Ivermectin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 30. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei dem Ivermectin handelt es sich um ein Heilmittel, das gegen den innerlichen und äußerlichen Befall von Parasiten eingesetzt wird. Es blockiert die Mobilität von Läusen, Würmern oder Zecken und führt auf diese Weise zu deren Tod.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ivermectin?

Zum Einsatz gelangt das Ivermectin bei vielen Arten des parasitären Befalls. Es blockiert die Mobilität von Läusen, Würmern oder Zecken und führt auf diese Weise zu deren Tod.

Als Ivermectin wird ein sogenanntes Antiparasitikum bezeichnet. Ein Heilmittel also, das gegen die parasitäre Ausbreitung bei Menschen und Tieren zum Einsatz kommt.

Grundlegend handelt es sich dabei um ein weißliches bis hellgelbes Pulver, das sich nicht in Wasser lösen lässt, zur besseren Verabreichung aber vornehmlich mit anderen Trägerflüssigkeiten vermischt wird. War das Ivermectin lange Zeit in der Humanmedizin gebräuchlich, so schwindet sein Stellenwert dort mittlerweile. Demgegenüber ist das Präparat in der Veterinärheilkunde nach wie vor weit verbreitet.

Es kommt zur Anwendung, wenn Mensch und Tier äußerlich von Parasiten, Läusen, Zecken und Milben befallen sind. Ebenso können aber auch Würmer im Organismus unschädlich gemacht werden. Das Ivermectin führt zu einem Absterben des unerwünschten Befalls und leitet auf diese Weise den nachfolgenden Genesungsprozess ein.

Pharmakologische Wirkung

Allgemein kann das Ivermectin bei der Verabreichung gut vom menschlichen und tierischen Organismus aufgenommen werden. Bereits kurz nach der Einnahme ist es bereits im Fettgewebe sowie der Leber nachweisbar. Von dort aus ist es in der Lage, die Chloridkanäle der Parasiten zu orten.

Ein solcher Kanal gilt als Transportweg für Ionen und führt seinerseits erst zur Mobilität der wirbellosen Lebewesen. Jene Kanäle werden durch das Ivermectin jedoch in ihrer Funktionalität gehemmt. Es ist keine Ausleitung der Ionen aus dem Lebewesen mehr möglich. Der Fluss wird vielmehr in die Milbe, Zecke oder Laus zurückgeführt, wodurch sich in dem Lebewesen ein Überschuss an Chlorid-Ionen bildet. Eine Entlastung über den Chloridkanal ist aufgrund des blockierenden Ivermectin nicht mehr möglich. Es folgt zunächst eine Lähmung des Parasiten.

Er weist eine Störung der Mobilität auf, kann sich nicht mehr bewegen und seinem Schicksal ebenso wenig entfliehen. Zudem wird er auf den menschlichen Organismus nicht mehr zugreifen und daher weder Blut saugen, noch schädigende Stoffe verbreiten. In diesem Zustand ist er dem Tode geweiht und muss an seiner Lähmung letztlich verenden. Das Ivermectin beseitigt den Befall meist nach einem bis zwei Tagen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zum Einsatz gelangt das Ivermectin bei vielen Arten des parasitären Befalls. Dieser kann sich im Organismus ausbreiten und hier etwa in der Form der Fadenwürmer den Darm besiedeln.

Ebenso sind Hakenwürmer dazu geeignet, einen Zugang zum menschlichen Körper zu finden, indem sie sich in diesem durch die Hautporen einnisten. In derartigen Fällen soll das Ivermectin dazu führen, dass die Würmer einerseits ihren schädigenden Einfluss nicht ausüben können, andererseits aber auch bereits abgelegte Eier keine weiteren Krankheitsbilder auslösen. Handelt es sich demgegenüber um einen Befall auf der Haut, so wird das Ivermectin auf gleiche Weise helfen.

Hier wäre etwa an Läuse, Zecken und Milben zu denken, die das menschliche Blut saugen oder sich in den Haaren ausbreiten. In allen genannten Fällen darf eine Verabreichung des Präparats innerlich sowie äußerlich erfolgen. Die Dosierung richtet sich nicht nach der Stärke des Befalls, sondern nach der körperlichen Konstitution des Patienten.

Er kann das Ivermectin im Abstand weiterer sechs bis 12 Monate zudem zur Vorbeugung einnehmen, um einen weiteren Ausbruch zu vermeiden, der insbesondere aus den abgelegten Eiern der Parasiten herrühren könnte.


