Analgetika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Analgetika sind Substanzen, von denen schmerzstillende oder schmerzlindernde Wirkungen ausgehen. Analgetika werden auch als Schmerzmittel bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Analgetika?

Während sogenannte peripher wirksame Analgetika sich lediglich auf die Körperperipherie auswirken, nehmen zentral wirksame Analgetika Einfluss auf Strukturen des Zentralen Nervensystems.

Unterteilen lassen sich verschiedene Analgetika beispielsweise hinsichtlich ihres Wirkorts: Während sogenannte peripher wirksame Analgetika sich lediglich auf die Körperperipherie auswirken, nehmen zentral wirksame Analgetika Einfluss auf Strukturen des Zentralen Nervensystems.

Weiterhin lassen sich Analgetika unterscheiden in Bezug auf deren Wirkstärke: Neben schwach wirksamen Analgetika, von denen einige rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind, gibt es schwach wirksame Analgetika, die zentral wirken. Zu diesen Wirkstoffen zählen beispielsweise verschiedene niedrig konzentrierte Opiate.

Stark wirksame, zentral wirkende Analgetika sind unter anderem hochkonzentrierte Opiate. Bei der Unterteilung in schwach und stark wirksame Analgetika ist zu beachten, dass die Stärke der Wirkung neben dem Präparat auch wesentlich von der jeweiligen Dosierung bestimmt wird.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Analgetika, also der Schmerzmittel, reicht bis in die Antike zurück. Bereits vor Tausenden von Jahren nutzten Menschen natürliche Substanzen zur Schmerzlinderung. Eine der ältesten bekannten Substanzen ist Opium, das aus dem Schlafmohn gewonnen wird und seit etwa 3400 v. Chr. zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt wurde. In der Antike verwendeten die Ägypter, Griechen und Römer Opium und andere pflanzliche Heilmittel zur Schmerzlinderung.

Im 19. Jahrhundert machte die Schmerzlinderung bedeutende Fortschritte. 1803 isolierte der deutsche Apotheker Friedrich Sertürner erstmals Morphin aus Opium und legte damit den Grundstein für die moderne Pharmakologie. Morphin wurde schnell zu einem der wichtigsten Schmerzmittel, besonders in der Chirurgie und während des amerikanischen Bürgerkriegs.

Die Entdeckung der Salicylate, die im 19. Jahrhundert aus der Weidenrinde isoliert wurden, führte zur Entwicklung von Aspirin. 1897 synthetisierte der deutsche Chemiker Felix Hoffmann im Auftrag der Firma Bayer die Acetylsalicylsäure, besser bekannt als Aspirin. Es wurde 1899 auf den Markt gebracht und ist bis heute eines der weltweit am häufigsten verwendeten Schmerzmittel.

Im 20. Jahrhundert wurden zahlreiche weitere Analgetika entwickelt, darunter Paracetamol (Acetaminophen) in den 1950er Jahren und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, das 1961 auf den Markt kam. Diese Medikamente erweiterten die Palette der Schmerzmittel erheblich und ermöglichten eine breitere und gezieltere Schmerzlinderung.

Anwendung & Gebrauch

In der Medizin werden Analgetika eingesetzt zur Bekämpfung akuter und chronischer Schmerzzustände. Hinsichtlich ihrer Anwendung lassen sich sogenannte nich-topioide Analgetika von opioiden Analgetika unterscheiden. Nicht-opioide Analgetika (auch bezeichnet als nicht narkotisierende Analgetika) werden angewandt in der Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen, indem sie in der Regel die Empfindsamkeit verschiedener Schmerz-Rezeptoren im Körper herabsetzen.

Typische so behandelte Beschwerden sind unter anderem Zahnschmerzen, Kopfschmerzen (Spannungs- und Migränekopfschmerzen) oder Regelschmerzen. Auch zur Bekämpfung von Fieber, das beispielsweise mit grippalen Infekten einhergehen kann, sind einige nicht-opioide Analgetika geeignet. Werden nicht-opioide Analgetika höher dosiert, lassen sich mit ihnen außerdem rheumatisch bedingte Schmerzen behandeln. Einige Analgetika der nicht-opiodien Wirkstoffgruppe können des Weiteren zur Entzündungshemmung eingesetzt werden.

