Tobramycin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Tobramycin handelt es sich um ein bekanntes Antibiotikum, das besonders effektiv ist und zur Therapie von Infektionskrankheiten eingesetzt wird. Wegen seiner Aggressivität stellt Tobramycin allerdings niemals das Mittel erster Wahl dar. Es kommt erst dann zum Einsatz, wenn mildere Mittel nicht mehr vertretbare Ergebnisse erzielen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Tobramycin?

Eine Indikation besteht bei schweren Lungenentzündungen sowie Erkrankungen der Atemwege, die möglicherweise im Krankenhaus entstanden sind.
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Der medizinische Arzneistoff Tobramycin zählt zu den Antibiotika. Er ist also in der Lage, bestimmte krankheitshervorrufende Bakterien gezielt und wirksam abzutöten. Er wird auch als Tobramycinum bezeichnet und zählt aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften zur Gruppe der Aminoglykoside. Mit diesem Begriff werden einige Antibiotika zusammenfasst, die sich in chemischer Hinsicht ähneln.

Tobramycin ist zur Therapie von bakteriellen Infektionskrankheiten indiziert und wird unter verschiedenen Handelsnamen vertrieben. In den Ländern, in denen eine Zulassung besteht, unterliegt Tobramycin in der Regel der Apotheken- und Verschreibungsplicht, sodass ein vollständig eigenständiger Erwerb ausgeschlossen ist, sondern ein ärztliches Rezept voraussetzt.

In der Chemie wird Tobramycin durch die Summenformel C 18 – H 37 – N 5 – O 9 – Mr beschrieben. Diese Struktur entspricht einer moralen Masse von ca. 467,51 g/mol. Zu den gängigsten Vergabeformen zählen u. a. Cremes, Injektionen und Tropfen. In Filmtabletten findet Tobramycin hingegen keine Verwendung.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Wegen seiner chemischen und pharmakologischen Eigenschaften zählt Tobramycin zur Gruppe der sogenannten Aminoglykoside. Unter diesem Sammelbegriff wird eine Vielzahl heterogener Antibiotika zusammengefasst. So weisen Vertreter dieser Gruppe üblicherweise mindestens zwei Aminozucker-Moleküle auf oder Zuckermoleküle die untereinander verknüpft sind. Hieraus resultieren einige Gemeinsamkeiten in Bezug auf den Wirkmechanismus.

Tobramycin führt zu einer Hemmung der Eiweißherstellung. Die krankheitserregenden Bakterien sind durch das Antibiotikum nicht mehr dazu in der Lage, eigenständig Proteine (Eiweiße) herzustellen, was letztendlich zu ihrem Tod führt. Die Wirkung von Tobramycin lässt sich deshalb als bakterizid beschreiben.

In der Literatur wird beschrieben, dass es sich bei Tobramycin um einen vergleichsweisen aggressiven Stoff handelt. Als solcher kann das Antibiotikum zwar Bakterien besonders effektiv abtöten, allerdings haben Teile der Wirkung negative Effekte auf den menschlichen Körper.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Das medizinische Anwendungsgebiet von Tobramycin stellt die Abtötung gram-negativer Bakterien dar. Gram-negativ sind solche Bakterien, die sich bei Durchführung eines Differenzialfärbungsverfahrens (Gram-Färbung) rot einfärben. Hierdurch wird eine Abgrenzung zu gram-positiven Erregern ermöglicht, die sich blau einfärben.

Eine Indikation besteht bei schweren Lungenentzündungen sowie Erkrankungen der Atemwege, die möglicherweise im Krankenhaus entstanden sind. Ein Einsatz ist auch zur Behandlung komplizierter Harnwegsinfektionen sowie zur Behandlung von Infektionen des Bauchraums, der Haut, der Muskeln oder der Sehnen möglich.

Zudem stellen schwere Verbrennungen ein Anwendungsgebiet von Tobramycin dar. Insbesondere bei Kindern kommt es auch zum Einsatz, um Mukoviszidose zu therapieren. Augentropfen, die Tobramycin als aktiven Wirkstoff enthalten, werden verschrieben, um Tobramycin-empfindliche Bakterien des äußeren Auges oder des vorderen Augenbereichs zu behandeln (z. B. Entzündungen des Augenlids, Bindehautentzündungen oder Entzündungen der Hornhaut).

Wegen seiner in Teilen giftigen Wirkung stellt Tobramycin allerdings niemals das erste Mittel dar, das im Rahmen einer Therapie eingesetzt wird. Tobramycin gilt folglich als ultima ratio.

Tobramycin wird – was typisch für Vertreter der Gruppe der Aminoglykoside ist – nicht als Tablette verabreicht. Dies stellt eine Besonderheit dar, da die Tablettenform die heute gängigste Vergabe von Antibiotika ist, weil hierdurch eine eigenständige Einnahme des Patienten ermöglicht wird. Tobramycin wird hingegen in Form von Injektionen, Cremes oder Salben sowie Augen- oder Ohrentropfen zur lokalen Anwendung verwendet. Auch Inhalationen sind möglich.


Risiken & Nebenwirkungen

Selbst bei korrekter Einnahme bzw. Anwendung kann Tobramycin zu Risiken und Nebenwirkungen führen. Zu den häufigsten unerwünschten Effekten, die nach der Anwendung auftreten können, zählen ein Überschuss an unreifen Blutzellen sowie örtliche Reizungen nach der Durchführung einer Infusion.

Zu den weiteren Nebenwirkungen zählen erhöhte ASAT- und ALAT-Werte, eine zu geringe Anzahl weißer Blutkörperchen, Kopfschmerzen sowie Störungen des Magen-Darm-Traktes (Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen). Auch ein Hautausschlag, Rötungen oder Juckreize sind potenziell denkbare Nebenwirkungen.

Zu den seltenen Nebenwirkungen zählen Durchfall, Fieber, Calcium-, Kalium-, Magnesium- oder Natriummangel sowie die Ausbildung massiver Hautreaktionen (z. B. Stevens-Johnson-Syndrom).

Sehr selten sind Nesselsucht, allgemeines Unwohlsein, eine Schwellung der Lymphdrüsen, Schläfrigkeit sowie Pilzinfektionen.

Die Wahrscheinlichkeit, mit der bestimmte Nebenwirkungen auftreten, hängt von der jeweiligen Vergabeform ab. Auch die individuellen Umstände des Einzelfalls sind zu berücksichtigen.

Eine Anwendung von Tobramycin darf nicht erfolgen, wenn eine Unverträglichkeit bekannt ist. Denn in diesen Fällen besteht eine Kontraindikation. Bei Patienten mit Nierenschäden ist äußerste Vorsicht geboten, da unter Umständen auch hier von einer Gegenanzeige gesprochen werden kann.

Ferner ist auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneien zu achten. Etwa können sie bei gleichzeitiger Einnahme von Colistin, Polymyxinen oder Amphotericin B bestehen. Der Arzt ist deshalb stets über alle eingenommenen Medikamente im Bilde zu halten.

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