Levodopa

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Levodopa ist ein verschreibungspflichtiges Medikament zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Der wirksame Inhaltsstoff ist L-Dopa, die Vorstufe eines Botenstoffes, der die Bluthirnschranke überwinden kann und damit zum Ort der Erkrankung gelangt. Die Parkinson Erkrankung gehört zu den häufigsten Krankheitsbildern für eine Therapie mit Levodopa.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Levodopa?

Die Parkinson Erkrankung gehört zu den häufigsten Krankheitsbildern für eine Therapie mit Levodopa.

Levodopa wird auch L-Dopa genannt und ist chemisch gesehen, eine Aminosäure und ein Abkömmling von Phenylalanin. Die chemische Bezeichnung der Verbindung lautet L-3,4-Dihydroxy-Phenylalanin oder 2-Amino-3-(3,4-dihydroxyphenyl)-propansäure.

Der menschliche Körper synthetisiert L-Dopa aus der Aminosäure Tyrosin. Diese wird aus der essentiellen Aminosäure Phenylalanin, die in vielen Lebensmitteln enthalten ist, gebildet. Nach Hydroxylierung von Tyrosin, entsteht L-DOPA. Es stellt den Vorläufer für die Synthese verschiedener Stoffe dar, die als Hormone und Botenstoffe im Körper agieren. Dazu gehören Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin und Melanin.

L-Dopa wird in die Nervenzellen transportiert und dort erfolgt die weitere Reaktion, beispielsweise zu Dopamin. Dopamin entsteht nach Decarboxylierung von L-Dopa. Diese Reaktion läuft im Zentralnervensystem (ZNS), aber auch außerhalb ab. Für die Medikation soll die Reaktion vorrangig im ZNS stattfinden. Deshalb wird Levodopa als Medikament überwiegend mit einem weiteren Bestandteil kombiniert: einem Dopamin-Decarboxylase Hemmer. Die entsprechenden Präparate heißen beispielsweise Levodopa comp. oder weisen diesen Carboxylase-Hemmer zusätzlich im Namen aus.

Pharmakologische Wirkung

Erste Behandlungsversuche mit L-Dopa wurden 1961 dokumentiert. Ziel war es, einen Mangel des Botenstoffes Dopamin im Gehirn auszugleichen. Die direkte Gabe von Dopamin war nicht erfolgreich, da Dopamin aus dem Blutkreislauf nicht in das Gehirn gelangt. Das heißt, während L-DOPA die natürliche, selektiv durchlässige Barriere zwischen Gehirn (Zentralnervensystem, ZNS) und dem Blutkreislauf passieren kann, bleibt diese für Dopamin undurchlässig. Levodopa als Vorstufe des Dopamins dringt nach dem Passieren der Bluthirnschranke in das Gehirn und wird durch die Abspaltung von Kohlendioxid (Decarboxylierung), zu Dopamin umgesetzt.

In der Blutbahn reagiert ebenfalls L-Dopa zu Dopamin. Weiterentwicklungen des Medikaments beugen diesem Effekt vor, indem L-Dopa mit einem Dopamin-Decarboxylase-Inhibitor kombiniert wird. Benserazid und Carbidopa sind solche Hemmer, die die Umwandlung von L-Dopa in Dopamin außerhalb des Gehirns verhindern.

Die therapeutische Wirkung von Levodopa ist innerhalb der ersten drei bis sieben Jahre hervorragend. Danach setzen Nebenwirkungen ein, die als L-Dopa-Spätsyndrom oder L-Dopa-Langzeitsyndrom bezeichnet werden. Nach einem individuell unterschiedlichen Zeitraum wird ein Zustand erreicht, bei dem zu wenige Dopamin-bereitstellende Zellen vorliegen und die Speicherung von Dopamin unzureichend ist. Die Wirkung von L-Dopa ebbt nach zwei Stunden ab. Wird es nicht nachgeliefert, zeigen sich Wirkungslücken (End-of-Dose Effekte).

Des Weiteren reagieren die Dopamin-Rezeptoren auf die nicht kontinuierliche Bereitstellung von Dopamin. Einerseits spiegelt sich eine Überrektion als unwillkürliche Bewegung (Dyskinesien) wider, andererseits tritt eine kurzzeitige herabgesetzte Unempfindlichkeit mit Verlangsamung, Steifigkeit oder Muskelkrämpfen (motorische Fluktuation) auf.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Hauptindikation für die Medikation mit Levodopa ist die Parkinson Erkrankung. Bei dieser Krankheit ist ein spezielles Netzwerk von Nervenzellen betroffen, das als Basalganglien bezeichnet wird und als Schaltzentrale für die Bewegungsabläufe dient. Für die Regulierung von Bewegung ist die Anwesenheit von Dopamin erforderlich.

Zwei Areale, die mit dem Dopaminstoffwechsel im Zusammenhang stehen, spielen eine besondere Rolle: die schwarze Substanz (Substantia nigra) und der sogenannte Streifenkörper (Striatum). Während im ersteren das Dopamin gebildet wird, nimmt der Streifenkörper Dopamin auf und sorgt für eine Umsetzung in bestimmte Signale und deren Weiterleitung. Dopamin agiert dabei als Botenstoff (Neurotransmitter). Bei der Parkinson Krankheit sterben Zellen in der schwarzen Substanz ab, so dass weniger Dopamin synthetisiert wird. Der Morbus Parkinson gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Mit zunehmendem Alter tritt die Krankheit häufiger auf.

Das Restless-Legs-Syndrom, im Deutschen als Syndrom der ruhelosen Beine bezeichnet, wird in einigen Fällen ebenfalls mit Levodopa behandelt. Kennzeichnend für diese neurologische Erkrankung sind Gefühlsstörungen in den Beinen oder Füßen, die von unwillkürlichen Bewegungen begleitet werden. Bekannt ist, dass Veränderungen im Dopaminstoffwechsel eine bedeutende Rolle bei dieser Störung spielen. Levodopa führt zu einer Linderung der Beschwerden.

In der Therapie von Chorea Huntington wird zunehmend ebenfalls Levodopa eingesetzt. Chorea Huntington ist eine bis heute unheilbare Erbkrankheit. Die Patienten zeigen ein gestörtes Gefühlsleben und eine eingeschränkte Steuerung der Muskeln und der Mimik. Bei Patienten mit auftretender Muskelsteifheit (Rigor) kann die Medikation mit Levodopa eine Verbesserung bewirken.


Risiken & Nebenwirkungen

Zu hohe Dosierungen können Störungen des Bewegungsablaufes (Dyskinesie) oder psychische Probleme (Schlaflosigkeit, Halluzinationen) verursachen. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Erbrechen, Übelkeit und Herz-Kreislauf-Störungen.

Patienten, die an einem Phäochromozytom, an einer schweren Schilddrüsenüberfunktion oder einem Engwinkelglaukom (Form des Grünen Stars) leiden, dürfen kein Levodopa einnehmen. Außerdem besteht ein besonderes Risiko bei Herzrhythmusstörungen, nach einem Herzinfarkt oder Magen-Darm-Geschwüren.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Dopamin-Antagonisten, Substanzen, die die Säure des Magensaftes neutralisieren (Antazida) und Eisenpräparate reduzieren die Effekte von Levodopa ebenso wie nervendämpfende Substanzen (Neuroleptika), opioide Schmerzmittel und blutdrucksenkende Wirkstoffe. Bestimmte MAO-Hemmer (MAO–B-Hemmer) verstärken dagegen die Wirkung. Werden dagegen zeitgleich MAO-A-Hemmer eingenommen, kann dies einen enormen Blutdruckanstieg zur Folge haben. Bei Beginn der Therapie mit Levodopa sollte in jedem Fall die zeitgleiche Einnahme weiterer Medikamente gewissenhaft überprüft werden.

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