Alkalose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Alkalose bezeichnet die Abweichnung des pH-Wertes auf Werte oberhalb von 7,45. Sie kann respiratorische oder metabolische Ursachen haben und wird langfristig im Körper durch Puffersysteme verhindert oder bekämpft. Bleibt der pH-Wert lange oberhalb des gesunden Wertes oder weicht er kurzfristig massiv ab, so hat dies fatale Folgen für fast alle Körperzellen.
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Was ist eine Alkalose?
Das Thema Alkalose führt uns tief in die Physiologie des Menschen und auch ein wenig in die Chemie hinein. Jede einzelne der Millionen Körperzellen braucht ein konstantes Milieu mit einem pH-Wert zwischen 7,35 und 7,45.
Leicht alkalisch also, aber nicht zu alkalisch und schon gar nicht sauer. Damit die anspruchsvollen Körperzellen, dieses Milieu garantiert bekommen, sorgen viele sogenannte Puffer-Mechanismen im Blut und im Gewebe für die Regulierung des pH-Wertes. Weicht dieser dann doch mal ins Basische ab (also nach oben), so spricht man von einer Alkalose - das Blut wird alkalisch.
Die Medizin unterscheidet eine respiratorische, also atembedingte, von einer metabolischen Alkalose, letztere ist stoffwechselbedingt und liegt im Verantwortungsbereich der Niere.
Ursachen
Hauptleidtragende eines abweichenden pH-Wertes sind eigentlich immer die Proteine, die im Blut und in allen Körperzellen vorliegen und für eine Unmenge an lebenswichtigen Funktionen nötig sind. Bei normalem pH-Milieu liegen diese Proteine in einem bestimmten funktionstüchtigen Zustand vor, wird das umgebende Zellwasser jedoch sauer oder alkalisch, so "denaturieren" sie und können nicht mehr funkionieren.
Um das zu verhindern, arbeiten Puffersysteme ständig daran, den pH-Wert des Zell- und Blutplasmas konstant zwischen 7,35 und 7,45 zu halten. Vor allem bei körperlicher Arbeit fällt im menschlichen Körper jede Menge Säure an, welche im Blut über Bikarbonat zunächst gebunden und in die Lunge transportiert und dort dann in Form von Kohlendioxid abgeatmet wird.
Atmet man zu schnell und zu viel, so wird mehr Kohlendioxid abgeatmet als nötig und dem Körper geht mehr Säure verloren als eigentlich geplant - eine Alkalose ist die Folge, in diesem Falle eine respiratorische Alkalose. Das passiert zum Beispiel bei der psychogenen Hyperventilation, bei einer Panikattacke. Auch ernsthafte Lungenerkrankungen, wie eine Lungenembolie, können aber dazu führen, dass die Sauerstoffaufsättigung des Blutes nicht ausreicht, der Betroffene Luftnot bekommt, schneller atmet und nach Luft ringt und dabei paradoxerweise zuviel CO2 verliert.
Des Weiteren können starke Schmerzen sowie Aufenthalte in großer Höhe (Bergsteigen) eine Hyperventilation verursachen. Auf der anderen Seite arbeitet die Niere ständig daran, das Milieu des Körperwassers konstant zu halten. Ständig wird hier Bikarbonat filtriert und zurückresorbiert - die Physiologie der Niere ist sehr komplex und sprengt hier bei Weitem den Rahmen.
Belassen wir es bei der Feststellung, dass auch eine Störung der Nierenfunktion zu einer dann metabolischen Alkalose führen kann. Ein Beispiel ist die übertriebene Therapie mit Diuretika, also Medikamenten, die die Wasserausscheidung über die Niere beeinflussen. Über einen Kaliummangel kann es hier zur Alkalose kommen.
Des Weiteren kann bei schwerem oder häufigem Erbrechen viel Magensäure verloren gehen, was zu einer metabolischen Alkalose führt.
