Hypoxämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hypoxämie

Hypoxämie ist eine Bezeichnung für einen erniedrigten Sauerstoffgehalt im Blut. Verschiedene Lungenerkrankungen können eine Hypoxämie zur Folge haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hypoxämie?

Bei einer Hypoxämie ist der Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut erniedrigt. Häufig wird der Begriff Hypoxämie synonym zum Begriff Hypoxie genutzt. Eine Hypoxie bezeichnet aber eigentlich die Mangelversorgung von Organen und Gewebe mit Sauerstoff. Normalerweise ist das arterielle Blut sauerstoffreich. Der Normwert ist abhängig von Geschlecht und Alter.

Bei Frauen liegt der physiologische Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut bei 18,6 Vol.Prozent, bei Männern sollte er 20,4 Vol.-Prozent nicht unterschreiten. Der Sauerstoffgehalt im Blut wird mithilfe von verschiedenen Hilfsparametern berechnet. So wird einerseits die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins im arteriellen Blut (SaO2) und andererseits die Hämoglobinkonzentration im arteriellen Blut benötigt.

Die Hämoglobinkonzentration wird in Gramm pro Deziliter angegeben. Auch der Sauerstoffpartialdruck spielt eine Rolle bei der Berechnung des Sauerstoffgehalts im arteriellen Blut. Ein Sauerstoffgehalt unter 12 Vol.-Prozent liegt im kritischen Bereich. Durch die Hypoxämie färbt sich die Haut grau oder bläulich. Atemnot, Muskelschwäche und Bewusstseinstrübungen sind mögliche Symptome.

Ursachen

Der Hypoxämie können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. So führt beispielsweise ein vermindertes Sauerstoffangebot in der Umgebungsluft zu einem Sauerstoffmangel im Blut. In dünner Höhenluft (über 3000 Meter) ist deutlich weniger Sauerstoff enthalten. Menschen, die dauerhaft auf dieser Höhe leben, haben mehr rote Blutkörperchen, um diesen Sauerstoffmangel in der Luft auszugleichen. Man spricht hier auch von einer Polyglobulie.

Auch Blutmangel führt zu einer Hypoxämie. Sauerstoff wird mithilfe des Hämoglobins transportiert. Bei einem Mangel an Hämoglobin kann nicht mehr so viel Sauerstoff gebunden werden. Blutarmut, eine sogenannte Anämie, kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören Eisenmangel, chronische Blutungen, Tumorleiden oder Vitamin-B12-Mangel.

Häufiger wird die Hypoxämie allerdings durch Lungenerkrankungen verursacht. Eine gestörte Gasdiffusion innerhalb der Lunge führt zu einer verminderten Aufnahme von Sauerstoff. Die Gasdiffusion kann beispielsweise durch ein Lungenödem gestört sein. Ein Lungenödem ist eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb der Lunge.

Das Ödem kann durch Herzinsuffizienzen, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehler, Medikamente, toxische Stoffe und durch Viren, Bakterien oder Pilze verursacht werden. Eine weitere Ursache für eine Hypoxämie ist Krebs. Insbesondere das kleinzellige Bronchialkarzinom und das Bronchialkarzinom schränken die Funktion der Lunge ein. Raucher sind von diesen Erkrankungen am häufigsten betroffen.

Dasselbe gilt auch für die chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD). Aus der COPD kann sich ein Lungenemphysem entwickeln. Dabei sind die kleinen Strukturen der Lunge überbläht, sodass in den betroffenen Bereichen kein Gasaustausch mehr stattfinden kann. Der Krankheitstypus „Blue Bloater“ des Lungenemphysems ist gekennzeichnet durch die Hypoxämie.

Eine Hypoxämie kann ebenfalls durch ein Missverhältnis zwischen Lungendurchblutung und Lungenventilation entstehen. Ein Beispiel dafür ist die Lungenembolie. Hier setzt sich ein Thrombus in den Gefäßen der Lunge fest. Auch ein Herzshunt kann eine Hypoxämie zur Folge haben. Ein Shunt ist eine Verbindung zwischen den normalerweise getrennten Anteilen des Körper- und des Lungenkreislaufs. Über den Shunt gelangt sauerstoffarmes venöses Blut in die arteriellen Gefäße.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Hypoxämie sind häufig eher uncharakteristisch und erscheinen auf den ersten Blick harmlos. Die Betroffenen sind ständig müde und matt. Sie klagen über Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche. In fortgeschritteneren Stadien entwickelt sich bei Anstrengung eine Atemnot (Dyspnoe). Um den Sauerstoffmangel im Blut auszugleichen, schlägt das Herz schneller. Ein erhöhter Puls und Herzklopfen sind die Folge.

In seltenen Fällen können auch Herzrhythmusstörungen entstehen. In schweren Fällen beeinträchtigt die Hypoxämie die Funktion des Gehirns. Die Patienten leiden unter Schwindel oder Ohnmacht. Bewusstseinstrübungen bis hin zum Koma sind möglich. Der Sauerstoffmangel macht sich im Herzen durch Angina pectoris-Schmerzen und ein Enge-Gefühl in der Herzgegend bemerkbar.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Erste Hinweise auf eine Hypoxämie liefern das klinische Bild und die Anamnese. Langjähriger Tabakkonsum, Husten mit oder ohne Auswurf, Atembeschwerden bei Belastung und eine bläuliche Verfärbung von Fingern oder Lippen können als Hinweis auf eine Hypoxämie gewertet werden.

Bei Verdacht auf eine Hypoxämie werden der Kohlendioxid- und der Sauerstoffgehalt im Blut in einer Blutgasanalyse gemessen. Für die Blutgasanalyse ist arterielles Vollblut oder Kapillarblut aus der Fingerbeere erforderlich. Die Auswertung erfolgt maschinell und dauert nur wenige Minuten. Die Blutgasanalyse kann deshalb in der Regel als Sofortdiagnostik betrieben werden.

Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose Hypoxämie, muss nach der Ursache geforscht werden. Weitere Blutuntersuchungen sowie Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren können zur Ursache führen. Röntgen, Magnetresonanztomografie oder Computertomografie sind denkbare Untersuchungsmöglichkeiten.

Komplikationen

In der Regel tritt eine Hypoxämie immer dann auf, wenn der Patient an Beschwerden in der Lunge oder an den Atemwegen leidet. Der niedrige Sauerstoffgehalt im Blut kann sich dabei sehr negativ auf die Gesundheit des Patienten auswirken. Es kommt dabei zu einer starken Müdigkeit und einer Abgeschlagenheit. Es ist dabei nicht möglich, die Müdigkeit mit Hilfe von Schlaf auszugleichen.

Bei Erkrankungen der Atemwege tritt ebenso eine starke Atemnot auf, die von vielen Fällen zu einer Panikattacke führt. Der Betroffene kann dabei das Bewusstsein verlieren und sich gegebenenfalls bei einem Sturz verletzen. Es treten Schwindelgefühle und eine Übelkeit auf, der Patient ist ebenfalls nicht mehr in der Lage, sich zu konzentrieren. Die Lebensqualität wird durch die Hypoxämie stark eingeschränkt und verringert. Dabei sind viele Tätigkeiten aus dem gewöhnlichen Alltag ebenso nicht mehr möglich.

Die Hypoxämie wird immer ursächlich behandelt, wobei es nicht in jedem Fall zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt. Komplikationen können dann auftreten, wenn es sich um ein Karzinom oder um eine Herzinsuffizienz handelt. In diesen Fällen kommt es nicht selten zum Tode des Patienten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Hypoxämie äußert sich in aller Regel durch eher uncharakteristische Symptome. Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn Symptome wie eine ungewöhnlich starke Müdigkeit und Abgeschlagenheit bemerkt werden, möglicherweise verbunden mit einem erhöhten Puls und Herzklopfen. Wenn der Verdacht auf Herzrhythmusstörungen besteht, wird am besten umgehend ein Arzt hinzugezogen. Auch Schwindel und ein Engegefühl in der Herzgegend sind deutliche Warnzeichen, die einer Untersuchung durch den Arzt bedürfen.

Sollten sich weitere Symptome einstellen, muss noch am selben Tag der Arzt aufgesucht werden. Menschen, die an einer Essstörung oder einer Lungenerkrankung leiden, sind besonders anfällig für die Entstehung einer Hypoxämie. Die erwähnten Symptome sollten in diesen Fällen unbedingt abgeklärt werden. Kinder werden am besten umgehend zum zuständigen Kinderarzt gebracht. Auch Fachärzte für Lungenerkrankungen sowie Ernährungsmediziner können hinzugezogen werden. Bei einem medizinischen Notfall sollte die Notrufnummer gewählt werden. Eine diagnostizierte Hypoxämie muss in jedem Fall engmaschig von einem Arzt überwacht und behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Hypoxämie erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache. Liegt der Hypoxämie ein Lungenödem zugrunde, muss auch hier die ursächliche Erkrankung therapiert werden. Eine Herzinsuffizienz wird beispielsweise mit herzstärkenden Medikamenten therapiert. Herzklappenfehler werden chirurgisch behandelt. Ist Krebs die Ursache für die Sauerstoffunterversorgung, erfolgt in der Regel eine Chemotherapie.

