Chronische Mandelentzündung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wohl jeder Mensch kennt die heftigen Halsschmerzen, die mit einer Mandelentzündung einher gehen. Bei einer chronischen Mandelentzündung gibt es oft kaum Beschwerden. Doch kann eine solche chronische Entzündung zum Teil schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen und muss daher zuverlässig behandelt werden.
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Was ist eine chronische Mandelentzündung?
Die Mandeln sitzen im Rachenbereich. Ihre Aufgabe ist es, dabei zu helfen, das Immunsystem auszubilden. Dies geschieht vor allem in den ersten drei Lebensjahren. Danach verlieren die Mandeln zunehmend mehr an Bedeutung. Durch ihre Lage im Mundraum, wo sie mit Nahrung in Berührung kommen, aber auch mit Atemluft und in Verbindung damit u. U. auch mit Abgasen oder Zigarettenrauch, entzünden sich die Mandeln recht leicht.
Dabei handelt es sich in der Regel um akute Entzündungen mit schmerzhaften Symptomen. Kommen diese akuten Mandelentzündungen sehr häufig hintereinander vor, etwa fünfmal oder mehr pro Jahr, oder halten sehr lange an, über mehrere Monate, liegt eine chronische Mandelentzündung vor.
Ursachen
Kommt also eine akute Erkrankung sehr oft vor oder hält lange an, kann sie eine chronische Form annehmen. Bei der chronischen Mandelentzündung bedeutet dies, dass die Gaumenmandeln auf Dauer durch Bakterien - seltener durch Viren - entzündet sind.
Es kann passieren, dass eine vorangegangene akute Mandelentzündung nicht ausreichend lange mit Antibiotika behandelt wurde, dann kommt es innerhalb sehr kurzer Zeit zu einem Rückfall und erneut zu einer Entzündung.
Eine weitere Ursache kann darin liegen, dass frühere Entzündungen zu Vernarbungen auf den Mandeln geführt haben. Dadurch bilden sich Furchen, in denen sich Bakterien und abgestorbene Zellen sammeln. Diese Entzündungsherde werden oft spät bemerkt, so dass die Infektion in der Tiefe des Gewebes weiter voranschreiten und sich ausbreiten kann.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Während akute Mandelentzündungen oft starke Beschwerden hervorrufen, treten bei einem chronischen Verlauf zunächst keine eindeutigen Symptome auf. Typischerweise stellen sich Schluckbeschwerden ein, häufig begleitet von Mundgeruch und einem unangenehmen Geschmack im Mund. Zudem kommt es zu einer Mundtrockenheit und gelegentlich auch zu trockenen Lippen, die in der Folge einreißen und sich entzünden können.
Begleitend dazu tritt oft ein allgemeines Krankheitsgefühl auf, das für die Betroffenen mit einer reduzierten geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit einhergeht. Ein charakteristisches Anzeichen einer chronischen Mandelentzündung sind die zunehmenden Halsschmerzen, die sich im Verlauf der Erkrankung auf den Mundraum oder sogar bis tief in den Rachenraum ausbreiten können. Äußerlich kann die Entzündung an den angeschwollenen Lymphknoten im Kieferwinkel erkannt werden.
Wird die Erkrankung nicht behandelt, können sich schwere Folgeerkrankungen entwickeln. Ein erstes Anzeichen eines schweren Verlaufs ist ein Abszess auf den Mandeln. Dieser ist schmerzempfindlich und füllt sich mit Eiter, welches schließlich austritt und einen übelriechenden Geschmack im Mundraum hervorruft. Das Eiter kann sich auch im umliegenden Gewebe ansammeln. Gelangen die Erreger in die Blutbahn, kann sich eine Sepsis einstellen, die sich durch ein hohes Fieber äußert.
Diagnose & Verlauf
Während akute Mandelentzündungen oft mit starken Beschwerden einhergehen, gibt es bei einem chronischen Verlauf nur selten die typischen Symptome. Es kann zu Schluckbeschwerden kommen, auch machen sich häufig ein unangenehmer Geschmack und Mundgeruch bemerkbar.
