Clofazimin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der rote Farbstoff Clofazimin wird als Arzneimittel in der Humanmedizin angewandt, um eine Lepraerkrankung zu therapieren. Hierzu eignet sich der Wirkstoff aufgrund seiner bakteriziden Eigenschaften. Off-Label, d. h. außerhalb des Zulassungsbereichs, besteht zudem ein Anwendungsgebiet zur Behandlung von massiven Erkrankungen der Haut.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Clofazimin?

In Frankreich und anderen Ländern, in denen eine Zulassung besteht, wird Clofazimin vorrangig zur Behandlung von Lepra eingesetzt. Der Wirkstoff wird zur oralen Einnahme als Filmtablette verschrieben und unterliegt der Apotheken- und Verschreibungspflicht.
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Bei Clofazimin handelt es sich um einen roten Farbstoff. Dieser wird aufgrund seiner bakterien-abtötenden Wirkung (bakterizide Eigenschaften) zur Behandlung von Lepra eingesetzt. Daneben besteht ein zulassungsüberschreitendes Anwendungsfeld des Medikaments. Dieses wird nämlich außerhalb des von den öffentlich-rechtlich legitimierten Zulassungsbehörden genehmigten Bereichs verwendet (sogenannter off-Label-Use), um schwere Hautkrankheiten zu behandeln.

Gemäß des festgesetzten Anwendungsgebietes soll die Anwendung von Clofazimin zusammen mit anderen Lepra-Arzneien erfolgen, um die Ausbildung von Resistenzen zu unterbinden. Zu diesen gehören etwa Dapson oder Rifampicin.

In der Chemie und Pharmakologie wird Clofazimin mit der Summenformel C 27 – H 22 – Cl 2 – N 4 beschrieben. Das entspricht etwa einer moralen Masse von 473,39 g/mol. In der Literatur wird berichtet, dass die chemischen Eigenschaften von Clofazimin denen der kationisch amphiphilen Medikamente (CAD) stark ähneln.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Die genaue Wirkung von Clofazimin auf den menschlichen Körper ist bisher nicht gänzlich geklärt. In der Wissenschaft wurden verschiedene Ansätze entwickelt, um die bakteriziden Effekte des roten Farbstoffs zu erklären. Sämtlichen Erklärungsmodellen ist jedoch gemein, dass sie Clofazimin als funktionellen Inhibitor der sauren Sphingomyelinase (englisch: Functional Inhibitor of Acid SphingeMyelinAse, kurz: FIASMA) begreifen. Es gilt damit als gesichert, dass Clofazimin eine Hemmung des Enzyms saure Sphingomyelinase bewirkt. Auch gilt der rote Farbstoff unstrittig als zumindest leicht bakterizid.

Vom Wirkmechanismus abgesehen kann Clofazimin als gut erforscht angesehen werden. Der Schmelzpunkt des bei Zimmertemperatur als bräunliches Pulver vorliegenden Stoffes liegt bei ca. 212 Grad Celsius.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Clofazimin ist innerhalb der Europäischen Union nur noch in Frankreich zugelassen. Hier wird der Wirkstoff unter dem Handelsnamen Lamprene® vertrieben. In der Bundesrepublik Deutschland konnte dieses Präparat bis zum Jahr 2005 von Apotheken aus dem Ausland importiert werden. Seit einigen Gesetzesänderungen, die u. a. zum Verlust der Zulassung führten, ist Clofazimin nur noch über die WHO zu beziehen. In Ausnahmefällen ist auch der direkte Bezug vom Hersteller möglich.

In Frankreich und anderen Ländern, in denen eine Zulassung besteht, wird Clofazimin vorrangig zur Behandlung von Lepra eingesetzt. Der Wirkstoff wird zur oralen Einnahme als Filmtablette verschrieben und unterliegt der Apotheken- und Verschreibungspflicht. Ein Bezug ist deshalb nur nach vorheriger ärztlicher Verordnung in einer staatlich lizensierten Apotheke möglich.

Eine Indikation von Clofazimin besteht zur Behandlung von Lepra. Hierbei erfolgt die Therapie allerdings stets zusammen mit anderen Medikamenten wie Rifampicin oder Dapson.

Off-Label ist zudem eine Vergabe als Medikament zur Behandlung von massiven Erkrankungen der Haut möglich. Zu diesen zählen u. a. granulomatöse Mykosen und das Melkersson-Rosenthal-Syndrom.

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Risiken & Nebenwirkungen

Clofazimin kann auch bei vollständig ordnungsgemäßer Einnahme zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Das gilt jedoch auch für andere Medikamente. Eine Anwendung hat zwingend zu unterbleiben, wenn eine Unverträglichkeit bzw. Allergie gegen den Wirkstoff bekannt ist.

Laut Literatur konnte in zahlreichen Studien bewiesen werden, dass ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Clofazimin und der Entstehung von Hautverfärbungen besteht. Bei einigen Probanden kam es vor allem an lichtexponierten Stellen zur verstärkten Ausbildung von roten oder braun-schwarzen Stellen. Darüber hinaus können auch Verfärbungen des Stuhlgangs, des Urins, des Auswurfs (Sputum) oder der Haare auftreten. Auch über Verfärbungen des Schweißes wurde berichtet.

Ferner kann es nach der Einnahme von Clofazimin zu Verhornungsstörungen der Haut (in der Fachwelt: Ichthyosis) kommen.

Weitere Nebenwirkungen sind Störungen des Magen-Darm-Traktes, die sich vorrangig in Durchfall (Diarrhoe), Bauch- oder Magenschmerzen, Erbrechen sowie Appetitlosigkeit äußern. Auch die Ausbildung einer pathogen erhöhten Lichtempfindlichkeit (Photosensitivität) ist eine potenziell in Betracht zu ziehende Nebenwirkung.

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