Ausschabung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Behandlungen Ausschabung
Eine Ausschabung dient zur Reinigung bzw. zur Gewinnung von Untersuchungsmaterial aus dem betroffenen Organ. Meist wird damit eine Ausschabung der Gebärmutter nach einer Fehlgeburt bezeichnet. Obwohl die Risiken gering sind, kann es während des Eingriffs zu Verletzungen des Uterus kommen und nach dem Eingriff zu Infektionen, die jedoch gut zu behandeln sind.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Ausschabung?
Der Begriff Kürettage bezeichnet die operative Gewebeentfernung durch eine Kürette, ein Instrument, welches für eben diesen Zweck gemacht wurde. Eine Kürette gibt es in verschiedensten Ausführungen, meist weist sie einen schneidenden oder stumpfen Löffel auf.
Obwohl Ausschabungen auch in anderen medizinischen Fachrichtungen angewandt werden, wird meist eine in der Gynäkologie verwendete Ausschabung der Gebärmutter damit gemeint. Eine Kürettage kann auch in der Dermatologie, etwa zur Warzenentfernung, oder in der Zahnmedizin zur Behandlung von Parodontitis, angewandt werden.
Eine Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut wird auch als „Abrasio uteri“ bezeichnet und ist zum Beispiel nach einer Fehlgeburt nötig.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Ausschabung, auch als Kürettage bekannt, reicht weit in die Medizingeschichte zurück. Bereits in der Antike wurde die Methode angewendet, wobei frühe Aufzeichnungen auf die Nutzung von primitiven Instrumenten zur Behandlung von Gebärmutterproblemen hinweisen. Hippokrates, der als Vater der Medizin gilt, erwähnte im 5. Jahrhundert v. Chr. Methoden zur Entfernung von Uterusinhalten.
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden die Techniken weiterentwickelt, jedoch war das Wissen über Hygiene und Infektionskontrolle begrenzt, was die Risiken der Prozedur erhöhte. Mit der Einführung von antiseptischen Methoden im 19. Jahrhundert durch Joseph Lister verbesserte sich die Sicherheit von chirurgischen Eingriffen erheblich.
Die moderne Kürettage wurde im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert standardisiert. Der deutsche Gynäkologe Alfred Hegar trug maßgeblich zur Verfeinerung der Technik bei, indem er spezialisierte Instrumente wie die nach ihm benannte Hegar-Stifte entwickelte. Diese Entwicklungen ermöglichten eine präzisere und sicherere Durchführung des Eingriffs.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Ausschabung zu einem häufig angewendeten Verfahren in der Gynäkologie, insbesondere zur Behandlung von Fehlgeburten, starken Blutungen und zur Diagnose von Uteruserkrankungen. Mit der Weiterentwicklung der medizinischen Technologie und der Einführung von minimal-invasiven Methoden wie der Hysteroskopie hat sich die Anwendung der Kürettage weiterentwickelt, wobei die moderne Praxis heute auf hohe Sicherheitsstandards und patientenschonende Techniken setzt.
Einsatz & Indikation
Eine Ausschabung, auch Kürettage genannt, wird aus verschiedenen medizinischen Gründen durchgeführt. Sie ist notwendig, wenn bestimmte gynäkologische Zustände diagnostiziert oder behandelt werden müssen.
Eine häufige Indikation für eine Ausschabung ist eine Fehlgeburt. Nach einer Fehlgeburt kann eine Kürettage notwendig sein, um verbliebenes Schwangerschaftsgewebe aus der Gebärmutter zu entfernen und so Infektionen oder starke Blutungen zu verhindern.
Eine weitere häufige Anwendung ist die Behandlung abnormaler uteriner Blutungen. Frauen, die unter schweren oder unregelmäßigen Menstruationsblutungen leiden, können von einer Ausschabung profitieren. Der Eingriff kann helfen, die Blutung zu stoppen und Gewebeproben zur weiteren Diagnose zu entnehmen.
Eine Kürettage wird auch zur Diagnose und Behandlung von Endometriumhyperplasie verwendet, einer Verdickung der Gebärmutterschleimhaut, die manchmal zu Krebs führen kann. Durch die Entfernung des überschüssigen Gewebes kann die Schleimhaut untersucht und das Risiko verringert werden.