Dazu kommen oft ein allgemeines Krankheitsgefühl und geringere Leistungsfähigkeit. Für eine eindeutige Diagnose muss zunächst ausgeschlossen werden, dass es sich um ähnliche Krankheiten wie Scharlach oder Pfeiffersches Drüsenfieber handelt. Hilfreich ist dabei ein Rachenabstrich. Überdies kann sich bei chronisch entzündeten Mandeln auf Druck Eiter lösen oder eine helle, krümelige Masse, die von abgestorbenen Zellen herrührt. Eine Blutuntersuchung kann die Diagnose unterstützen, gibt jedoch nicht immer einen eindeutigen Hinweis auf eine chronische Mandelentzündung.
Erst die gesamte Verbindung der Krankengeschichte, der körperlichen Untersuchung und der Laborwerte lassen eine eindeutige Diagnose zu. Das Hauptproblem bei einer chronischen Mandelentzündung ist die Tatsache, dass sich damit ein ständiger Entzündungsherd im Körper befindet. Das kann zahlreiche Erkrankungen nach sich ziehen. Bei einer Seitenstrangangina zum Beispiel kommt es zusätzlich zu Entzündungen im hinteren Seitenbereich des Rachens und damit verbunden zu weiteren Schmerzen.
Eine weitere mögliche Komplikation der chronischen Mandelentzündung ist ein Abszess. Dabei bildet sich Eiter in dem Gewebe, das die Mandeln umgibt. Es kommt zu starken Schluckbeschwerden und einer Kiefersperre, die Mandeln sind stark geschwollen, so dass das Rachenzäpfchen verdrängt wird. Ein solcher Abszess kann eine sofortige Operation erforderlich machen, um Atemprobleme oder eine Blutvergiftung zu verhindern. Schwerwiegendere mögliche Folgeerkrankungen einer chronischen Mandelentzündungen können rheumatisches Fieber, Nierenentzündungen oder Herzmuskelentzündungen sein. In sehr seltenen Fällen kann sich auch ein Herzklappenfehler entwickeln.
Komplikationen
Chronisch entzündete Mandeln stellen einen dauerhaften Infektionsherd im Körper dar und können folglich Ausgangspunkt für schwere Folgeerkrankungen sein. Die Streptokokken können sich im Körper ausbreiten und rheumatisches Fieber, eine Nierenentzündung, Herzentzündungen oder Entzündungen der Gelenke verursachen. Auch dauerhafte Schäden können an den Organen zurückbleiben, beispielsweise ein Herzklappenfehler. Zudem kann es zu einem raschen Abfall der Nierenfunktion kommen.
Bei einer chronischen Mandelentzündung kann sich ein Peritonsillarabszess bilden. Im umliegenden Gewebe sammelt sich Eiter an. Es kann zu meist einseitigen Schluckbeschwerden kommen, Fieber kann ansteigen und der Mund lässt sich möglicherweise nur noch schwer oder gar nicht öffnen. Die Erreger können in die nahe gelegene Blutbahn eindringen, sich im ganzen Körper ausbreiten und schwere Erkrankungen in anderen Organen verursachen.
Eine chronische Mandelentzündung bringt oftmals leichte Schluckbeschwerden mit sich. Betroffene empfinden einen subjektiv schlechten Geschmack im Mund, der sich durch Zähneputzen nicht bessert. Mitmenschen nehmen oftmals einen unangenehmen Mundgeruch wahr. Eine chronische Mandelentzündung kann eine Vergrößerung der Lymphknoten am Hals verursachen. Leichte Knubbel sind unterhalb des Unterkiefers sichtbar.
Aus einer chronischen Entzündung können sich immer wieder akute Rezidive mit den typischen Symptomen einer akuten Mandelentzündung entwickeln. Im Zusammenhang mit einer chronischen Mandelentzündung kann es zu einer allgemeinen Leistungsminderung, zu Konzentrationsstörungen und Schläfrigkeit kommen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Einer chronischen Mandelentzündung geht in der Regel eine akute Tonsillitis voraus. Der Arzt sollte spätestens dann aufgesucht werden, wenn das Schlucken Schmerzen verursacht, die Körpertemperatur erhöht ist, die Lymphknoten am Hals geschwollen und die Mandeln selbst mit hellen Pünktchen überseht sind.
Wird eine akute Mandelentzündung durch Streptokokken nicht richtig auskuriert, können sich die Keime in dem tief zerklüfteten Gewebe der Mandeln dauerhaft einnisten. Auch wenn die Symptome oft nicht als beschwerlich wahrgenommen werden, ist der Körper doch ständigen Entzündungsvorgängen im Hals ausgesetzt. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Krankheitserreger über die Blutbahn im Körper ausbreiten und andere Organe schädigen. Bei Verdacht auf eine chronische Mandelentzündung sollte deshalb immer ein Arzt konsultiert werden.
Dies gilt insbesondere dann, wenn es immer wieder zu Entzündungen im Rachenbereich kommt, auch wenn diese nicht mit schweren Begleiterscheinungen einhergehen. Bereits bei einem permanent geröteten Rachen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Weitere Hinweise auf eine chronische Mandelentzündung sind ständiger Mundgeruch, vergrößerte Lymphknoten am Hals, die nicht mehr abschwellen sowie eine stark zerklüftete Oberfläche der Mandeln. Sofern eitriges Sekret austritt, wenn mit einem Wattestäbchen gegen die Mandeln gedrückt wird, ist unverzüglich ein Arzt hinzuzuziehen und auf diesen Umstand hinzuweisen.
Behandlung & Therapie
Im Zuge einer Therapie können zunächst die Symptome gelindert werden. Grundsätzlich werden Mandelentzündungen mit Antibiotika behandelt, in der Regel wird dafür Penicillin verschrieben.
Gurgeln mit entzündungshemmenden Zusätzen wie Salbei oder Kamille kann die Beschwerden verringern. Warme Getränke und feuchte Halswickel tragen ebenfalls zu einem Gefühl der Besserung bei. Rauchen und körperliche Anstrengungen sollten vermieden werden. Um eine chronische Mandelentzündung tatsächlich zu beseitigen, ist die allgemein empfohlene Therapie aber das operative Entfernen der Mandeln.
Diese Operation wird üblicherweise unter Vollnarkose durchgeführt, ein Klinikaufenthalt von rund einer Woche schließt sich an. Wegen der Gefahr der Nachblutung muss der Patient beobachtet werden. Über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen nach der Operation sollte auf scharfe Speisen verzichtet werden, ebenso auf Sport. Zu empfehlen sind kalte Getränke und milde Säfte. Weiche Nahrung kann in dieser Zeit meist ohne Probleme verzehrt werden.
Aussicht & Prognose
Eine chronische Mandelentzündung tritt immer wieder auf. Die einzige sinnvolle Behandlung liegt in einer operativen Entfernung der Mandeln. Wird die chronische Mandelentzündung stets nur symptomatisch behandelt, kann sie zu chronischen Erkrankungen führen oder diese verschlimmern. So zieht eine chronische Tonsillitis häufig Asthma bronchiale, Augenentzündungen oder auch Hauterkrankungen wie Nesselsucht und Psoriasis (Schuppenflechte) nach sich.
Eine dauerhaft unbehandelte Mandelentzündung kann sogar zu schwerwiegenden Komplikationen führen, so etwa zur Herzmuskelentzündung oder zu einer Endokarditis, das heißt zu einer lebensbedrohlichen Entzündung der Herzinnenhaut. Auch dann, wenn diese Komplikationen ausbleiben, ist die Prognose bei einer nicht oder falsch behandelten chronischen Tonsillitis eher schlecht, denn der Alltag der Betroffenen wird durch die Symptome stark in Mitleidenschaft gezogen.
Dauerhaft vergrößerte Lymphknoten sind in diesem Zusammenhang ebenso zu nennen wie Schluckbeschwerden und unangenehme Halsschmerzen. Zudem kann es zu ständigem, stark ausgeprägtem Mundgeruch kommen, der auch für die Angehörigen eine Belastung darstellt.
