AV-Block

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim gesunden Herzen wird der Herzrhythmus vom Sinusknoten bestimmt und über den AV-Knoten in die Herzkammern übertragen. Bei Herzrhythmusstörungen wie dem AV-Block (atrioventrikulärer Block) ist diese Reizleitung gestört.

Inhaltsverzeichnis

Was ist AV-Block?

Ein AV-Block führt zu einer Herzrhythmusstörung, die relativ häufig vorkommt.

Ein AV-Block (atrioventrikulärer Block) führt zu einer Herzrhythmusstörung, die relativ häufig vorkommt. Während das Herz im gesunden Zustand etwa 60 bis 80 Mal pro Minute schlägt, verlangsamt es sich bei dieser Erkrankung auf bis zu 40 Schläge pro Minute, da die Reizübertragung vom Sinusknoten am rechten Herzvorhof zum AV-Knoten oberhalb rechten Herzkammer nur unzureichend erfolgt.

Die Verlangsamung des Herzschlags wird auch als Bradykardie bezeichnet. Es kann aber auch zum Auftreten einer Bradyarrhythmie kommen. Dann ist die normale Herzschlagfolge gestört. Ein AV-Block lässt sich je nach Symptomen in drei verschiedene Grade einteilen.

Beim 1. Grad besteht nur eine Verlangsamung der Reizleitung, die jedoch keine Beschwerden verursacht. Der 2. Grad bezeichnet den teilweisen Ausfall der Reizübertragung, während bei einem AV-Block 3. Grades keine Reizleitung mehr stattfindet.

Ursachen

Am häufigsten tritt ein AV-Block mit zunehmendem Lebensalter auf, denn auch die Reizleitung im Herzen altert und verringert damit ihre Leistungsfähigkeit. Als weitere Ursachen kommen auch eine Herzmuskelentzündung in Frage sowie eine Störung des Elektrolythaushaltes des Körpers. Hier ist vor allem ein erhöhter Kaliumspiegel zu nennen.

Die Einnahme bestimmter Medikamente wie Digitalis, Chinidin oder Betablocker kann ebenfalls ursächlich sein. Auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann zeitweise ein AV-Block auftreten, ebenso wie bei angeborenen Herzfehlern oder chronischen Herzkrankheiten wie etwa Morbus Lenègre oder der koronare Herzkrankheit. Eher selten ist ein Herzinfarkt Auslöser eines AV-Blocks.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Im schlimmsten Fall kann der Betroffene durch den AV-Block versterben. Dabei kommt es zum Herzstillstand. Wird dieser nicht schnell genug behandelt, so verstirbt der Betroffene. Allerdings tritt dieser Fall in der Regel erst dann auf, wenn der AV-Block nicht behandelt wird und die Symptome ignoriert werden.

Zu den Beschwerden und Symptomen des AV-Blocks gehört in erster Linie ein langsamer Puls. Der Puls selbst ist häufig auch unregelmäßig, was sich in einem starken Herzklopfen bemerkbar machen kann. Auch treten im Allgemeinen Herzrhythmusstörungen auf, die sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Die Patienten wirken häufig auch müde und abgeschlagen und nehmen nicht mehr aktiv am Alltag teil.

Weiterhin treten Kreislaufbeschwerden oder Schwindelgefühle auf. Daraus kann es auch zu einer Bewusstlosigkeit kommen, bei welcher sich der Betroffene durch einen Sturz verletzen kann. Die meisten Patienten wirken durch den AV-Block auch blass und leiden an starken Krämpfen.

Die Krämpfe treten dabei vor allem im Bereich der Brust auf und können auch zu einer Todesangst führen. Viele Betroffene entwickeln durch den AV-Block auch psychische Beschwerden und leiden dabei an Depressionen und an verschiedenen psychischen Verstimmungen. In der Regel verschlechtern sich die Symptome, wenn der AV-Block nicht behandelt wird.

