Lincomycin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Lincomycin ist ein Antibiotikum, das in Deutschland lediglich zum Einsatz in der Veterinärmedizin zugelassen ist. Es ist vor allem gegen grampositive Bakterien wirksam. In den USA und in Kanada ist es auch für die Behandlung von Menschen zugelassen.
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Was ist Lincomycin?
Lincomycin (chemische Summenformel: C18H34N2O6S) ist ein zur Klasse der Antibiotika zählender Arzneistoff. In Deutschland ist Lincomycin lediglich in der Veterinärmedizin zugelassen. In den USA hingegen wird der Stoff auch beim Menschen angewendet.
Lincomycin zählt zu den Lincosamiden, die alle antibiotisch wirksam sind. Die molare Masse des Stoffes beträgt 406,54 g/mol. Gewonnen wird der Arzneistoff durch Isolierung aus dem Bakterium Streptomyces lincolnensis.
Chemisch betrachtet setzt Lincomycin sich aus Propylprolin und dem Aminozucker Methylthiolincosamid, die über eine Amidbindung verbunden sind, zusammen. Arzneilich wird im Normalfall Lincomycinhydrochlorid Monohydrat verwendet. Lincomycin ist vor allem gegen grampositive Bakterien wirksam.
Lincomycin liegt in Form eines weißen bis gebrochen weißen kristallinen Pulvers vor und riecht nur schwach. In Wasser ist der Arzneistoff löslich. Insgesamt ist der Stoff leicht basisch. Die Injektionslösung ist farblos bis schwach gelb. Der Schmelzpunkt des Hydrochlorid-Monohydrats liegt bei etwa 145 bis 147 Grad Celsius. Der des Monohydrochlorids bei etwa 155 bis 157 Grad Celsius.
Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe
Das Wirkspektrum und die Wirkweise gleichen der von Clindamycin, das in Deutschland auch für den Einsatz bei Menschen zugelassen ist. Es ist jedoch weniger potent.
Die Wirkung des Lincomycins beruht, wie bei den Makroliden, auf einer Hemmung der Proteinbiosynthese durch Bindung an die 50-S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen.
Grampositive Erreger sind besonders empfindlich gegenüber Lincomycin. Aus diesem Grund ist der Stoff zum Beispiel gut gegen Streptokokken und Staphylokokken wirksam. Je nach Dosierung und Empfindlichkeit des Erregers ist die Wirkung des Stoffes entweder bakteriostatisch oder bakterizid.
Der Wirkstoff reichert sich in den Makrophagen, den "Fresszellen" des Immunsystems an und wird mit diesen zum Ort der Wirkung befördert. Die Metabolisierung des Lincomycins erfolgt ausschließlich in der Leber. Ausgeschieden wird der Stoff über den Kot.
Im Liquor wird keine ausreichende Konzentration erreicht, um eine Wirkung zu entfalten.
Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung
Bei Betrachtung der medizinischen Verwendung fällt zunächst auf, dass Lincomycin in Deutschland nicht zum Einsatz am Menschen zugelassen ist. Humanmedizinisch findet in Deutschland also keine Verwendung des Stoffes statt. In den USA hingegen wird Lincomycin auch in der Humanmedizin verwendet.
Es lässt sich feststellen, dass der Stoff das gleiche Wirkspektrum wie die Makrolide und der ebenfalls zur Gruppe der Lincosamide zählende Stoff Clindamycin abdeckt, jedoch weniger potent ist als Clindamycin und weniger verträglich als die Vertreter der Makrolide.
In der Veterinärmedizin wird Lincomycin gegen alle dem Wirkstoff gegenüber empfindlichen Bakterien eingesetzt. Generell findet der Einsatz bei diversen bakteriellen Infektionen von Haus- und Nutztieren statt, wobei die Wirksamkeit bei Atemwegsinfektionen am besten ist. In der tierärztlichen Praxis ist Lincomycin ein häufig verordnetes Antibiotikum.
Verabreichung & Dosierung
Lincomycin ist ein Antibiotikum, das zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionen verwendet wird, insbesondere wenn diese durch grampositive Erreger wie Staphylokokken und Streptokokken verursacht werden. Bei der Verabreichung und Dosierung von Lincomycin sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten:
Verabreichungsformen: Lincomycin ist sowohl in oraler Form (Tabletten und flüssige Suspension) als auch als Injektionslösung verfügbar. Die Wahl der Form hängt von der Schwere der Infektion, der Absorptionsrate und dem Zustand des Patienten ab.
Dosierung: Die Dosierung von Lincomycin muss individuell angepasst werden. Für Erwachsene beträgt die übliche orale Dosis 500 mg alle 6 bis 8 Stunden, während die parenterale Dosis typischerweise 600 mg alle 8 bis 12 Stunden beträgt. Bei schweren Infektionen kann die Dosis erhöht werden.
Behandlungsdauer: Die Dauer der Lincomycin-Behandlung hängt von der Art und Schwere der Infektion ab, sollte jedoch mindestens 10 Tage betragen, um die vollständige Eradikation der bakteriellen Erreger sicherzustellen.
Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen: Lincomycin kann Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und seltener schwere Darmentzündungen (antibiotikaassoziierte Kolitis) verursachen. Patienten sollten über diese Risiken informiert werden und bei Anzeichen einer Kolitis sofort medizinische Hilfe suchen.
Überwachung: Während der Behandlung mit Lincomycin sollten die Patienten auf Anzeichen einer allergischen Reaktion sowie auf Verbesserungen oder Verschlechterungen ihres Zustands überwacht werden.
Interaktionen mit anderen Medikamenten: Lincomycin kann mit anderen Medikamenten interagieren, insbesondere mit solchen, die ebenfalls die Darmflora beeinflussen oder die Leber belasten. Patienten sollten ihren Arzt über alle anderen Medikamente informieren, die sie einnehmen.
Die genaue Befolgung der Dosierungsanweisungen und die regelmäßige Überprüfung durch medizinisches Fachpersonal sind entscheidend, um die Wirksamkeit von Lincomycin zu maximieren und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
Risiken & Nebenwirkungen
Von großer Bedeutung ist die Applikationsart des Lincomycins. Bei Pflanzenfressern darf es nicht peroral verabreicht werden, da dies zu tödlichen Nebenwirkungen führen kann. Pferde, Wiederkäuer, Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster können Lincomycin aus diesem Grund nur parenteral appliziert bekommen. Erfolgt bei diesen Tieren eine perorale Gabe, kann es zu tödlichen Entzündung des Dickdarms durch gegen Lincomycin resistente Clostridien kommen.
Wird Lincomycin intramuskulär appliziert, kann es zu einer schmerzhaften Schwellung an der Injektionsstelle kommen. Bei der intravenösen Gabe ist zu beachten, dass diese, wenn sie zu schnell durchgeführt wird, eine Thrombophlebitis, einen Blutdruckabfall und einen Herzstillstand auslösen kann.
Bei peroraler Applikation kann es zu einer Magen-Darm-Entzündung mit Erbrechen und blutigem Durchfall kommen.
Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff darf dieser nicht verabreicht werden.
In Deutschland ist Lincomycin nicht zur Behandlung von Menschen zugelassen.
Kontraindikationen
Lincomycin, ein Antibiotikum aus der Klasse der Lincosamide, wird zur Behandlung von Infektionen durch grampositive Bakterien verwendet. Es gibt jedoch spezifische Situationen und Zustände, bei denen die Verwendung von Lincomycin kontraindiziert ist. Zu den wichtigsten Kontraindikationen gehören:
Allergie gegen Lincomycin oder Clindamycin: Patienten, die allergische Reaktionen auf Lincomycin oder Clindamycin (ein verwandtes Antibiotikum) gezeigt haben, sollten dieses Medikament nicht verwenden. Zu den Symptomen einer Allergie können Hautausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden und schwere allergische Reaktionen wie Anaphylaxie gehören.
Schwere Lebererkrankungen: Da Lincomycin in der Leber metabolisiert und ausgeschieden wird, sollten Patienten mit schweren Lebererkrankungen dieses Medikament mit Vorsicht verwenden oder ganz meiden, um eine zusätzliche Belastung der Leberfunktion zu vermeiden.
Schwere Nierenerkrankungen: Ähnlich wie bei Lebererkrankungen kann die Anwendung von Lincomycin bei Patienten mit schweren Nierenerkrankungen problematisch sein, da die Ausscheidung des Medikaments beeinträchtigt sein könnte.
Colitis ulcerosa oder Enteritis: Patienten, die an entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder einer anderen Form von schwerer Enteritis leiden, sollten Lincomycin meiden, da es das Risiko einer pseudomembranösen Kolitis erhöhen kann. Dies ist eine schwere Entzündung des Dickdarms, die durch Antibiotika verursacht werden kann.
Schwangerschaft und Stillzeit: Während die Auswirkungen von Lincomycin auf Schwangere nicht vollständig geklärt sind, sollte es nur verwendet werden, wenn der Nutzen das potenzielle Risiko für den Fötus überwiegt. Bei stillenden Müttern ist Vorsicht geboten, da das Antibiotikum in die Muttermilch übergehen kann.
Patienten, die Lincomycin verschrieben bekommen, sollten ihren Arzt über alle bestehenden Gesundheitsprobleme, Allergien und aktuell eingenommenen Medikamente informieren, um potenzielle Kontraindikationen zu identifizieren und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Lincomycin kann mit verschiedenen anderen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit beeinflussen oder das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen kann. Wichtige Interaktionen, die beachtet werden sollten, umfassen:
Neuromuskulär blockierende Mittel: Lincomycin kann die Wirkung von neuromuskulär blockierenden Mitteln wie Succinylcholin verstärken. Dies ist besonders wichtig bei Patienten, die sich einer Operation unterziehen, da eine verstärkte Blockade zu einer verlängerten Atemlähmung führen kann.
Andere Antibiotika: Die gleichzeitige Anwendung von Lincomycin mit anderen bakteriostatischen Antibiotika (wie Erythromycin oder Chloramphenicol) kann zu einer gegenseitigen Wirkungsabschwächung führen. Es ist ratsam, die Kombination dieser Medikamente zu vermeiden, es sei denn, es gibt spezifische klinische Gründe dafür.
Orale Kontrazeptiva: Lincomycin kann die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva verringern. Frauen, die Lincomycin einnehmen und orale Kontrazeptiva zur Schwangerschaftsverhütung verwenden, sollten zusätzliche Verhütungsmethoden in Betracht ziehen.
Kaolin-Pektin und Antazida: Die Absorption von Lincomycin kann durch gleichzeitige Einnahme von Produkten, die Kaolin-Pektin oder Antazida enthalten, verringert werden. Es wird empfohlen, einen zeitlichen Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme dieser Produkte und Lincomycin zu lassen.
Methotrexat: Lincomycin kann die renale Ausscheidung von Methotrexat hemmen, was zu einer Erhöhung der Methotrexat-Konzentrationen im Blut und potenziell zu erhöhter Toxizität führen kann.
Patienten, die Lincomycin verschrieben bekommen, sollten ihren Arzt über alle anderen Medikamente informieren, die sie einnehmen, um mögliche schädliche Interaktionen zu vermeiden. Ebenso sollten sie auf ungewöhnliche Symptome oder Nebenwirkungen achten, die auftreten können, wenn Lincomycin zusammen mit anderen Medikamenten verwendet wird. Eine sorgfältige Überwachung durch den Arzt kann dazu beitragen, das Risiko dieser Interaktionen zu minimieren.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Lincomycin aufgrund von Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht geeignet ist, stehen verschiedene alternative Antibiotika und Behandlungsmethoden zur Verfügung, um grampositive bakterielle Infektionen zu behandeln. Diese Alternativen bieten oft ähnliche Wirksamkeit und können je nach spezifischer Infektion und Patientenprofil angepasst werden:
Clindamycin: Trotz seiner chemischen Ähnlichkeit mit Lincomycin, kann Clindamycin für einige Patienten, die Lincomycin nicht vertragen, eine Alternative sein. Es hat ein breiteres antibakterielles Spektrum und ist besonders wirksam gegen anaerobe Bakterien.
Penicilline: Eine breite Palette von Penicillin-Antibiotika, einschließlich Amoxicillin und Penicillin G, kann verwendet werden, insbesondere bei Infektionen durch empfindliche Staphylokokken- und Streptokokkenstämme. Diese Medikamente sind oft die erste Wahl, es sei denn, der Patient hat eine bekannte Allergie gegen Penicillin.
Cephalosporine: Diese Klasse von Antibiotika bietet viele Optionen wie Cefazolin oder Ceftriaxon, die besonders effektiv gegen eine Vielzahl von grampositiven Organismen sind und gut vertragen werden.
Vancomycin: Für schwerere oder resistente Infektionen, besonders bei MRSA (methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), ist Vancomycin eine wirksame Alternative. Es wird auch häufig als Ersatz bei Patienten mit schweren Allergien gegen Beta-Laktam-Antibiotika eingesetzt.
Makrolide: Erythromycin und Azithromycin sind weitere Alternativen, die bei Patienten, die Lincomycin nicht vertragen, eingesetzt werden können. Sie sind besonders nützlich bei Atemwegsinfektionen und von Streptokokken verursachten Hautinfektionen.
Es ist wichtig, dass die Auswahl eines alternativen Antibiotikums auf der Grundlage der spezifischen Erreger, der lokalen Resistenzmuster und der individuellen Patientenverträglichkeit erfolgt. Ärzte sollten bei der Verschreibung dieser Alternativen auch mögliche Kreuzallergien und spezifische Nebenwirkungsprofile berücksichtigen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor