S-Adenosylmethionin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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S-Adenosylmethionin ist ein stoffwechselaktives Produkt der essentiellen schwefelhaltigen Aminosäure Methionin. Es dient im menschlichen Körper als bedeutender Methylgruppen-Donator und ist dabei etwa an der Synthese von Adrenalin und Acetylcholin, aber auch an verschiedenen Entgiftungsreaktionen beteiligt.
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Was ist S-Adenosylmethionin?
S-Adenosylmethionin, kurz SAM oder AdoMet genannt, wurde erstmals 1952 von dem Italiener Giulio Cantoni entdeckte und beschrieben. Lebende Zellen können das aktive Schlüsselprodukt selber herstellen, wobei beim Menschen die Produktion und die Weiterverarbeitung vornehmlich in der Leber stattfinden. Insgesamt sind mehr als 40 Stoffwechselreaktionen bekannt, an denen SAM beteiligt ist.
Bei all diesen Reaktionen wird die Methylgruppe von S-Adenosylmethionin auf andere Substanzen übertragen. Diese Nukleinsäuren, Proteine und Lipide wiederum ändern dadurch ihre chemischen Eigenschaften, etwa die Wasserlöslichkeit. Um S-Adenosylmethionin produzieren zu können, benötigt der Körper Folsäure und VitaminB12 in ausreichender Menge.
Pharmakologische Wirkung
Die Zellen bilden SAM mithilfe des Enzyms Methionin-Adenosyl-Transferase aus der Aminosäure Methionin und dem Nukleotid ATP. Die hochreaktive Methylgruppe von S-Adenosylmethionin kann nun mittels enzymatischer Reaktionen auf verschiedenste Stoffwechselprodukte übertragen werden.
So spielt S-Adenosylmethionin eine entscheidende Rolle bei der Bildung zahlreicher Neurotransmitter und Hormone. Aber auch für die Synthese von Lecithinen, die ein entscheidender Bestandteil aller Zellmembranen sind, ist die Übertragung der Methylgruppe von SAM nötig. Ebenso hilft der Wirkstoff den Zellen dabei, bestimmte Bereiche des Erbgutes zu inaktivieren, indem seine Methylgruppe auf die DNA übertragen wird. Auch das energiereiche Kreatin der Muskulatur wird mithilfe der Methylgruppen-Übertragung von S-Adenosylmethionin gebildet.
Auf der anderen Seite inaktiviert ein von SAM abhängiges Enzym das Gewebehormon Histamin, das unter anderem bei allergischen Reaktionen eine entscheidende Rolle spielt. SAM fördert außerdem die Bildung von körpereigenem Glutathion. Dieses Antioxidans schützt die Zellen vor unterschiedlichen Schadstoffen. Zahlreiche giftige Substanzen werden außerdem für den Körper unschädlich gemacht, indem die Methylgruppe des S-Adenosylmethionin direkt auf sie übertragen wird.
Hierdurch werden die zuvor lipophilen Giftstoffe wasserlöslich und können leicht mit dem Harn oder dem Stuhl ausgeschieden werden. Gibt der Wirkstoff S-Adenosylmethionin seine Methylgruppe ab, so wird er selbst in S-Adenosylhomocystein, und in der Folge zu Adenosin und Homocystein umgewandelt. Anschließend kann das Homocystein in einer weiteren Reaktion wieder zu Methionin oder zur Aminosäure Cystein verändert werden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Zwar können gesunde Menschen aus der schwefelhaltigen Aminosäure Methionin selber SAM in ausreichender Menge herstellen. Doch gibt es Krankheiten, bei denen diese körpereigene Produktion gestört zu sein scheint: Bei Alzheimer lässt sich beispielsweise oft eine vergleichsweise niedrige körpereigene Menge an S-Adenosylmethionin festgestellt.
Die Einnahme des Medikaments soll diesen Mangel ausgleichen. Bei der Behandlung von Depressionen erhöht der Wirkstoff unter anderem den Serumspiegel von Serotonin und Dopamin. Aber auch bei verschiedenen Lebererkrankungen kommt SAM zum Einsatz, da es die Entgiftung verbessert.
Arthritis-Patienten schätzen vor allem die schmerzlindernde Wirkung des Medikaments. S-Adenosylmethionin ist außerdem als Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform in vielen Ländern zugelassen. Da im Alter die körpereigene Produktion des Wirkstoffs abnimmt, soll das oral eingenommene SAM einen möglichen Mangel ausgleichen. Eine gleichzeitige Einnahme von Vitamin B12, Vitamin B6 und Folsäure ist empfehlenswert.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von S-Adenosylmethionin (SAMe) gibt es mehrere wichtige Aspekte zu beachten, um eine sichere und effektive Anwendung zu gewährleisten. SAMe ist ein Nahrungsergänzungsmittel, das für verschiedene gesundheitliche Zustände wie Depressionen, Osteoarthritis und Lebererkrankungen verwendet wird.
Die Dosierung von SAMe variiert je nach der behandelten Erkrankung. Bei Depressionen wird typischerweise eine Dosierung von 400-1600 mg pro Tag empfohlen, aufgeteilt in zwei bis drei Dosen. Für die Behandlung von Osteoarthritis liegt die übliche Dosis bei 600-1200 mg täglich, ebenfalls aufgeteilt. Bei Lebererkrankungen kann die Dosierung variieren, oft beginnend bei 800 mg pro Tag, abhängig von der Schwere der Erkrankung und der Reaktion des Patienten.
Es ist wichtig, SAMe auf nüchternen Magen einzunehmen, um die Aufnahme zu maximieren. Die Einnahme sollte mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit erfolgen. SAMe sollte nicht vor dem Schlafengehen eingenommen werden, da es anregend wirken kann und Schlafstörungen verursachen könnte.
Personen mit bipolaren Störungen sollten SAMe nur unter strenger ärztlicher Aufsicht verwenden, da es das Risiko einer Manie erhöhen kann. Schwangere und stillende Frauen sollten SAMe ebenfalls nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen.
Zu den möglichen Nebenwirkungen von SAMe gehören Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und leichte Schlaflosigkeit. In seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Es ist wichtig, die Einnahme von SAMe mit einem Arzt zu besprechen, insbesondere wenn andere Medikamente eingenommen werden, da Wechselwirkungen auftreten können. Regelmäßige Überwachung und Anpassung der Dosierung sind erforderlich, um optimale Ergebnisse zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren.
Risiken & Nebenwirkungen
Im Allgemeinen wird S-Adenosylmethionin gut vertragen. Menschen mit bipolaren Störungen können allerdings durch die Einnahme des Medikaments manische Symptome ausbilden. Dies kann auch bei Patienten auftreten, bei denen vorher keine bipolare Störung bekannt war.
Vor allem kognitive Funktionsstörungen können dann auch nach Absetzten des Medikamentes bestehen bleiben. Andere Nebenwirkungen, die vor allem bei einer hohen Dosierung auftreten können, sind Magenbeschwerden, Blähungen, Durchfall und Kopfschmerzen. Auch von einer erhöhten Ängstlichkeit und allergischen Reaktionen wird berichtet. Um mögliche Schlafstörungen zu vermeiden, empfiehlt sich die Einnahme am Morgen.
Wie sich eine langzeitliche Einnahme des Medikaments auswirkt, ist bisher noch nicht bekannt. SAM sollte nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten, die das Serotoninsystem beeinflussen, eingenommen werden. Denn sonst kann sich ein serotonerges Syndrom entwickeln. Im Wechselspiel mit Antidepressiva können sich die Nebenwirkungen ebenfalls verstärken.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von S-Adenosylmethionin (SAMe) betreffen vor allem Personen mit bestimmten gesundheitlichen Bedingungen und solche, die bestimmte Medikamente einnehmen. Eine der Hauptkontraindikationen betrifft Menschen mit bipolaren Störungen. Bei diesen Patienten kann SAMe manische Episoden auslösen oder verschlimmern, weshalb eine Anwendung nur unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte.
Schwangere und stillende Frauen sollten SAMe nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt verwenden, da die Sicherheit während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht ausreichend untersucht ist. Personen mit einer Vorgeschichte von Allergien oder Überempfindlichkeit gegen SAMe sollten ebenfalls auf die Einnahme verzichten.
Patienten, die bestimmte Medikamente einnehmen, sollten ebenfalls vorsichtig sein. SAMe kann Wechselwirkungen mit Antidepressiva, insbesondere selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) und Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern), haben. Diese Kombination kann das Risiko eines Serotonin-Syndroms erhöhen, einer potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung, die durch einen Überschuss an Serotonin im Gehirn verursacht wird.
Menschen mit Parkinson-Krankheit sollten SAMe vermeiden, da es die Symptome verschlimmern kann. Ebenso sollten Personen mit Diabetes vorsichtig sein, da SAMe den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann.
Lebererkrankungen können ebenfalls eine Kontraindikation darstellen, insbesondere bei schwerer Leberinsuffizienz. Obwohl SAMe manchmal zur Behandlung bestimmter Lebererkrankungen verwendet wird, sollte dies nur unter ärztlicher Überwachung erfolgen.
Zusammengefasst sollten Personen mit bipolaren Störungen, Schwangere, Stillende, Menschen mit Allergien gegen SAMe, solche, die bestimmte Antidepressiva einnehmen, und Patienten mit Parkinson oder schwerer Leberinsuffizienz die Einnahme von SAMe vermeiden oder nur unter strenger ärztlicher Aufsicht verwenden.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bei der Verwendung von S-Adenosylmethionin (SAMe) können mehrere Interaktionen mit anderen Medikamenten auftreten, die zu verstärkten Nebenwirkungen oder verminderter Wirksamkeit führen können. Eine der wichtigsten Interaktionen besteht mit Antidepressiva, insbesondere selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) und Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern). Die Kombination von SAMe mit diesen Medikamenten kann das Risiko eines Serotonin-Syndroms erhöhen, einer potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung, die durch einen Überschuss an Serotonin im Gehirn verursacht wird. Symptome des Serotonin-Syndroms umfassen Verwirrung, Agitation, schneller Herzschlag, erhöhter Blutdruck und Muskelkrämpfe.
SAMe kann auch mit Levodopa, einem Medikament zur Behandlung der Parkinson-Krankheit, interagieren. Es wird vermutet, dass SAMe die Wirksamkeit von Levodopa verringern kann, was zu einer Verschlechterung der Parkinson-Symptome führen könnte.
Bei der Einnahme von Diabetesmedikamenten sollte ebenfalls Vorsicht walten, da SAMe den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann. Dies kann die Kontrolle des Blutzuckerspiegels erschweren und erfordert möglicherweise eine Anpassung der Diabetesmedikamente.
Cholinergische Medikamente, die bei Erkrankungen wie Alzheimer eingesetzt werden, können durch SAMe ebenfalls beeinflusst werden. Da SAMe die Acetylcholinproduktion im Gehirn erhöhen kann, besteht das Potenzial für verstärkte cholinerge Wirkungen und Nebenwirkungen.
Menschen, die blutverdünnende Medikamente wie Warfarin einnehmen, sollten SAMe ebenfalls mit Vorsicht verwenden. Es gibt Hinweise darauf, dass SAMe die Blutgerinnung beeinflussen kann, was das Risiko von Blutungen oder Blutgerinnseln erhöhen könnte.
Es ist wichtig, dass Patienten ihren Arzt über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel informieren, die sie einnehmen, bevor sie SAMe verwenden. Eine enge Überwachung durch einen Arzt kann helfen, mögliche Interaktionen zu vermeiden und die Behandlung sicher und effektiv zu gestalten.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn S-Adenosylmethionin (SAMe) nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, abhängig von der zu behandelnden Erkrankung.
Bei Depressionen:
St. Johanniskraut (Hypericum perforatum): Ein pflanzliches Antidepressivum, das häufig bei leichten bis mittelschweren Depressionen verwendet wird. Es wirkt durch die Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin.
Omega-3-Fettsäuren: Diese essentiellen Fettsäuren, die in Fischöl vorkommen, haben entzündungshemmende Eigenschaften und können helfen, die Stimmung zu stabilisieren und depressive Symptome zu lindern.
5-HTP (5-Hydroxytryptophan): Eine Vorstufe von Serotonin, die zur Unterstützung der Serotoninproduktion im Gehirn beitragen kann und zur Behandlung von Depressionen verwendet wird.
Bei Osteoarthritis:
Glucosamin und Chondroitin: Diese Nahrungsergänzungsmittel werden häufig zur Linderung von Gelenkschmerzen und zur Unterstützung der Gelenkgesundheit eingesetzt. Sie können helfen, den Knorpelabbau zu verlangsamen und die Beweglichkeit zu verbessern.
Curcumin: Der aktive Bestandteil von Kurkuma hat entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften und kann bei der Behandlung von Osteoarthritis hilfreich sein.
Physiotherapie: Regelmäßige Übungen und physiotherapeutische Behandlungen können die Gelenkfunktion verbessern und Schmerzen reduzieren.
Bei Lebererkrankungen:
Mariendistel (Silybum marianum): Ein pflanzlicher Wirkstoff, der antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt und die Lebergesundheit unterstützen kann.
N-Acetylcystein (NAC): Ein Antioxidans und Vorstufe von Glutathion, das zur Unterstützung der Entgiftungsprozesse der Leber beitragen kann.
Allgemeine Alternativen:
Akupunktur: Diese traditionelle chinesische Medizinpraxis kann zur Schmerzlinderung und zur Behandlung von verschiedenen gesundheitlichen Zuständen eingesetzt werden.
Mind-Body-Techniken: Methoden wie Meditation, Yoga und Tai Chi können helfen, Stress zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Die Wahl der geeigneten Alternative sollte in Absprache mit einem Arzt erfolgen, um sicherzustellen, dass sie den individuellen gesundheitlichen Bedürfnissen und Bedingungen entspricht.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor