S-Adenosylmethionin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe S-Adenosylmethionin

S-Adenosylmethionin ist ein stoffwechselaktives Produkt der essentiellen schwefelhaltigen Aminosäure Methionin. Es dient im menschlichen Körper als bedeutender Methylgruppen-Donator und ist dabei etwa an der Synthese von Adrenalin und Acetylcholin, aber auch an verschiedenen Entgiftungsreaktionen beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist S-Adenosylmethionin?

S-Adenosylmethionin wird beispielsweise in der Alzheimer Therapie angewendet.

S-Adenosylmethionin, kurz SAM oder AdoMet genannt, wurde erstmals 1952 von dem Italiener Giulio Cantoni entdeckte und beschrieben. Lebende Zellen können das aktive Schlüsselprodukt selber herstellen, wobei beim Menschen die Produktion und die Weiterverarbeitung vornehmlich in der Leber stattfinden. Insgesamt sind mehr als 40 Stoffwechselreaktionen bekannt, an denen SAM beteiligt ist.

Bei all diesen Reaktionen wird die Methylgruppe von S-Adenosylmethionin auf andere Substanzen übertragen. Diese Nukleinsäuren, Proteine und Lipide wiederum ändern dadurch ihre chemischen Eigenschaften, etwa die Wasserlöslichkeit. Um S-Adenosylmethionin produzieren zu können, benötigt der Körper Folsäure und VitaminB12 in ausreichender Menge.

Pharmakologische Wirkung

Die Zellen bilden SAM mithilfe des Enzyms Methionin-Adenosyl-Transferase aus der Aminosäure Methionin und dem Nukleotid ATP. Die hochreaktive Methylgruppe von S-Adenosylmethionin kann nun mittels enzymatischer Reaktionen auf verschiedenste Stoffwechselprodukte übertragen werden.

So spielt S-Adenosylmethionin eine entscheidende Rolle bei der Bildung zahlreicher Neurotransmitter und Hormone. Aber auch für die Synthese von Lecithinen, die ein entscheidender Bestandteil aller Zellmembranen sind, ist die Übertragung der Methylgruppe von SAM nötig. Ebenso hilft der Wirkstoff den Zellen dabei, bestimmte Bereiche des Erbgutes zu inaktivieren, indem seine Methylgruppe auf die DNA übertragen wird. Auch das energiereiche Kreatin der Muskulatur wird mithilfe der Methylgruppen-Übertragung von S-Adenosylmethionin gebildet.

Auf der anderen Seite inaktiviert ein von SAM abhängiges Enzym das Gewebehormon Histamin, das unter anderem bei allergischen Reaktionen eine entscheidende Rolle spielt. SAM fördert außerdem die Bildung von körpereigenem Glutathion. Dieses Antioxidans schützt die Zellen vor unterschiedlichen Schadstoffen. Zahlreiche giftige Substanzen werden außerdem für den Körper unschädlich gemacht, indem die Methylgruppe des S-Adenosylmethionin direkt auf sie übertragen wird.

Hierdurch werden die zuvor lipophilen Giftstoffe wasserlöslich und können leicht mit dem Harn oder dem Stuhl ausgeschieden werden. Gibt der Wirkstoff S-Adenosylmethionin seine Methylgruppe ab, so wird er selbst in S-Adenosylhomocystein, und in der Folge zu Adenosin und Homocystein umgewandelt. Anschließend kann das Homocystein in einer weiteren Reaktion wieder zu Methionin oder zur Aminosäure Cystein verändert werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zwar können gesunde Menschen aus der schwefelhaltigen Aminosäure Methionin selber SAM in ausreichender Menge herstellen. Doch gibt es Krankheiten, bei denen diese körpereigene Produktion gestört zu sein scheint: Bei Alzheimer lässt sich beispielsweise oft eine vergleichsweise niedrige körpereigene Menge an S-Adenosylmethionin festgestellt.

Die Einnahme des Medikaments soll diesen Mangel ausgleichen. Bei der Behandlung von Depressionen erhöht der Wirkstoff unter anderem den Serumspiegel von Serotonin und Dopamin. Aber auch bei verschiedenen Lebererkrankungen kommt SAM zum Einsatz, da es die Entgiftung verbessert.

Arthritis-Patienten schätzen vor allem die schmerzlindernde Wirkung des Medikaments. S-Adenosylmethionin ist außerdem als Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform in vielen Ländern zugelassen. Da im Alter die körpereigene Produktion des Wirkstoffs abnimmt, soll das oral eingenommene SAM einen möglichen Mangel ausgleichen. Eine gleichzeitige Einnahme von Vitamin B12, Vitamin B6 und Folsäure ist empfehlenswert.


Risiken & Nebenwirkungen

Im Allgemeinen wird S-Adenosylmethionin gut vertragen. Menschen mit bipolaren Störungen können allerdings durch die Einnahme des Medikaments manische Symptome ausbilden. Dies kann auch bei Patienten auftreten, bei denen vorher keine bipolare Störung bekannt war.

Vor allem kognitive Funktionsstörungen können dann auch nach Absetzten des Medikamentes bestehen bleiben. Andere Nebenwirkungen, die vor allem bei einer hohen Dosierung auftreten können, sind Magenbeschwerden, Blähungen, Durchfall und Kopfschmerzen. Auch von einer erhöhten Ängstlichkeit und allergischen Reaktionen wird berichtet. Um mögliche Schlafstörungen zu vermeiden, empfiehlt sich die Einnahme am Morgen.

Wie sich eine langzeitliche Einnahme des Medikaments auswirkt, ist bisher noch nicht bekannt. SAM sollte nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten, die das Serotoninsystem beeinflussen, eingenommen werden. Denn sonst kann sich ein serotonerges Syndrom entwickeln. Im Wechselspiel mit Antidepressiva können sich die Nebenwirkungen ebenfalls verstärken.

Das könnte Sie auch interessieren