Amalgam-Allergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Amalgam ist ein quecksilberhaltiges Material, das viele Jahrzehnte lang als Zahnfüllmaterial eingesetzt wurde, weil es preisgünstig, haltbar und relativ leicht zu verarbeiten ist. Heute gilt Amalgam als bedenklich, weil es zu gesundheitlichen Beschwerden wie Amalgam-Allergien und Amalgamvergiftungen führen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Amalgam-Allergie?

Bei einer Amalgam-Allergie sollte unbedingt die Amalgamfüllungen durch andere Stoffe ersetzt werden. Ihr Zahnarzt informiert Sie darüber umfassend.

Eine Amalgam-Allergie ist eine Kontaktallergie auf Zahnfüllungen aus Amalgam, bei der es zu Beschwerden an der Mundschleimhaut kommt. Diese Allergie tritt nur sehr selten auf, man geht davon aus, dass nur 0,01% aller Menschen an einer Amalgam-Allergie leiden.

Bei Menschen, die an Neurodermitis erkrankt sind, kann es durch eine Amalgam-Allergie zu einer Ausweitung der Ekzeme und zu einer Hautverschlechterung an den Stellen kommen, wo die Haut mit dem Speichel in Verbindung tritt.

Ursachen

Eine Amalgamvergiftung wird im Volksmund oft ebenfalls als Amalgam-Allergie bezeichnet, ist aber keine wirkliche Allergie.

Amalgam besteht zu ca. 50% aus Quecksilber, das giftig für den Körper ist. Weitere Bestandteile sind Metalle wie Kupfer, Zink, Silber und Zinn. Eine Amalgam-Vergiftung kann zu unspezifischen körperlichen Reaktionen wie einem geschwächten Abwehrsystem führen. Sie entsteht, wenn beim Einlegen oder Herausnehmen von Amalgam-Füllungen Quecksilber freigesetzt wird oder wenn Amalgam-Füllungen porös werden.

Bestandteile von Amalgam-Füllungen kommen dann durch den Speichel in den Magen-Darm-Trakt und in den Blutkreislauf. Das Quecksilber wird in Leber, Gehirn, Niere, im Gewebe und im Nervensystem gespeichert und löst so die verschiedenen gesundheitlichen Probleme aus.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Amalgam-Allergie kann eine Reihe von Symptomen und Beschwerden hervorrufen. Wenn ein Allergiker mit dem Allergen in Kontakt kommt, kann es unter anderem zu chronischer Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen kommen. Das Metall steht außerdem im Verdacht, Infekte zu fördern und Hautekzeme hervorzurufen. Auch Muskelschmerzen sollen durch den wiederholten Kontakt mit Amalgam begünstigt werden.

Akut kommt es zu einem starken Brennen auf der Zunge, verbunden mit einem metallischem Geschmack im Mund. Eine Kontaktallergie auf Amalgam-Zahnfüllungen kann Beschwerden der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches hervorrufen. Durch die hypersensible Reaktion kommt es zu Entzündungen, Juckreiz, Blutungen und unter Umständen auch zu dauerhaften Gewebeschäden.

Ein wiederholter Kontakt mit dem Allergen kann zu Infektionen und weiteren Beschwerden führen. Eine typische Folgeerkrankung ist die Zahnfleischentzündung, die sich durch schmerzhafte Rötungen und Schwellungen äußert. Meist kommt es zu Absonderungen, Blutungen und Einrissen. Begleitend dazu tritt ein ausgeprägter Mundgeruch auf.

Daneben ruft eine Amalgam-Allergie die typischen allergischen Reaktionen hervor. Zum Beispiel kann es zu Hautirritationen, Magen-Darm-Beschwerden und Augenreizungen kommen, immer abhängig davon, welche Körperregionen in Kontakt mit dem Metall geraten. Im Extremfall kommt es infolge einer Amalgam-Allergie zu einem anaphylaktischen Schock.

Diagnose & Verlauf

Der Pricktest ist ein Allergietest, um z.B. allergische Reaktion gegenüber Pollen oder Tierhaaren zu prüfen. Hierbei werden mögliche allergische Substanzen auf die Haut aufgetropft und diese anschließend mit einer Lanzette leicht angestochen. Nach 20 Minuten werden die Hautrötung und die Quaddelgröße beurteilt.

Eine Amalgam-Allergie wird mithilfe eines Epikutantests festgestellt. Bei dem Epikutantest, der aufgrund der vielfältigen Reaktionsmöglichkeiten nur von einem erfahrenen Dermatologen durchgeführt werden sollte, wird dem Patienten ein Pflaster mit den zu testenden Stoffen auf den Rücken geklebt.

So können allergische Reaktionen auf verschiedene Arten von Quecksilber- und Amalgamlegierungen sowie auf andere Inhaltsstoffe von Zahnfüllungen wie Kunststoffe, andere Metalle und Zement getestet werden. Sollte sich innerhalb von drei Tagen ein Ekzem unter dem Pflaster bilden, liegt eine Allergie vor.

Wird eine Amalgam-Allergie zu spät festgestellt, kann es zu chronischen Entzündungen, Erosionen und Weißverfärbungen im Mundraum kommen. In einigen Fällen treten auch akute Ekzeme kurz nach dem Einsetzen neuer Amalgam-Füllungen auf.

Amalgamvergiftungen können mithilfe eines Blut- oder Urintests, der die Quecksilberbelastung des Körpers misst, festgestellt werden. Weil Quecksilber aber vor allem im Gewebe gespeichert wird, sind diese Tests nicht immer aussagekräftig. Amalgamvergiftungen werden in der Naturmedizin als Ursachen für viele Arten von körperlichen Beschwerden gesehen, u.a. von chronischer Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Antriebslosigkeit, Autoimmunerkrankungen und depressiven Verstimmungen.

Dabei ist es allerdings schwierig, nachzuweisen, dass die Beschwerden tatsächlich von einer Vergiftung durch Amalgamfüllungen hervorgerufen werden. Deswegen erkennen nicht alle Krankenkassen Amalgamvergiftungen zurzeit als Krankheit an.

Komplikationen

In der Regel kann eine Amalgam-Allergie relativ gut behandelt werden, sodass es zu keinen Folgeschäden oder weiteren Komplikationen kommt. Die Patienten leiden dabei meistens an einem starken Brennen an der Zunge und an einem metallischen Geschmack im Mund. Dieser kommt vor allem durch die Ablösung von Amalgam-Füllungen zustande. Weiterhin kann sich das Zahnfleisch an verschiedenen Stellen entzünden.

Durch die Entzündungen kann der Patient in der Regel Nahrung und Flüssigkeit nicht mehr in der gewohnten Form zu sich nehmen. Oft kommt es durch die Amalgam-Allergie zu einer Müdigkeit und zu einer depressiven Stimmung. Der Betroffene wird anfällig für Infekte und dadurch häufiger krank.

Die Behandlung der Amalgam-Allergie erfolgt in der Regel akut durch die Entfernung der Füllungen und die Anbindung von Plastik-Füllungen am Zahn. Dabei kann es allerdings noch eine gewisse Zeit dauern, bis das komplette Amalgam aus dem Körper abgebaut wurde. Weiterhin kommt es zu keinen weiteren Komplikationen.

Im schlimmsten Fall kann sich aus der Amalgam-Allergie eine Amalgamvergiftung entwickeln. Bei der Einnahme von großen Mengen wird dem Patienten Selen gegeben, da dieses das Quecksilber bindet und aus dem Körper entfernt. Die Lebenserwartung wird bei einer Amalgam-Allergie nicht verringert.

Ab wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn alle Anzeichen auf eine Amalgam-Allergie hindeuten, ist ein Zahnarztbesuch oder ein Besuch beim Dermatologen unumgänglich. Die Amalgam-Allergie kann in ihrer Folge bereits bestehende Erkrankungen verschlimmern. Sie kann aber auch gesundheitliche Folgeerscheinungen auslösen.

Durch einen Epikutantest kann festgestellt werden, ob tatsächlich eine Amalgam-Allergie vorliegt. Das ist zwar vergleichsweise selten der Fall, aber eine echte Allergie auf Dentalmaterialien wie Amalgam sollte immer ernst genommen werden. Möglicherweise deuten die Symptome und das Ergebnis des Epikutantests aber eher auf eine chronische Amalgamvergiftung hin.

Die Behandlung einer Amalgam-Allergie kann heutzutage erfolgreich durchgeführt werden. Oftmals basiert die Therapie auf einer Entfernung der Amalgamplomben beim Zahnarzt. Bei Vorliegen einer echten Allergie kann bei der Krankenkasse ein Erstattungsantrag für die Zahnsanierung gestellt werden. Der behandelnde Arzt wird diesen Antrag durch seine Diagnostik unterstützen. Zudem kann er weitere Maßnahmen einleiten, um Folgeschäden zu verhindern. Es folgen gegebenenfalls eine Entgiftung und die Wiederherstellung der Immunkraft.

Die Naturmedizin kennt schonende Entgiftungs- und Ausleitungsverfahren. Daher ist es sinnvoll, nach der Entfernung der Amalgam-Plomben einen erfahrenen Heilpraktiker aufzusuchen. Dieser kann dem Patienten durch natürliche Entgiftungsmaßnahmen dabei helfen, die Selbstentgiftung des Körpers zu unterstützen. Auch eine Unterstützung des gestressten Immunsystems ist sinnvoll.

Behandlung & Therapie

Die Behandlungsmethode der Wahl ist sowohl bei einer Amalgam-Allergie wie auch bei einer Amalgamvergiftung eine Zahnsanierung, bei der die Amalgam-Füllungen ausgetauscht werden.

Diese Zahnsanierung muss äußerst vorsichtig durchgeführt werden, weil dabei größere Mengen von Quecksilber freigesetzt werden können. Im Falle einer Amalgam-Allergie bezahlt die Krankenkasse diese Zahnsanierung, bei einer Amalgamvergiftung muss der Patient sie selbst tragen. Als neue Zahnfüllungen sollten Keramikfüllungen oder nahezu reine Goldfüllungen eingesetzt werden. Minderwertige Goldfüllungen, die allergen wirkendes Palladium enthalten, oder Plastikfüllungen sind keine guten Alternativen.

Als weitere Maßnahme sollte bei einer Amalgam-Vergiftung Selen eingenommen werden. Selen bindet Quecksilber so, dass es keine schädlichen Folgen mehr für den Körper hat. Die Einnahme von Zink ist bei jeder Art von Allergie zu empfehlen.

Aussicht & Prognose

In der Regel führt eine Amalgam-Allergie nicht zu besonderen Beschwerden, wenn der Betroffene auf den Kontakt mit Amalgam oder auf seine Einnahme verzichtet. Dabei kommt es auch nicht zu besonderen Einschränkungen im Leben und im Alltag des Patienten. Die Symptome und Beschwerden treten meist dann auf, wenn sich das Amalgam aus den Zahnfüllungen löst und damit in den Körper gelangt. Dabei kann es zu einem metallischen Geschmack im Mund oder auch zu einem Zungenbrennen kommen.

Weiterhin leiden die Betroffenen oft an Kopfschmerzen und an einer allgemeinen Müdigkeit. Teils kommt es auch zu verschiedenen Entzündungen am Zahnfleisch, die in der Regel ohne besonderen Grund auftreten. Sollte es zu einer langwierigen Einnahme des Amalgams kommen, so kann sich dies negativ auf die inneren Organe des Betroffenen auswirken, das Amalgam grundsätzlich ein giftiges Material ist. In der Regel können dadurch Nieren, Gehirn und die Leber geschädigt werden. Dadurch wird die Lebenserwartung des Patienten verringert.

Es ist in der Regel nicht möglich, die Amalgam-Allergie zu behandeln. Der Betroffene muss dann auf Zahnfüllungen aus Amalgam verzichten, wobei es nicht zu besonderen Einschränkungen kommt.


Vorbeugung

Als vorbeugende Maßnahme sollten bei einer Amalgam-Allergie neue Zahnfüllungen vor ihrem Einsetzen auf ihre allergene Wirkung getestet werden. So vermeidet man neue Kontaktallergien.

Menschen, die an einer Amalgam-Vergiftung leiden, sollten als Vorbeugung jeglichen Konsum von Nahrungsmitteln mit Schwermetallbelastung vermeiden, wie z.B. Thunfisch und Shrimps aus verschmutzten Meeren. Auch Trinkwasser aus alten Bleileitungen und Zigaretten-Qualm können die Symptome verstärken. Viel Sport, gesundes Essen und möglichst wenig Alkohol sind gut für Leber und Niere und fördern so die Selbstentgiftung des Körpers.

Nachsorge

Eine Amalgam-Allergie ist nur behandlungsbedürftig, insofern die typischen Symptome auftreten. Dabei kommen Betroffene mit Metallen in Kontakt, die die Legierung enthalten. Die Nachsorge zielt auf eine Vermeidung der Reaktion. Die Verantwortung dafür liegt bei den Patienten. Planmäßige Nachuntersuchungen bei einem Arzt sind nach einer Erstdiagnose nicht vorgesehen.

Die krankhafte Abwehrreaktion bestimmt ein Allergologe. Dieser führt meist einen Epikutantest durch. Nur in seltenen Fällen wird eine mehrfache Erhebung notwendig. Komplikationen entstehen manchmal bei älteren Personen, denen Amalgamfüllungen eingesetzt wurden. Sie leiden unter Beschwerden, bis die Legierungen durch Keramik- oder Kunststoffkomponenten ersetzt wurden.

Heutiger Zahnersatz verzichtet wegen der bekannten Nebenwirkung auf den Werkstoff Amalgam. Die Nachsorge hat ausschließlich präventiven Charakter. Neben dem Austausch belasteter Zahnprothesen, sollten Patienten auch einen Blick auf die Herkunft bestimmter Lebensmittel werfen. Fisch aus verschmutzten Meeren sowie verunreinigtes Wasser können genauso eine allergische Reaktion auslösen.

Gelangen große Mengen in den Körper, kann sich eine Vergiftung einstellen. Stärkere Beschwerden und Komplikationen sind möglich. Die Amalgam-Allergie nimmt in der Regel keinen Einfluss auf den Alltag. Belastete Metallbestandteile lassen sich in Europa bedenkenlos ersetzen. Weder die Lebensqualität noch die Lebensdauer leiden.

Das können Sie selbst tun

Beim Verdacht auf eine Amalgam-Allergie muss zunächst ein Arzt konsultiert werden. Meist ist eine Zahnsanierung angezeigt, die von dem Betroffenen durch einige Maßnahmen unterstützt werden kann. Wichtig ist in erster Linie eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die den Vorgaben des Zahnarztes entspricht.

Der Patient sollte keine übermäßig kalten, heißen oder auf andere Art reizenden Speisen und Getränke einnehmen. Zudem sollte auf eine gute Mundhygiene geachtet werden. Gerade in den ersten Tagen nach einem Eingriff ist es wichtig, Zähne und Mundraum gut zu pflegen, um Entzündungen und ähnliche Beschwerden zu vermeiden. Der zuständige Arzt wird dem Patienten eine geeignete Mundspülung verschreiben, die etwaigen Infektionen vorbeugt.

Die Zahnsanierung sollte durch die Einnahme von Selen unterstützt werden. Der Stoff bindet Quecksilber und verhindert schädliche Folgen für den Körper. Oft genügt es, Selen über eine angepasste Diät oder Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. In schweren Fällen kann eine Infusion notwendig sein. Abhängig ist dies von der Amalgam-Menge im Körper, der Gesundheit des Patienten und einigen anderen Faktoren. Daneben sollte regelmäßig Zink eingenommen werden. Der Arzt muss die Einnahme von Ergänzungspräparaten überwachen und bei Neben- und Wechselwirkungen anpassen.

Quellen

  • Gängler, P., Hoffmann, T., Willershausen, B., Schwenzer, N., Ehrenfeld, M. (Hrsg.): Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Schwenzer, N., Ehrenfeld, M., et al.: Zahnärztliche Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2009

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