Blepharospasmus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einem Blepharospasmus kommt es auf einem oder beiden Augen zu einem Lidkrampf. Die Verkrampfung lässt sich von den Betroffenen nicht beeinflussen.
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Was ist Blepharospasmus?
Der Blepharospasmus stellt einen willkürlichen Krampf der Augenlider dar. Er kann sowohl nur auf einer Augenseite als auch auf beiden Seiten auftreten. Der Lidkrampf ist für die Patienten nicht beherrschbar und zeigt sich in erster Linie am Musculus orbicularis oculi (Augenringmuskel) sowie an einigen benachbarten Muskeln. Der Blepharospasmus hat erhebliche Auswirkungen auf die Mimik der Betroffenen.
Es gilt zwischen drei unterschiedlichen Blepharospasmusformen zu unterscheiden: der klassische Blepharospasmus, der tonische Blepharospasmus sowie der Lidöffnungsinhibitionstyp. Der klassische Blepharospasmus stellt einen klonischen Lidkrampf dar, der wiederholt auftritt, während es sich bei dem tonischen Augenlidkrampf um eine Dauerkontraktion handelt. Diese hat eine anhaltende Verengung des Lidspalts zur Folge.
Vom Lidöffnungsinhibitionstyp ist die Rede, wenn sich die Kontraktion nicht am Augenringmuskel, sondern am Stirnmuskel zeigt. Es kommt zu einer Störung der Augenöffnung. Der Blepharospasmus zählt zu den seltenen Erkrankungen. So leiden in Europa drei oder vier von 100.000 Menschen unter ihm. Am häufigsten zeigt er sich bei Frauen in einem mittleren oder höheren Lebensalter.
Ursachen
Der Blepharospasmus entsteht durch eine Verkrampfung des Augenlidmuskels. Es wird zwischen einer primären und einer sekundären Form differenziert. Für die primäre Form, auch essenzieller Blepharospasmus genannt, ließ sich bislang keine Ursache finden. Bekannt ist lediglich eine Störung beim Zusammenwirken von unterschiedlichen chemischen Stoffen innerhalb der Basalganglien des Gehirns. Wodurch diese Störungen ausgelöst werden, konnte jedoch noch immer nicht geklärt werden.
Außerdem spielen auch äußere Faktoren oder die Psyche eine Rolle. So tritt der Krampf bei zahlreichen Patienten nach emotionalem Stress auf. Begeben sich die Betroffenen zur Ruhe, lassen die Beschwerden wieder nach. Aber auch helles Licht, Gehen oder Luftzüge lösen mitunter einen Augenlidkrampf aus. Die sekundäre Form wird symptomatischer Blepharospasmus genannt und durch bestimmte Krankheiten oder Störungen hervorgerufen. Dabei handelt es sich um Erkrankungen der Augen beziehungsweise Nerven oder um Schädigungen am zentralen Nervensystem. Die primäre Form tritt jedoch häufiger auf als der sekundäre Blepharospasmus.
Bei einem idiopathischen Blepharospasmus, dessen Ursache unbekannt ist, leiden die betroffenen Personen unter einem Augenlidkrampf auf beiden Augenseiten. In der Regel setzt er zunächst mit einem exzessiven Blinzeln ein. Als typische Trigger gelten emotionaler Stress, Müdigkeit und helle Lichtreize. Im weiteren Verlauf des Lidkrampfs verstärken sich die Symptome noch. In manchen Fällen sind sie derart intensiv, dass sich die Augen mehrere Stunden lang verschließen. In der Nacht lassen die Beschwerden in der Regel nach. Am Morgen sind die Symptome erheblich geringer ausgeprägt als in den Abendstunden.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Krankheitsverlauf
Besteht Verdacht auf einen Blepharospasmus, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Als beste Anlaufstelle gilt ein Neurologe. So kann dieser den Augenlidkrampf am besten einschätzen und behandeln. Dagegen bemerken Augenärzte einen Blepharospasmus nicht immer bei der ersten Untersuchung. Der Arzt befasst sich zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. So erkundigt er sich danach, wie lange die Beschwerden schon bestehen und ob eventuelle Grunderkrankungen vorliegen.
Bei der anschließenden Untersuchung der Augen stellt er die Blinzel-Frequenz fest. Im Normalfall liegt diese bei 10 bis 20 Mal pro Minute. Leidet der Patient unter einem Blepharospasmus, findet das Blinzeln mindestens 27 Mal pro Minute statt. Zur Messung der elektrischen Aktivität des Augenringmuskels und weiterer Muskeln ist eine Elektromyographie (EMG) möglich. Um die Ursachen eines sekundären Blepharospasmus zu ermitteln, kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz kommen.
Von Wichtigkeit ist außerdem der Ausschluss von anderen Ursachen, die einen Augenlidkrampf auslösen. Ein Blepharospasmus kann sich erheblich auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken, was wiederum negative Folgen für die Psyche hat. Darüber hinaus ist eine funktionelle Erblindung möglich. Grundsätzlich lässt sich der Augenlidkrampf jedoch gut behandeln.
Komplikationen
Blepharospasmus und die Therapien zur Behandlung der Augenlid-Erkrankung können eine Reihe von Komplikationen bedingen. Die Erkrankung selbst führt mitunter zu starken Schmerzen und Krämpfen im Bereich der Augen, welche mit der Zeit intensiver werden und den Leidensdruck für die Betroffenen stark erhöhen. Die dystonen Bewegungsstörungen führen zu Verkrampfungen und Schmerzen in den Muskeln, auch Verletzungen oder Krämpfe treten auf und bringen ihrerseits eine Reihe von Komplikationen mit sich.
Im schlimmsten Fall führt der Blepharospasmus zu einer anhaltenden Lidspaltverengung und damit einhergehend schließlich zu einer funktionellen Blindheit. Die psychische Belastung ist für Betroffene meist ebenso groß, weshalb Komplikationen auch hier keine Seltenheit sind. Im Rahmen therapeutischer Maßnahmen können abhängig von der Behandlung verschiedenste Komplikationen auftreten. Die Behandlung durch Botulinumtoxin etwa, führt typischerweise zu einem vermehrten Tränenfluss bis hin zu Diplopie und kann des weiteren auch Kopfschmerzen und Lichtempfindlichkeit auslösen. Je nach Konstitution und Alter des Patienten ist auch die Bildung von Hämatomen, einhergehend mit lokalen Schmerzen, möglich.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen der eingesetzten Anticholinergika zählen Vergesslichkeit, Verstopfung, trockener Mund und verschwommene Sicht. Versagt die Therapie des Blepharospasmus, verstärken sich diese Symptome unter Umständen, abhängig vom eingesetzt Arzneimittel und der Krankengeschichte des Patienten. Aufgrund der möglichen Komplikationen ist eine umfassende Therapie und neurologische Nachsorge der Beschwerden notwendig.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Blepharospasmus bezeichnet einen Krampf der Augenlider. Dabei kann der Lidkrampf an einem oder beiden Augen auftreten. Hauptverantwortlich hierfür sind der Augenringsmuskel und ein paar seiner Nachbarmuskeln. Betroffene können ihren Blepharospasmus nicht kontrollieren.
Da das Phänomen ihre Mimik und damit auch ihre Kommunikation mit anderen Menschen stark beeinträchtigt, stellt Blepharospasmus nicht nur ein körperliches, sondern auch ein psychisches Problem dar. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei Blepharospasmus um eine äußerst seltene Erkrankung handelt, die den meisten Menschen unbekannt ist. Auffällig beim Blepharospasmus ist dessen Häufung bei Frauen im mittleren und fortgeschrittenen Alter.
Bei Auftreten eines Blepharospasmus ist nicht ein Augenarzt aufzusuchen, sondern ein Neurologe. Er kennt diese Erkrankung am Auge eher als ein Augenarzt, hat die passenden Diagnoseinstrumente zur Hand und kann einen Blepharospasmus auch besser therapieren. Zum Einsatz kommen zum Beispiel die Elektromyografie (EMG) zur Messung der elektrischen Augenringmuskel- und Nachbarmuskelaktivitäten sowie die aus anderen Untersuchungen vielen Patienten bereits bekannte Magnetresonanztomografie (MRT).
Auch Gaben von Botulinumtoxin – ebenfalls bekannt unter dem Namen Botox – können vom Neurologen gegen einen Blepharospasmus eingesetzt werden. Die Therapie eines Blepharospasmus gestaltet sich häufig kompliziert und langwierig. Sie fordert den Patienten Geduld und Optimismus ab. Wichtig sind außerdem später anschließende Nachsorgetermine.
Behandlung & Therapie
Liegt ein sekundärer Blepharospasmus vor, steht die Therapie der auslösenden Grunderkrankung im Vordergrund. Da die Ursachen der primären Form unbekannt sind, gestaltet sich deren Behandlung schwieriger. So bringen Arzneimittel wie Benzodiazepine oder Muskelrelaxanzien in der Regel kaum Besserung. Außerdem besteht das Risiko von starken Nebenwirkungen. Aus diesem Grund werden in der Regel Injektionen mit dem Nervengift Botulinumtoxin A verabreicht.