Opioide Analgetika (auch als narkotisierende Analgetika bezeichnet) dienen vor allem der Bekämpfung starker Schmerzen. Entsprechende Analgetika werden beispielsweise eingesetzt gegen Kolik-Schmerzen (krampfartige Schmerzen, die sich über den Bauchraum erstrecken), gegen Schmerzen, die von Krebsleiden ausgehen oder gegen unfallbedingte Schmerzen.

Des Weiteren finden opioide Analgetika Anwendung während chirurgischer Eingriffe oder auch zur Schmerzlinderung im Anschluss an entsprechende Eingriffe.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Analgetika

Analgetika liegen in verschiedenen Formen vor; so gesellen sich zu den chemisch-pharmazeutischen Präparaten beispielsweise schmerzlindernde Wirkstoffe auf natürlicher bzw. pflanzlicher Basis. Verschiedene pflanzliche Analgetika können je nach Wirkkomplex innerlich (beispielsweise in Form von Tees oder Extrakten) oder äußerlich (etwa durch Salben oder Umschläge) angewendet werden.

Von einigen pflanzlichen Analgetika wird berichtet, dass vor einer vollen schmerzlindernden Entfaltung eine sogenannte Anflutphase stattfindet, die einige Tage in Anspruch nehmen kann. In einer solchen Anflutphase soll der Körper für die Wirksamkeit sensibilisiert werden. In Abhängigkeit der einzelnen pflanzlichen Analgetika ist deren Wirksamkeit nicht immer wissenschaftlich belegt.

Ähnliches gilt für Analgetika, die in der Homöopathie Anwendung finden. Nach Ansicht der Homöopathie können sich je nach Individuum und Beschwerdelage verschiedene homöopathische Mittel als Analgetika auswirken. Diese Mittel können entweder über sogenannte Globuli (Kügelchen), Tropfen oder Tabletten aufgenommen werden.

Neben den genannten Analgetika hat sich gerade in der Schmerztherapie wissenschaftlich auch eine gute Wirksamkeit sogenannter Placebos (Schein-Arzneimittel, die keine Wirkstoffe enthalten) gezeigt. Über die Psyche vieler Menschen können Placebos insoweit als Analgetika dienen, als dass sie sowohl die subjektive Schmerzempfindung als auch die Schmerzverarbeitung auf Ebene des Zentralen Nervensystems positiv beeinflussen können.


Risiken & Nebenwirkungen

Risiken, die mit der Einnahme von Analgetika verbunden sind, hängen unter anderem ab von der jeweiligen Wirkstoffgruppe und auch von der Dosis und dem Zeitraum der Einnahme bzw. der Anwendung. So können pflanzliche Analgetika beispielsweise Unverträglichkeiten hervorrufen.

Werden einige dieser Analgetika falsch dosiert, können sie auch toxisch (giftig) auf den Menschen wirken. Nebenwirkungen, die sich bei längerer Einahme peripher wirksamer, chemischer Analgetika zeigen können, sind vor allem Magen-Darm-Problematiken oder Schädigungen bzw. Geschwüre der Magenschleimhaut.

Mögliche Nebenwirkungen von opioid wirksamen Analgetika liegen unter anderem in deren Suchtpotenzial und in einer potenziellen Einschränkung der Atemfrequenz. Nicht geeignet sein können Analgetika im Allgemeinen außerdem beim Vorliegen verschiedener Erkrankungen oder bei der parallelen Einnahme weiterer Medikamente. Im letzteren Fall kann es beispielsweise zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Analgetika erfolgt je nach Art und Schwere der Schmerzen, dem individuellen Patientenprofil und den spezifischen Eigenschaften des Schmerzmittels. Analgetika werden in verschiedenen Formen verabreicht, darunter Tabletten, Kapseln, Flüssigkeiten, Zäpfchen, Injektionen und transdermale Pflaster. Sie wirken durch die Hemmung von Schmerzsignalen im Nervensystem oder durch die Blockierung von Entzündungsprozessen, die Schmerzen verursachen.