Wird die chronische Mandelentzündung rechtzeitig erkannt und behandelt, können die Betroffenen jedoch meist in ein beschwerdefreies Leben zurückkehren. Um die Prognose zu verbessern und Komplikationen gänzlich zu vermeiden, ist es also ratsam, bei den genannten Symptomen umgehend einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufzusuchen.
Vorbeugung
Einer chronischen Mandelentzündung ist nur schwer vorzubeugen. Durch ihre exponierte Lage entzünden sich die Mandeln generell leicht. Wichtig ist, bei einer akuten Entzündung ausreichend lange die verordneten Antibiotika einzunehmen, um Rückfälle zu verhindern. Ist die Entzündung chronisch geworden, gilt wegen der möglichen leichteren bis schweren Folgeerkrankungen eine Operation als die geeignetste Therapie.
Nachsorge
Chronische Erkrankungen verbleiben meist ein Leben lang. Der Nachsorge fällt dann die Aufgabe zu, Komplikationen zu verhindern und den Patientenalltag erträglich zu gestalten. Bei der chronischen Mandelentzündung kann dieses Verfahren aber keine Option darstellen. Werden die Beschwerden nicht abschließend therapiert, stellen sich nicht selten weitere Folgen ein.
So sind lebensbedrohliche Herzmuskelentzündungen möglich. Die chronische Mandelentzündung wird operativ behandelt. Die Aussichten gelten als gut, weswegen nach einem einmaligen Eingriff oft ein beschwerdefreies Leben möglich wird. Ärzte verwenden eine große Sorgfalt, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Das geht darauf zurück, dass auch andere Erkrankungen die typischen Beschwerden hervorrufen können. Wird der Infektionsherd entfernt, verbleiben diese Symptome demnach bei ursachenfremden Auslösern. In der ersten Zeit nach der Operation gelten leichte Einschränkungen bei der Ernährung und sportlichen Aktivitäten. Der behandelnde Arzt veranlasst eine Blutuntersuchung und ordnet gegebenenfalls einen Rachenabstrich an.
Dadurch kann eindeutig der Behandlungserfolg dokumentiert werden. Grundsätzlich sollten Patienten nach einem Eingriff ihre Lebensführung überdenken. Vor allem der Nikotinkonsum gilt als Auslöser einer Mandelentzündung. Er sollte komplett eingestellt werden. Allgemeine Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung und ein Kälteschutz rund um den Hals gelten als beste Maßnahmen gegen Infektionen.
Das können Sie selbst tun
Nimmt die Mandelentzündung einen chronischen Verlauf, sollte der Betroffene seine Lebensführung überprüfen. Das Rauchen ist vollständig einzustellen und Umgebungen, in denen sich verstärkt Toxine befinden, sind nur mit einem Atemschutz zu betreten. Geschlossene Räume, in denen geraucht oder mit Giftstoffen gearbeitet wird, sind grundsätzlich zu meiden. Die regelmäßige Einatmung von sauberer und frischer Luft kann die Beschwerden bereits reduzieren.
Auf die Verwendung von mentholhaltigen Produkten sollte verzichtet werden. Die Inhaltsstoffe von Mundwasser, Zahnpasta und Kaugummis ist zu achten, da sie bei empfindlichen Menschen Entzündungen auslösen können. Zusätzlich ist auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit ausreichenden Vitaminen und Spurenelementen zu achten. Lebensmittel sollten stets gut durchgekaut in die Speiseröhre transportiert werden und das Schlucken von Fremdkörpern ist zu vermeiden. Durch diese Maßnahmen werden keine Schäden an den Gefäßwänden verursacht, die von Krankheitsauslösern für eine Ausbreitung genutzt werden.
In kalten Umgebungen ist das Tragen eines ausreichenden Halsschutzes und warmer Kleidung notwendig. Vorbeugend können Lebensmittel mit einer beruhigenden Wirkung für den Hals verzehrt werden. Unterstützend dienen Halsbonbons der Beruhigung der Schleimhäute. Das Küssen oder nutzen gleicher Esswerkzeuge mit erkrankten Menschen ist zu vermeiden, um deren Keime nicht in den eigenen Organismus zu transportieren. Das eigene Immunsystem sollte kontinuierlich gestärkt und stabilisiert werden.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008