Der Patient erhält die Spritze unter die Haut unmittelbar in den Augenringmuskel. Das Botulinumtoxin hat dessen Lähmung zur Folge. Die Dosis ist zunächst niedrig, um störende Nebenwirkungen zu vermeiden. Die Injektion erfolgt zumeist an vier Stellen rund um das Auge. Injektionsgebiete und Dosierung passt der Arzt im weiteren Verlauf individuell an den Patienten an. Da die Wirkung nach gewisser Zeit wieder nachlässt, muss die Behandlung etwa alle drei Monate erneut durchgeführt werden.
Als Nebenwirkungen kommen in erster Linie ein Auswärtswenden des Augenlids (Ektropium) oder sein Herabhängen (Ptosis) infrage. Bei manchen Patienten kann auch eine Operation nötig sein, bei der die Durchtrennung von Nervenfasern des Nervus facialis (Gesichtsnerv) erfolgt. Ebenso lässt sich der Augenmuskel teilweise entfernen.
Aussicht & Prognose
Bei einem Blepharospasmus muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Bei den meisten Patienten erhöht sich durch die Krankheit die Frequenz beim Blinzeln, sodass sie durchschnittlich alle zwei Sekunden blinzeln müssen. Dabei kann auch ein Krampf im Augenlid ausgelöst werden, welcher als schmerzhaft beschrieben wird.
Der Blepharospasmus vermindert die Lebensqualität des Betroffenen relativ stark und kann dabei auch zu psychischen Problemen oder Einschränkungen führen. Das Symptom selbst kann allerdings gut behandelt werden. Der Krampf und die Lähmung werden durch den Arzt mit Hilfe einer Spritze gelöst, sodass auch die Schmerzen dabei nachlassen. In den meisten Fällen sind dafür vier Spritzen notwendig. Abhängig von der Ausprägung des Blepharospasmus müssen die Injektionen nach einer bestimmten Zeit wiederholt werden. Hier eignet sich ein vierteljährlicher Rhythmus.
Das Augenlid wird durch den Blepharospasmus verändert. Es kann nach der Behandlung zum Beispiel hinunterhängen oder nach oben wandern. In der Regel kann dies nicht vorausgesagt werden. Auch dieses Symptom kann durch einen operativen Eingriff behandelt werden. Der Muskel selbst kann auch komplett entfernt werden, wenn dies notwendig ist.
Der Betroffene sollten beim Blepharospasmus auf stressige Situationen achten und diese meiden. Ebenso fördert langes Fernsehen oder Arbeiten am Computer das Symptom und sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Eine Behandlung führt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf.
Vorbeugung
Spezielle Vorbeugemaßnahmen gegen einen Blepharospasmus sind nicht bekannt. Den Patienten wird empfohlen, nicht zu lange fernzusehen und starkes Sonnenlicht zu meiden. Als hilfreich gilt zudem das Tragen einer verdunkelten Sonnenbrille, die zum Schutz vor grellem Licht dient.
Das können Sie selbst tun
Der Blepharospasmus ist keine Erkrankung, die sich ausheilen lässt. Ganz im Gegenteil können die Symptome der Krankheit über einen längeren Zeitraum sehr stark zunehmen. Deshalb sollte auf einen Arztbesuch nicht verzichtet werden. Die Erkrankung kann bereits im Frühstadium sehr gut erkannt werden, sodass zügig eine Behandlung verordnet werden kann.
In der Zwischenzeit sollten Stresssituationen und andere aufreibende Alltagsereignisse vermieden werden. Mit einer Stressreduktion geht häufig auch eine Linderung der Symptomatik einher. Typische Entspannungsübungen oder ein beruhigender Tee können schon sehr entlastend wirken. Es gibt eine Vielzahl von Entspannungstechniken, die zur Entschleunigung angewendet werden können: Langsame gymnastische Übungen aus dem Yoga oder Atmungsübungen aus der buddhistischen Meditationspraxis können helfen, die angestaute Aufregung aus dem Körper zu leiten. Falls fernöstliche, spirituelle Übungen nicht dem Geschmack entsprechen, so können auch Entspannungsübungen aus dem schulmedizinischen Bereich wie das autogene Training verwendet werden.
Es sollte jedoch auch beachtet werden, dass eine vollständige Ausheilung durch Entspannungseinheiten nicht gewährleistet werden kann. Es sollte daher vom Augenarzt überprüft werden, ob ein operativer Eingriff und/oder eine medikamentöse Behandlung notwendig sind.
Quellen
- Dahlmann, C.: Crashkurs Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2009
- Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2011
- Lang, G.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014