Krebsvorsorge
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Krebserkrankungen haben leider trotz modernster medizinischer Behandlungsmethoden ihren Schrecken noch nicht verloren. Mit einer regelmäßigen Inanspruchnahme der effektiven Methoden der Krebsvorsorge lassen sich die Heilungschancen ganz maßgeblich verbessern.
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Was ist die Krebsvorsorge?
Die Zielstellung der Krebsvorsorge beinhaltet hauptsächlich die frühzeitige Erkennung von Tumoren der verschiedensten Organe. Nicht bei jeder Krebsart muss eine Krebsvorsorge erfolgen. Bei den bösartigen Tumoren mit einer erkannten Metastasenbildung ist eine Krebsvorsorge unter Umständen jedoch lebensrettend und lebensverlängernd.
Die Krebsprophylaxe basiert im deutschen Gesundheitssystem auf einheitlichen Richtlinien, um eine möglichst hohe Qualität der Verfahren zu garantieren. Darüber hinaus ist eine Krebsvorsorge mit den unterschiedlichsten Verfahren ab einem gewissen Lebensalter sogar kostenfrei realisierbar, sodass spezielle Risikogruppen davon profitiert können. Die durchgeführten medizinischen Untersuchungen begünstigen eine Krebsvorsorge bei Frauen und Männern.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Krebsvorsorge reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als die moderne Medizin begann, sich mit der Prävention von Krankheiten zu beschäftigen. Die Entdeckung, dass Krebs früher erkannt besser behandelt werden kann, war ein entscheidender Wendepunkt. In den frühen 1900er Jahren wurde der erste Pap-Test (Papanicolaou-Abstrich) entwickelt, der Gebärmutterhalskrebs frühzeitig erkennen konnte. Dieser Test wurde in den 1940er Jahren standardisiert und gilt als eine der ersten erfolgreichen Methoden der Krebsvorsorge.
In den 1950er Jahren setzte sich die Früherkennung von Brustkrebs durch Selbstuntersuchung und die Einführung von Mammografien durch. Die Mammografie wurde weiterentwickelt und in den 1970er Jahren als Routineuntersuchung in vielen Ländern etabliert. Etwa zur gleichen Zeit wurden Stuhltests zur Früherkennung von Darmkrebs eingeführt, gefolgt von der Koloskopie, die in den 1960er und 1970er Jahren zunehmend zum Standardverfahren wurde.
In den 1980er und 1990er Jahren kamen neue Verfahren hinzu, wie z.B. die Prostatakrebsvorsorge mittels PSA-Test. Die Bedeutung genetischer Tests zur Erkennung von Krebsrisiken, insbesondere für Brust- und Eierstockkrebs (BRCA-Gene), wurde in den 1990er Jahren ebenfalls entdeckt und weiter erforscht. Seitdem hat sich die Krebsvorsorge stetig weiterentwickelt, unterstützt durch technologischen Fortschritt und ein besseres Verständnis von Risikofaktoren und genetischen Prädispositionen.
Einsatz & Indikation
Eine Krebsvorsorge wird in der Regel dann durchgeführt, wenn das Ziel darin besteht, Krebs frühzeitig zu erkennen, bevor Symptome auftreten, da eine frühe Diagnose die Heilungschancen erheblich verbessert. Vorsorgeuntersuchungen richten sich häufig nach Alter, Geschlecht und individuellen Risikofaktoren. Sie sind besonders bei Menschen notwendig, die zu Risikogruppen gehören, wie etwa Personen mit einer familiären Vorbelastung oder einem erhöhten Lebensstilrisiko (z.B. Rauchen oder ungesunde Ernährung).
Für Frauen wird die Krebsvorsorge häufig in Form des Pap-Tests zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs ab dem 20. Lebensjahr und die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Für Männer ist die Prostatakrebsvorsorge ab dem 45. bis 50. Lebensjahr üblich, besonders bei familiärer Vorbelastung.
Die Darmkrebsvorsorge beginnt meist ab dem 50. Lebensjahr, bei der Stuhltests oder Koloskopien eingesetzt werden. Diese Untersuchungen sind besonders wichtig, da Darmkrebs im Frühstadium oft keine Symptome verursacht.
Menschen mit einem erhöhten Krebsrisiko, wie Raucher, sollten früher und häufiger spezielle Untersuchungen wie Lungenkrebs-Screenings in Erwägung ziehen. Insgesamt hängt die Notwendigkeit der Krebsvorsorge von individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht, genetischen Prädispositionen und Lebensstil ab, wobei regelmäßige Untersuchungen die besten Chancen bieten, Krebs frühzeitig zu erkennen.
Vorteile & Nutzen
Die Krebsvorsorge bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden zahlreiche Vorteile, vor allem durch die Möglichkeit, Krebs in einem sehr frühen Stadium zu erkennen, bevor Symptome auftreten. Dies erhöht die Heilungschancen erheblich, da viele Krebsarten im Frühstadium besser behandelbar sind. Durch die frühzeitige Erkennung können weniger invasive und schonendere Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen, was die Lebensqualität der Betroffenen verbessert und schwerwiegende Therapien, wie Chemotherapie oder umfangreiche Operationen, oft vermeidbar macht.
Ein weiterer Vorteil der Krebsvorsorge ist, dass sie präventiv wirkt. Einige Vorsorgeuntersuchungen, wie die Koloskopie, können nicht nur Krebs im Frühstadium erkennen, sondern auch Krebsvorstufen wie Polypen entfernen, bevor sich diese zu einem malignen Tumor entwickeln. Dadurch wird die Entstehung von Krebs aktiv verhindert.
Krebsvorsorgeuntersuchungen können zudem helfen, das Risiko von Rückfällen zu senken, da sie regelmäßige Kontrollen ermöglichen. Im Gegensatz zu Diagnoseverfahren, die erst nach Auftreten von Symptomen durchgeführt werden, kann die Vorsorge den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und langfristig die Überlebensrate erhöhen. Zudem reduziert sie oft die Kosten für aufwendige Behandlungen im fortgeschrittenen Stadium, da frühzeitige Eingriffe in der Regel weniger komplex und kostspielig sind.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Krebsvorsorge bezieht sich ausschließlich auf die Tumorerkrankungen, welche im Dickdarm, der Haut oder in der Brust entstehen können. Einige Verfahren gewährleisten zudem eine Krebsprophylaxe in Bezug auf Lungenkarzinome.
Die einzelnen medizinisch-technischen Verfahren zur Vorsorge umfassen die Darmspiegelung oder Koloskopie und die Mammografie. Das Brustscreening ist bei Frauen eine bewährte Methode, um Brustkrebs so frühzeitig wie möglich festzustellen. Nicht nur die technischen, bildgebenden Verfahren, sondern auch labortechnische und klinische Untersuchungen sind bei einer Krebsvorsorge sinnvoll.
Klare Hinweise bieten bei der Krebsprophylaxe von Dickdarmkrebs die Labortests von Stuhl auf das Vorhandensein von okkultem Blut. Auch die Palpationen (Abtastungen) im Dickdarm bei der Krebsvorsorge beim Kolonkarzinom sind signifikant. Des Weiteren ist die Aussagefähigkeit von Tastverfahren durch einen Urologen in Bezug auf einen Verdacht auf Prostatakrebs innerhalb der Vorsorgemaßnahmen äußerst bedeutsam.
Die Krebsvorsorge bei Frauen wird außerdem auf die vom Gynäkologen durchgeführten Abstriche der Gebärmutterschleimhaut erweitert. Diese Krebsprophylaxe umfasst eine ergänzende Abtastung der äußeren und inneren weiblichen Geschlechtsorgane, um einen Krebs des Muttermundes, der Eierstöcke oder der Gebärmutter zeitig diagnostizieren zu können. In einem Abstrichpräparat lassen sich unter dem Mikroskop spezielle Zellverbände oder einzelne Zellen erkennen, welche für ein Tumorwachstum charakteristisch sind. Die Krebsvorsorge bezieht sich somit auf die Haut, die Prostata und die weiblichen Geschlechtsorgane, die Brüste und den Darm.
Das Mammografie-Screening wird schon von vielen Frauen wahrgenommen, welche in der ab 50-Risikogruppe aufgenommen sind und kann eine Darstellung von Brustkrebs erzielen. Diese Vorgehensweise wird durch spezifischere Ultraschallaufnahmen und eine weiterführende Gewebebiopsie der Brust als Vorsorgetherapie differentialdiagnostisch erweitert. Die Mammografie ist ein relativ effizientes und fast schmerzloses Verfahren, bei dem die Brust auf ein bestimmtes Volumen zusammengedrückt und durchleuchtet wird.
Bei der Mammografie handelt es sich um ein radiologisches Verfahren. Sie wird nicht nur bei Frauen als Krebsvorsorge eingeräumt. Auch Männer können mit einer Untersuchung durch die Mammografie behandelt werden. Weiterführende Technologien sind die sogenannte Tomosynthese und die Mammografie auf der Basis des Magnetresonanzprinzips.
Bei einer Darmspiegelung trägt einer Weiterentwicklung der üblichen Verfahrensweise dazu bei, dass noch eindeutigere Hinweise auf Darmkrebs erfasst werden können und die Belastung der Risikogruppen bei dieser Krebsvorsorge nicht mehr so hoch ist. Durch das Einführen eines Endoskops in den Dickdarm können unmittelbar vorhandene Geschwulstbildungen bei der Krebsvorsorge erkannt werden. Schon auffällige Zellstrukturen wie die häufig krebsauslösenden Dickdarmpolypen, können bei einer Darmspiegelung visuell festgestellt werden.
Durchführung & Ablauf
Der Ablauf einer Krebsvorsorge hängt von der Krebsart ab, auf die sich die Untersuchung bezieht. In der Regel beginnt die Vorsorgeuntersuchung mit einem Gespräch zwischen Arzt und Patient, bei dem individuelle Risikofaktoren wie Alter, familiäre Krankheitsgeschichte und Lebensgewohnheiten erörtert werden. Auf dieser Basis wird die geeignete Untersuchung festgelegt.
Für die Gebärmutterhalskrebsvorsorge bei Frauen wird der Pap-Test durchgeführt. Dabei wird eine Zellprobe vom Gebärmutterhals entnommen und auf Zellveränderungen untersucht. Der Test wird schnell und schmerzlos in einer gynäkologischen Praxis durchgeführt.
Die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs ist eine Röntgenuntersuchung der Brust, bei der die Brüste zwischen zwei Platten gedrückt werden, um detaillierte Aufnahmen zu erstellen. Diese Untersuchung erfolgt meist im Rahmen eines Vorsorgeprogramms ab dem 50. Lebensjahr.
Bei der Darmkrebsvorsorge wird entweder ein Stuhltest durchgeführt, der auf okkultes Blut im Stuhl prüft, oder eine Koloskopie. Bei der Koloskopie wird der Dickdarm mit einem Endoskop untersucht, und dabei können Polypen entfernt oder Gewebeproben entnommen werden.
Die Prostatakrebsvorsorge bei Männern besteht meist aus einer Tastuntersuchung der Prostata durch den Enddarm sowie einem PSA-Bluttest, der den Gehalt des prostataspezifischen Antigens im Blut misst.
Je nach Krebsart und Untersuchung können zusätzliche Methoden wie Ultraschall, Bluttests oder bildgebende Verfahren wie CT oder MRT eingesetzt werden, um eine genaue Beurteilung des Gesundheitszustands zu ermöglichen.
Risiken & Gefahren
Alle bei der Krebsvorsorge angewendeten Eingriffe und Technologien sind zuvor in jahrelangen Tests auf ihre Nebenwirkungen und Risiken hin geprüft worden. Bei allen Verfahren können sich die Risikopatientinnen und -patienten auf eine gute Verträglichkeit und eine entsprechende Sicherheit verlassen.
Nach einer Gegenüberstellung von Nutzen und Risiken können trotz einzelner unangenehmer Vorbereitungen (wie bei der Darmspiegelung) die Untersuchungen der Krebsvorsorge mit ruhigem Gewissen in Anspruch genommen werden. Bei den hohen Chancen einer Früherkennung von Krebs nehmen die Untersuchungswilligen bestehende Unannehmlichkeiten gern in Kauf.
Darüber hinaus sind fast alle Techniken zur Krebsvorsorge schmerzfrei. Als problematisch erweisen sich lediglich die psychischen Belastungen, die jeder Mensch im Rahmen einer Krebsvorsorge individuell anders erträgt oder wahrnimmt.
Alternativen
Wenn eine standardmäßige Krebsvorsorge nicht möglich ist oder alternative Verfahren erwünscht sind, gibt es verschiedene Ansätze, die ergänzend oder als Ersatz verwendet werden können. Diese Alternativen richten sich oft nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten, etwa bei bestehenden Vorerkrankungen, Unverträglichkeiten oder Vorbehalten gegenüber invasiven Verfahren.
Nicht-invasive bildgebende Verfahren wie der Ultraschall, die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Computertomographie (CT) können anstelle bestimmter Vorsorgeuntersuchungen eingesetzt werden. Diese Methoden eignen sich insbesondere für Patienten, die keine Koloskopie oder Mammografie durchführen lassen können oder wollen, da sie weniger belastend sind.
Flüssigbiopsien stellen eine weitere aufstrebende Alternative dar. Hierbei werden im Blut zirkulierende Tumor-DNA oder andere Biomarker analysiert, um Hinweise auf Krebs zu finden. Diese Methode ist besonders nützlich für die Früherkennung bestimmter Krebsarten wie Lungen- oder Darmkrebs und erfordert lediglich eine Blutprobe.
Bei der Genetischen Testung können Patienten mit einem erhöhten erblichen Krebsrisiko auf Mutationen in Genen wie BRCA1 oder BRCA2 untersucht werden. Diese Tests geben Aufschluss über das Krebsrisiko, insbesondere bei Brust- und Eierstockkrebs.
Präventive Ansätze wie eine gesunde Lebensweise, regelmäßige körperliche Aktivität, Nichtrauchen und eine ausgewogene Ernährung können das Risiko für viele Krebsarten ebenfalls deutlich senken. Für manche Patienten kann es sinnvoll sein, ihren Lebensstil gezielt anzupassen, um das Krebsrisiko zu minimieren, wenn sie keine spezifischen Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen können.
Quellen
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
- Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009
- Seeber, S.: Therapiekonzepte Onkologie. Springer, Berlin 2007