West-Nil-Virus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das West-Nil-Virus kommt in tropischen sowie gemäßigten Gebieten vor, stammt aus der Familie der Flaviviridae und wurde im Jahr 1937 entdeckt. Das Virus infiziert vorwiegend Vögel. Wird das Virus auf einen Menschen übertragen, entsteht das sogenannte West-Nil-Fieber, eine Krankheit, die zu 80 Prozent keine Beschwerden auslöst. In weniger als 1 Prozent aller Fälle ist das West-Nil-Fieber jedoch tödlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das West-Nil-Fieber?

Das West-Nil-Virus befällt Vögel und Säugetiere, darunter auch den Menschen. Dabei wird das Virus über Stechmücken übertragen.
© Jürgen Fälchle – stock.adobe.com

Das Genom des West-Nil-Virus ist (+)ssRNA linear und zählt zur Baltimore 4 Gruppe. Die Symmetrie ist ikosaedrisch.

Das Virus befindet sich in einer Hülle. Es gehört zur Familie der Flaviviridae bzw. der Gruppe Flavivirus. Im Regelfall infizieren sich Vögel, wobei auch Menschen, Pferde und sonstige Säugetiere vom Virus befallen werden können.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Es gibt unterschiedliche Hinweise, dass sich bereits Alexander der Große mit dem West-Nil-Virus infizierte und in weiterer Folge am West-Nil-Fieber starb. Erste offizielle Aufzeichnungen zeigen, dass das West-Nil-Virus bereits im Jahr 1937 entdeckt wurde. 1957 trat das Virus in Israel auf; 1960 in Ägypten sowie Frankreich.

In den letzten Jahren traten immer wieder vermehrt Fälle auf, in denen das West-Nil-Virus festgestellt und in weiterer Folge das West-Nil-Fieber diagnostiziert wurde. Dabei trat das Virus in Algerien, Rumänien, der Tschechischen Republik, Russland, Nordamerika, der Demokratischen Republik Kongo und Israel auf. 2004 gab es mehrere Fälle in Ungarn, 2008 in Österreich. 2010 mussten 37 Tote in Griechenland beklagt werden; 2011 gab es weitere Infektionen, jedoch auf anderen griechischen Landesteilen.

Nachdem das West-Nil-Virus im Jahr 1999 in Nordamerika entdeckt wurde, bekam es auch mediale Beachtung. In den USA waren vorwiegend die Gebiete rund um New York City betroffen. Heute steht fest, dass das Virus aus Israel eingeflogen wurde; eine Maschine, die von Tel Aviv nach New York flog, transportierte eine infizierte Mücke. Die ersten Anzeichen, dass es sich mitunter um das West-Nil-Virus handeln könnte, war das Phänomen der toten Vögel im Central Park. Wenige Tage später erkrankten vorwiegend ältere Menschen; Deborah Asnis, eine Tropenmedizinerin aus der Bronx, verständigte die forschenden Militärärzte, dass es sich mitunter um das West-Nil-Virus handeln könnte.

Das Virus breitete sich auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent aus; 2004 gelangte es bis an die Westküste. 2012, nachdem Experten bereits davon ausgegangen waren, dass das Virus wieder verschwand, folgte eine weitere Epidemie mit über 5.000 infizierten Personen.


Krankheiten & Beschwerden

Das West-Nil-Virus befällt Vögel und Säugetiere, darunter auch den Menschen. Dabei wird das Virus über Stechmücken übertragen. Bei den Stechmücken handelt es sich um jene der Gattungen Aedes, Culex und Ochlerotatus. Die Asiatische Tigermücke, die bereits in Europa heimisch ist, kann das West-Nil-Virus ebenfalls übertragen. Übertragungen, die auf Schmierinfektionen oder Tröpfcheninfektionen basieren, sind möglich, jedoch äußerst selten.

Nach der Infektion unterscheidet man zwischen einer primären und sekundären Virämie. Bei der primären Virämie erfolgt eine Infektion über die Haut. In weiterer Folge ist eine lokale Reaktion zu sehen. Dabei besteht eine vermutliche Akkumulation in den sogenannten dendritischen Langerhans-Zellen. Das Virus breitet sich innerhalb drei bis sieben Tagen aus und wandert über die Lymphozyten direkt in die Lymphknoten.

Bei einer sekundären Virämie bildet der Körper nach zehn bis 14 Tagen die ersten Antikörper. Dabei kommt vermehrt Zytoplasma zum Einsatz. Überwindet das Virus die Blut-Hirn-Schranke, können Gliazellen sowie Neuronen befallen werden.

In 20 Prozent aller Fälle klagen die Patienten über grippeähnliche Symptome. Dabei treten vorwiegend Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Fieber auf. Meningitis sowie Enzephalitis sind möglich und können mitunter einen tödlichen Verlauf nehmen.

80 Prozent aller Personen, die sich mit dem West-Nil-Virus infiziert haben, bemerken die Infektion nicht. Für weniger als 1 Prozent wird die Infektion allerdings tatsächlich zur lebensgefährlichen Krankheit. Die Patienten klagen über Muskelschwäche, Orientierungslosigkeit, Benommenheit, Krämpfe, einen steifen Hals und hohes Fieber. Mitunter ist auch der Eintritt eines Komas und, in weiterer Folge, der Tod möglich.

Es gibt keine spezifischen Behandlungen; vorwiegend können nur die Symptome gelindert werden. Da es gegen das West-Nil-Virus keinen Impfstoff gibt, bleibt letztlich nur der Schutz vor Stechmücken. Jahr für Jahr werden in Europa rund 200 Fälle dokumentiert. Vorwiegend handelt es sich dabei um Infektionen, die sich Urlauber in tropischen Regionen zugezogen haben.

Quellen

  • Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
  • Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
  • Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009

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