Auch Operation oder Strahlentherapie kommen zur Behandlung des Bronchialkarzinoms infrage. Bei der Lungenembolie wird eine sogenannte Lysetherapie durchgeführt. Dabei soll der Thrombus, der die Lungengefäße verlegt, medikamentös aufgelöst werden. In schweren Fällen sind eine zusätzliche Sauerstoffgabe und eine Reperfusionstherapie erforderlich. Auch ein chirurgischer Eingriff kann indiziert sein.


Vorbeugung

Rauchen ist der Hauptrisikofaktor für Lungenerkrankungen wie COPD oder Lungenkrebs. Zigaretten und andere Tabakprodukte sollten deshalb streng gemieden werden. Eine Hypoxämie kann sich aber natürlich auch bei Nichtrauchern entwickeln, sodass eine sichere Prävention nicht möglich ist.

Nachsorge

Hypoxämie lässt sich im Anschluss an die medizinische Therapie durch eine engmaschige ärztliche Überwachung kontrollieren. Abhängig von dem Verursacher für die Erkrankung kommen dabei eventuell herzstärkende Medikamente zum Einsatz. Neben der medikamentösen Begleitung im Verlauf der Nachbehandlung können die Patienten selbst aktiv an ihrer gesundheitlichen Besserung teilnehmen.

Der Verzicht auf Nikotin wirkt sich grundsätzlich positiv auf die Entwicklung aus. Allerdings können auch Nichtraucher unter der Erkrankung leiden. In der Nachsorgephase ist es wichtig, dass die betroffenen Personen ausreichend Ruhepausen einlegen. Mit ausreichenden Schlafzeiten in der Nacht fühlen sich die Patienten allmählich besser. Ebenfalls hilfreich ist eine gesunde, vollwertige Ernährungsweise.

In Kombination mit leichten, sportlichen Tätigkeiten steigert sich die Kondition und das Immunsystem wird stärker. Auch ein Absenken des Stresspegels kann die Lebensqualität positiv beeinflussen. Durch gezielte Atemübungen trainieren die Betroffenen ihre Muskulatur, sodass der Körper anschließend mehr Sauerstoff aufnimmt.

Wie wirkungsvoll diese Ansätze sind, hängt von der Ursache der Erkrankung ab und von der Disziplin der Patienten. Eventuell lässt sich die Nachsorge durch homöopathische Hilfe begleiten. Das ist beispielsweise sinnvoll, wenn ein Lungenödem vorliegt. Für andere Fälle eignet sich die Selbstbehandlung jedoch weniger.

Das können Sie selbst tun

Man kann die angeratenen Therapien durch entsprechende Ruhepausen am Tag und ausreichenden Schlaf in der Nacht begleiten. Eine vollwertige Ernährung, ein paar wenig belastende, ausdauernde sportliche Aktivitäten und eine Reduzierung von Stress können die Lebensqualität steigern.

Generell kann die Atemmuskulatur gestärkt und aufgebaut werden. Dazu sind gymnastische Atemübungen anzuraten. Das richtige Atmen kann erlernt werden und ermöglicht eine bessere Sauerstoffaufnahme durch das Blut. Das Rauchen allerdings sollte möglichst reduziert, am besten jedoch ganz eingestellt werden.

Erleichterungen im Umgang mit der Erkrankung sind abhängig in von der Ursache. Bei einem Lungenödem kann mit einem Homöopathen zusammengearbeitet werden. Allerdings sollte bei einem schweren Pleuraerguss von einer Selbstbehandlung abgesehen werden. Ist die Ursache eine Herzinsuffizienz und der Erkrankte leidet unter Atemnot, kann es ratsam sein, für jede Aufgabe genügend Zeit einzuplanen. Ruhepausen sind erforderlich und wichtig. Wird der Sauerstoffmangel durch eine Veränderung an der Wirbelsäule hervorgerufen, kann zusätzlich eine chiropraktische Behandlung Linderung verschaffen. Bei einem Sauerstoffmangel, der einen Tinnitus begleitet, ist es sinnvoll die Durchblutung anzuregen. Ginkgo ist hierbei die Pflanze der Wahl. Sie eignet sich hervorragend, um die Ohrgeräusche zu vermindern und eine höherer Lebensqualität zu erzielen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

Das könnte Sie auch interessieren