Verabreichung & Dosierung

Ivermectin ist ein Medikament, das hauptsächlich zur Behandlung von Parasiteninfektionen wie Krätze und bestimmten Formen von Wurmbefall eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Ivermectin sind einige wichtige Punkte zu beachten, um sowohl die Wirksamkeit zu maximieren als auch mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.

Zunächst sollte die Dosierung von Ivermectin stets von einem Arzt festgelegt werden und basiert in der Regel auf dem Körpergewicht des Patienten. Das Medikament wird oft als Einzeldosis verabreicht, die entweder als Tablette oral eingenommen oder bei bestimmten Erkrankungen als Creme topisch angewendet wird.

Es ist wichtig, dass die Anweisungen zur Einnahme genau befolgt werden. Die orale Form sollte auf nüchternen Magen mit einem Glas Wasser eingenommen werden. Bei der Verwendung von Ivermectin-Creme ist es notwendig, die betroffenen Hautpartien vor der Anwendung sauber und trocken zu halten.

Die Nebenwirkungen von Ivermectin können je nach Individuum variieren und umfassen Symptome wie Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit und in seltenen Fällen auch schwerwiegendere Reaktionen wie Hautausschläge oder Atemprobleme. Bei Auftreten von ungewöhnlichen oder schweren Reaktionen sollte unverzüglich medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Zudem ist es entscheidend, den vollständigen Behandlungsverlauf wie verschrieben zu beenden, auch wenn sich die Symptome verbessern, um einen Rückfall zu verhindern. Generell ist die Selbstmedikation mit Ivermectin ohne ärztliche Anweisung aufgrund möglicher gesundheitlicher Risiken und der spezifischen Anforderungen an die korrekte Dosierung zu vermeiden.

Risiken & Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen des Ivermectin führten dazu, dass das Mittel in der Humanmedizin zuletzt etwas seltener angewendet wurde. Zu nennen sind dabei vorrangig Kopfschmerzen, Übelkeit und Anfälle der Nervosität.

Ebenso kann ein leichtes Fieber auftreten. Wird das Ivermectin direkt auf der Haut verabreicht, dort also als Creme oder Lotion verwendet, kann es zu Rötungen, Juckreiz und Ödemen kommen. Risikopatienten, die bereits über chronische Krankheiten klagen, reagieren zudem nicht selten mit asthmatischen Anfällen.

Entscheidend ist es darüber hinaus, dass auch bei der erfolgreichen Behandlung mit Ivermectin stets eine ärztliche Nachuntersuchung stattfinden sollte, in der zu klären ist, ob die Parasiten umfänglich aus dem Körper ausgeschieden wurden. Ist dem nicht so, kann im Laufe der anschließenden Wochen eine Schwächung des Immunsystems entstehen. Das Ivermectin sollte daher stets unter medizinischer Aufsicht eingesetzt werden.

Kontraindikationen

Ivermectin ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von Parasiteninfektionen, jedoch gibt es bestimmte Situationen und Bedingungen, bei denen die Verwendung dieses Medikaments kontraindiziert ist. Die Kenntnis dieser Kontraindikationen ist entscheidend, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Eine der Hauptkontraindikationen für die Verwendung von Ivermectin ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen das Medikament selbst oder einen seiner Inhaltsstoffe. Personen, die in der Vergangenheit allergische Reaktionen auf Ivermectin gezeigt haben, sollten dieses Medikament meiden.

Schwangere oder stillende Frauen sollten Ivermectin ebenfalls meiden, da nicht ausreichend Daten vorliegen, die die Sicherheit von Ivermectin in diesen speziellen Populationen bestätigen. Insbesondere während der Schwangerschaft könnte die Verabreichung von Ivermectin potenzielle Risiken für den Fötus bergen.

Eine weitere wichtige Kontraindikation ist das Vorhandensein bestimmter parasitärer Infektionen, wie zum Beispiel die Onchozerkose (Flussblindheit), insbesondere bei Personen mit schweren Erkrankungen. Bei diesen Patienten kann Ivermectin eine Reaktion auslösen, die als Mazzotti-Reaktion bekannt ist, und schwere Symptome wie Juckreiz, Hautausschlag und Fieber verursachen.

Kinder, insbesondere solche, die weniger als 15 kg wiegen, sollten Ivermectin nur unter strenger medizinischer Aufsicht verwenden, da die Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments in dieser Gruppe weniger gut dokumentiert ist.

Generell sollte Ivermectin mit Vorsicht bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion eingesetzt werden, da das Medikament in der Leber metabolisiert wird. Eine Anpassung der Dosis oder engmaschige Überwachung kann erforderlich sein, um die Sicherheit dieser Patienten zu gewährleisten.

Bei jeglichem Zweifel oder Fragen zur Verträglichkeit von Ivermectin ist es unerlässlich, einen Arzt oder eine andere medizinische Fachkraft zu konsultieren.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Ivermectin kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit beeinflussen oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Daher ist es wichtig, vor der Einnahme von Ivermectin eine vollständige Medikamentenliste vorzulegen, um mögliche Wechselwirkungen zu prüfen.

Eine bekannte Wechselwirkung besteht mit Warfarin, einem Antikoagulans. Ivermectin kann den Metabolismus von Warfarin beeinflussen und so dessen blutverdünnende Wirkung verstärken, was das Blutungsrisiko erhöhen kann. Ärzte überwachen in solchen Fällen oft engmaschig die Blutgerinnungswerte und passen gegebenenfalls die Warfarin-Dosis an.

Weitere wichtige Interaktionen können mit Medikamenten auftreten, die das zentrale Nervensystem beeinflussen, wie Barbiturate, Benzodiazepine oder Valproinsäure. Diese Substanzen können die Wirkung von Ivermectin verstärken und zu erhöhter Sedierung oder sogar zu Atemdepression führen.

Eine gleichzeitige Verwendung von Ivermectin mit anderen starken CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol oder Erythromycin kann ebenfalls problematisch sein. Diese Medikamente können die Metabolisierung von Ivermectin verlangsamen, was zu erhöhten Plasmakonzentrationen von Ivermectin und potenziell zu mehr Nebenwirkungen führt.

Es ist auch ratsam, die Kombination von Ivermectin mit anderen neurotoxischen Medikamenten zu vermeiden, da dies das Risiko für neurologische Nebenwirkungen erhöhen kann. Dazu zählen beispielsweise Substanzen, die ebenfalls auf das GABAerge System wirken.

Aufgrund dieser möglichen Wechselwirkungen ist es essentiell, dass Patienten alle ihre aktuellen Medikamente mit ihrem Arzt besprechen, bevor sie mit einer Ivermectin-Behandlung beginnen. So können unerwünschte Arzneimittelinteraktionen vermieden und die Behandlungssicherheit erhöht werden.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Ivermectin aufgrund von Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht geeignet ist, stehen je nach Art der parasitären Infektion alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung.

Bei der Behandlung von Krätze, einer häufigen Indikation für Ivermectin, kann Permethrin-Creme als effektive Alternative eingesetzt werden. Permethrin gehört zur Klasse der Pyrethroide und wirkt durch Paralyse der Parasiten. Es wird topisch angewendet und gilt als sehr sicher, auch für Schwangere und Kinder.

Ein weiteres Medikament ist Albendazol, das vor allem bei verschiedenen Wurminfektionen wie Hakenwurm oder Spulwurm verwendet wird. Albendazol stört die Glukoseaufnahme der Würmer, was letztlich zu deren Tod führt. Es wird oral verabreicht und ist eine gängige Alternative bei Personen, die Ivermectin nicht vertragen.

Für die Behandlung von Onchozerkose (Flussblindheit), bei der Ivermectin ebenfalls häufig verwendet wird, kann Doxycyclin eingesetzt werden. Doxycyclin wirkt gegen die bakteriellen Symbionten der Würmer und führt zum Absterben der adulten Würmer. Diese Behandlung ist jedoch langwieriger und erfordert die tägliche Einnahme von Tabletten über mehrere Wochen.

Moxidectin ist eine weitere Option, die ähnliche Wirkmechanismen wie Ivermectin bietet und bei bestimmten Wurminfektionen eingesetzt werden kann. Es ist besonders nützlich bei Ivermectin-resistenten Fällen, da es länger im Körper aktiv bleibt.

Es ist wichtig, dass die Auswahl der alternativen Behandlung in Absprache mit einem medizinischen Fachpersonal erfolgt, um die geeignetste und sicherste Therapie für den individuellen Fall zu gewährleisten.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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