Die häufigste Ursache einer Alkalose ist mit Abstand die psychogene Hyperventilation. Das Tückische ist, dass die hierbei ursprünglich unnötig erhöhte Atemfrequenz zur Abatmung von CO2 und damit zur Alkalose führt, was beim Betroffenen dann das Gefühl von Panik und Luftnot verstärkt und wiederum einen erhöhten Atemantrieb bewirkt. Ein Teufelskreis entsteht.
In Wahrheit ist das Blut maximal mit Sauerstoff versorgt und nur der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten. Das Rückatmen in eine Tüte hilft: Kohlendioxid reichert sich in der Tüte an und wird direkt im nächsten Atemzug wieder eingeatmet. Den Hyperventilierenden beruhigen ist daneben das Wichtigste, was man tun kann. Eine Krankenhausaufnahme ist dann nach wenigen Minuten meist nicht mehr nötig.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei einer respiratorischen Alkalose treten unter anderem Muskelkrämpfe, Hyperventilation und Schwindel auf. Auch zu Herzrasen und anderen Herz-Kreislauf-Beschwerden kann es kommen. Begleitet werden diese Symptome oft von Panikattacken und Angstanfällen. Äußerlich zeigt sich ein Anstieg des pH-Wertes durch die „Pfötchenstellung“, bei der die Finger und das Handgelenk unwillkürlich verkrampfen.
Weitere typische Anzeichen sind Missempfindungen an den Händen und Füßen, Lähmungserscheinungen und gelegentlich auch leichte, undefinierbare Schmerzen in den Gliedern. Eine metabolische Alkalose weist eine ähnliche Symptomatik auf: Es kommt zu Herzrhythmusstörungen, Krämpfen und Muskelschwäche. Außerdem können Sensibilitätsstörungen auf der Haut und Anzeichen einer Hypotonie auftreten.
Viele Betroffene leiden infolge einer Verschiebung des pH-Wertes an allgemeiner Schwäche, Verwirrtheit und Konzentrationsstörungen. Bei schweren metabolischen und respiratorischen Alkalosen kann es zur Bewusstlosigkeit des Betroffenen kommen. Beide Formen äußern sich oftmals auch durch Schweißausbrüche, Veränderungen der Hautfarbe und Blutdruckschwankungen.
Eine chronische Erkrankung kann sich durch Magen-Darm-Beschwerden und einen Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit bemerkbar machen. Anhand dieser Symptome kann eine Alkalose in der Regel eindeutig diagnostiziert werden.
Diagnose & Verlauf
Weitere Symptome der respiratorischen Alkalose sind Muskelkribbeln und -krämpfe wie die typischen "Pfötchenstellung" der Finger. Ein subjektives Luftnot- und Brustengegefühl treten fast immer auf und veranlassen den Betroffenen fatalerweise dazu, noch schneller zu atmen.
Bei metabolischer Alkalose hingegen tritt oft kompensatorisch eine sehr flache und langsame Atmung auf, um soviel CO2 wie möglich im Körper zu behalten. Des Weiteren kann es auch hier zu Muskelzittern oder auch zu Herzrhythmusstörungen kommen.
In der Klinik wird eine Alkalose anhand einer Blutgasanalyse diagnostiziert: Ein kleiner Tropfen Kapillarblut aus dem Ohr oder dem Finger reicht hierfür aus.
Komplikationen
Bei der Alkalose handelt es sich um ein schwerwiegendes Symptom, welches grundsätzlich durch einen Arzt behandelt werden muss. Durch die Veränderung des pH-Wertes kommt es in der Regel zu einem Kribbeln in den Muskeln und auch zu Krämpfen in den Muskeln. Patienten klagen oft über ein Engegefühl in der Brust und atmen daher verstärkt ein und aus.
Es kommt zu Störungen des Herzrhythmus und ebenso zu einem Zittern der Muskeln. Im schlimmsten Falle kann die Alkalose zuerst zur Ohnmacht und schließlich zum Tode führen, wenn keine Behandlung vorgenommen wird. In den meisten Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig. Falls die Behandlung schnell genug durchgeführt wird, kommt es zu keinen weiteren Komplikationen.
Der Patient muss sich allerdings in der Zukunft öfter beim Arzt untersuchen lassen, um die Alkalose in Zukunft zu vermeiden. Bei einer akuten Alkalose kann auch Kalium verabreicht werden, welches das Symptom kurzzeitig blockiert. Falls die Alkalose nach dem Erbrechen auftritt, kommt es in der Regel zu keinen Komplikationen. Hier verschwindet das Symptom wieder von selbst, wenn das Erbrechen ebenso aufhört und nicht andauert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Alkalose wirkt sich in jedem Fall sehr negativ auf die Gesundheit des Betroffenen aus und muss daher in jedem Fall behandelt werden. Bei großen langfristigen Abweichungen kann es dabei im schlimmsten Falle zum Tode kommen. Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn die Beschwerden der Alkalose eintreten. Dazu gehört das Kribbeln in den Muskeln und Schmerzen oder Druckgefühle in der Brust und beim Atmen. Das Atmen fällt den Patienten in der Regel schwer und es kommt zu einer Atemnot.
In akuten Notfällen sollte ein Krankenwagen gerufen werden. Ebenso ist bei einem Zittern der Muskeln oder bei Herzrhythmusstörungen auch sofort ein Arzt aufzusuchen oder zu verständigen. Eine dringende Behandlung ist bei starken Krämpfen oder epileptischen Anfällen notwendig. Weiterhin kann der Betroffene durch die Atembeschwerden in Ohnmacht fallen. Hierbei müssen Außenstehende dafür sorgen, dass es beim Bewusstseinsverlust nicht zu Verletzungen bei einem Sturz kommt. Nicht selten führt die Alkalose auch zu Schweißausbrüchen oder zu Panikattacken. Hierbei kann die Behandlung durch einen Psychologen sinnvoll sein.
Behandlung & Therapie
Therapiert wird eine Alkalose immer in erster Linie die zugrunde liegende Erkrankung. Im Falle einer Lungenembolie bedeutet dies eine umgehende Blutverdünnung und intensivmedizinische Überwachung, in seltenen Fällen auch eine Intervention oder sogar Operation.
Schmerzen sollten adäquat mit Schmerzmitteln behandelt werden, damit der Betroffene wieder ruhiger atmen kann. Hat ein Kaliummangel als Nebenwirkung einer Diuretikatherapie die Alkalose verursacht, so muss das Medikament umgehend abgesetzt und ggf. durch ein kaliumsparendes Diuretikum ersetzt werden. Kurzfristig kann derweil bei bestehender schwerer Symptomatik eventuell mit Infusionen von Kochsalz und Kalium der pH-Wert korrigiert werden.
Das Kalium ist hierbei ein Trick, mit dem es indirekt gelingt, Säure aus den Zellen in den extrazellulären Raum zu verschieben und dort die Alkalose auszugeleichen. Da sich an der Gesamtsituation "Basenüberschuss" aber im Prinzip hierdurch nichts ändert, muss unbedingt eine Therapie der Grunderkrankung folgen.
Die Hyperventilation als Hauptursache einer Alkalosesymptomatik ist derweil durch Tütenrückatmung komplett zu beheben.
Aussicht & Prognose
Durch die Alkalose kommt es in erster Linie zu starken Beschwerden bei der Atmung des Patienten. Die Betroffenen leiden dabei an einer akuten Atemnot, welche auch zu Panikattacken oder zu einer Todesangst führen kann. Ebenso tritt ein Mangel an Kalium auf, welcher sich negativ auf die gesamte Gesundheit des Patienten auswirkt.
Der Betroffene fühlt sich schwach und müde und die Belastbarkeit des Patienten sinkt drastisch ab. Gewöhnliche Tätigkeiten oder Sportarten können durch die Alkalose daher nicht mehr ohne Weiteres durchgeführt werden. Ebenso können an verschiedenen Stellen des Körpers Krämpfe auftreten, die den Alltag des Betroffenen deutlich erschweren.
Oft leiden die Patienten an Konzentrationsstörungen. Teils sind Denken und Handeln für den Patienten nicht mehr möglich. Es können auch Beschwerden am Herzen auftreten, sodass der Patient im schlimmsten Falle an einem Herztod verstirbt.
Die Behandlung der Alkalose kann mit Hilfe von Medikamenten und Infusionen durchgeführt werden. Dabei kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. Die Beschwerden verschwinden in der Regel relativ schnell wieder und der Allgemeinzustand des Patienten bessert sich.
Vorbeugung
Eine spezifische Prophylaxe der Alkalose gibt es aufgrund der sehr breit gefächerten Varietät an zugrundeliegenden Erkrankungen eigentlich nicht. Generell sollte natürlich bei jeder Medikamenteneinnahme ständig der Sinn und Zweck gegen das Risiko von Nebenwirkungen abgewogen werden.
Ist eine Diuretikatherapie unter diesen Gesichtspunkten trotzdem notwendig, so sollte regelmäßig vom Arzt eine Blutgasanalyse durchgeführt werden, damit eine entstehende Alkalose rechtzeitig auffällt. Dasselbe gilt auch für alle Erkrankungen, die mit einer Alkaloseneigung einhergehen.
Nachsorge
In den meisten Fällen ist bei der Alkalose keine direkte Nachsorge möglich oder notwendig. Der Betroffene ist bei dieser Erkrankung auf eine Behandlung angewiesen, um weitere Beschwerden und Kompilationen zu vermeiden. Sollte die Alkalose nicht behandelt werden, so kommt es in den meisten Fällen zum Tode des Patienten. Aus diesem Grund wirken sich eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Alkalose sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus.
Sollte die Alkalose durch einen operativen Eingriff behandelt werden, muss sich der Patient nach einem solchen Eingriff ausruhen und seinen Körper schonen. Von anstrengenden Tätigkeiten oder von sportlichen Betätigungen ist daher abzusehen. Weiterhin kann auch Kalium eingenommen werden, um die Beschwerden der Alkalose zu lindern. Hierbei sollte der Patient auf eine regelmäßige Einnahme achten.
Sollte die Alkalose durch ein Medikament ausgelöst werden, empfiehlt es sich dieses Medikament abgesetzt werden. Nur dadurch kann die Erkrankung vollständig behandelt werden. Allerdings sollte das Absetzen von Medikamenten nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. In einigen Fällen kommt es durch die Alkalose auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten. Allerdings hängt diese stark von der Grunderkrankung ab, die für die Alkalose verantwortlich ist.
Das können Sie selbst tun
Was Patientinnen und Patienten selbst tun können, hängt von den Ursachen der Alkalose ab. Ist diese auf die übertriebene Verwendung von Diuretika zurückzuführen, sollten solche Präparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Ein eventueller Missbrauch im Rahmen einer Reduktionsdiät muss sofort unterbunden werden.
Sofern die Alkalose auf Kaliummangel zurückzuführen ist, hilft eine ausgewogene Ernährung und der Konsum von kaliumhaltigem Mineralwasser. Eine gute Quelle für das Mineral sind außerdem Avocados, Bananen, Kiwis, Weintrauben und Erdbeeren. Da starkes Schwitzen mit einem erhöhten Kaliumverlust einhergeht, kann bei Sportlern die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Dies sollte aber nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.
Ist der ph-Wert zu hoch, weil zuviel CO2 abgeatmet wird, wie dies zum Beispiel bei einer psychogenen Hyperventilation oftmals der Fall ist, kann der der Patient zunächst einmal vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Situationen, die eine Panikattacke auslösen, müssen soweit als möglich vermieden werden. Mit Hilfe von Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenem Training können Betroffene lernen, sich in Stresssituationen besser zu kontrollieren. Bei einem akuten Anfall hilft es, in eine Papiertüte zu atmen, da das ausgeschiedene CO2 so sofort wieder in den Körper zurückgeführt und ein weiterer Anstieg des ph-Wertes vermieden wird.
Quellen
- Battegay, E., et al.: Siegenthaler's Differenzialdiagnose. Thieme, Stuttgart 2013
- Kraske, E.: Säure-Basen-Balance. Gräfe und Unzer, München 2009
- Lang, F., Lang, P.: Basiswissen Physiologie. Springer, Berlin 2007