Die Sicherheit bei der Anwendung von Analgetika ist ein wichtiger Aspekt, der sorgfältig berücksichtigt werden muss. Einige Analgetika, insbesondere Opioide, bergen das Risiko von Abhängigkeit und Missbrauch. Daher sollten sie nur unter ärztlicher Aufsicht und für einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden. Auch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Aspirin können bei langfristiger Anwendung oder hohen Dosen Nebenwirkungen verursachen, wie Magen-Darm-Probleme, Nierenfunktionsstörungen oder ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Analgetika ist streng reguliert, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Medikamente zu gewährleisten. Hersteller unterliegen strengen Vorschriften und müssen die Good Manufacturing Practices (GMP) einhalten, die von Gesundheitsbehörden wie der FDA (Food and Drug Administration) oder der EMA (European Medicines Agency) überwacht werden. Jede Charge von Analgetika wird auf Reinheit, Potenz und Sicherheit geprüft, bevor sie auf den Markt kommt. Diese Kontrollen stellen sicher, dass die Medikamente den festgelegten Standards entsprechen und sicher für den Gebrauch sind.

Alternativen

Neben Analgetika gibt es verschiedene alternative Medikamente und Therapieformen zur Schmerzlinderung, die je nach Art und Ursache des Schmerzes eingesetzt werden können.

Antidepressiva wie Amitriptylin und Duloxetin werden häufig bei chronischen Schmerzen, insbesondere neuropathischen Schmerzen, eingesetzt. Diese Medikamente wirken, indem sie die Neurotransmitter im Gehirn beeinflussen, die Schmerzsignale modulieren. Sie sind besonders nützlich bei Patienten mit gleichzeitig bestehenden Depressionen oder Angststörungen.

Antikonvulsiva wie Gabapentin und Pregabalin werden ebenfalls zur Behandlung neuropathischer Schmerzen verwendet. Diese Medikamente stabilisieren überaktive Nerven und verringern dadurch Schmerzen. Sie sind eine Alternative zu Analgetika bei Patienten mit Nervenverletzungen oder Erkrankungen wie diabetischer Neuropathie.

Muskelrelaxantien wie Baclofen und Tizanidin werden bei Schmerzen eingesetzt, die durch Muskelverspannungen oder Spastizität verursacht werden. Sie helfen, die Muskulatur zu entspannen und lindern so Schmerzen, die durch Muskelkrämpfe oder Verletzungen verursacht werden.

Im Vergleich zu Analgetika haben diese alternativen Medikamente spezifischere Anwendungsbereiche und sind oft bei bestimmten Arten von Schmerzen wirksamer. Allerdings können sie auch Nebenwirkungen haben und sind nicht immer für alle Patienten geeignet.

Neben medikamentösen Alternativen gibt es auch nicht-medikamentöse Therapien wie Physiotherapie, Akupunktur, und kognitive Verhaltenstherapie, die ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen können. Diese Methoden haben den Vorteil, dass sie keine pharmakologischen Nebenwirkungen verursachen und oft nachhaltigere Effekte auf die Schmerzbewältigung und die Verbesserung der Lebensqualität haben.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Analgetika konzentrieren sich auf die Entwicklung sicherer und effektiverer Schmerzmittel mit weniger Nebenwirkungen und geringerer Suchtgefahr. Ein wesentlicher Fokus liegt auf der Erforschung von nicht-opioiden Analgetika, um das Risiko von Abhängigkeit und Missbrauch, das mit traditionellen Opioiden verbunden ist, zu verringern.

Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von Medikamenten, die gezielt auf spezifische Schmerzrezeptoren wirken, wie die TRPV1-Rezeptoren, die bei der Wahrnehmung von Hitze und Schmerzen eine Rolle spielen. TRPV1-Antagonisten könnten helfen, chronische Schmerzen zu lindern, ohne die typischen Nebenwirkungen von Opioiden.

Ein weiterer innovativer Ansatz ist die Erforschung von Cannabinoiden, insbesondere von nicht-psychoaktiven Verbindungen wie CBD (Cannabidiol). Diese Verbindungen zeigen in Studien vielversprechende schmerzlindernde Eigenschaften und könnten eine Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Analgetika darstellen.

Auch die personalisierte Schmerztherapie gewinnt an Bedeutung. Hierbei werden genetische, biochemische und umweltbedingte Faktoren berücksichtigt, um maßgeschneiderte Behandlungspläne für Patienten zu entwickeln. Diese Strategie könnte die Wirksamkeit von Schmerzbehandlungen erhöhen und das Risiko von Nebenwirkungen verringern.

Zusätzlich wird die Verwendung von Kombinationstherapien erforscht, bei denen mehrere Wirkstoffe oder Therapieansätze kombiniert werden, um eine synergistische Schmerzlinderung zu erzielen und gleichzeitig die benötigte Dosis jedes einzelnen Medikaments zu reduzieren.

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Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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