Chemoprophylaxe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ist eine Chemoprophylaxe induziert, verabreichen die Mediziner dem Patienten ein Virustatikum oder ein Antibiotikum, um eine festgestellte oder eine drohende Infektion prophylaktisch (vorbeugend) zu behandeln. Mit der Vergabe dieser Medikamente soll eine Verbreitung der Krankheitserreger im Körper verhindert beziehungsweise bekämpft werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Chemoprophylaxe?

Ist eine Chemoprophylaxe induziert, verabreichen die Mediziner dem Patienten ein Virustatikum oder ein Antibiotikum, um eine festgestellte oder eine drohende Infektion prophylaktisch (vorbeugend) zu behandeln.

Den Medizinern stehen verschiedene Formen der Prophylaxe zur Verfügung: nach Mikroorganismus, Einsatzzeitpunkt und Indikation. Die Chemoprophylaxe beinhaltet medikamentöse Schutzmaßnahmen in Form von Tabletten oder Impfungen. Diese behandeln eine bereits vorhandene Infektion oder verhindern diese, soweit sich die Erreger noch nicht im menschlichen Organismus verbreitet haben.

Die Medikamente töten die Erreger im Blut ab, sofern der Patient keine Resistenzen gegen die eingesetzte Substanz aufweist. Tabletten können manche Infektionsarten wie zum Beispiel Malaria nicht verhindern, die Erreger jedoch abtöten. Mit der zunehmenden Anzahl der Erregerresistenzen verbleibt bei einigen Infektionskrankheiten ein Restrisiko, da kein kompletter medikamentöser Schutz existiert. Die Vergabe des richtigen Medikamentes hängt von individuellen Faktoren der Patienten wie Gesundheitszustand, Alter, Vorerkrankungen, Resistenzen und eventuell vorhandenen Allergien gegen einzelne Bestandteile der Substanzen ab.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bei der Indikation nach Mikroorganismus verabreicht der Mediziner eine antibakterielle und antivirale Chemoprophylaxe. Nach Einsatzzeitpunkt: Mit der Präexpositionsprophylaxe nehmen Patienten, die an einer HIV-Infektion leiden, antivirale Medikamente ein, um eine Risikosituation, z. B. ungeschützten Geschlechtsverkehr, auszuschalten oder zumindest zu minimieren. Die Postexpositionsprophylaxe (PEP) wird Patienten bei Vorliegen einer Kontamination mit Krankheitserregern verabreicht, um eine weitere Ausbreitung im Organismus zu verhindern.

Eine derartige Infektion kann zum Beispiel im Krankenhaus bei Kontakt mit unzureichend sterilen Geräten wie einer Spritze eintreten. Zudem muss ein Übertreten der Infektionserkrankung auf andere Personen verhindert werden. Diese Prophylaxe-Art erfolgt in Form von Anti-Virus-Medikamenten oder Antibiotika. Auch eine Impfung ist möglich, wenn bei dem Patienten durch einen Tierbiss die Gefahr von Tollwut besteht. Die perioperative Chemoprophylaxe verhindert im Fall chirurgischer Eingriffe und Operationen eine Entzündung größerer Wundfelder und ein Einschwemmen von Krankheitserregern (Keime, Bakterien) in die Blutbahn. Die Malariaprophylaxe erfolgt nach Indikationszeitpunkt, um der Ansteckung mit der Malariainfektion vorzubeugen. Die Expositionsprophylaxe schützt vor Übertragung von Krankheiten durch Insekten. Die Stand-by-Prophylaxe entfaltet eine Langzeitwirkung.

Patienten, die wiederholt unter rezidivierenden Infektionserkrankungen der Harnwege leiden, werden mit Antibiotika behandelt. Die Chemoprophylaxe wird bei verschiedenen Krankheitsbildern und Erregern eingesetzt: Tuberkulose, Malaria, Meningitis, Pertussis (Keuchhusten) und Meningokokken. Meningokokken-Erkrankungen (Neisseria meningitidis) treten durch Ansiedlung der Erreger im Nasen-Rachenraum auf. Menschen mit einem gesunden Immunsystem zeigen bei Vorliegen dieser Erreger keine klinischen Symptome. Der Körper ist in der Lage, diese Erreger eigenständig abzubauen. Die Erreger sterben außerhalb des Infektionsherdes rasch ab, daher sind für eine Übertragung und Ansteckung ein sehr enger zwischenmenschlicher Kontakt und die Übertragung oropharyngealer Sekrete notwendig. Die Erkrankung verläuft in Form einer Meningitis und ist in der Regel durch eine Sepsis gekennzeichnet.

Bei besonders schweren Fällen kann es zu einem septischen Schock kommen. Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Fieber und ein schweres Krankheitsgefühl sind die Begleiterscheinungen. Die Mortalitätsrate ist insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Menschen hoch. Die Meningitis kann zu irreversiblen Hirnschäden führen. Septische Krankheitsverläufe können in schweren Fällen andauernde Behinderungen, begrenzte Nekrosen und eine ausgedehnte Gangrän der Gliedmaßen verursachen. Eine Meningitis kann zu Hirnlähmungen, Krampfanfällen, Hemiplegie, Schädigungen des Innenohrs, Taubheit, eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten und Hydrocephalus führen.

Die Letalität beläuft sich in Deutschland auf 1 Prozent bei Vorliegen einer Meningitis, bei einem zusätzlichen septischen Verlauf erhöht sich die Sterblichkeitsrate auf 13 Prozent, im Fall des Waterhouse-Friderichsen-Syndroms auf 33 Prozent. Durch regelmäßige Impfungen bereits im Kindesalter wurde die Keuchhusten-Erkrankung durch den Erreger Bordetella pertussis weitgehend eingedämmt. Alle vier bis sechs Jahre ist jedoch zyklischer ein Anstieg von Pertussis zu verzeichnen. Im Jahr 2013 wurde eine Meldepflicht eingeführt. Die Ansteckung mit dem Erreger erfolgt durch die Atemwege, die Vermehrung führt über die Schleimhäute. Eine große Anzahl von Toxinen verschlechtert die Abwehrkraft des Immunsystems. Die Krankheit zeichnet sich durch Husten, Fieber und Schwäche aus.

Das krankheitstypische Keuchen kommt aufgrund der plötzlichen Inspiration einer geschlossenen Glottis zustande, wenn sich der Anfall dem Ende zuneigt. Tuberkulose ist eine Infektionserkrankung, die weltweit verbreitet ist. Sie wird durch Mykobakterien verursacht und befällt hauptsächlich die Lunge. Eine Ausbreitung auf weitere Organe und die Atemwege ist möglich. Diese Erkrankung führt die weltweite Mortalitätsstatistik an. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion wie bei gewöhnlichen Erkältungen. Bei Nachweis von Keimen im Auswurf liegt eine offene Tuberkulose vor. Sind äußere Körpersekrete Überträger der Keime, sprechen Mediziner von einer potentiell offenen Tuberkulose.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die prophylaktische Einnahme von Virustatika und Antibiotika ist nur in seltenen Fällen induziert, um ernsthafte Infektionserkrankungen zu vermeiden. Eine Prophylaxe wird vor allem bei den Erkrankungen eingesetzt, bei denen eine Impfung nicht möglich ist und vorbeugende Maßnahmen sinnvoll sind, wie zum Beispiel Malaria.

Als Medikamente werden Chenin, Chloroquin, Mefloquin, Hydroxychloroquin, Atoquavon und Proguanil eingesetzt. Die Meningokokken-Infektion wird mit Penicillin G behandelt. Die Patienten erhalten jedoch vor Entlassung aus dem Krankenhaus zusätzlich eine weiterführende Therapie mit Ciprofloxacin, Rifampicin oder Ceftriaxon, da das Antibiotikum alleine die Erreger nicht abtötet. Eine Eradikation von Keuchhusten ist bis heute nicht möglich, da auch geimpfte Menschen erkranken können. Zur Grundimmunisierung stehen antizelluläre Impfstoffe zur Verfügung, die kombiniert werden mit Antigenen. Die Chemoprophylaxe erfolgt auf Makroliden-Grundlage. Tuberkuloseerkrankungen werden mit speziell für diese Erreger eingesetzten Medikamente behandelt, die deshalb den Namen Antituberkulotika tragen.

Die Vergabe erfolgt in Form einer Primärprophylaxe. Kinder erhalten 200 mg/m2 KOF und Erwachsene 300 mg/Tag Isoniazid. Die Einnahme prophylaktischer Medikamente kann zu Resistenzen des eingesetzten Medikamentes führen, die die Behandlung erschweren. Bisher existiert nur eine staatliche Empfehlung zur Behandlung mit chemoprophylaktischen Medikamenten: bei Arbeitnehmern, die regelmäßig in Kontakt mit Geflügel kommen und bei denen die Gefahr besteht, sich mit der Geflügelpest oder der Geflügelgrippe zu infizieren.

Den Arbeitgebern wird empfohlen, ihren Arbeitnehmern eine Chemoprophylaxe mit Neuraminidasehemmern zu ermöglichen. Möglich ist auch vorbeugende Behandlung mit Oseltamivirphosphat (Tamiflu) als Schutz gegen die Vogelgrippe und Influenza, wenn nicht ausreichend Influenzaimpfstoff zur Verfügung steht.

Quellen

  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003

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