In der Diagnostik von Uteruserkrankungen kann eine Kürettage ebenfalls notwendig sein. Bei Verdacht auf Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs) wird Gewebe entnommen und histologisch untersucht, um eine genaue Diagnose zu stellen und den Behandlungsplan zu bestimmen.
Weitere Indikationen sind die Entfernung von Plazentaresten nach der Geburt und die Behandlung von Polypen oder Myomen, die Blutungen verursachen können.
Insgesamt dient die Ausschabung sowohl diagnostischen als auch therapeutischen Zwecken und wird in Abhängigkeit von den spezifischen Bedürfnissen und gesundheitlichen Problemen der Patientin durchgeführt.
Vorteile & Nutzen
Eine Ausschabung bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden in der Gynäkologie. Einer der Hauptvorteile ist die Effektivität bei der schnellen Linderung von Symptomen wie starken Blutungen. Durch die direkte Entfernung von Gewebe aus der Gebärmutter können Blutungen schnell gestoppt und die Beschwerden der Patientin zügig gelindert werden.
Ein weiterer Vorteil ist die diagnostische Genauigkeit. Während des Eingriffs kann Gewebeproben direkt aus der Gebärmutter entnommen und anschließend histologisch untersucht werden. Dies ermöglicht eine präzise Diagnose von Zuständen wie Endometriumhyperplasie, Polypen, Myomen und Endometriumkarzinom. Andere Untersuchungsmethoden, wie Ultraschall oder MRT, können zwar Hinweise liefern, aber keine definitive Diagnose stellen.
Die Ausschabung kann auch minimalinvasiv durchgeführt werden, was zu einer relativ schnellen Genesung führt. Moderne Techniken und Instrumente reduzieren das Risiko von Komplikationen und ermöglichen es vielen Frauen, nach dem Eingriff schnell wieder ihren normalen Aktivitäten nachzugehen.
Im Vergleich zu medikamentösen Behandlungen bietet die Ausschabung den Vorteil, dass sie sofortige Ergebnisse liefert. Medikamente zur Behandlung von Gebärmutterproblemen benötigen oft Wochen oder Monate, um Wirkung zu zeigen, während eine Kürettage die Symptome direkt behandelt.
Zudem kann die Ausschabung in Fällen, in denen eine medikamentöse Behandlung versagt oder nicht geeignet ist, eine wirksame Alternative darstellen. Beispielsweise kann bei starken Blutungen oder bei Verdacht auf Krebs eine sofortige Intervention notwendig sein, die durch eine Ausschabung effektiv durchgeführt werden kann.
Insgesamt bietet die Ausschabung eine wirksame und präzise Methode zur Diagnose und Behandlung verschiedener gynäkologischer Zustände, mit Vorteilen wie schneller Symptomlinderung, diagnostischer Genauigkeit und minimalinvasiver Durchführung.
Funktion, Wirkung & Ziele
Bei einer Kürettage schabt der behandelnde Gynäkologe zuerst den Gebärmutterhals und dann, nachdem er den Muttermund etwas geweitet hat, die Gebärmutterhöhle mit einer Kürette aus. Es besteht die Möglichkeit das entfernte Gewebe unmittelbar abzusaugen, dies erfolgt jedoch nur unter Vollnarkose und wird als Saugkürettage bezeichnet.
Erfolgt die Kürettage aus Diagnosezwecken, etwa bei Menstruationsbeschwerden, wird nur sehr wenig Schleimhaut mit einer Sonde entnommen, man spricht von einer Aspirationskürettage. Hierbei ist keine Narkotisierung bzw. nur eine lokale Betäubung der Patientin nötig. Nach der Probenentnahme wird das Gewebe untersucht, um mögliche bösartige Veränderungen feststellen zu können.
Bei Menstruationsbeschwerden wird meist eine Probe aus dem Gebärmutterhals und danach aus der Gebärmutter selbst entnommen. Dieses Verfahren wird als fraktionierte Abrasio bezeichnet und wird auch bei Frauen, die nach dem Klimakterium eine Regelblutung bekommen, angewandt. Bei einer Kürettage kann gleichzeitig auch eine Hysteroskopie, also eine Gebärmutterspiegelung, durchgeführt werden. In den meisten Fällen sind Menstruationsbeschwerden bzw. Beschwerden während der Wechseljahre harmlos und hormonell bedingt, in seltenen Fällen kann es sich jedoch auch um Gebärmutterkrebs handeln.
Daher wird eine Kürettage durchgeführt, wenn verdächtige Ultraschall- bzw. Krebsabstrichbefunde vorliegen. Erleidet eine Frau eine Fehlgeburt, ist eine Ausschabung der Gebärmutterhöhle nötig, um Embryo- und Mutterkuchengewebe vollständig zu entfernen. Wird die Gebärmutter nach einer Fehlgeburt nicht ausgeschabt, kann dies zu schweren Infektionen führen. Eine Kürettage kann auch zur Abtreibung verwendet werden. In diesem Fall wird meist eine Saugkürettage durchgeführt.
Das Ziel einer Kürettage ist also entweder die Gewinnung von Untersuchungsmaterial oder die Reinigung der Gebärmutterhöhle. Eine genetische Untersuchung des bei der Kürettage gewonnenen Materials ist möglich, wenn eine Frau mehrere Fehlgeburten erleidet. Dabei können eventuelle schwere genetisch bedingte Erkrankungen abgeklärt werden.
Durchführung & Ablauf
Eine Ausschabung, auch Kürettage genannt, ist ein gynäkologischer Eingriff, der zur Diagnose oder Behandlung bestimmter Gebärmuttererkrankungen durchgeführt wird. Der Ablauf beginnt in der Regel mit einer präoperativen Beratung, in der der Arzt die Patientin über den Eingriff, mögliche Risiken und das zu erwartende Ergebnis informiert.
Am Tag des Eingriffs erhält die Patientin eine Anästhesie. Dies kann eine Vollnarkose, eine Spinalanästhesie oder eine lokale Betäubung sein, je nach den individuellen Gegebenheiten und Präferenzen der Patientin sowie der Einschätzung des Arztes.
Sobald die Anästhesie wirkt, wird die Patientin in eine gynäkologische Position gebracht, ähnlich wie bei einer Routineuntersuchung. Der Arzt führt dann ein Spekulum in die Vagina ein, um den Gebärmutterhals sichtbar zu machen und zu erweitern. Mit speziellen Instrumenten, sogenannten Dilatatoren, wird der Gebärmutterhals vorsichtig gedehnt, um den Zugang zur Gebärmutterhöhle zu erleichtern.
Nachdem der Gebärmutterhals ausreichend erweitert wurde, wird ein Küretteninstrument in die Gebärmutter eingeführt. Die Kürette ist ein scharfes oder stumpfes löffelartiges Instrument, mit dem der Arzt die Gebärmutterschleimhaut abkratzt. Dabei wird das überschüssige oder verdächtige Gewebe entfernt. Dieses Gewebe wird zur histologischen Untersuchung ins Labor geschickt, um genauere Diagnosen zu ermöglichen.
Der Eingriff dauert in der Regel nur etwa 15 bis 30 Minuten. Nach der Kürettage wird die Patientin in einen Aufwachraum gebracht, wo sie überwacht wird, bis die Wirkung der Anästhesie nachlässt. Es ist normal, dass die Patientin nach dem Eingriff leichte Krämpfe und vaginale Blutungen hat, die jedoch in der Regel nach ein paar Tagen abklingen.
Nach dem Eingriff gibt der Arzt Anweisungen zur Nachsorge, einschließlich der Vermeidung von körperlicher Anstrengung und sexueller Aktivität für eine bestimmte Zeit, um eine vollständige Heilung zu gewährleisten. Regelmäßige Kontrolltermine sind wichtig, um den Heilungsprozess zu überwachen und sicherzustellen, dass keine Komplikationen auftreten.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Eine leichte Blutung nach einer Kürettage ist völlig normal. Manchmal führt eine Ausschabung auch zu Fieber, Unterleibsschmerzen und starken Blutungen, die der Menstruation ähneln.
In diesen Fällen sollte der behandelnde Arzt aufgesucht werden, da eine behandlungsbedürftige Infektion vorliegen könnte. Bei starken Blutungen kurz nach dem Eingriff besteht auch die Gefahr, dass eine Verletzung von Blutgefäßen vorliegt, die unmittelbar behandelt werden muss. In Ausnahmefällen wird die Wand der Gebärmutter während der Kürettage verletzt. Grundsätzlich ist dies jedoch gut zu behandeln bzw. heilt von selbst aus.
Durchstößt der behandelnde Arzt die Gebärmutterwand mit der Spitze seines Instrumentes, kann es in weiterer Folge zu Blutungen in den Bauchraum und schweren Infektionen der Gebärmutter bzw. der Eierstöcke kommen. Eine Kürettage nach einer Fehlgeburt bzw. zur Abtreibung bedeutet eine starke psychische Belastung für die betroffene Frau und möglicherweise auch für ihren Partner.
Ist es der Frau nach dem Eingriff nicht möglich ihre Trauer alleine zu bewältigen, sollte unbedingt professionelle Hilfe aufgesucht werden. Viele Gynäkologen empfehlen nach einer Kürettage Ansprechpartner. Alles in allem handelt es sich bei einer Kürettage jedoch um einen Routineeingriff, der nur sehr selten mit Komplikationen verbunden ist.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Ausschabung, die in Betracht gezogen werden können, wenn eine Kürettage nicht möglich oder nicht ideal für den Patienten ist. Diese Alternativen bieten verschiedene Vorteile und können je nach spezifischen gesundheitlichen Bedürfnissen und Zuständen der Patientin gewählt werden.
Eine gängige Alternative ist die Hysteroskopie. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird ein dünnes, beleuchtetes Teleskop (Hysteroskop) durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter eingeführt. Dies ermöglicht dem Arzt, die Gebärmutterhöhle direkt zu betrachten und gezielt Gewebeproben zu entnehmen oder Polypen und Myome zu entfernen. Die Hysteroskopie bietet den Vorteil, dass sie diagnostische und therapeutische Maßnahmen kombiniert und oft weniger invasiv ist als eine Ausschabung.
Ein weiteres Verfahren ist die Endometriumablation, bei der die Gebärmutterschleimhaut dauerhaft zerstört wird, um starke Menstruationsblutungen zu behandeln. Verschiedene Techniken wie Hochfrequenzenergie, Wärme oder Kryotherapie (Einfrieren) können verwendet werden. Diese Methode ist besonders geeignet für Frauen, die ihre Familienplanung abgeschlossen haben, da sie die Möglichkeit einer zukünftigen Schwangerschaft stark reduziert.
Medikamentöse Behandlungen sind ebenfalls eine Alternative. Hormontherapien, wie Gestagene oder GnRH-Analoga, können helfen, die Gebärmutterschleimhaut zu reduzieren und Blutungen zu kontrollieren. Diese Behandlung ist weniger invasiv, erfordert jedoch eine langfristige Einnahme und regelmäßige ärztliche Überwachung.
In Fällen von Myomen oder größeren Polypen kann eine myomektomie in Betracht gezogen werden. Dieses chirurgische Verfahren zielt darauf ab, Myome aus der Gebärmutter zu entfernen, ohne die Gebärmutter selbst zu entfernen. Es kann laparoskopisch (minimalinvasiv) oder durch einen offenen chirurgischen Eingriff durchgeführt werden.
Für Frauen, die keine invasive Behandlung wünschen, können IUPs (Intrauterinpessare) mit Hormonfreisetzung eine Option sein. Diese Geräte setzen Gestagene frei, die die Gebärmutterschleimhaut verdünnen und Blutungen verringern.
Diese alternativen Verfahren bieten verschiedene Ansätze zur Behandlung gynäkologischer Probleme und können je nach individueller Situation und Präferenzen der Patientin gewählt werden.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
- Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Thieme, Stuttgart 2013