Diagnose & Verlauf

Mit der Aufnahme der Krankengeschichte ergeben sich für den Arzt bereits Anhaltspunkte für einen AV-Block. Mit einem Elektrokardiogramm (EKG) wird schließlich die Diagnose gestellt. Die EKG-Untersuchung ist für den Patienten völlig schmerzfrei. Sie dient dazu, eine graphische Darstellung der Herzströme zu erhalten. Durch einen Vergleich der Kurven mit denen eines gesunden Herzens kann der Arzt genau feststellen, wo die Reizübertragung gestört ist und wie schwer die Störung ist.

Tritt der AV-Block nur zeitweise auf, wird häufig auch ein Langzeit-EKG durchgeführt. Dabei bekommt der Patient ein mobiles Aufzeichnungsgerät, das über mindestens 24 Stunden getragen wird. Zur Klärung der Ursache eines AV-Blocks kann auch eine völlig schmerzfreie Ultraschalluntersuchung (Echokardiografie) des Herzens vorgenommen werden.

Wichtig ist ebenfalls eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Elektrolyte Kalium und Natrium. Da ein AV-Block ersten und häufig auch zweiten Grades meist noch keine Symptome verursacht, ist es ratsam, regelmäßige EKG-Untersuchung durchführen zu lassen. Ein AV-Block 3. Grades kann zu kurzen Ohnmachtsanfällen führen. Unbehandelt führt er zu einer dauerhaften Herzschwäche.

Komplikationen

Komplikationen, die sich aufgrund eines unbehandelten AV-Blocks einstellen, hängen von seiner Ätiologie und seinem Schweregrad ab. Leichtere Formen werden vom Betroffenen meist nicht bemerkt und schränken nur minimal ein. Bei schwergradigen Formen werden die vom Sinusknoten erzeugten Signale, die sich über die Vorhöfe ausbreiten und zu deren Kontraktion führen, nicht oder nur unvollständig weitergeleitet.

Der AV-Knoten blockiert die Weiterleitung der Signale an die Kammern. Typische Komplikationen des unbehandelten AV-Blocks sind kurzzeitige Schwindelanfälle und kurzzeitige Mangelversorgung der Netzhaut, so dass es den Betroffenen „schwarz wird vor Augen“, besonders nach einer körperlichen Anstrengung. In vielen Fällen kommt es auch zu kurzzeitigen Ohnmachtsanfällen.

Die beschriebenen Komplikationen beruhen auf einer mangelnden Versorgung mit Sauerstoff, worauf die empfindlichen Augen und die Bogengänge im Innenohr frühzeitig mit Symptomen reagieren. Wenn die verursachenden Faktoren nicht beseitigt werden, kann sich ein vollständiger AV-Block entwickeln, der notmalerweise zu einem Anspringen des zweiten Back-Up Systems, dem Kammerersatzrhythmus, führt. Die Kammern kontrahieren dann mit der sehr niedrigen und lebensbedrohlichen Frequenz von 20 bis 40 Schlägen pro Minute.

In besonderen Fällen kann sich auch ein unmittelbar lebensbedrohlicher Herz-Kreislauf-Stillstand einstellen. Falls sich die Ursachen des AV-Blocks erkennen und beseitigen lassen, sind keine weiteren Komplikationen mehr zu erwarten. In vielen Fällen besteht die Therapie in der Implantierung eines Herzschrittmachers, der bei Beachtung einiger Besonderheiten eine weitestgehend komplikationslose Lebensführung erlaubt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) des Herzens besteht aus spezialisierten Herzmuskelzellen und ist Teil des Erregungsleitungssystems des Herzens. Er befindet sich in der Trennwand zwischen rechtem und linkem Vorhof nahe der Scheidewände zu den beiden Kammern. Seine Aufgabe besteht darin, das elektrische Kontraktionssignal, das vom Sinusknoten erzeugt wird, ein wenig verzögert an das Kammersystem weiterzuleiten, damit die Kammern erst kontrahieren, wenn die Vorhöfe bereits wieder entspannen.

Es gibt eine große Bandbreite von AV-Blocks, die in die Schweregrade I, II und III eingeteilt werden. Bei Schweregrad I kommt es lediglich zu einer verzögert einsetzenden Kontraktion der Kammern, weil die Weiterleitung des Kontraktionssignals durch den AV-Knoten um mehr als 200 Millisekunden verzögert wird. Meist sind die Symptome subjektiv nicht spürbar und werden nur entdeckt, wenn zufällig ein Elektrokardiogramm (EKG) angefertigt wird. Erst beim Schweregrad II sind Symptome wie unregelmäßiger Herzrhythmus, Schwindelgefühle und Belastungseinbußen spürbar.

Falls derartige Symptome sich wiederholen oder sogar anhaltend auftreten, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, der über ein EKG-Gerät verfügt. Der Arzt wird je nach Diagnose an einen Kardiologen verweisen. Bei einem AV-Block III besteht eine vollständige Unterbrechung des Erregungssignals, so dass der sogenannte Kammerersatzrhythmus einspringt, der eine Herzfrequenz von weniger als 40 Hertz erzeugen kann. Es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Zustand, der von Ohnmacht begleitet sein kann und sofortige klinische Behandlung erfordert.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung eines AV-Blocks richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und nach ihrer Ursache. Wenn die Einnahme von bestimmten Medikamenten zum Auftreten der Herzrhythmusstörung führt, müssen diese weggelassen oder durch andere Präparate ersetzt werden.

Ist eine andere Erkrankung verantwortlich, muss diese behandelt werden um eine Normalisierung des Herzrhythmus zu erreichen. Bei beschwerdefreien AV-Blocks 1. Grades ist häufig keine weitere Behandlung notwendig. Beim AV-Block 2. Grades werden zwei Ausprägungen unterschieden, die für den Patienten zu unterschiedlichen Prognosen führen. Handelt es sich um einen AV-Block vom Wenkebach-Typ, liegen häufig keinen Beschwerden vor. Eine Behandlung ist dann auch nicht notwendig.

Beim AV-Block vom Mobitz-Typ sowie beim AV-Block 3. Grades kann ein Herzschrittmacher notwendig sein, um die Beschwerden des Patienten zu lindern. Besonders beim AV-Block 3. Grades kann es ansonsten zu Durchblutungsstörungen im Gehirn oder zu den sogenannten Adam-Stokes-Anfällen kommen, die wiederum zum Atemstillstand führen können. Bei Verdacht auf AV-Block sollte daher immer sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Aussicht & Prognose

Durch den sogenannten AV-Block kommt es zu Beschwerden und zu Störungen am Herzen. Diese Störungen können im schlimmsten Falle zum Herzstillstand und damit auch zum Tode des Patienten führen. In der Regel leiden die Patienten an einem sehr langsamen Puls und an Störungen des Herzrhythmus. Dabei ist es für den Betroffenen auch nicht möglich, körperliche oder sportliche Tätigkeiten durchzuführen. Bei starken Belastungen kommt es zu Schwindel oder sogar zur Bewusstlosigkeit. Der Betroffene fühlt sich schwach und wirkt blass. Es kommt häufig zu Krampfanfällen, welche mit Schmerzen verbunden sein können.

In den meisten Fällen ist eine Diagnose schon frühzeitig möglich, sodass die Behandlung schnell einsetzen kann. Zu weiteren Beschwerden kommt es dann, wenn bestimmte Regionen des Körpers nicht mit genügend Sauerstoff versorgt werden. Diese können dabei beschädigt werden oder komplett absterben. Ebenso kann sich der Puls so stark verlangsamen, dass es schließlich zum Herzstillstand kommt. Dieser kann auch unerwartet ohne vorherige Komplikationen eintreten. Die Behandlung findet meistens mit Hilfe von Medikamenten oder Implantaten statt, welche das Herz unterstützen. Damit kann ein Großteil der Beschwerden reduziert werden. Die Lebenserwartung ist aufgrund des AV-Blocks dennoch verringert.


Vorbeugung

Da ein AV-Block häufig mit zunehmendem Lebensalter auftritt, können Patienten meist keine aktiven Vorbeugungsmaßnamen treffen, um ihn zu vermeiden. Generell trägt ein gesunder Lebensstil auch zur Vermeidung von Herzkrankheiten bei. Bei der Einnahme von Medikamenten sollte auf entsprechende Nebenwirkungen geachtet werden. Treten Beschwerden auf, sollte frühzeitig ein Arzt zur Abklärung eines AV-Blocks konsultiert werden.

Nachsorge

Bei einem AV-Block stehen dem Patienten nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. In der Regel muss bei dieser Erkrankung ein Herzschrittmacher in den Körper des Patienten eingebaut werden, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Hierbei wirken sich eine frühe Diagnose und Behandlung sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus und können den frühzeitigen Tod des Betroffenen verhindern.

In einigen Fällen muss der Betroffene auch Medikamente einnehmen, um die Beschwerden zu lindern. Hierbei ist auf eine regelmäßige Einnahme und auf die mögliche Wechselwirkung mit anderen Medikamenten zu achten. Die Behandlung des AV-Blocks sollte dabei schon bei den ersten Symptomen eingeleitet werden, um einen möglichen Atemstillstand zu verhindern.

Nicht selten kommt es beim Betroffenen durch den AV-Block auch zu psychischen Verstimmungen oder sogar zu Depressionen. Dabei können sich auch Gespräche mit Freunden oder mit der eigenen Familie positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Erkrankung kann sehr sinnvoll sein.

Im Allgemeinen sollte der Betroffene keine anstrengenden oder sportlichen Tätigkeiten durchführen, um das Herz nicht unnötig zu belasten. Auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung wirken sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus. Auf das Rauchen sollte der Betroffene verzichten.

Das können Sie selbst tun

Alltag und Selbsthilfemaßnahmen bei Auftreten eines AV-Blocks hängen von Art und Schweregrad des AV-Blocks ab. Typischerweise besteht beim AV-Block ein Problem in der Weiterleitung des vom Sinusknoten erzeugten elektrischen Kontraktionssignals der Vorhöfe an die Kammern. Entweder wird das Signal zu stark verzögert oder es wird überhaupt nicht weitergeleitet.

Ein AV-Block ersten Grades verläuft meist ohne subjektiv bemerkbare Symptome. Besonderes Verhalten im Alltag oder gar Selbsthilfemaßnahmen erübrigen sich deshalb in diesen Fällen. Nach diagnostiziertem AV-Block zweiten Grades vom Typ Wenckebach oder vom Typ Mobitz empfiehlt es sich zunächst, in Absprache mit dem behandelnden Arzt verordnete Arzneien wie Herzglykoside, Betablocker oder Kalziumantagonisten zu überprüfen und anzupassen.

Als Selbsthilfemaßnahmen und Verhalten im Alltag sind leichtes Bewegungstraining ohne körperliche Extrembelastung zu empfehlen, eine Ernährung, die möglichst viele naturbelassene Lebensmittel enthält und vor allem reich an Omega-3-Fettsäuren ist. Omega-3-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, von denen einige wenige für den Stoffwechsel essenziell sind und wichtiger Bestandteil aller Membranen sind und als Grundlage für die körpereigene Synthese einiger Hormone dienen.

Hilfreich und zielführend sind regelmäßige Entspannungsübungen wie Autogenes Training, Qi Gong oder Yoga. Bei einem vollständigen AV-Block dritten Grades liegt ein akuter Herznotfall vor, der unmittelbarer klinischer Behandlung bedarf. Meist ist dann die Implantierung eines Herzschrittmachers erforderlich.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Hahn, J.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Heidelberg 2007

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