Amikacin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Amikacin wird als Antibiotikum gegen diverse Erkrankungen der Atemwege, gegen Beschwerden im Bauchraum und auch gegen Infektionen der Niere oder bei Verbrennungswunden und Meningitis eingesetzt. Es handelt sich um ein in der Regel leicht verträgliches Antibiotikum, welches über nur wenige häufig vorkommende Nebenwirkungen verfügt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Amikacin?

Amikacin wird als Antibiotikum z.B. eingesetzt gegen diverse Erkrankungen der Atemwege, gegen Beschwerden im Bauchraum und auch gegen Infektionen der Niere.

Amikacin gehört zur Gruppe der Antibiotika, welche auf Aminoglykosid basieren und wirkt ausschließlich gegen aerobe und gram-negative Bakterien. Die Verabreichung geschieht normalerweise intravenös oder direkt intramuskulär, es gibt nur eine einzige Ausnahme in Tablettenform.

Damit ist es gleichzeitig auch das einzige Aminoglykosid, welches überhaupt auf eine andere Form (außerhalb von Injektionen) verabreicht wird. Amikacin ist in der Regel gut verträglich und kann sowohl Menschen mittleren Alters als auch Senioren zugeführt werden.

Pharmakologische Wirkung

Als Antibiotikum wirkt Amikacin ausschließlich gegen bestimmte Bakterien und sollte, von Nebenwirkungen abgesehen, keine direkten Auswirkungen auf einzelne Organe hervorrufen. Das auf Aminoglykosid basierende Medikament versucht nach der Verabreichung, direkt in die sogenannte Proteinbiosynthese der infizierten Bakterien einzugreifen.

Diese Synthese wird von Amikacin gehemmt und die Bildung neuer Proteine, welche für den Stoffwechsel notwendig sind, wird komplett vom Wirkstoff unterbunden. Infizierte Bakterien sind dadurch nicht mehr lebensfähig und auch nicht der Lage, sich zu vervielfältigen. Über einen relativ kurzen Zeitraum sollte dies zum Absterben aller infizierten Bakterien führen. Vom eigentlichen Wirkstoff von Amikacin gelangen nur etwa 11 % in den [[Blutkreislauf], wo es sich direkt an Plasmaproteine bindet.

Die „Lebensdauer“ dieses Plasmas beträgt drei Stunden. Während dieser Zeit entfaltet Amikacin die beschriebene Wirkung. Danach wird der Wirkstoff in der Regel komplett mit dem Urin ausgeschieden, es verbleiben also keine Reste innerhalb des Körpers des Patienten. Wie lange die Behandlung mit Amikacin dauert, hängt von der Schwere der Erkrankung ab und variiert daher von Patient zu Patient.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Verabreicht wird Amikacin fast immer intravenös oder intramuskulär. Es gibt nur wenige Präparate, welche oral oder auf eine andere Art und Weise zugeführt werden. Das Medikament selbst wird bei einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheiten eingesetzt: In erster Linie dient Amikacin als Mittel gegen durch Bakterien hervorgerufene Atemwegsinfekte, außerdem können diverse Infektionen im Bauchraum (wie in häufigen Fällen die Peritonitis) bekämpft werden.

Auch leichte bis mittelschwere Verbrennungswunden zählen zu den Einsatzgebieten des Antibiotikums. Bei einer Meningitis oder einer Endokarditis kann Amikacin in leichten bis mittleren Fällen ebenfalls eine Besserung der Symptome hervorrufen. Amikacin wird außerdem bei septischen Infektionen der Niere und des gesamten Urogenitalsystems eingesetzt, wenn andere, speziell auf diese Organe zugeschnittene Medikamente keine Linderung bewirken. Bei einer allgemeinen Bakteriämie oder einer Sepsis wird Amikacin ebenfalls eingesetzt.

Amikacin hat nach derzeitigem Wissensstand keine Off-Label-Anwendungen. Auch darf das Medikament nicht bei Neu- oder Frühgeborenen eingesetzt werden oder wenn eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Antibiotika, welche auf Aminoglykosid basieren, vorherrscht. Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist die Verabreichung von Amikacin ebenfalls nicht anzuraten, da auf diese Weise (Muttermilch) auch das Kind mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen kann.


Verabreichung & Dosierung

Amikacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside, das zur Behandlung von schweren bakteriellen Infektionen eingesetzt wird, insbesondere wenn diese durch gramnegative Bakterien verursacht werden. Bei der Verabreichung und Dosierung von Amikacin sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten:

Dosierung und Verabreichungsweg: Die Dosierung von Amikacin muss individuell angepasst werden, basierend auf dem Gewicht, dem Alter, der Nierenfunktion des Patienten und der Schwere der Infektion. Amikacin wird in der Regel intravenös verabreicht, manchmal auch intramuskulär. Die Standarddosierung für Erwachsene liegt häufig bei 15 mg pro kg Körpergewicht pro Tag, aufgeteilt in zwei oder drei Einzeldosen.

Überwachung der Nierenfunktion: Da Amikacin primär über die Nieren ausgeschieden wird und nephrotoxisch sein kann, ist es entscheidend, die Nierenfunktion vor und während der Behandlung regelmäßig zu überprüfen. Dies umfasst Bluttests zur Überwachung der Kreatinin-Clearance.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM): Um die Effektivität zu maximieren und toxische Nebenwirkungen zu minimieren, sollte der Serumspiegel von Amikacin regelmäßig überprüft werden. Ziel ist es, einen Spitzenwert (peak level) kurz nach der Verabreichung und einen Tiefstwert (trough level) kurz vor der nächsten Dosis zu messen.

Dauer der Therapie: Die Behandlungsdauer mit Amikacin hängt von der Art und Schwere der Infektion ab, sollte jedoch aufgrund der Risiken von Nebenwirkungen so kurz wie möglich gehalten werden.

Nebenwirkungen: Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Nierenschäden, Hörverlust und Gleichgewichtsstörungen. Patienten sollten auf Symptome wie Hörverlust oder Gleichgewichtsprobleme hin überwacht werden, und bei Anzeichen dieser Nebenwirkungen sollte eine Anpassung der Therapie in Betracht gezogen werden.

Die genaue Beachtung dieser Richtlinien ist entscheidend, um die Wirksamkeit von Amikacin zu maximieren und das Risiko von schwerwiegenden Nebenwirkungen zu minimieren.

Risiken & Nebenwirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen von Amikacin zählen diverse Störungen des Gastrointestinaltrakts, wozu besonders ein andauerndes Gefühl von Übelkeit und als Folge dessen Erbrechen zählen. Weiterhin kann die Verabreichung des Medikaments mittelschwere Kopfschmerzen und eine Beeinträchtigung des Hörvermögens verursachen.

Eine temporäre Nierenschädigung zählt ebenso wie ein Defekt peripherer Nerven zu den Nebenwirkungen von Amikacin. Weniger häufig kommt es außerdem zu Atemproblemen sowie zu anhaltenden Krämpfen und Muskelzuckungen.

Weiterhin sind einige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt: Die erwähnte Verschlechterung des Hörvermögens kann verstärkt werden, wenn neben Amikacin auch Zytostatika mit Platinanteil oder Schleifendiuretika verabreicht werden. Patienten, welche Muskelrelaxanzien einnehmen, klagen bei der gleichzeitigen Einnahme von Amikacin außerdem über eine deutlich verlängerte (unerwünschte) Wirkdauer des Medikaments.

Kontraindikationen

Amikacin, als Aminoglykosid-Antibiotikum, ist sehr wirksam gegen eine Reihe schwerer bakterieller Infektionen, kann aber auch signifikante Nebenwirkungen haben. Daraus resultieren bestimmte Kontraindikationen, bei denen die Verwendung von Amikacin vermieden oder mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden sollte:

Allergische Reaktionen: Patienten, die in der Vergangenheit allergische Reaktionen auf Aminoglykoside gezeigt haben, sollten Amikacin nicht verwenden, da das Risiko schwerer allergischer Reaktionen besteht.

Niereninsuffizienz: Da Amikacin über die Nieren ausgeschieden wird, ist es bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz kontraindiziert oder es muss eine sorgfältige Anpassung der Dosierung und regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion erfolgen, um eine Akkumulation des Medikaments und eine damit verbundene Toxizität zu vermeiden.

Schwangerschaft: Amikacin fällt unter die FDA-Schwangerschaftskategorie D, was bedeutet, dass es ein nachgewiesenes Risiko für den menschlichen Fötus gibt. Es sollte während der Schwangerschaft nur verwendet werden, wenn der potenzielle Nutzen das Risiko rechtfertigt, insbesondere im zweiten und dritten Trimester.

Stillzeit: Amikacin wird in die Muttermilch ausgeschieden und kann beim gestillten Baby zu Nebenwirkungen führen. Die Anwendung bei stillenden Müttern sollte vermieden werden, es sei denn, der Nutzen überwiegt die potenziellen Risiken.

Neuromuskuläre Erkrankungen: Bei Patienten mit Erkrankungen wie Myasthenia gravis oder Parkinson-Krankheit kann Amikacin die Symptome verschlimmern, da es die neuromuskuläre Übertragung beeinflussen kann.

Gehörschäden: Patienten mit vorbestehendem Gehörschaden sollten Amikacin mit Vorsicht verwenden, da es ototoxisch wirken und bestehende Hörprobleme verschärfen kann.

In allen diesen Fällen ist es wichtig, dass die Entscheidung zur Verwendung von Amikacin nach einer sorgfältigen Abwägung der potenziellen Risiken und Vorteile durch den behandelnden Arzt getroffen wird.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Amikacin, als potentes Aminoglykosid-Antibiotikum, kann mit verschiedenen anderen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit beeinflussen und das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen kann. Hier sind einige bedeutende Medikamenteninteraktionen, die bei der Verwendung von Amikacin zu beachten sind:

Andere nephrotoxische Medikamente: Die gleichzeitige Anwendung von Amikacin mit anderen Medikamenten, die ebenfalls die Nierenfunktion beeinträchtigen können (wie Vancomycin, NSAIDs, Cyclosporin, und ACE-Hemmer), erhöht das Risiko einer Nierenschädigung. Es ist wichtig, die Nierenfunktion engmaschig zu überwachen, wenn solche Kombinationen notwendig sind.

Ototoxische Medikamente: Medikamente, die das Gehör schädigen können, wie andere Aminoglykoside, Schleifendiuretika (z.B. Furosemid), und Cisplatin, können das Risiko einer Hörverschlechterung oder eines Hörverlusts erhöhen, wenn sie zusammen mit Amikacin verabreicht werden.

Muskelrelaxanzien und Anästhetika: Amikacin kann die Wirkung von Muskelrelaxanzien und bestimmten Anästhetika verstärken, was zu einer verlängerten oder verstärkten neuromuskulären Blockade führen kann. Dies ist besonders während chirurgischer Eingriffe von Bedeutung.

Antikoagulantien: Es gibt Berichte, dass Aminoglykoside die Wirkung von Antikoagulantien wie Warfarin verstärken können, was zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen könnte. Überwachung der Blutgerinnungsparameter wird empfohlen.

Vitamin-K-Antagonisten: Amikacin kann theoretisch die Darmflora beeinträchtigen und damit die Synthese von Vitamin K hemmen, was ebenfalls die Wirkung von Warfarin verstärken könnte.

Die Kenntnis dieser Interaktionen ist entscheidend für die sichere Anwendung von Amikacin. Ärzte müssen sorgfältig prüfen, welche anderen Medikamente ein Patient einnimmt, und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen oder alternative Behandlungen in Betracht ziehen, um das Risiko unerwünschter Wirkungen zu minimieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Amikacin aufgrund von Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht geeignet ist, stehen verschiedene alternative Behandlungsmöglichkeiten und Wirkstoffe zur Verfügung, die je nach Art der Infektion und Erreger ausgewählt werden können:

Andere Aminoglykoside: Wenn die spezifische Unverträglichkeit nicht eine allgemeine Klasse der Aminoglykoside betrifft, können andere Aminoglykoside wie Gentamicin oder Tobramycin in Betracht gezogen werden. Diese bieten ähnliche Wirkspektren, aber jedes hat sein eigenes Profil bezüglich Nebenwirkungen und Dosierung.

Fluorchinolone: Diese Gruppe von Breitspektrum-Antibiotika, zu denen Ciprofloxacin und Levofloxacin gehören, ist wirksam gegen eine Vielzahl gramnegativer Bakterien. Fluorchinolone sind eine gute Wahl, insbesondere bei Harnwegsinfektionen und Atemwegsinfektionen, haben jedoch potenzielle Nebenwirkungen wie Tendinitis und QT-Verlängerung.

Cephalosporine: Diese Klasse von Antibiotika bietet breite Anwendungsmöglichkeiten und ist bei vielen bakteriellen Infektionen wirksam. Dritte und vierte Generation Cephalosporine, wie Ceftriaxon und Ceftazidim, haben eine gute Abdeckung gegen viele gramnegative Bakterien.

Carbapeneme: Bei schweren oder multiresistenten Infektionen können Carbapeneme wie Meropenem oder Imipenem verwendet werden. Sie haben ein sehr breites Wirkspektrum und sind oft wirksam, wenn andere Antibiotika versagen.

Sulfonamide: Trimethoprim-Sulfamethoxazol ist ein weiteres Antibiotikum, das bei einer Vielzahl von Infektionen wirksam ist, insbesondere bei solchen, die durch Staphylokokken und einige gramnegative Bakterien verursacht werden.

Die Auswahl der geeigneten Alternative hängt von der spezifischen Infektion, den lokalen Resistenzmustern und den individuellen Patientenfaktoren ab. Bei der Auswahl einer alternativen Therapie ist es wichtig, die Risiken, mögliche Nebenwirkungen und die Wirksamkeit der verfügbaren Antibiotika sorgfältig abzuwägen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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