeraten ist oder nicht mehr ausreichen würde, kann es auch bei Entzündungen zu einem chirurgischen Eingriff kommen. Hierbei wird das entzündliche Gewebe herausgeschnitten und so entfernt. Da Entzündungen überall im Körper möglich sind, kann auch jedes Organ im Bauchraum betroffen sein.

Oft muss ein Viszeralchirurg Eingriffe am Magen vornehmen. Hierbei können unter anderem Magenkarzinome, Magendurchbrüche oder ein Magengeschwür die Ursachen sein, die eine Operation erfordern. Beim Karzinom und beim Geschwür besteht die operative Therapie wenn möglich in der Entfernung, beim Magendurchbruch wird die Perforation übernäht.

Viszeralchirurgische Eingriffe am Darm stellen zum Beispiel die Entfernung von bösartigen Tumoren oder Polypen dar, sowie von echten oder unechten Divertikeln. Als "echt" werden Divertikel, also Ausstülpungen, dann bezeichnet, wenn sie sowohl die Schleimhaut als auch die Darmwand betreffen. "Unechte" Divertikel sind solche, bei denen sich nur die Schleimhaut ausstülpt. Auch ein Darmverschluss kann je nach Ursache operativ behandelt werden. Sollte eine Medikamentengabe nicht indiziert sein, was zum Beispiel bei mechanischen Ursachen wie einem Verwachsungsstrang der Fall ist, kann, meist minimal-invasiv, operiert werden.

Auch Erkrankungen der Galle werden mittels viszeralchirurgischer Eingriffe behandelt. Hierzu gehören beispielsweise Gallengangskarzinome und Gallensteine. Verursachen Gallensteine Beschwerden, so wird je nach Fall die gesamte Gallenblase inklusive der Steine entfernt. Beim Gallengangskarzinom kann, je nach Grad der Erkrankung und Metastasenbildung, zu einer chirurgischen Entfernung oder davon abgeraten werden. Erkrankungen der Milz, die einen chirurgischen Eingriff erfordern können, sind unter anderem der Milzinfarkt oder die Milzruptur.

Beim Milzinfarkt kommt es zur Unterversorgung der Milz durch einen Verschluss der Arteria lienalis, einer Schlagader in der Bauchhöhle. Hierbei ist die operative Entfernung der Milz bei einem vollständigen Infarkt die einzige Behandlungsmöglichkeit. Eine Milzruptur, also ein Riss der Milz, wird in den meisten Fällen durch stumpfe Gewalteinwirkung auf den Bauch verursacht. Je nach Grad der Verletzung kann konservativ behandelt werden. Bei schwereren Fällen können Eingriffe bis hin zur Entfernung der Milz aber nötig werden.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Neben Eingriffen zur Behandlung von Krankheitsbildern zählen auch diagnostische chirurgische Eingriffe zum Aufgabengebiet eines Viszeralchirurgen. Hier wird, so oft es geht, versucht, minimal-invasive Methoden einzusetzen, wie die laparoskopische Chirurgie, auch "Knopfloch-Chirurgie" oder Bauchspiegelung genannt.

Dabei werden nur sehr kleine Schnitte gesetzt (ca. 0,3 - 2 cm), durch die dünne Schläuche mit einer vorne angebrachten Kamera in den Bauchraum in den Bauchraum bzw. zum zu untersuchenden Organ geschoben werden. Zur Erleichterung des Zugriffs wird dafür üblicherweise der Bauchraum mit Gas angefüllt. Dies ermöglicht einen größeren Handlungsspielraum um die Organe herum. Das Bild der Kamera wird auf einen Bildschirm übertragen. So können Ärzte Organe direkt ansehen und dann über Diagnose und Behandlung beraten. Kleinere Eingriffe können ebenfalls mittels einer Laparoskopie vorgenommen werden, da nicht nur Kameras, sondern auch kleine Operationswerkzeuge an Schläuchen durch die kleinen Schnitte eingeführt werden können.

Diese Art chirurgischer Eingriffe ist für den Organismus deutlich schonender als andere Verfahren der konventionellen Chirurgie, wie beispielsweise Bauchschnitte. Bei diesen wird ein großer Schnitt an der Bauchdecke vorgenommen, was zu einer höheren Komplikationsrate führt. Durch die große Wunde erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Entzündungen, die Heilung dauert länger und auch das allgemeine Trauma für den Körper ist größer. In manchen Fällen sind Bauchschnitte jedoch immer noch nötig, beispielsweise bei Eingriffen an "versteckter" liegenden Organen, wie der Bauchspeicheldrüse.

Auch die Operabilität zum Beispiel eines Gallengangskarzinoms kann oft erst beim Eingriff selbst beurteilt werden, sodass eine "Probelaparotomie" ausgeführt wird. Somit stellt in einem solchen Fall der Bauchschnitt einen Bestandteil des Diagnoseverfahrens dar, auch wenn die Therapie - sofern sich der Tumor als operable erweist - umgehend in Form der chirurgischen Entfernung des Tumors erfolgen kann.

Quellen

  • Largiadèer, F., et al.: Checkliste Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Riemann, J., Fischbach, W., Galle, P., Mössner, J.: Gastroenterologie. Band 2. Thieme, Stuttgart 2008
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

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