Allicin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Allicin entsteht im Knoblauch (Allium sativum) aus einer enzymatischen Reaktion bei der Zerstörung des pflanzeneigenen Gewebes. Die schwefelhaltige Substanz zersetzt sich schnell in Bestandteile, die ebenfalls gesundheitsfördernde Wirkungen entfalten. Am bekanntesten ist die Senkung der Cholesterinwerte und des Blutdruckes, doch sind viele weitere Effekte nachgewiesen, die direkt oder indirekt zurückzuführen sind auf Allicin.
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Was ist Allicin?
Allicin ist eine schwefelhaltige Verbindung, die aus der Aminosäure Alliin entsteht, die im Knoblauch enthalten ist. Aminosäuren sind eine Substanzklasse von bioorganischen Stickstoffverbindungen, zu denen auch die Eiweißbausteine gehören.
Wenn das Zellgewebe von Knoblauch zerstört wird, kommt es zu einer Vermischung von Alliin und einem Enzym, das in anderen Zellen lokalisiert ist als Alliin.
Durch die enzymatische Aktivität der „Allinase“ wird Alliin umgewandelt, indem Allicin abgespalten wird. So entsteht beim Verzehr von Knoblauch oder schon während der Zubereitung der Wirkstoff, für den das Lauchgewächs bekannt ist. Der intensive Knoblauchgeruch resultiert durch spontan entstehende Abbauprodukte aus Allicin.
Pharmakologische Wirkung
Allicin ist nachgewiesenermaßen ein biologisches Antibiotikum. Die antibakterielle Wirkung erstreckt sich über ein breites Spektrum von Krankheitserregern.
Darüber hinaus wird Allicin auch ein antimykotischer (pilzabtötender) Effekt zugeschrieben. Da Pilzgewebe aus höheren Zellen bestehen, stellt Allicin ein Zellgift dar, dass auch menschlichen Zellen potentiell gefährlich werden kann. In der Praxis ist dies aber zu vernachlässigen, wie unten ausgeführt wird. Die bekannteste Wirkung des Stoffes besteht jedoch in der Senkung der Blutfettwerte, so soll Allicin besonders die Konzentration des LDL-Cholesterins erniedrigen.
Diese Fraktion der Blutfette ist nach gängiger Meinung der Mediziner hauptverantwortlich für die Arteriosklerose. Allicin ist eine instabile Verbindung, die im Organismus ein Stoffgemisch generiert. Die biochemischen Effekte der Folgeprodukte sind im Einzelnen noch nicht bekannt, jedoch vermuten Wissenschaftler darin weitere Wirkungen des Knoblauchs.
So soll Allicin indirekt beteiligt sein an der Bekämpfung von Zahnschmerzen und der Blutdrucksenkung. Sogar als Aphrodisiakum stehen Allicin und seine Spaltprodukte in der Diskussion, ausgehend von den Annahmen antiker Ärzte. Die Absenkung des Blutzuckerspiegels sowie eine Steigerung der körperlichen Fitness resultieren wahrscheinlich ebenso aus den Derivaten von Allicin.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Allicin ist entsprechend dieser Wirkungen auf den Stoffwechsel ein anerkanntes Mittel gegen Arteriosklerose. Deren Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall vorzubeugen ist ein Hauptanwendungsgebiet des Knoblauchextraktes. Eingesetzt wird der vielseitige Stoff auch für die Magenreinigung, wo Allicin Bakterien abtötet. Äußerlich angewendet kann ein entsprechendes Präparat gegen solche Infektionen helfen, die durch Parasiten wie Zecken übertragen werden. In ähnlicher Applikation hilft Allicin gegen Nagelpilz und andere Mykosen.
Die prophylaktische Wirkung gegen maligne Tumoren (Krebs), die Allicin und dessen Oxydationsprodukten zugeschrieben wird, ist Ausgangspunkt pharmakologischer Forschung. Ziel dabei ist es, Allicin in der Chemotherapie einzusetzen. Das Problem dabei ist, dass Allicin selber spontan zerfällt und daher in nur sehr geringen Dosen den Wirkort im Organismus erreicht.
Daher haben Wissenschaftler versucht, die Freisetzung von Allicin im Organismus zu verzögern. Technologisch ist es im Tierexperiment bereits gelungen, Allicin bis an bestimmte Tumorzellen zu transportieren. Die Ergebnisse geben Anlass zu der Hoffnung, hochwirksame Chemotherapeutika für den Menschen zu entwickeln, basierend auf dem Hauptbestandteil Allicin.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Allicin, einem bioaktiven Inhaltsstoff des Knoblauchs, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Allicin wird häufig als Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Gesundheit und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt.
Die Dosierung von Allicin kann variieren, abhängig von der Form des Supplements und der individuellen Gesundheitsziele. Typische Dosierungen reichen von 600 bis 1200 mg getrockneten Knoblauchpulvers pro Tag, was etwa 5 bis 10 mg Allicin entspricht. Es ist wichtig, die Dosierungsempfehlungen des jeweiligen Produkts zu beachten und nicht zu überschreiten.
Allicin sollte vorzugsweise zu den Mahlzeiten eingenommen werden, um Magenreizungen zu vermeiden. Bei empfindlichen Personen kann Allicin zu gastrointestinalen Beschwerden wie Sodbrennen, Blähungen oder Durchfall führen. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, die Dosis zu reduzieren oder ein magenschonendes Produkt zu wählen.
Patienten, die blutverdünnende Medikamente wie Warfarin oder Aspirin einnehmen, sollten Allicin mit Vorsicht verwenden, da es die Blutgerinnung beeinflussen und das Blutungsrisiko erhöhen kann. Es ist ratsam, vor der Einnahme von Allicin einen Arzt zu konsultieren, insbesondere wenn andere Medikamente eingenommen werden oder bestehende Gesundheitsprobleme vorliegen.
Schwangere und stillende Frauen sollten die Einnahme von Allicin nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt in Erwägung ziehen, da die Sicherheit während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht vollständig geklärt ist.
Die Qualität des Allicin-Präparats ist entscheidend für seine Wirksamkeit. Es sollte darauf geachtet werden, ein Produkt von hoher Qualität und Reinheit zu wählen, das standardisierte Mengen an Allicin enthält. Die Lagerung sollte kühl und trocken erfolgen, um die Stabilität und Wirksamkeit des Allicins zu erhalten.
Risiken & Nebenwirkungen
Allicin kann bei übermäßiger Aufnahme leichte Unverträglichkeiten im Magen-Darm-Bereich hervorrufen. Dasselbe gilt auch für Menschen mit einer spezifischen Unverträglichkeit gegen Allicin. Insbesondere soll dies bei Allergien eine Rolle spielen. Ernste Komplikationen sind dies in der Regel jedoch nicht.
Eine weitere Nebenwirkung ist aus medizinischer Sicht zu vernachlässigen: Gemeint ist die Entstehung des typischen Knoblauchgeruches durch die Derivate des Allicins. Viele Menschen nehmen dies allenfalls als unangenehm wahr. Betrachtenswert ist ebenfalls der zytotoxische Effekt von Allicin. Allerdings kann diese zellabtötende Eigenschaft der menschlichen Gesundheit nicht gefährlich werden.
Denn die schnelle Zersetzung der Substanz während des Verdauungsvorganges verhindert weitgehend aggressive Reaktionen im Stoffwechsel. Die positiven Wirkungen stehen also sehr schwachen Nebenwirkungen gegenüber. Deswegen ist Knoblauch seit der Antike ein beliebtes Heilmittel, hauptverantwortlich dafür ist das Allicin.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Allicin betreffen mehrere spezifische Gesundheitszustände und Medikamentenkombinationen, die besondere Vorsicht erfordern. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Allergie oder Überempfindlichkeit gegen Knoblauch oder andere Bestandteile des Allicin-Präparats. Personen mit einer solchen Allergie sollten Allicin vermeiden, da es allergische Reaktionen auslösen kann, die von Hautausschlägen bis zu schwerwiegenden Anaphylaxien reichen können.
Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, wie Warfarin, Heparin oder Aspirin, sollten Allicin ebenfalls meiden oder nur unter strenger ärztlicher Überwachung verwenden. Allicin kann die Blutgerinnung weiter hemmen und das Risiko für Blutungen erhöhen. Dies gilt auch für Personen, die sich einer bevorstehenden Operation unterziehen müssen oder kürzlich operiert wurden, da das Blutungsrisiko erhöht sein kann.
Schwangere und stillende Frauen sollten Allicin mit Vorsicht verwenden, da die Sicherheit von Allicin während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht ausreichend untersucht ist. Es ist ratsam, vor der Einnahme von Allicin in diesen Lebensphasen einen Arzt zu konsultieren.
Personen mit Magen-Darm-Erkrankungen, wie Magengeschwüren oder Reizdarmsyndrom, sollten ebenfalls vorsichtig sein. Allicin kann Magenreizungen, Sodbrennen und andere gastrointestinale Beschwerden verstärken.
Diabetiker, die blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, sollten Allicin unter ärztlicher Aufsicht verwenden, da es den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann. Eine regelmäßige Überwachung des Blutzuckerspiegels ist wichtig, um Hypoglykämie zu vermeiden.
Schließlich sollten Menschen mit niedrigem Blutdruck vorsichtig sein, da Allicin eine blutdrucksenkende Wirkung haben kann. Die Kombination mit blutdrucksenkenden Medikamenten kann zu einer übermäßigen Senkung des Blutdrucks führen.
Insgesamt ist es wichtig, vor der Einnahme von Allicin einen Arzt zu konsultieren, insbesondere wenn bestehende gesundheitliche Probleme oder Medikamente vorliegen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Allicin, der bioaktive Wirkstoff in Knoblauch, kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung beeinflussen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit blutverdünnenden Medikamenten wie Warfarin, Heparin und Aspirin. Allicin kann die blutgerinnungshemmende Wirkung dieser Medikamente verstärken, was das Risiko für Blutungen erhöht. Diese Interaktion erfordert eine enge Überwachung der Gerinnungsparameter und möglicherweise eine Anpassung der Medikation.
Auch mit blutdrucksenkenden Medikamenten wie ACE-Hemmern, Betablockern und Kalziumkanalblockern kann Allicin interagieren. Da Allicin selbst eine blutdrucksenkende Wirkung hat, kann die gleichzeitige Einnahme zu einer übermäßigen Senkung des Blutdrucks führen, was Schwindel oder Ohnmachtsanfälle verursachen kann.
Diabetiker, die Medikamente zur Blutzuckersenkung einnehmen, sollten ebenfalls vorsichtig sein. Allicin kann den Blutzuckerspiegel senken und die Wirkung von Insulin oder oralen Antidiabetika wie Metformin verstärken. Dies kann das Risiko einer Hypoglykämie erhöhen, weshalb regelmäßige Blutzuckerkontrollen und gegebenenfalls eine Anpassung der Medikation notwendig sind.
Allicin kann auch die Wirkung von antiviralen Medikamenten und bestimmten Chemotherapeutika beeinflussen. Es gibt Hinweise darauf, dass Allicin die Aktivität von Cytochrom-P450-Enzymen in der Leber modulieren kann, was die Metabolisierung und damit die Wirksamkeit und Toxizität anderer Medikamente verändert.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Allicin und Antibiotika ist Vorsicht geboten. Während einige Studien zeigen, dass Allicin die Wirkung bestimmter Antibiotika verstärken kann, sind die Wechselwirkungen nicht vollständig geklärt, und eine ärztliche Beratung ist ratsam.
Insgesamt sollten Patienten, die Allicin einnehmen möchten, ihre Medikation sorgfältig mit ihrem Arzt besprechen, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden und die optimale Dosierung sicherzustellen.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Allicin nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die ähnliche gesundheitliche Vorteile bieten können. Für die Unterstützung der Herz-Kreislauf-Gesundheit und die Senkung des Blutdrucks können Omega-3-Fettsäuren eine wirksame Alternative sein. Diese finden sich in Fischölpräparaten und Leinsamenöl und sind bekannt für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften und ihre Fähigkeit, Triglyceridspiegel zu senken.
Für antioxidative und immunstärkende Effekte können Präparate mit Vitamin C und Vitamin E nützlich sein. Diese Vitamine helfen, freie Radikale zu neutralisieren und das Immunsystem zu unterstützen. Zink ist ein weiteres essentielles Mineral, das die Immunfunktion stärkt und in vielen Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich ist.
Kurkuma und sein aktiver Wirkstoff Curcumin bieten ebenfalls entzündungshemmende und antioxidative Vorteile. Kurkumapräparate sind eine beliebte Wahl zur Unterstützung der allgemeinen Gesundheit und zur Linderung von Entzündungen. Sie können als Kapseln oder Pulver eingenommen werden.
Für diejenigen, die nach natürlichen Alternativen zur Unterstützung der Blutzuckerkontrolle suchen, kann Zimtextrakt eine Option sein. Studien haben gezeigt, dass Zimt helfen kann, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und die Insulinsensitivität zu verbessern.
Phytosterole, die in pflanzlichen Sterinen und Stanolen enthalten sind, können das LDL-Cholesterin senken und die Herzgesundheit unterstützen. Diese Substanzen sind in speziellen Margarinen, Joghurts und Nahrungsergänzungsmitteln verfügbar.
Schließlich können für die allgemeine Gesundheit und zur Stärkung des Immunsystems auch probiotische Präparate in Betracht gezogen werden. Probiotika fördern eine gesunde Darmflora und können das Immunsystem positiv beeinflussen.
Es ist wichtig, dass Patienten vor der Einnahme neuer Nahrungsergänzungsmittel oder alternativer Behandlungen einen Arzt oder Ernährungsberater konsultieren, um die beste und sicherste Option basierend auf ihren individuellen gesundheitlichen Bedürfnissen zu finden.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor