Bariumsulfat
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bariumsulfat ist ein schwerlösliches bis unlösliches Sulfatsalz, das aus dem Erdkalimetall Barium gewonnen wird. In natürlichen Beständen kommt es als Baryt vor. Als Pulver leuchtet Bariumsulfat in weißer Farbe. Es wird als Füllung in Kunststoffen für die Produktion von Farben und medizinisch als röntgenpositives Kontrastmittel eingesetzt.
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Was ist Bariumsulfat?
Bariumsulfat ist eine Substanz mit einer hohen Undurchlässigkeit. Daher wird es in der Radiologie als schwerlösliche Suspension in Form röntgenpositiver Kontrastmittel verwendet. Es wird nicht absorbiert und eignet sich zur Darstellung des Verdauungstraktes. Anschließend wird das Mittel unverändert als weißer Stuhlgang wieder ausgeschieden.
Verabreicht wird Bariumsulfat als Ösophagus-Breischluck, um physiologische Informationen zu gewinnen. Es gelangt in oraler Form über die Speiseröhre in den Magen und wird anschließend über den Verdauungstrakt wieder ausgeschieden. Eine weitere Möglichkeit ist die rektale Einführung für die Gewinnung morphologischer Informationen.
Pharmakologische Wirkung
Die in der Röntgendiagnostik eingesetzten Bariumsulfat-Suspensionen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Viskosität, Teilchengröße und Konzentration. Neben Bariumsulfat kommen Isotonisierungsmittel wie Sorbitol sowie Verdickungs- und Dispersionsmittel zum Einsatz, um eine Flockulation (Flockung) zu vermeiden.
Das Kontrastmittel wird häufig in Kombination mit Methylzellulose-Gelen und Kohlenstoffdioxid verwendet, um eine Aufblähung des Gastrointestinal Traktes durch Lufteinbringung herbeizuführen. Diese gleichzeitige Anwendung zweier Mittel wird als Doppelkontrastmethode bezeichnet. Auf diese Weise wird eine bessere Darstellung der Darmschleimhaut in Reliefform erreicht, da das Kontrastmittel alleine lediglich zu einer dünnen Beschichtung auf der Darmoberfläche führt.
Kontrastmittel werden eingesetzt, um mit der Röntgenuntersuchung Organe darzustellen, die nur einen geringen Dichteunterschied zu den umliegenden Organsystemen und Geweben aufweisen. So sind die Mediziner in der Lage, pathologische Prozesse und gesundes Gewebe zu unterschieden.
Da Bariumsulfat-Suspensionen nicht wasser- und fettlöslich sind, werden sie vom Körper nicht aufgenommen und unverändert ausgeschieden. Die toxische Wirkung des Ausgangsstoffs Barium-Metall ist nur sehr gering.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Kontrastmittel können unerwünschte Nebenwirkungen haben, die sich in verschiedenen Organen und der Haut manifestieren. Ist eine Röntgenuntersuchung mittels Kontrastmittel indiziert, bestehen grundsätzlich strengere Anforderungen als bei einer therapeutischen Vergabe von Medikamenten. Moderne Röntgenkontrastmittel durchlaufen langjährige Verträglichkeitsstudien, bevor sie vom Gesetzgeber zugelassen werden. Ärzte sind zudem verpflichtet, ihre Patienten über die möglichen Risiken aufzuklären.
Durch Kontrastmitteleinsatz gewinnen die Mediziner zusätzliche Informationen, die sie ohne bildgebende Verfahren und Einsatz dieser Mittel nicht erhalten würden. Die Zusatzinformationen werden in zwei Kategorien eingeteilt: morphologische (strukturelle) und physiologische (funktionelle) Informationen. Eine typische Untersuchung für erstere ist die Doppelkontrastdarstellung des Dickdarms durch rektale Instillation (tropfenweise Verabreichung) einer Bariumsuspension. Durch anschließende Lufteinbringung in den Darm wird das Darm-Lumen (lichte Weite) durch die Füllung und den Negativkontrast sichtbar. Dies entsteht durch die hohe Durchlässigkeit der Luft für die Röntgenstrahlung. Morphologische Veränderungen wie Polypen, Verengungen, Entzündungen und Aussackungen werden sichtbar.
Funktionelle Informationen werden durch die Vergabe eines Breischlucks gewonnen. So können die Mediziner Beweglichkeitsstörungen der Speiseröhre feststellen. Durch die hohe weiße Leuchtkraft ist das untersuchte Organ oder Gewebe deutlich von den umliegenden Organ- und Gewebestrukturen zu unterscheiden, die auf dem Röntgenbild dunkel bleiben.
Die Patienten müssen für die Untersuchung nüchtern sein, das heißt, sie dürfen mehrere Stunden zuvor nichts essen und trinken. In den meisten Fällen wird diese Kontrastdarstellung morgens durchgeführt, wenn der Patient noch nicht gefrühstückt hat, so dass er nur für kurze Zeit auf die Nahrungsaufnahme verzichten muss.
Risiken & Nebenwirkungen
Der Einsatz ist kontraindiziert, wenn eine Perforation im Bereich von Magen und Darm vorliegt und die Gefahr einer Aspiration (Aufnahme) des Kontrastmittels besteht. Dies ist zum Beispiel bei Fisteln oder einem perforierten Ulcus in Form eines tiefliegenden Substanzdefektes der Fall. Im Falle dieser fehlerhaften Vergabe gelangt das Kontrastmittel in die peritonealen Organe, zum Beispiel in die Leber, Milz, Magen, Grimmdarm, Gebärmutter oder die Ovarien (Eierstock). Gelangt Bariumsulfat in die freie Bauchhöhle, können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten.
Im Fall einer Irrigoskopie (Dickdarmröntgen) ist eine Röntgenuntersuchung erst 14 Tage nach der durchgeführten Biopsie durchzuführen. Eine nicht indizierte intraperitoneale Vergabe kann zum Tod des Patienten führen. Das Gegenteil von „peritoneal“ ist „retroperitoneal“. Primär retroperitoneal befinden sich alle Organe, die hinter der Bauchhöhle liegen, wie Harnleiter und Nieren. Sekundär retroperitoneal sind die Organe, die mit der dorsalen Bauchwand verbunden sind. Zu diesen Organen gehören Duodenum (Dünndarm im Anschluss an den Magen), Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und Colon ascendus und descendus (aufsteigender und absteigender Dickdarm).
Weniger gefährliche und eher selten auftretende Nebenwirkungen sind Verstopfung, Schweißausbrüche, Schwäche, Magenkrämpfe, Juckreize, Nesselsucht oder Hautrötungen. Auch Atem- oder Schluckbeschwerden, Heiserkeit und vorübergehende Verwirrtheitszustände sind möglich.